Probleme der Auswahl von Patienten für eine Psychoanalyse
Die Autoren streben eine kritische Klärung der Begriffe Indikation, Eignung und Analysierbarkeit an, die bei der Erörterung von Kriterien für die Auswahl von Patienten für die psychoanalytische Therapie häufig unterschiedslos gebraucht werden. In der psychoanalytischen Literatur zeigt sich ein allmählicher Wandel in der Frage der Einschätzung der Anwendbarkeit des psychoanalytischen Verfahrens. Standen in der Frage der Indikation bzw. ... [ mehr ]
Gedanken zum frühen Über-Ich
Grunberger kontrastiert dem (väterlichen) ödipalen Über-Ich das mütterliche frühe Über-Ich oder Ober-Ich. Die das postnatale, unlustvolle Milieu repräsentierende, die früheste Dressur erzwingende Mutter gibt das Modell eines Über-Ichs ab, dessen anal-sadistische Züge noch nicht durch die narzißtische Komponente des späteren Ich-Ideals gemildert werden. Den von Freud als Massenbindung beschriebenen Vorgang skizziert ... [ mehr ]
Das Problem der Aggression Bemerkungen über Trieb, Trauma und Tod
Stern versucht eine Neuformulierung psychoanalytischer Konzepte auf der Basis der Fortschritte der biologischen Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten. Er setzt der Theorie, daß die Funktion des psychischen Apparats von kontinuierlich wirkenden Trieben und den von ihnen entladenen psychischen Energien bewirkt wird, die These entgegen, daß seelische Prozesse infinitesimale, durch den Antizipationsprozeß bewirkte mnemische Wiederholungen von im Dienst der ... [ mehr ]
H. Hartmanns Grundlagen der Psychoanalyse (1927) Eine wissenschaftslogische Fehlkonzeption
Heinz resümiert die zentralen Thesen von Hartmanns Versuch, Psychoanalyse als eine Naturwissenschaft methodologisch zu begründen, der in der seitherigen Geschichte der psychoanalytischen Theorienbildung Epoche gemacht hat. Kritisch wird herausgearbeitet, daß Hartmanns neukantianisch bestimmte Kritik an der Ontologisierung des Unbewußten dieses, die Sphäre der Unfreiheit, nur mehr als ein Hinzugedachtes gelten läßt und durch solche ... [ mehr ]
Der Analytiker als Gesetzgeber und Lehrer Legitime oder illegitime Rollen
Der therapeutische Prozeß ist durch das Paradox gekennzeichnet, daß einerseits der Therapeut dem durch die neurotische Erkrankung unmündig gewordenen Patienten als Lehrer und Geber potentiell verbindlicher sprachlicher Interpretationen gegenübertreten muß, zum andern aber am Ende des Verfahrens das gesetzte Machtgefälle aufgehoben werden und der Patient ins Freie kommen soll. Die Lösung dieses Problems wird hier darin gesehen, daß die ... [ mehr ]
Der überraschte Psychoanalytiker
In den letzten Jahren von einzelnen Sozialwissenschaftlern vorgetragene Interpretationen und die politisch motivierte Kritik der Praxis der Psychoanalytiker haben bei diesen Überraschung ausgelöst. Sie wurden als unverschämt-unverständige Zumutungen Außenstehender abgewehrt; nicht aber in ihrer Tragweite (oder Unsinnigkeit) verstanden, diskutiert und beantwortet. Zwischen jenen Kritiken (die, soweit sie triftig sind, an das gleichfalls wesentlich von ... [ mehr ]
Zur Rolle des Psychoanalytikers in psychotherapeutischen Interaktionen
Beim gegenwärtigen Stand der psychoanalytischen Forschung kann die Neuinterpretation der therapeutischen Situation mit Hilfe von nicht-analytischen Theorien über Interaktion und Kommunikation, Rolle und Selbst hilfreich sein. Unter dem Eindruck von Freuds Spiegel-Gleichnis wurde die Bedeutung der realen Person des Therapeuten im therapeutischen Prozeß lange Zeit unterschätzt. Das Verhältnis von Berufsrolle (Spiegel) und Selbst beim Psychoanalytiker ... [ mehr ]
Methodische und statistische Probleme bei Einzelfallstudien in der psychoanalytischen Forschung
Der Psychoanalytiker heilt, indem er forscht; dies Junktim bedeutet aber nicht, daß psychoanalytische Falldarstellungen (die als Prüfung psychoanalytischer Hypothesen interpretiert werden können) ohne weiteres wissenschaftlichen Kriterien genügen. Die vorliegende Arbeit orientiert darum über Möglichkeiten und Probleme der Anwendung empirisch-statistischer Verfahren auf psychoanalytische Einzelfallstudien. [ mehr ]
Jenseits des Realitätsprinzips
Rycroft deutet Freuds Theorie als die Anstrengung des beherrschenden Intellekts, sich der menschlichen Affektivität zu bemächtigen. Die Widersprüche, zu denen dieser Ansatz führen mußte, zeigen sich vor allem am psychoanalytischen Ich-Begriff. Im Anschluß an Arbeiten der englischen psychoanalytischen Schule plädiert Rycroft dafür, als Ausgangsstatus der ontogenetischen Entwicklung an die Stelle des von Freud konzipierten reinen ... [ mehr ]
Zum Begriff des Unbewußten bei Jacques Lacan
Die vorliegende Arbeit steht im Kontext der im deutschen Sprachbereich – mit der Publikation einer deutschen Übersetzung seiner Schriften im Walter-Verlag und der Veröffentlichung der Lacan-Studie von Hermann Lang – soeben einsetzenden Lacan-Rezeption. Orientiert an der Darstellung von Lacans Theorie, wie sie A. Rifflet-Lemaire (1970) gegeben hat, wird vor allem Lacans Interpretation des Unbewußten umrissen: Es gilt ihm nicht als ... [ mehr ]
Die psychoanalytische Situation einer Gruppe im Vergleich zur Einzeltherapie
Am Material der (in Auszügen wiedergegebenen) Tonbandaufzeichnung einer Gruppenkontrolle werden spezifische Züge der psychoanalytischen Gruppentherapie im Vergleich zur Einzeltherapie herausgearbeitet. Die in der therapeutischen Situation aufkommenden Konflikte zwischen Patienten und Therapeut werden in der Gruppe in Gestalt von unterschiedlichen Reaktionen auf ein gemeinsames aktuelles Erlebnis arbeitsteilig agiert. Was die Gruppentherapie daran an Konkretion und ... [ mehr ]
Neurosentheorie und Verwahrlosung
Verwahrlosung, hier als Dissozialität umschrieben, ist eine grobe Sammelkategorie für genetisch und strukturell höchst unterschiedliche Sozialisationsdefizite. Die vielfältig bewährte, von P. Scott entwickelte Typologie der Dissozialität wird vorgestellt und durch Beispiele illustriert, um zu zeigen, wie notwendig eine Differenzierung und Spezialisierung der therapeutischen Institutionen ist. Bleibt es bei der bisherigen Praxis, so blockieren sich ... [ mehr ]
Brief eines Entronnenen. Istvan Hollos an Paul Federn (17.02.1946) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)
Kinder von Überlebenden der Naziverfolgungen
Auf der Grundlage der vorliegenden Literatur und einer Umfrage unter amerikanischen Kinderanalytikern wird versucht, über die Kategorien Überlebende von Verfolgungen und Kinder von Überlebenden Klarheit zu schaffen, die verschiedenen Interpretationen des Verfolgten-Syndroms und die Vorschläge zu dessen Therapie zu systematisieren und damit einen Rahmen für die weitere Erforschung und Diskussion der Problematik der psychischen Situation von Kindern von ... [ mehr ]
Das Kind zweier Überlebender Bericht über eine gescheiterte Behandlung
Die Kinder jener Menschen, die unter dem Hitlerregime verfolgt wurden, haben jetzt die Adoleszenz bzw. das frühe Erwachsenenalter erreicht. Ein gescheiterter Therapieversuch an dem Sohn von Eltern, die eine mehrjährige Haft in deutschen Konzentrationslagern überlebten, gibt Anlaß zu der Befürchtung, daß das sogenannte Überlebenden-Syndrom (Verleugnung des Erlebten, Depression und vielfältige psychische Störungen) sich über ... [ mehr ]
Spätreaktionen auf Konzentrationslagererlebnisse
Es wird der Fall einer in Israel lebenden Patientin vorgestellt, die im Alter von 13 Jahren in das Konzentrationslager Auschwitz eingeliefert worden war und auf die furchtbaren Erlebnisse des Transports, des Lageraufenthalts und der ersten Zeit nach ihrer Befreiung mit der Ausbildung einer apathischen Schutzhaltung reagiert hatte. Es gelang ihr auf diese Weise, ein mehr oder weniger normales Leben zu führen, d.h. sie zeigte über Jahre hin nicht die Symptome des ... [ mehr ]
Depersonalisierung
Jacobson beschreibt Depersonalisierungszustände – die vor allem als Entfremdung von Körperteilen bzw. -funktionen zutage treten -, wie sie sich als Reaktion auf die traumatische Erfahrung plötzlicher Inhaftierung bei von den Nazis aus politischen Gründen verfolgten Menschen zeigten. Der soziale Boden, auf dem sie standen, schwankte, die eigene moralische Position der Häftlinge wurde durch die große narzißtische Kränkung ... [ mehr ]
Die drei Gewissen des Abendlandes
Auf den Spuren von Max Weber und Werner Sombart wird die je spezifische lebenspraktische Bedeutung der drei religiösen Kulturideale, die für die jüdisch-christliche Tradition bestimmend wurden, in Kategorien der Strukturtheorie herausgearbeitet. Das tugendhaftmessianische Ethos des Calvinismus rückt dabei in größere Nähe zur jüdischen Gesetzesreligion (die einer Kontrolle des Über-Ichs durch das Ich gute Chancen bot) als der ... [ mehr ]
Der Dialog entgleist. Reizüberlastung, Aktionszyklen und Ganzheitseffekt
Kernstück der menschlichen Sozialisation ist der Aufbau einer zentralen Steuerungsinstanz, des Ichs, in dialogischer Interaktion zwischen Mutter und Kind. Mütter, die infolge der gesellschaftlichen Lebensbedingungen (deren Problematik Spitz durch seinen Hinweis auf die zunehmende Übervölkerung, die hier stellvertretend für andere krisenhafte Entwicklungen steht, andeutet) von den eigenen psychischen Problemen derart okkupiert sind, daß sie ihre ... [ mehr ]
Psychoanalytische Ansätze zum Schizophrenieverständnis im Lichte eines Familienmodells
Das Konzept der Interaktionsmodi ermöglicht die Integration von Psychoanalyse und Familienforschung; es gibt einen brauchbaren Interpretationsrahmen ab, um der Dialektik von intrapsychischen und zwischenmenschlichen Konflikten gerecht zu werden und verschiedenartige psychoanalytische Ansätze zum Verständnis der Schizophrenie miteinander zu verbinden. Als schizophrenogen gelten hier vor allem die von den Eltern inaugurierten Strategien der Bindung, der Delegation ... [ mehr ]
Die themenbezogene, psychoanalytisch orientierte Selbsterfahrung in der Gruppe
Mahler stellt der üblichen Unterscheidung von psychoanalytischer Gruppentherapie und Balint-Gruppen-Arbeit den Versuch einer themenbezogenen, psychoanalytisch orientierten Selbsterfahrung in der Gruppe gegenüber. Seine Erfahrung mit größeren Gruppen von Lehrerstudenten (studienbegleitende Arbeit über jeweils 4 Semester an den Hochschulen Frankfurt, Berlin und Kassel) führte ihn zum Konzept einer durch die Reflexion auf Gruppenprozesse ... [ mehr ]
Freud und Dora - Roman, Geschichte, Krankengeschichte
Marcus unterzieht Freuds Bruchstück einer Hysterie-Analyse einer Sekundäranalyse – mit den Augen eines Literaturhistorikers. Im Hinblick auf die verschiedenen Rollen, in denen der Autor der Fallgeschichte spricht, den Palimpsest-Charakter der Darstellung und ihre komplizierte Zeitstruktur vertritt er die These, der Fall Dora habe die Form eines modernen Experimentalromans. Das Scheitern der Therapie führt Marcus wie andere darauf zurück, daß ... [ mehr ]