psychosozial

Horst-Eberhard Richter

Heldenmythos und psychischer Militarismus (PDF)

psychosozial 31 (1987), 12-18

Psychologische Hintergründe, die die drohende Selbstvernichtung der Menschheit durch nuklearen Krieg und Hochtechnologie ermöglicht haben, werden diskutiert. Folgende Aspekte werden dafür verantwortlich gemacht: Das Töten erscheint nicht als unmoralisch, sondern wird zur kollektiven Pflicht erklärt. Durch den Mythos des Heroismus wird die Entfaltung von Aggression moralisch verklärt. Der psychische Militarismus wird verdinglicht und dadurch nahezu ... [ mehr ]

Valentin Falin

Kann Menschlichkeit die Stärkepolitik ersetzen? (PDF)

psychosozial 31 (1987), 7-11

Es wird ein Interview mit dem Chef der sowjetischen Nachrichtenagentur Nowosti und engen Berater Gorbatschows, Valentin Falin, wiedergegeben. Darin wird über Auswirkungen atomarer Bedrohung und über potentielle Auswege aus dem Klima gegenseitiger Abschreckung diskutiert. Von Falin wird befürwortet, die gegenwärtige Politik der Stärke durch eine der Vernunft und Menschlichkeit abzulösen. - Das Gespräch wurde von dem Psychoanalytiker ... [ mehr ]

Ursula Kreuzer

Soziale Wirklichkeit und Abstinenz. Über Mißverständnisse einer psychoanalytischen Regel und das Problem von »Bekenntnis-Literatur« (PDF)

psychosozial 30 (1986), 91-97

In einer Replik wird auf den Beitrag von Almuth Massing »Ängste einer Psychoanalytikerin oder der Einbruch von Tschernobyl in ihre professionelle Neutralität« (in Psychosozial 1986, 29) eingegangen. Diese hatte den sozial und politisch ignoranten Charakter psychoanalytischer Theoriebildung und Behandlung beklagt. Dem wird entgegnet, dass die psychoanalytische Abstinenz- und Neutralitätsregel keineswegs zu einer Leugnung realer Bedrohung führe, ... [ mehr ]

Horst-Eberhard Richter

Wider die Selbsterschaffung des Menschen (PDF)

psychosozial 30 (1986), 77-81

Die Gefahren der Gen- und Reproduktionstechniken werden skizziert. Parallelen zur nationalsozialistischen Erb- und Rassenpflege werden aufgezeigt, und vor einem unkritischen technologischen Optimismus wird gewarnt. Eine rein technische Betrachtung der Kinderlosigkeit führe zu einer Vernachlässigung von möglicherweise entscheidenden psychodynamischen Ursachen mit verheerenden Folgen für die beteiligten Personen. Abschließend wird auf weitergehende ... [ mehr ]

Helmut Lukesch

Psychosoziale Aspekte der extrakorporalen Befruchtung und des Embryotransfers beim Menschen (PDF)

psychosozial 30 (1986), 59-76

Soziale und psychologische Aspekte der neuen Reproduktionstechniken werden umfassend diskutiert. Bei der einleitenden Abklärung der Bedeutung der kinderlosen Ehe für die beteiligten Partner, deren Bezugsgruppe und die Gesellschaft, werden auch demographische und bevölkerungspolitische Gesichtspunkte mit einbezogen. Neben medizinischen und psychotherapeutischen Maßnahmen sowie der Adoption, werden die neuen biologischen Reproduktionstechniken, wie ... [ mehr ]

Dieter Beckmann

Entwurf einer kindzentrierten Ethik (PDF)

psychosozial 30 (1986), 44-57

Die Frage nach einer kindzentrierten Ethik führt zur Aufdeckung von Schutzhüllen des Kindes, die sich als unvereinbar mit patriarchalischen Traditionen erweisen und vielmehr matrilineare Strukturen zeigen. Die Schutzhüllen (Gruppe, Arbeit, Fürsorge, Sexualität, Kontrazeption) werden als kulturabhängige Muster kindlicher Bedürfnisse aufgefasst. Sie sind mit den ethischen Maximen der Überschaubarkeit, Gerechtigkeit, Sicherheit, Freiheit und ... [ mehr ]

Herta Däubler-Gmelin

Künstliche Befruchtung - rechtliche Probleme und Herausforderung für den Gesetzgeber (PDF)

psychosozial 30 (1986), 38-43

Der Handlungsbedarf des Gesetzgebers hinsichtlich einer rechtlichen Regelung der mit der künstlichen Befruchtung in Zusammenhang stehenden offenen Fragen wird herausgestellt. Orientierungsgesichtspunkte für mögliche gesetzgeberische Lösungen werden skizziert. Die Überlegungen werden abschließend in Form von Thesen zusammengefasst. Hierbei wird insbesondere vor gentechnischen Eingriffen und der Kommerzialisierung der biologischen ... [ mehr ]

Susanne Quitmann

Künstliche Befruchtung und weibliche Identität oder die künstliche Befruchtung der weiblichen Identität (PDF)

psychosozial 30 (1986), 33-37

Der Zusammenhang zwischen weiblicher Identität und künstlicher Befruchtung wird thematisiert und anhand eines Fallbeispiels verdeutlicht. Die Unhaltbarkeit einer Reduzierung weiblicher Identität auf Mutterschaft wird herausgestellt.

Stichworte: Befruchtung, Selbstkonzept, Geschlechtsrollen, Frauen, Fallbericht

Keywords: Fertilization, Self Concept, Sex Roles, Human Females, Case Report
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Christine Hölzle

Lokalisiertes Leiden. Sterilitätskrise und Reproduktionsmedizin (PDF)

psychosozial 30 (1986), 21-32

Der Anspruch der Reproduktionsmedizin, mit der Einführung neuer Fortpflanzungstechniken das Leiden unfruchtbarer Paare lindern oder verhindern zu können, wird diskutiert. Das Leiden an Unfruchtbarkeit wird als dynamischer Prozess beschrieben. Die typischen emotionalen Reaktionen wie Schock, Verleugnung, Wut und Gefühle von Kontrollverlust, Schuldgefühle, Isolation und schließlich Annahme der Kinderlosigkeit und Unfruchtbarkeit werden als Phasen eines ... [ mehr ]

Peter Goebel

Zum Problemverständnis der heterologen Insemination (PDF)

psychosozial 30 (1986), 16-20

Ausgehend von zwei zurzeit laufenden Untersuchungen über Paare, die eine heterologe Insemination wünschten oder durchführen ließen, wird die Entscheidungsproblematik, die sich aus der unerwarteten Diagnose »Zeugungsunfähigkeit des Mannes« ergibt, dargestellt. Die Diagnose wird als Schicksalsschlag erlebt und erfordert eine Neudefinition der Beziehung und Lebensplanung. Die Lösungsmöglichkeiten bestehen in der Akzeptierung der ... [ mehr ]

Manfred Stauber

Künstliche Befruchtung - psychosomatische und ethische Aspekte (PDF)

psychosozial 30 (1986), 7-15

Ethische und psychosomatische Fragen homologer und heterologer Insemination und außerkörperlicher Befruchtung werden angesprochen. Die an der Universitäts-Frauenklinik Berlin Charlottenburg entwickelten Rahmenbedingungen (»Berliner Modell«) werden vorgestellt, wobei Fragen der Familienstruktur, der Manipulation am Embryo sowie der Indikationsstellung thematisiert und erste Erfahrungen mitgeteilt werden.

Stichworte: Befruchtung, Ethik, ... [ mehr ]

Herbert Begemann

Leitsätze zum Thema: Atomenergie und Gesundheit (PDF)

psychosozial 29 (1986), 114-115

In sieben Leitsätzen werden die gesundheitlichen Gefahren der Atomenergie zusammengefasst. Angesprochen wird (1) die prinzipielle Gesundheitsschädlichkeit jeder Form und jeder Dosis von radioaktiver Strahlung, (2) die immer gegebene Freisetzung von Radioaktivität bei der Erzeugung von Atomkraft, (3) die Unmöglichkeit, erzeugte Radioaktivität unschädlich zu machen, (4) die Unmöglichkeit, sich der Einwirkung radioaktiver Strahlung zu entziehen, ... [ mehr ]

Matthias Kettner

Tschernobyl - Ende der Vorstellung? Argumentbericht über eine öffentliche Veranstaltung (PDF)

psychosozial 29 (1986), 111-113

Es wird kurz über eine Diskussionsveranstaltung zu den Folgen des Reaktorunfalls in Tschernobyl berichtet, die vom Frankfurter Sigmund-Freud-Institut, dem Wissenschaftlichen Zentrum für Psychoanalyse an der Gesamthochschule Kassel und dem Kasseler Alexander-Mitscherlich-Institut am 23.6.1986 in Frankfurt am Main veranstaltet wurde. Auf die acht Kurzvorträge der Abendveranstaltung wird eingegangen; sie setzen sich tiefenpsychologisch orientiert mit ... [ mehr ]

Norbert Spangenberg

Wir werden Euch Kindern nicht helfen können. Psychische Reaktionsmuster von schwangeren Frauen und jungen Müttern auf die Reaktorkatastrophe (PDF)

psychosozial 29 (1986), 104-110

Anhand von drei Einzelfallschilderungen werden kursorisch Reaktionen von schwangeren Frauen und jungen Müttern auf die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl dargestellt. Gedächtnisprotokolle der Gespräche werden vorgelegt und diskutiert.

Stichworte: Katastrophen, Arbeitsunfälle, Strahlung, Emotionale Reaktionen, Mütter, Schwangerschaft

Keywords: Disasters, Industrial Accidents, Radiation, Emotional Responses, Mothers, Pregnancy
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Ulrich Breidert-Achterberg

»Es besteht kein Grund zur Aufregung...« (PDF)

psychosozial 29 (1986), 100-103

Persönliche Erfahrungen bei der Konfrontation mit dem Reaktorunfall in Tschernobyl und dessen Verarbeitung werden aus der Sicht eines Vaters und Arztes beschrieben. Im Zusammenhang mit dem privaten Alltagsleben werden die Aufnahme der ersten Informationen über den Unfall, die ersten Reaktionen darauf und längerfristige Reaktionen erläutert.

Stichworte: Katastrophen, Lebensereignisse, Arbeitsunfälle, Ärzte, Väter, ... [ mehr ]

Michael Wirsching

Das Infragestellen selbstzerstörerischer Lebensweisen angesichts der Gefährdungen unserer Umwelt - Ausschnitte einer Krisenberatung nach dem Unglück von Tschernobyl (PDF)

psychosozial 29 (1986), 94-99

Ausschnitte aus psychotherapeutischen Gesprächen mit einem 24-jährigen Krankenpfleger, der wegen einer starken Verunsicherung durch den Reaktorunfall in Tschernobyl in die ärztliche Sprechstunde gekommen ist, werden vorgelegt. Dabei werden Grunderfahrungen deutlich, die viele unter dem Eindruck dieser Ereignisse gemacht haben. Es zeigt sich, dass verschiedene Formen des Umgangs mit den wachsenden Bedrohungen der Welt Ausdruck von Lebensweisen sind, die bereits ... [ mehr ]

Till Bastian & Micha Hilgers

Die sozialmedizinischen Konsequenzen eines Reaktorunfalls - Angst, Ohnmacht, Gegenwehr (PDF)

psychosozial 29 (1986), 87-93

Kurz- und langfristige Auswirkungen des Reaktorunfalls in Tschernobyl für die physische und psychische Gesundheit werden diskutiert. Die langfristigen Auswirkungen auf Leben und Gesundheit sind derzeit noch nicht exakt abzuschätzen. Zu den kurzfristigen Folgen gehören seelische Not, Angst, Ohnmacht und Verunsicherung. Die besondere Art der Bedrohung, ihre sinnlich nicht fassbare Qualität hinterlässt psychische Wunden, deren Heilungschancen fraglich ... [ mehr ]

Almuth Massing

Die Ängste einer Psychoanalytikerin oder der Einbruch von »Tschernobyl« in ihre professionelle Neutralität (PDF)

psychosozial 29 (1986), 77-86

Die Konfrontation mit dem Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl und dessen Verarbeitung im privaten und beruflichen Lebenskontext werden von einer Psychoanalytikerin aus persönlicher Sicht unter Anführung von Beispielen aus der psychotherapeutischen Praxis geschildert. Konsequenzen für das berufliche Selbstverständnis und Handeln werden erörtert.

Stichworte: Katastrophen, Psychoanalytiker, Arbeitsunfälle, Strahlung, Emotionen, ... [ mehr ]

Monika Reimitz

»... und darum hasse ich diese Lethargie« Gespräch mit einem achtzehnjährigen Schüler (PDF)

psychosozial 29 (1986), 72-76

Das Transkript eines Gesprächs mit einem 18-jährigen Schüler, das nach dem Unfall im Atomkraftwerk von Tschernobyl durchgeführt wurde, wird unkommentiert vorgelegt. Angesprochen werden von dem Schüler eigene und bei anderen wahrgenommene Reaktionen auf den Unfall.

Stichworte: Katastrophen, Arbeitsunfälle, Strahlung, Emotionale Reaktionen, Angst, Fallbericht

Keywords: Disasters, Industrial Accidents, Radiation, Emotional Responses, ... [ mehr ]

Horst Petri, Klaus Boehnke, Michael Macpherson & Margarete Meador

Bedrohtheit bei Jugendlichen (PDF)

psychosozial 29 (1986), 62-71

Ergebnisse einer 1985 bei 3499 9- bis 18-jährigen Kindern und Jugendlichen durchgeführten bundesweiten Befragung über Zukunftshoffnungen und -ängste werden dargestellt. Mit einem Fragebogen wurden sieben Lebensbereiche untersucht (soziodemographische Variablen, Zukunftshoffnungen und -ängste, Angst, Wissen über die atomare Bedrohung, Konfliktbewältigungsstrategien, politische Aktivitäten, tiefenpsychologische Aspekte der atomaren ... [ mehr ]

Horst Petri

Die Kinder von Tschernobyl (PDF)

psychosozial 29 (1986), 57-61

In Beobachtungen und assoziativen Gedanken wird die Bestürzung über die Bedrohung der Kinder durch den Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl beschrieben. Eltern-Kind-Aktionen werden als Teil einer historisch neuartigen sozialen Bewegung beschrieben; auf ihre Bedeutung für einen evolutionären Veränderungsprozess wird eingegangen.

Stichworte: Entwicklung in der Kindheit, Katastrophen, Soziale Bewegungen, Arbeitsunfälle, Politische Einstellungen, ... [ mehr ]

Hans-Jürgen Wirth

Deutsche Dumpfheit - deutsche Sensibilität. Über den besonderen Umgang der Deutschen mit existentiellen Bedrohungen (PDF)

psychosozial 29 (1986), 48-56

Unterschiede in den Reaktionen auf den Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl zwischen den Bewohnern der Bundesrepublik Deutschland und denen anderer westeuropäischer Länder (vor allem Frankreich und England) werden beschrieben und diskutiert. Es wird der Frage nachgegangen, warum die Deutschen sensibel und ängstlich, die Franzosen und Engländer dagegen eher verhalten auf die Katastrophe reagiert haben. Ursachen dafür werden unter anderem in der ... [ mehr ]

Norbert Spangenberg

Hochtechnologie, Aggression und Narzißmus. Kulturkritische Betrachtung nach Tschernobyl (PDF)

psychosozial 29 (1986), 42-47

Psychologische und kulturelle Auswirkungen spektakulärer Unfälle und Katastrophen der Hochtechnologie (Seveso, Harrisburg, Tschernobyl) werden beschrieben und diskutiert. Es entsteht zwar der Eindruck von Naturkatastrophen, die Unfälle sind jedoch die Folge der Machtergreifung der Techniker. Konsequenzen für das Alltagsleben, die sozialen Beziehungen und die psychische Situation des Individuums werden skizziert.

Stichworte: Katastrophen, Technologie, ... [ mehr ]

Thomas Leithäuser

Problemverschiebungen von globalen Bedrohungen zu privaten Ängsten? (PDF)

psychosozial 29 (1986), 35-41

Es wird diskutiert, welche politische Bedeutung Angstgefühle haben, und was getan werden kann, um bloße Problemverschiebungen von globalen Bedrohungen zu vermeiden und zu wirklichen Problemlösungen zu kommen. Unter Bezug auf die atomare Katastrophe von Tschernobyl wird festgestellt, dass sich heute globale Bedrohungen und private Ängste zu einer unmittelbaren Wirklichkeit zusammenschließen. Ergebnisse von Gruppendiskussionen zum Thema ... [ mehr ]