Das Konzept der Intersubjektivität - einige kritische Bemerkungen
In den letzten Jahren ist das Ein-Personen-Modell der klassischen Psychoanalyse zunehmend von einem Zwei-Personen-Modell, das die Intersubjektivität von Analytiker und Analysand betont, abgelöst worden. Die in diesem Zusammenhang vor allem in den Vereinigten Staaten entwickelten Interaktions- und Intersubjektivitätskonzepte werden kritisch analysiert. Dabei wird insbesondere die Radikalität der Intersubjektivitätshypothese von Owen Renik unter die ... [ mehr ]
Analytiker stellen sich dem Holocaust
Auf die Frage, wie das Verhältnis von Innen und Außen bzw. von unbewusster Phantasie und traumatisch wirkenden äußeren Ereignissen einzuschätzen ist, hat die Psychonalyse nach wie vor keine eindeutige Antwort gefunden. Um beide Einflussgrößen zu unterscheiden, wird auf die Begriffe der Präsentation und Repräsentation zurückgegriffen. Unter Präsentationen sind reale Abbildungen der materiellen Welt ohne seelische ... [ mehr ]
Über die Bedeutung unbewußter Inszenierungen in der psychoanalytischen Behandlung schizophrener Psychosen
Die Bedeutung unbewusster Inszenierungen in der psychoanalytischen Behandlung von Patienten mit schizophrenen Psychosen wird erörtert. Gestützt auf die Darstellung des Sektorenmodells, das auf S. Freuds Unterscheidung zwischen psychotischen und nicht-psychotischen Persönlichkeitsanteilen zurückgeht, durch M. Katan, W. R. Bion, J. S. Grotstein und J. Steiner weiterentwickelt wurde und neben anderen Vorzügen auch den aufweist, dass es die Verbindung ... [ mehr ]
Selbstmodelle und Selbstaffekte im Traum
Das Verhältnis von Selbstmodellen und Selbstaffekten im Schlaftraum wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Nach einer Klärung des Begriffs des Selbst wird der Traum als simulative Mikrowelt besprochen, und es wird gezeigt, dass sich durch das Studium der möglichen Prozesse in den Mikrowelten eine differenzierte Theorie des Selbst entwickeln lässt. Mangelhaft sind poetische Theorien jedoch insofern, als sie Selbstaffekte immer schon als ... [ mehr ]
Ferenczis Beitrag zum Konzept der Gegenübertragung
Das Verständnis der Gegenübertragung als einem wesentlichen Instrument der psychoanalytischen Technik ist eng mit den Arbeiten Sándor Ferenczis verknüpft. In einem Überblick wird Ferenczi beschrieben als Pionier der Gegenübertragungsanalyse, der seine Auffassung von Übertragung und Gegenübertragung - in Abgrenzung zu Freud, der in der Gegenübertragung eher ein Hindernis sah - zu einem therapeutischen Mittel entwickelte, mit dem ... [ mehr ]
Das Klangobjekt
Die Erforschung des Bereichs möglicher pränataler Erfahrung legt die Vermutung nahe, dass der Klang der Stimme der Mutter im Wechsel mit ihrem Schweigen dem Fötus eine Erfahrung von Anwesenheit und Abwesenheit vermitteln könnte. Diese Erfahrung könnte einerseits primitive Abwehrreaktionen auslösen, andererseits die Grundlage bilden für die Entwicklung eines pränatalen Proto -Objekts mit Klangqualitäten, das hier als Klangobjekt ... [ mehr ]
Eine Interpretation der Übertragung
Das Konzept der Übertragung in der psychoanalytischen Behandlung wird erörtert. Ausgehend von einer erneuten Untersuchung von Sokrates therapeutischer Absicht und Platons Revisionen der psychologischen Theorie und Methode angesichts des Versagens von Sokrates wird deutlich gemacht, dass diese Revisionen eine Erkenntnis des Phänomens der Übertragung verkörpern, nämlich die charakteristische Aktivität der Psyche, eine sinnvolle Welt zu ... [ mehr ]
Kurze Abhandlung über das Unbewußte
In einem theoretischen Beitrag wird die eigene, von S. Freuds zentralen Überlegungen von 1915 ausgehende, aber sich davon und vor allem von späteren metapsychologischen Annahmen Freuds auch absetzende Konzeption des Unbewussten zusammenfassend dargestellt. Für sie ist wesentlich die Bindung des Begriffs des Unbewussten an den Verdrängungsvorgang. Anhand von fünf Fragestellungen (Realismus des Unbewussten, Übersetzungsmodell der ... [ mehr ]
Einsicht und Blindheit
Otto Rank, einer der Pioniere der Psychoanalyse, - jüngstes Mitglied des Geheimen Komitees, erster Laienanalytiker und Autor eines umfangreichen Werkes, das ihn als eigenständigen originellen Denker kennzeichnet -, gehörte über viele Jahre zu den engsten Vertrauten und wichtigsten Mitarbeitern Sigmund Freuds. Mitte der zwanziger Jahre, nach Erscheinen von Ranks Das Trauma der Geburt , kam es aufgrund theoretischer und persönlicher Differenzen zum ... [ mehr ]
Die wunderbare Reise des Nils Holgersson. Oder: Abschied von der Kindheit
Selma Lagerlöfs Kinderbuchklassiker Wunderbare Reise des Nils Holgersson , als Lesebuch für den Heimatkundeunterricht an Volksschulen geschrieben und 1906/07 erstmals publiziert, erzählt die Geschichte des kleinen Nils auf seiner Reise mit den Wildgänsen nach Lappland. Im Rahmen einer psychoanalytischen Interpretation wird der Subtext dieser Abenteuergeschichten herausgearbeitet: Eingebettet in den Roman ist die exakte Beschreibung der innerpsychischen ... [ mehr ]
Das Konzept der Nachträglichkeit in Freuds Erinnerungstheorie
Im Begriff der Nachträglichkeit hat S. Freud Ansätze einer dynamischen, die Struktur subjektiver Zeitlichkeit berücksichtigenden Erinnerungs- und Gedächtnistheorie niedergelegt, aber nicht wirklich ausgearbeitet. Nicht zuletzt deshalb ist die Beschäftigung mit der Nachträglichkeitskategorie mit zwei sich scheinbar ausschließenden Lesearten konfrontiert, nämlich (1) einer kausalistischen, die Nachträglichkeit mit Nachwirkung in ... [ mehr ]
Plädoyer für eine »Drei-Personen-Psychologie«
Im Rahmen von kritischen Anmerkungen zu einem Beitrag von H. Thomä über den zunehmenden Pluralismus in der Psychoanalyse (im gleichen Heft) wird an einem intrapsychischen Verständnis der Übertragung festgehalten, und eine Privilegierung der Subjektivität des Patienten wird abgelehnt. In diesem Zusammenhang wird die funktionale Autorität des Analytikers besonders betont und als Dritte Position beschrieben. Dabei wird der Analytiker einerseits ... [ mehr ]
Die intrauterine Dimension in der menschlichen Existenz und in der Psychoanalyse
Obwohl die Narzissmustheorie Béla Grunbergers Möglichkeiten bietet, die bei Kohut und Kernberg offengebliebenen Fragen zu beantworten, ist sie im angelsächsischen und deutschsprachigen Raum wenig rezipiert worden. Grunbergers Hauptthesen und deren Kernaussage werden vorgestellt. Diesen Thesen zufolge sind die Manifestationen des primitiven Narzissmus auf eine pränatale Koenästhesie zurückzuführen. Pränatale Koenästhesie ... [ mehr ]
Neid und Psychose
Es wird der Frage nachgegangen, welche Funktion und Dynamik der Neid im Rahmen psychotischer Erkrankungen hat. Um auf diese Ausgangsfrage eine Antwort zu finden, werden zunächst entwicklungspsychologische und metapsychologische Überlegungen zur Selbst-Objekt-Differenzierung angestellt. Dann wird auf Psychogenese und Psychodynamik des Neides eingegangen, und dessen Wirksamkeit wird auf vier unterschiedlichen Entwicklungsstufen (der phallischen, der analen, der ... [ mehr ]
Zur Freude in der analytischen Psychotherapie
Es wird aufmerksam gemacht auf das in der Psychoanalyse stiefmütterlich behandelte Thema der Freude. Dabei wird versucht, ihr den gebührenden Platz einzuräumen. Das Gefühl der Freude wird aufgefasst als das Komplement zur Angst: Während die Angst die Strukturierungsnöte des Seelischen darstellt, ist die Freude Ausdruck aller gelingenden Umstrukturierungen und des Neubeginns. In einer eigenen empirischen Untersuchung, in der fünf ... [ mehr ]
Zur Psychodynamik des Typus melancholicus
Ausgehend von der Beschreibung des Typus melancholicus durch H. Tellenbach wird die Psychodynamik der melancholischen Persönlichkeit, die zur Ausbildung einer monopolaren Depression disponiert, aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei lässt sich die im Typus melancholicus gefasste Persönlichkeitsstruktur, die noch von K. Abraham (1924) mit dem Zwangscharakter gleichgesetzt wurde, trotz vieler Gemeinsamkeiten von diesem eindeutig abgrenzen. ... [ mehr ]
Der Körper als Bauchredner
Der Beitrag Sándor Ferenczis zum Thema der komplexen Beziehungen zwischen Psychoanalyse und Biologie wird erörtert. Dabei wird deutlich gemacht, dass Ferenczi das Unbewusste als okkultes Phänomen betrachtet, das eine direkte Gedankenübertragung zwischen Subjekten ermöglicht. Er beschränkt seelische Wirklichkeit auf Organmanifestationen, in denen er nach der materiellen Spur traumatischer Szenen und erlebter Ereignisse sucht. Freud dagegen, ... [ mehr ]
Karl Abraham, Sigmund Freud und das Schicksal der Verführungstheorie
Im Rahmen eines psychoanalysegeschichtlichen Beitrags wird die Entwicklung der Verführungstheorie unter besonderer Berücksichtigung der Arbeiten von K. Abraham erörtert. Seit S. Freuds Umschwung zur Triebtheorie war die Verführungstheorie lange Zeit mehr oder weniger vergessen. Es wird daran erinnert, dass in der Frühzeit der Psychoanalyse neben S. Ferenczi auch Abraham sich mit dem Problem der infantilen sexuellen Traumatisierung auseinandergesetzt ... [ mehr ]
»Sich der Natur der Interaktion bewußt werden«
Anhand von zwei Behandlungsstunden eines Patienten mit einer chronifizierten Zwangsneurose wird die von H. Thomä und M. M. Gill vertretene Sicht des analytischen Prozesses deutlich gemacht. Im Mittelpunkt stehen dabei eine sich nicht auf die Übertragung beziehende Deutung des manifesten Inhalts und psychodynamische Aspekte des Analytiker-Patient-Verhältnisses. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
Gegenübertragung: Die Herausbildung einer gemeinsamen Grundlage
Es wird ein Überblick gegeben über die Entwicklung des Begriffs der Gegenübertragung unter zwei theoretischen Perspektiven - der projektiven Identifizierung und der Gegenübertragungsinszenierung. Dabei werden deren Gemeinsamkeiten und Differenzen herausgearbeitet. Die projektive Identifizierung, ursprünglich von Melanie Klein als intrapsychische Phantasie des Patienten konzeptualisiert, wurde von den modernen Kleinianern weiter ausdifferenziert und ... [ mehr ]