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22 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Dezember 2020
Bestell-Nr.: 34053
https://doi.org/10.30820/0942-2285-2020-2-12
Leseprobe »Journal für Psychologie«
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Markus Wrbouschek, Natalie Rodax, Katharina Hametner, Sara Paloni & Nora Ruck

Haltung bewahren! (PDF)

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Der Beitrag befasst sich mit der Affektgenese moralisch-welterschließender Haltungen und diskutiert diese mit Blick auf das Ressentiment. Dabei fassen wir das Ressentiment mit Rückgriff auf Scheler (1913, 49) als »dauernde psychische Einstellung«, die sich aus der Erfahrung eines (moralischen) Unrechts heraus entwickelt und sich in einer negativen Werthaltung gegenüber verschiedensten Objekten äußert. Anhand einer von uns konstruierten Fallvignette zeigen wir zunächst, dass sich eine präkognitive Einschätzung der Situation, als ein leibliches Zur-Situation-ausgerichtet-Sein, an einer anderen als der die Affekte eigentlich evozierenden Stelle entladen kann, und analysieren, wie diese Verschiebung hin zu einer moralisch-welterschließenden Haltung verstanden werden kann. Auf Basis von Schelers Theorie der Ressentimentgenese argumentieren wir anschließend, dass Ressentimentbildungen als eine spezifische Form moralisch-welterschließender Haltungen verstanden werden können. Abschließend diskutieren wir die in diesem Artikel fokussierte psychogenetische Betrachtung moralisch-welterschließender Haltungen mit Blick auf eine soziogenetische Perspektive. Rückbeziehend auf die Fallvignette greifen wir in einem Ausblick auf, wie bereits bestehende (und weiter zu entwickelnde) sozialwissenschaftliche Perspektiven und Konzepte genutzt werden können, um die psychoaffektive Analyse der geschilderten Situation in sozialund machttheoretischer Weise zu vertiefen.

Abstract:
This article addresses the affective development process of a moral attitude in and towards the world and brings this into conversation with concepts of ressentiment. We understand ressentiment in respect to Scheler’s early moral-philosophical approach. He defined it as a »lasting mental attitude« that departs from the experience of a (moral) injustice and is expressed by a negative value-attitude (Werthaltung) towards »other« objects. Drawing on a fictive case example, we will first show that a pre-cognitive assessment of the situation – that means a bodily being oriented towards the situation – can discharge at a point other than the situation that triggers the actual affect. Futhermore, we analyze how the initial affect can gradually shift to becoming a moral, world-disclosing posture. Based on Scheler’s theory of ressentiment development, we argue that ressentiment can be understood as a specific form of a morally disclosive posture. Finally, we discuss the psychological domain of this morally disclosive posture with respect to a socio-genetic perspective. Referring back to the case example and in an outlook, we address how already existing (and future) social scientific perspectives could deepen the psycho-affective analysis by systematically considering the influence of socio-political dimensions of power.