psychosozial

Roland Voigtel

Delirium und Kreativität: Leben in der Postmoderne (PDF)

psychosozial 39 (1989), 65-77

Es wird kritisch auf Autoren in der Nachfolge der Frankfurter Schule eingegangen, die die gegenwärtige soziale Realität so schildern, dass aufgrund Mechanisierung, Bürokratisierung und radikaler Vermarktung individuelle Autonomie in der Öffentlichkeit und im Produktionsbereich kaum noch existiert, dafür im Privatraum ersatzweise umso heftiger wirkungslos agiert (»deliriert«). Demgegenüber wird die Ansicht vertreten, dass die ... [ mehr ]

Edith Ramminger, Elfriede Kraft & Giesela Polster

Die schulische Arbeit mit psychotischen Kindern und Jugendlichen: Brotbacken und Betriebspraktikum. Erfahrungen mit Elke und Werner in der Schule (PDF)

psychosozial 39 (1989), 43-58

Am Beispiel des Unterrichtsvorhabens Brotbacken und eines Betriebspraktikums in einer Schreinerei werden Möglichkeiten der Verlebendigung, Spannungsbewältigung und Personenbindung eines 19-jährigen psychotischen Mädchens dargestellt. In einem zweiten Fall wird die aktuelle Konfliktbewältigung mit einem 17-jährigen Jungen durch Schreiben geschildert. Abschließend wird auf Probleme der Zusammenarbeit zwischen Heim, Schule und Schulverwaltung ... [ mehr ]

Henning Hahn, Sybille Hornberger & Michael Kleemann

Bewegen, Spielen, Sporttreiben mit psychotischen Jugendlichen (PDF)

psychosozial 39 (1989), 35-42

Mitarbeiter des Instituts für Sozialwissenschaften in Tübingen berichten über ihre Bewegungsangebote für psychotische Jugendliche. Diese erfordern und ermöglichen eine Zuwendung zur Realität, die der Verbalisierung nicht bedarf und Therapie in den Hintergrund treten lässt. Der realistische Gegenwartsbezug wird erreicht durch: (1) Ereignisdichte, die die gesamte Aufmerksamkeit beansprucht, (2) Steuerung des Gesamtgeschehens durch ... [ mehr ]

Joachim Staigle, Ulrike Treier & Martin Feuling

Psychoanalytische Sozialarbeit mit schwerst beziehungsgestörten und extrem traumatisierten Jugendlichen (PDF)

psychosozial 39 (1989), 20-34

Aus der Arbeit der ambulanten Dienste des Vereins für psychoanalytische Sozialarbeit in Tübingen, die sich an Patienten wendet, für die weder eine klassische ambulante, noch eine stationäre Behandlung sinnvoll erscheint, werden Fälle geschildert, in denen Angriffe auf das therapeutische Setting eine zentrale Rolle spielen. Diese werden mit gestörten Objektbeziehungen und Traumatisierungen in Verbindung gebracht und mit dem Freudschen Konzept des ... [ mehr ]

Brigitte Zimmermann, Hartmut Kleefeld, Horst Nonnenmann & Christel Geißendörfer

Aus der Behandlung eines autistischen Jugendlichen (PDF)

psychosozial 39 (1989), 7-19

Die Phasen der Behandlung eines autistischen Jugendlichen werden über einen Zeitraum von fünf Jahren dargestellt. Nach einer langen Zeit autistischer Kontaktarmut, aus der der Patient nur allmählich zum Sprechen in vollständigen Sätzen, verbesserter Umweltwahrnehmung und koordinierter Körperbewegung gebracht werden konnte, kam es nach etwa vier Jahren zu einem psychotisch entgrenzten »Außer-sich-Geraten«. Mitarbeiter und Betreuer ... [ mehr ]

Angelika Puhlmann

Über Drogen und andere Versuche von Frauen, ihr Leben zu bewältigen (PDF)

psychosozial 38 (1989), 97-106

Ausgehend von der Annahme, dass Drogenabhängigkeit als Resultat gescheiterter Versuche der Lebensbewältigung begriffen werden kann, wird untersucht, welche spezifischen Handlungsstrategien Frauen entwickeln und welche Bedeutung diese für soziogenetische Prozesse frauenspezifischer Suchtentwicklung haben. Mit 24 ehemals von unterschiedlichen Drogen abhängigen Frauen wurden narrative biographische Interviews geführt. Es zeigte sich, dass alle Befragten ... [ mehr ]

Michael Opielka

Gibt es neue Lebensentwürfe für Männer? (PDF)

psychosozial 38 (1989), 90-96

Die männliche (patriarchalische) Rolle des Ernährers verliert an Bedeutung und wird von einer Pluralisierung männlicher Lebensentwürfe abgelöst. Diese Entwicklung wird als Chance für ein neues, partnerschaftliches Verhältnis zwischen den Geschlechtern angesehen. Vier Handlungsdimensionen von Partnerschaft werden unterschieden, eine technologische, eine individuelle, eine soziale und eine geistige Partnerschaft. Abschließend werden ... [ mehr ]

Susann Heenen-Wolff

Offene Fragen zur Psychoanalyse des Nationalsozialismus und seiner Nachwirkungen (PDF)

psychosozial 38 (1989), 81-89

Die Bedeutung der Judenvernichtung und von Auschwitz für die Nachkriegsgeneration wird diskutiert. Die Wirkung dieser Ereignisse auf das Bewusstsein und das Unbewusste und die damit zusammenhängenden Verarbeitungsprobleme werden als schwerwiegender eingeschätzt, als es die bisherigen psychoanalytischen Arbeiten vermuten lassen. Zur Aufarbeitung dieser Defizite werden sozialpsychologische und politische Überlegungen mit einbezogen. Schwerpunkt der ... [ mehr ]

Norbert Spangenberg

Familientherapie im stationären Setting bei psychosomatischen psychoneurotischen Patienten: Ein Behandlungsmodell (PDF)

psychosozial 38 (1989), 65-77

Die Probleme einer psychoanalytisch orientierten Familientherapie mit stationärer Aufnahme des Indexpatienten werden erörtert. Hierbei geht es einerseits um die Frage der stationären Aufnahme selbst und andererseits um eine mögliche theoretische Integration systemischer und psychoanalytischer Ansätze. Von Erfahrungen mit einem Behandlungsmodell wird berichtet.

Stichworte: Familientherapie, Stationäre Patienten, Psychoanalytische Therapie, ... [ mehr ]

Michael Bourgeon & Ellen Döring

Beratung bei der Familie zu Hause (PDF)

psychosozial 38 (1989), 53-64

Ein auf sozio- und familientherapeutischen Konzepten basierendes Modell der Beratung und der pädagogisch-therapeutischen Hilfe in der Wohnung von Familien sozial Benachteiligter wird vorgestellt. Ziel ist es, außerhalb des traditionellen Beratungs-Settings Familien zu erreichen, die trotz vielfältiger sozialer und psychischer Probleme von sich aus kaum in der Lage sind, die institutionalisierten beratenden und therapeutischen Dienste in Anspruch zu nehmen. Die ... [ mehr ]

Karin Tilli & Aylà Orduhan

Trennungserfahrungen - Begleiterscheinung der Migration. Ihre Bedeutung für die Entstehung von und den Umgang mit Erkrankungen bei türkischen Frauen (PDF)

psychosozial 38 (1989), 43-52

Im Anschluss an eine Kurzbeschreibung des Modellprojektes »Selbsthilfeorientierte Gesundheitsfürsorge bei türkischen Frauen« werden die Trennungserfahrungen türkischer Frauen in der Bundesrepublik Deutschland beschrieben. Ausgehend von der ständigen Konfrontation mit Trennungen und Verlusten und deren Verleugnung oder Unterschätzung durch Betroffene und Therapeuten wird die hiermit in Zusammenhang stehende Bedeutung sozialer Beziehungen ... [ mehr ]

Emanuela Maria Leyer

»Wir sind ganz blind.« Aspekte einer Familientherapie mit einer türkischen Migrantenfamilie (PDF)

psychosozial 38 (1989), 31-42

Von 1984 bis Ende 1987 wurden im Rahmen eines vom Hessischen Sozialminister finanziell geförderten Modellprojekts »Psychosomatische Probleme türkischer Arbeitnehmer und ihrer Familien« am Zentrum für Psychosomatische Medizin im Universitätsklinikum Gießen analytisch-familientherapeutische Behandlungen mit türkischen Migrantenfamilien durchgeführt. Anhand der Schilderung eines Erstgesprächs und des Verlaufs einer Therapie ... [ mehr ]

Albrecht Egetmeyer

Der Blick nach draußen: Die soziale Psychiatrie und die Familien ihrer Patienten (PDF)

psychosozial 38 (1989), 26-30

Der Alltag der Familienanamnese in der Sozialpsychiatrie wird kritisiert. Die Fragen nach Auslösefaktoren und Entstehungsbedingungen psychiatrischer Erkrankungen werden als große Belastung für die Herkunftsfamilie angesehen, da diese damit meist eine Form der Schuldzuweisung verbindet. Die systemische Sichtweise hat zu einer Relativierung der Frage nach kausaler Verursachung und damit nach Schuld geführt. Die Familie ist der Ort der Erkrankung, nicht aber ... [ mehr ]

Roland Schleiffer

Der Familientherapeut als »sozialer« Psychiater (PDF)

psychosozial 38 (1989), 20-25

Ausgehend von Erfahrungen als Moderator einer Arbeitsgruppe zum Thema »Familientherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie« im Rahmen einer Familientherapietagung werden Rahmenbedingungen für familientherapeutisches Handeln in einem kinder- und jugendpsychiatrischen Kontext erörtert. Es wird gezeigt, dass oft erst die Analyse der Funktion der Zuweisung eines Kindes oder eines Jugendlichen durch dessen Eltern bzw. durch die beteiligte psychosoziale ... [ mehr ]

Terje Neraal & Monika Breuer

Geschichte unter Verschluß. Vergangenheitsbewältigung in der Therapie einer depressiven Familie (PDF)

psychosozial 38 (1989), 12-19

Dynamik und Behandlung depressiver Familien werden erörtert. Anhand eines Fallbeispiels werden die Familiendynamik und der dreijährige therapeutische Behandlungsprozess einer Landfamilie mit einer 54-jährigen Indexpatientin, die wiederholt stationär wegen einer endogenen Depression behandelt werden musste, dargestellt. Im Laufe der Therapie wird ein weit zurückliegendes Ereignis aus dem Krieg durchgearbeitet, das Anlass für verdrängte Trauer, ... [ mehr ]

Horst-Eberhard Richter

Familie als Selbsthilfegruppe? (PDF)

psychosozial 38 (1989), 7-11

Die veränderten Vorstellungen familiendynamischen und -therapeutischen Denkens seit den sechziger Jahren werden erörtert. Nach der Entdeckung des Systems Familie als therapeutisch interessante Größe kam mit der Studentenbewegung der Einfluss der Gesellschaft auf familiäre Strukturen und Interaktion stärker ins Blickfeld. Angesichts der politischen Restauration der Wende erscheint ein Festhalten an der Institution »Familie« fast ... [ mehr ]

Horst-Eberhard Richter

Plädoyer für eine gesunde Stadt (PDF)

psychosozial 37 (1989), 104-106

Am Beispiel der Stadt wird aufgezeigt, wie eine gesellschaftliche Entwicklung, die sich auf eine fortschreitende Technisierung beschränkt, zu Anonymität und sozialer Isolation führt. Die Folgen sind psychische und psychosomatische Störungen sowie das Ausgrenzen der sozial schwächer Gestellten wie Kinder, alte Leute, Behinderte und Randgruppen. Abschließend werden Gegenstrategien im politischen und privaten Bereich aufgezeigt.

Stichworte: ... [ mehr ]

Marion Rave

Lustfeindlichkeit und Feminismus. Zur Verleugnung weiblicher Sexualität in der Pornographiedebatte (PDF)

psychosozial 37 (1989), 97-103

Die feministische Forderung nach einem Verbot gewaltverherrlichender Pornographie wird aus psychoanalytischer Sicht kritisiert. Aggression und Sexualität werden als ein geschlechtsübergreifendes Ganzes betrachtet und im Kontext von Autonomiebestrebungen im kindlichen Individuationsprozess abgeleitet. Eine Verdrängung der aggressiven Komponente bei der Frau beziehungsweise ihre Projektion auf den Mann wird als Ausdruck von Triebangst interpretiert. Anstatt eines ... [ mehr ]

Sebastian Fetscher

Medizin ohne Sterblichkeit (PDF)

psychosozial 37 (1989), 90-96

Ethische Probleme der modernen Medizin werden am Beispiel des Sterbens diskutiert. Die Konzentration auf das technisch Machbare und die Vernachlässigung psychosozialer Aspekte des Patienten führen zu einer sinnlosen Lebensverlängerung oder überlassen den Sterbenden sich selbst. Die Ursachen dafür werden in der Ausbildung der Mediziner und in der ungenügenden ethischen Verankerung des ärztlichen Handelns gesehen. Einen möglichen Ausweg ... [ mehr ]

Hans-Jürgen Wirth

Der Mythos vom Todestrieb (PDF)

psychosozial 37 (1989), 83-89

Im Zusammenhang mit dem Wiederaufleben einer psychoanalytischen Kulturtheorie wird ein neues Interesse am Konzept des Todestriebes konstatiert. Als Ursache dafür wird die zunehmende Beschäftigung mit Phänomenen menschlicher Destruktivität wie drohende ökologische und atomare Katastrophen, aber auch Depression, Autismus und Selbstzerstörung angesehen. In einer kurzen Übersicht werden verschiedene Aggressionstheorien und Freuds Todestriebtheorie ... [ mehr ]

Ernst Federn

Versuch einer Psychologie des Terrors (PDF)

psychosozial 37 (1989), 53-73

Ausgehend von persönlichen Erfahrungen als Inhaftierter in einem Konzentrationslager werden Überlegungen zur Psychologie des Terrors und der Folter angestellt. Zunächst werden verschiedene Formen physischer Folter und Schmerzerleidung beschrieben, und es wird gezeigt, dass Gewalt Schmerzen erzeugt, auf die der Leidende mit »Schmerzarbeit« reagiert. Der physischen Folter wird die psychische Folter gegenübergestellt. Der Begriff des ... [ mehr ]

David Becker

Psychoanalytische Sozialarbeit mit Gefolterten in Chile (PDF)

psychosozial 37 (1989), 43-52

Von der über zehnjährigen Arbeit mit den Opfern der Repression in Chile wird berichtet. Das Leiden der behandelten Patienten wird als Folge einer Extremtraumatisierung im Zusammenhang mit Folter, Haft und Verfolgung aufgefasst. Hierbei handelt es sich um vielfältige Symptomatiken, die mit Angstzuständen, Depressionen und psychosomatischen Störungen einhergehen. Als wesentlich für eine effektive Hilfe wird eine Parteinahme für den Verfolgten ... [ mehr ]