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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
322 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: September 2018
ISBN-13: 978-3-8379-7421-8
Bestell-Nr.: 7421
Leseprobe

Rebellion gegen die Endlichkeit (PDF)

Eine Publikation der DGPT

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In unserer schnelllebigen Zeit mit ihrem beständigen Streben nach Optimierung und Perfektionierung aller Lebensbereiche tritt die Beschäftigung mit Verlust, Krankheit und Tod für viele in den Hintergrund. Dennoch können auch die steigende Lebenserwartung, die Fortschritte der Medizin sowie die gewachsenen Möglichkeiten in soziokulturellen, politischen, religiösen und anderen Gruppierungen gestaltend und generativ mitzuwirken, letztlich nicht über das unweigerlich hinzunehmende Altern und die Endlichkeit der menschlichen Existenz hinwegtäuschen.

Vor diesem Hintergrund kommt der Psychoanalyse, die in ihrer Geschichte selbst einem stetigen Wandel und zahlreichen Weiterentwicklungen unterworfen war und ist, eine Schlüsselstellung zu. PsychoanalytikerInnen wissen um die Zeitlosigkeit des Unbewussten, das sich gegen die Anmutungen der Realität zur Wehr setzt. Im klinischen Alltag ist die Beschäftigung mit den destruktiven und todesnahen Manifestationen des Psychischen unabdingbar und ruft bewusste und unbewusste Auflehnung hervor. Die Autorinnen und Autoren nähern sich der vielschichtigen Thematik nicht nur aus psychoanalytischer, sondern auch aus literarischer, philosophischer und geisteswissenschaftlicher Perspektive.

Mit Beiträgen von Ruth Becker, Christel Böhme-Bloem, Ada Borkenhagen, Johannes Döser, Karl-Albrecht Dreyer, Claudia Frank, Michael Günter, H. Friedhold Hempfling, Wolfgang Krieger, Andreas Kruse, Roman Lesmeister, Leopold Morbitzer, Volker Münch, Matthias Oppermann, Jan Ponesicky, Hartmut Radebold, Christa Rohde-Dachser, Christiane Schleidt, Andrea Schleu, Manfred G. Schmidt, Christiane Schrader, Alfred Seitz, Martin Teising, Jürgen Thorwart und Roland Zag

»Bemerkenswert scheint mir zu Anfang, dass die ›Arbeit mit dem Unvermeidbaren‹, das in jeder Psychotherapie und Beratung irgendwie im Hintergrund verborgen ist, hier im Titel unter dem Stichwort ›Rebellion‹ gefasst wird – während die Coverillustration die drastischen Bilder des Basler Totentanzes zeigt, in denen sich einige der Betroffenen zwar ein wenig zu sträuben scheinen, aber letztendlich natürlich doch in den ›Tanz‹ mit dem Tod einwilligen. Die Ambivalenz des Tagungsthemas ist damit eindrücklich ins Bild gesetzt […]. Insgesamt präsentiert der Band ein breites und zum Stöbern anregendes Spektrum an psychoanalytischen, literarischen, philosophischen und geisteswissenschaftlich-ästhetischen Einsichten und Perspektiven zum Thema Endlichkeit  ...«

Michael Klessmann, supervision. Mensch Arbeit Organisation, 2.2022

»25 Autoren schlagen den Bogen von ihrer Berufsdisziplin über Philosophie und Mythologie bis zur Kunst, u.a. unter Berücksichtigung von Schönheitsidealen und sogar der ›Harry-Potter‹-Romane. Nachvollziehbar werden unterschiedliche Standpunkte, aber auch Mechanismen wie Verdrängung. Aufschlussreiche Zeilen, die zum Nachdenken anregen ...«

Carolina Heske, Health & Care Management 11/2019

»Als besonders lesenswert und bereichernd habe ich die Beiträge von Hartmut Radebold und Christa Rhode-Dachser erlebt, die auf angenehm authentische Weise psychoanalytische Theorie, Berufserfahrung und wie bei Radebold auch die eigene Lebensgeschichte in einer sehr ausgewogenen Zusammenschau vortragen
 ...«

Peter Weyland, Dr. med. Mabuse 240, Juli/August 2019


Inhalt

Einleitung

I Un-Endlichkeit im psychoanalytischen Prozess

Unendlichkeit in der Beziehung zum Anderen
Ein Beitrag zur Ethik der psychoanalytischen Haltung im Anschluss an Emmanuel Lévinas
Roman Lesmeister

Der schöpferische Augenblick und andere transformative Ereignisse im psychoanalytischen Prozess
Johannes Döser

Transparenz, Teilhabe und introjektive Identifizierung
Karl-Albrecht Dreyer

»Endlich« und »unendlich« – wichtige persönliche und professionelle Sichtweisen?
Hartmut Radebold

Jenseits der Zeit
Berührungen der Psychoanalyse mit dem Unendlichen
Christa Rohde-Dachser

Die Rebellion des Analytikers gegen das Ende der Analyse
Jan Ponesicky

II Un-Endlichkeit in Philosophie und Mythologie

Laios und Lord Voldemort
Rebellion gegen die Endlichkeit
Leopold Morbitzer

Der postmoderne Sisyphos
Unser Alltag zwischen Auflehnung, Anpassung und Akzeptanz
Volker Münch

Rebellion für die Endlichkeit
Alfred Seitz & H. Friedhold Hempfling

Endlichkeit – Versuch einer dialektischen Annäherung
H. Friedhold Hempfling & Alfred Seitz

III »Forever Young«

Optimierte Weiblichkeit als kollektive Todesabwehr
Die Inszenierung ewiger Jugend mittels Schönheitsmedizin
Ada Borkenhagen

Zeitlosigkeit als Verführung?
Andrea Schleu & Jürgen Thorwart

»Aber ich hab doch noch so viele Träume!«
Formen der Rebellion gegen Begrenzung und Tod im Alter – Beobachtungen aus der psychoanalytischen Praxis
Christiane Schrader

Illusion der Unendlichkeit und Anerkennung der »Restlaufzeit«
Martin Teising

Entgrenzte virtuelle Welten
Lustvoller Genuss oder »milde Narkose«, Angstabwehr oder Rebellion gegen die Begrenztheit
Michael Günter

IV Un-Endlichkeit in Theorie und Klinik

»Ich will meine kostbare Zeit nicht verkürzen ...«
Hans Loewalds Gedanken zum Zeiterleben am Beispiel der Behandlung einer regressiven Patientin
Ruth Becker

Intrapsychische Megalomanie als eine Form der Rebellion gegen Endlichkeit
Konzeptuelle Überlegungen und klinische Illustration
Claudia Frank

Psychotherapie mit der Endlichkeit
Wolfgang Krieger

Versuche der Unsterblichkeit in der psychoanalytischen Theorie der Organisation nach Kets de Vries, das Zeitproblem bei Elias und die Pathologie der Erschöpfungsdepression
Manfred G. Schmidt

V Kunst und Zeitlosigkeit

Seelisch-geistiges Wachstum in der Erfahrung von Verletzlichkeit und Endlichkeit
Eine psychologische Deutung des Spätwerks von Johann Sebastian Bach
Andreas Kruse

Der »story bias«
Strukturelle Ähnlichkeiten zwischen dramaturgischen und psychoanalytischen Prozessen
Christiane Schleidt & Roland Zag

Giacomettis unendlicher Kampf um das Bild
Matthias Oppermann

»Fremd bin ich eingezogen ...«
Todesmetaphorik und Ewigkeitsphantasie in der
Winterreise von Franz Schubert
Christel Böhme-Bloem