psychosozial

Terje Neraal & Monika Breuer

Geschichte unter Verschluß. Vergangenheitsbewältigung in der Therapie einer depressiven Familie (PDF)

psychosozial 38 (1989), 12-19

Dynamik und Behandlung depressiver Familien werden erörtert. Anhand eines Fallbeispiels werden die Familiendynamik und der dreijährige therapeutische Behandlungsprozess einer Landfamilie mit einer 54-jährigen Indexpatientin, die wiederholt stationär wegen einer endogenen Depression behandelt werden musste, dargestellt. Im Laufe der Therapie wird ein weit zurückliegendes Ereignis aus dem Krieg durchgearbeitet, das Anlass für verdrängte Trauer, ... [ mehr ]

Horst-Eberhard Richter

Familie als Selbsthilfegruppe? (PDF)

psychosozial 38 (1989), 7-11

Die veränderten Vorstellungen familiendynamischen und -therapeutischen Denkens seit den sechziger Jahren werden erörtert. Nach der Entdeckung des Systems Familie als therapeutisch interessante Größe kam mit der Studentenbewegung der Einfluss der Gesellschaft auf familiäre Strukturen und Interaktion stärker ins Blickfeld. Angesichts der politischen Restauration der Wende erscheint ein Festhalten an der Institution »Familie« fast ... [ mehr ]

Horst-Eberhard Richter

Plädoyer für eine gesunde Stadt (PDF)

psychosozial 37 (1989), 104-106

Am Beispiel der Stadt wird aufgezeigt, wie eine gesellschaftliche Entwicklung, die sich auf eine fortschreitende Technisierung beschränkt, zu Anonymität und sozialer Isolation führt. Die Folgen sind psychische und psychosomatische Störungen sowie das Ausgrenzen der sozial schwächer Gestellten wie Kinder, alte Leute, Behinderte und Randgruppen. Abschließend werden Gegenstrategien im politischen und privaten Bereich aufgezeigt.

Stichworte: ... [ mehr ]

Marion Rave

Lustfeindlichkeit und Feminismus. Zur Verleugnung weiblicher Sexualität in der Pornographiedebatte (PDF)

psychosozial 37 (1989), 97-103

Die feministische Forderung nach einem Verbot gewaltverherrlichender Pornographie wird aus psychoanalytischer Sicht kritisiert. Aggression und Sexualität werden als ein geschlechtsübergreifendes Ganzes betrachtet und im Kontext von Autonomiebestrebungen im kindlichen Individuationsprozess abgeleitet. Eine Verdrängung der aggressiven Komponente bei der Frau beziehungsweise ihre Projektion auf den Mann wird als Ausdruck von Triebangst interpretiert. Anstatt eines ... [ mehr ]

Sebastian Fetscher

Medizin ohne Sterblichkeit (PDF)

psychosozial 37 (1989), 90-96

Ethische Probleme der modernen Medizin werden am Beispiel des Sterbens diskutiert. Die Konzentration auf das technisch Machbare und die Vernachlässigung psychosozialer Aspekte des Patienten führen zu einer sinnlosen Lebensverlängerung oder überlassen den Sterbenden sich selbst. Die Ursachen dafür werden in der Ausbildung der Mediziner und in der ungenügenden ethischen Verankerung des ärztlichen Handelns gesehen. Einen möglichen Ausweg ... [ mehr ]

Hans-Jürgen Wirth

Der Mythos vom Todestrieb (PDF)

psychosozial 37 (1989), 83-89

Im Zusammenhang mit dem Wiederaufleben einer psychoanalytischen Kulturtheorie wird ein neues Interesse am Konzept des Todestriebes konstatiert. Als Ursache dafür wird die zunehmende Beschäftigung mit Phänomenen menschlicher Destruktivität wie drohende ökologische und atomare Katastrophen, aber auch Depression, Autismus und Selbstzerstörung angesehen. In einer kurzen Übersicht werden verschiedene Aggressionstheorien und Freuds Todestriebtheorie ... [ mehr ]

Ernst Federn

Versuch einer Psychologie des Terrors (PDF)

psychosozial 37 (1989), 53-73

Ausgehend von persönlichen Erfahrungen als Inhaftierter in einem Konzentrationslager werden Überlegungen zur Psychologie des Terrors und der Folter angestellt. Zunächst werden verschiedene Formen physischer Folter und Schmerzerleidung beschrieben, und es wird gezeigt, dass Gewalt Schmerzen erzeugt, auf die der Leidende mit »Schmerzarbeit« reagiert. Der physischen Folter wird die psychische Folter gegenübergestellt. Der Begriff des ... [ mehr ]

David Becker

Psychoanalytische Sozialarbeit mit Gefolterten in Chile (PDF)

psychosozial 37 (1989), 43-52

Von der über zehnjährigen Arbeit mit den Opfern der Repression in Chile wird berichtet. Das Leiden der behandelten Patienten wird als Folge einer Extremtraumatisierung im Zusammenhang mit Folter, Haft und Verfolgung aufgefasst. Hierbei handelt es sich um vielfältige Symptomatiken, die mit Angstzuständen, Depressionen und psychosomatischen Störungen einhergehen. Als wesentlich für eine effektive Hilfe wird eine Parteinahme für den Verfolgten ... [ mehr ]

Ingrid Allerdings, Stephan Becker, Ingrid Biermann, Christiane Finndorf, Karin Greiner, Frank Grohmann, Martina Majer, Edith Ramminger, Tina Schlör, Albert Schmidt, Werner Schnaidt, Sybille Schnauber, Christiane Schuler & Erika Taraki

Fragmentierung und Mehrpersonen-Setting in der Behandlung eines psychotischen Jugendlichen (PDF)

psychosozial 37 (1989), 28-42

Die Mitarbeiter, Lehrer und Supervisoren eines Therapeutischen Heimes beschreiben einzeln ihren Eindruck über einen 22-jährigen psychotischen Jugendlichen. Die Texte stellen eine Momentaufnahme der therapeutischen Situation dar. Es wird davon ausgegangen, dass sie Ausdruck von Gegenübertragungsreaktionen sind.

Stichworte: Psychose, Psychoanalytische Therapie, Psychotherapeutische Prozesse

Keywords: Psychosis, Psychoanalysis, Psychotherapeutic ... [ mehr ]

Aloys Leber

Ein Prototyp der Traumabewältigung? Zu Freuds Dilemma in »Jenseits des Lustprinzips« (PDF)

psychosozial 37 (1989), 22-27

Ausgehend von einer Kritik an Freuds Todestriebtheorie werden seine früheren Ansätze einer Theorie der Bemächtigung und Bewältigung aufgegriffen und mit neueren entwicklungspsychologischen Befunden angereichert. Am Beispiel eines kindlichen Spieles bei dem das Kind ein Objekt immer wieder verschwinden und wieder erscheinen lässt, wird die symbolische Auseinandersetzung mit der Problematik der Trennung von der Mutter aufgezeigt. Was zunächst als ... [ mehr ]

Ernst Federn

Todestrieb und Eros - Zur Geschichte und aktuellen klinischen Relevanz von Freuds »Jenseits des Lustprinzips« (PDF)

psychosozial 37 (1989), 18-21

Die Geschichte sowie die aktuelle klinische Relevanz von Freuds Hypothese eines Todestriebs werden erörtert. Es wird gezeigt, dass vor allem Psychotherapeuten, die sich mit sozialen und individuellen Zerstörungstendenzen und dem Phänomen der Selbstzerstörung beschäftigen, den Begriff des Todestriebs in ihrer praktischen Arbeit hilfreich finden. Der Todestrieb wird als Fehlen des Triebs zum Überleben definiert. Möglichkeiten der Behandlung ... [ mehr ]

Reinhard Lempp & Rudolf Ekstein

Grußworte anläßlich des 10jährigen Bestehens des Vereins für Psychoanalytische Sozialarbeit e.V. (PDF)

psychosozial 37 (1989), 13-17

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Paul Parin

Sozialwissenschaftler für einen lebenswerte Zukunft (PDF)

psychosozial 36 (1988), 109-110

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Horst-Eberhard Richter

Zur Konzeption zukunftssichernder sozialwissenschaftlicher Projekte (PDF)

psychosozial 36 (1988), 103-108

Ausgehend von einer Schilderung der Ausgrenzung kritischer Wissenschaftler aus dem Forschungsprozess werden Bedingungen skizziert, wie mit sozialwissenschaftlichen Projekten eine Politik gefördert werden kann, welche die real bedrohte Zukunft zu sichern hilft. Diese Bedingungen sind: (1) Verhinderung einer Einschränkung der Veröffentlichungsmöglichkeiten durch die Auftraggeber, (2) Bereitschaft zum Ausbruch aus den Fachgettos, (3) Widerstandsbereitschaft ... [ mehr ]

Hans Jörg Sandkühler

Moral und Verantwortung in der Wissenschaft. Die Menschenrechte als Grundlage des Wissenschaftsethos (PDF)

psychosozial 36 (1988), 92-102

Ausgehend von einem Plädoyer für Humanismus und Menschenrechte wird eine Wissenschaft gefordert, die Erkenntnis und Handeln als zwei zusammengehörende Aspekte der Verantwortung für die menschliche Zukunft begreift. Die moderne Wissenschaft hat sich zeitgleich mit dem Kampf der Menschen um Autonmie und Recht entwickelt. Wo immer sie auf der anderen Seite der Barrikade stand, waren partikuläres Interesse an ihrem Wissen, nicht aber Rationalität und ... [ mehr ]

Arnold Köpcke-Duttler

Sanitätsdienst und Kriegsdienst (PDF)

psychosozial 36 (1988), 81-91

Ausgehend von einer juristischen Betrachtung des Verhältnisses von Sanitätsdienst und Kriegsdienst werden die Implikationen für eine medizinische und psychotherapeutische Tätigkeit dienstverpflichteter Mediziner im Bereich der Kriegs- und Wehrmedizin diskutiert. Es wird gezeigt, dass Gesundheit in diesem Bereich mit Wehrfähigkeit bzw. Wehrwillen gleichgesetzt wird. Abschließend werden Grundzüge einer ökologischen Medizin ... [ mehr ]

Marianne Leuzinger-Bohleber

»Ich will leben und meine Katze auch«. Psychoanalytische Anmerkungen zu Überlebensstrategien in der »Katastrophe« (PDF)

psychosozial 36 (1988), 62-78

Möglichkeiten des Umgangs mit der nuklearen und ökologischen Bedrohung werden aus der Sicht der Psychoanalyse diskutiert. Es wird allgemein festgestellt, dass eine Verdrängung stattfindet, wo Angst als normale Reaktion angesehen werden müsste. Daneben werden auch psychische Faktoren, wie Gotteskomplex und Todestrieb, angesprochen, die die nahenden Katastrophen mitverursachen. Abschließend werden mögliche Überlebensstrategien ... [ mehr ]

Hans-Jürgen Wirth

Der Fall Jenninger und unsere Schwierigkeiten mit der deutschen Vergangenheit (PDF)

psychosozial 36 (1988), 55-61

Auf die Rede des Bundestagspräsidenten Philipp Jenninger vor dem deutschen Bundestag zum 50. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 und die darauf folgenden Reaktionen wird eingegangen. Der Auftritt Jenningers wird als typische Freudsche Fehlleistung aufgefasst: Die gutgemeinte, bewusste Absicht, eine große, würdevolle Rede zu halten, die einen Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung darstellen sollte, wurde durch unbewusste Impulse durchkreuzt und ... [ mehr ]

Hans Becker & Sophinette Becker

Die Legende von der Bewältigung des Unerträglichen (PDF)

psychosozial 36 (1988), 44-54

Die Schwierigkeiten mit der Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit werden am Beispiel von Selbstzeugnissen sogenannter Täterkinder, also Söhnen und Töchtern prominenter Nationalsozialisten, aufgezeigt und psychoanalytisch diskutiert. Vergangenheitsbewältigung wird in diesem Zusammenhang als individuell spezifische Verarbeitung gekennzeichnet, die auch kritische Übergangsphasen umfasst. Im Einzelfall kann dieses Übergangsstadium ... [ mehr ]

Edna Brocke

Eindrücke von Gesprächen mit jüdischen Überlebenden, ihren Kindern und Enkeln (PDF)

psychosozial 36 (1988), 38-43

Eindrücke aus 16 Jahren in den jüdischen Gemeinden Regensburg und Krefeld werden wiedergegeben. Der Umgang von Überlebenden der Konzentrationslager und ihrer Nachkommen mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und ihrem eigenen Schicksal wird anhand literarischer Zeugnisse und persönlicher Gespräche nachgezeichnet.

Stichworte: Holocaust-Überlebende, Judentum, Bewältigungsverhalten, Antisemitismus

Keywords: Holocaust ... [ mehr ]

Dörte von Westernhagen

Die Kinder der Täter. Das Dritte Reich in Familienkonflikten (PDF)

psychosozial 36 (1988), 30-37

Der Einfluss der nationalsozialistischen Vergangenheit der Eltern auf die psychische Entwicklung ihrer Kinder und auf die Dynamik der Eltern-Kind-Beziehung wird aus der Sicht der Tiefenpsychologie analysiert. In einer Reihe von Gesprächen mit Kindern von Tätern wurde festgestellt, dass es kein spezifisches Nazi- oder Verfolgersyndrom gibt. Die Schuldbelastung der Eltern oder ihre Verstrickung im Dritten Reich kann zwar psychisches Leid der Kinder beeinflussen, ist ... [ mehr ]

Thea Bauriedl

Die Wiederkehr des Verdrängten und die Veränderung gegenwärtiger Beziehungen. Vergangenheitsbewältigung in Psychotherapie und Politik (PDF)

psychosozial 36 (1988), 23-29

Bedingungen und Folgen der Vergangenheitsbewältigung in Psychotherapie und Politik werden aus der Sicht der Psychoanalyse thesenartig zusammengefasst und diskutiert. Hierbei wird auf das Verhältnis von Macht und Unbewusstheit, Angst und Verdrängung und der Bedeutung der Erforschung der Vergangenheit für Verständnis und Veränderung der Gegenwart eingegangen.

Stichworte: Politik, Bewältigungsverhalten, Geschichte, Psychoanalytische ... [ mehr ]

Sebastian Fetscher

Der Dünkel der Betroffenheit. Die moralische Stellung der Nachgeborenen zum Dritten Reich (PDF)

psychosozial 36 (1988), 7-22

Die historisch-moralischen Fragen nach der Schuld an den Verbrechen im Dritten Reich und dem Umgang mit dieser Schuld heute werden diskutiert. In diesem Zusammenhang wird eine undifferenzierte moralische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus kritisiert. Eine selbstgerechte Behandlung des Schuldthemas gerade durch junge Deutsche verhindert, dass sich ein wirklicher Dialog und Konsens zwischen allen Betroffenen herstellt. Dies gilt auch für die Linke, die leicht in ... [ mehr ]