psychosozial

Gertrud Hardtmann

Begegnung mit dem Tod. Die Kinder der Täter (PDF)

psychosozial 51 (1992), 42-53

Die transgenerationelle Konfliktweitergabe und -verarbeitung von Kindern nationalsozialistischer Täter wurde im Rahmen einer Selbsthilfegruppe analysiert. Die Gespräche, die in der Selbsthilfegrupe stattfanden, wurden mit Tonband aufgezeichnet und transkribiert. Es zeigte sich, dass folgende Themen vorherrschend waren: (1) Suche nach den Ursachen der Gewalttätigkeit in den Biographien der Täter, meist der Väter, (2) Konfrontation mit den Motiven ... [ mehr ]

Irene Bandhauer-Schöffmann & Ela Hornung

Wiener G'schichten. Nationalsozialistische Ideologien in zwei Frauenbiographien (PDF)

psychosozial 51 (1992), 34-41

Anhand zweier Frauenbiographien wird das Fortwirken der nationalsozialistischen Ideologie in Österreich beschrieben und diskutiert. Die lebensgeschichtlichen Interviews wurden im Rahmen eines zeitgeschichtlichen Forschungsprojekts zum Thema »Frauen im Wien der Nachkriegszeit« durchgeführt. Beide Falldarstellungen, die anhand zahlreicher Interviewausschnitte illustriert werden, belegen die über die Zeit des Zweiten Weltkriegs hinausgehenden ... [ mehr ]

Gabriele Rosenthal

Kollektives Schweigen zu den Nazi-Verbrechen. Bedingungen der Institutionalisierung einer Abwehrhaltung (PDF)

psychosozial 51 (1992), 22-33

Auf der Grundlage von biographisch-narrativen Interviews mit Deutschen der Jahrgänge 1888 bis 1932, die den Nationalsozialismus als Mitläufer oder als Täter erlebten, wird untersucht, wie sie heute mit dieser Vergangenheit leben. Die hermeneutischen Fallrekonstruktionen verdeutlichen, wie die bereits während des Dritten Reichs etablierte Wahrnehmungsabwehr gegenüber der systematischen Verfolgung und Vernichtung auch nach 1945 nicht durchbrochen wurde. ... [ mehr ]

Dan Bar-On & Noga Gilad

Auswirkungen des Holocausts auf drei Generationen (PDF)

psychosozial 51 (1992), 7-21

Berichtet wird über die Befunde von Familieninterviews zu den Auswirkungen des Holocaust auf drei Generationen. Verwendet wurde eine subjektive Interviewmethode, durch die die Strukturierung der Geschichte durch den Erzähler betont wird. Getrennt interviewt wurden Familienmitglieder aus drei Generationen aus Familien, die den Holocaust überlebt haben. Anhand exemplarischer Gesprächsausschnitte werden die Ergebnisse für eine Familie in Form einer ... [ mehr ]

Dieter Beckmann

Kritik der Emergenz-Theorie - Standhalten oder Abtauchen (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 181-190

Die Emergenz-Theorie psychosomatischer Krankheiten, die eine seit der Antike geläufige Metapher der Natur als Objekt menschlicher Ausbeutungswünsche benutzt, wird kritisch erörtert. Es wird die Ansicht vertreten, dass diese Metapher modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht. Darüber hinaus wird ein Ansatz dargestellt, wie Psychosomatik theoretisch begründet werden kann.

Stichworte: Psychosomatische Medizin, Metapher, ... [ mehr ]

Peter Möhring

»Ist die psychosomatische Medizin noch immer nicht verwirklicht?« (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 174-180

Aus Anlass der Emeritierung H. E. Richters wird die Entwicklung der psychosomatischen Medizin gewürdigt. Ausgehend von Richters kritischen Stellungnahmen zur Entwicklung des Faches wird betont, dass die Verwirklichung einer subjektbezogenen und tiefenpsychologischen Psychosomatik in den letzten 25 Jahren wenig vorangekommen ist. Stattdessen ist ein zunehmender Einfluss des medizinischen Maschinenparadigmas in der Psychosomatik zu konstatieren. Dies wird auf dem Hintergrund ... [ mehr ]

Wilfried Laubach

Psychosoziale Patientenversorgung und pflegerische Tätigkeit: Theoretische Grundlagen und gegenwärtige Praxis (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 167-173

Überlegungen zu Möglichkeiten der Verbesserung der psychosozialen Patientenversorgung werden angestellt. Zunächst werden ganzheitliche und bedürfnisorientierte Pflegetheorien erörtert. Dann wird gezeigt, dass die pflegerische Praxis, die durch aktuelle Stellensituation, Anforderungen moderner Diagnostik und Therapie sowie verkürzte Liegezeiten hohe Belastungen aufweist, den in diesen Theorien gestellten Anforderungen an die Pflege nicht gerecht ... [ mehr ]

Hildegard Felder

Die Geburt - Menschlicher Beginn oder Beginn der Funktionalisierung und Technisierung des Menschen? (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 151-166

Geburt wird als psychobiologischer Vorgang und psychosoziale Situation verstanden. Ausgehend von den historischen Veränderungen des Geburtsgeschehens bis hin zur Geburt in der Klinik werden verschiedene Aspekte der Klinikgeburt beleuchtet. Dabei wird der Bemächtigung des Geburtsvorganges durch die Mediziner und die Institution Klinik besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Maßnahmen zur Geburtsvorbereitung und während der Geburt weisen auf eine Entmündigung ... [ mehr ]

Wolfgang Schwerd

Identität und Beziehungsfähigkeit: Illustriert am psychosomatischen Konsiliardienst (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 141-150

Eine sichere und ausgeprägte Identität wird als Voraussetzung für die Fähigkeit zu differenzierten und echten Beziehungen zu anderen Menschen angesehen. Nach einer Klärung der Begrifflichkeit werden die entwickelten Überlegungen auf den Bereich von Krankheit und Gesundheit übertragen und die Konsequenzen für einen psychosomatischen Behandlungsansatz herausgestellt. Abschließend wird das Gesagte anhand eines kurzen Beispiels aus dem ... [ mehr ]

Burkhard Brosig

Geboren '62 - Versuch über die allergische Generation (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 133-140

In Deutschland und anderen westlichen Ländern ist etwa seit den sechziger Jahren eine dramatische Zunahme allergischer Erkrankungen vom Soforttyp (Atopie) zu verzeichnen. Anhand der Biographie eines 1962 geborenen männlichen Patienten mit Neurodermitis und Asthma bronchiale wird die typische soziopsychodynamische Konstellation der Erkrankung herausgearbeitet. Die biographischen Daten werden mit den aktuellen Vorstellungen zur Pathophysiologie der Erkrankung ... [ mehr ]

Regina Woidera

Bulimia nervosa - Sozialpsychologische Überlegungen zum Verständnis eines Krankheitsbildes (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 126-132

Es wird die Ansicht vertreten, dass jede psychische Krankheit ein kulturelles Phänomen ist und dass sich über die dialektische Betrachtungsweise von individuellen und gesellschaftlichen Prozessen sowohl etwas über das Individuum wie über die Gesellschaft sagen lässt. Diese Hypothese wird anhand der Bulimia nervosa, die als die psychische Frauenkrankheit der heutigen Zeit angesehen wird, diskutiert. Die individuelle, familiendynamische und ... [ mehr ]

Annegret Altevogt-Brauns & Terje Neraal

Hilfe für den hilflosen Helfer. Die Übertragung der Krise einer (gespielten) Multiproblem-Familie auf Ausbildungsteilnehmer und Ausbilder eines Familien- und Sozialtherapie-Kurses

psychosozial 49-50 (1992), 118-125

Ausgehend von einer Darstellung des Gießener Ausbildungskonzepts in Paar-, Familien- und Sozialtherapie wird auf eine Krise in einem Ausbildungskurs eingegangen. Diese entstand dadurch, dass die Teilnehmer, aber auch die Ausbilder, mit eigenen Gefühlen von Unzulänglichkeit, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit bei dem Versuch, in einem Planspiel einer Multiproblem-Familie zu helfen, konfrontiert wurden. Das Verhalten der fiktiven Familie wird in Termini der ... [ mehr ]

Jürgen Matzat

Selbsthilfegruppen als psychosoziale Basistherapie (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 110-117

Es wird über die professionelle Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen als Teil eines umfassenden ambulanten Versorgungsangebotes an einer psychosomatischen Universitätsklinik informiert. Historische Entwicklung und strukturelle Einbindung dieser Tätigkeit, aus denen sich der spezifische Arbeitsschwerpunkt (psychosoziale Gesprächsselbsthilfegruppen) ergibt, werden skizziert. Einstellungen und Beratungstechniken auf seiten der professionellen ... [ mehr ]

Hans-Jürgen Wirth

Psychoanalyse als psychosoziale Therapie und als Kulturkritik (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 90-109

Ausgehend von einem Rückblick auf Gründung und Entwicklung der Zeitschrift »psychosozial« wird die Bedeutung psychosozialer und sozialtherapeutischer Konzepte in der psychosomatischen Medizin der neunziger Jahre diskutiert. Daneben wird auch auf die Perspektiven einer psychoanalytischen Kulturtheorie und Sozialpsychologie eingegangen. Fragen der interdisziplinären Zusammenarbeit und der Methodologie werden behandelt.

Stichworte: ... [ mehr ]

Monika Breuer & Wolfgang Dierking

Psychosoziale Therapie und introspektives Konzept in der kommunalen Psychiatrie (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 80-89

Mit Hilfe des von Horst-Eberhard Richter entwickelten introspektiven Konzepts wird das Interaktionsfeld im Bereich der kommunalen Psychiatrie analysiert. Hierbei geht es darum, Widerstände gegen eine Reform der psychiatrischen Versorgung sichtbar und verstehbar zu machen. Das Konzept zielt darauf ab, sozioökonomische Begebenheiten unter Sichtbarmachung ihrer emotionellen Folgeprozesse deutlich zu machen und zu vermeiden, dass unbewusste Motivationen ... [ mehr ]

Norbert Spangenberg

Tantalus und Sisyphos: Therapie am sozialen Ort der Unterschicht. Vorüberlegungen zu einer Theorie psychoanalytischer Sozialtherapie (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 60-79

Berufliche Orientierungsunsicherheit bei Sozialarbeitern wird festgestellt und ein unzureichend elaboriertes berufliches Leitbild dafür verantwortlich gemacht. Es wird aufgezeigt, dass die geschichtliche Entwicklung dieses Leitbildes die jeweiligen gesellschaftlichen Konflikte widerspiegelt. Die Psychoanalyse wird als geeignete Grundorientierung für eine neue und veränderte Professionalisierung von sozialarbeiterischem Handeln betrachtet. Die Anwendung der ... [ mehr ]

Gerd Heising & Angela Plaß

Übertragung und Gegenübertragung in der analytischen Therapie mit Unterschichtpatienten (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 55-59

Die unter der Führung von Horst-Eberhard Richter entstandene »Gießener Schule« der psychosozialen Therapie widmet sich mit Erfolg der psychoanalytischen Behandlung von Unterschichtpatienten. Ausgehend von einer Auflistung der Grunderfahrungen in den Interaktionen mit Unterschichtpatienten werden die Grenzen des Übertragungskonzeptes anhand von Fallbeispielen deutlich gemacht. Zusammenfassend wird festgestellt, dass der Analytiker bei schichtfremden ... [ mehr ]

Marlene Bock

Psychoanalytisch-orientierte Sozialforschung - Ein qualitatives Methodenkonzept zwischen empirischer Soziologie und therapeutischen Fallstudien (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 45-54

Auf der Grundlage der eigenen Erfahrungen als Soziologin an der Psychosomatischen Klinik in Gießen werden die methodologischen Besonderheiten einer psychoanalytisch-orientierten Sozialforschung in der Tradition Horst-Eberhard Richters erläutert. Es wird deutlich gemacht, wie qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung und hermeneutisch-psychoanalytische Interpretationen bei der Erforschung gesellschaftlich relevanter Problemfelder ... [ mehr ]

Monika Reimitz

»Das deutsche Volk rein halten«. Zur Sozialpsychologie von Gewalt bei rechtsradikalen Jugendlichen (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 40-44

Vor dem Hintergrund der allgemeinen Gewaltzunahme in der Gesellschaft wird mit Hilfe von Auswertungen exemplarischer Fallstudien über Skinheads und andere rechtsradikale Jugendlichengruppen den Beweggründen für den Rechtsextremismus Jugendlicher nachgegangen. Die Fallstudien basieren auf narrativen Einzelinterviews und einigen Gruppendiskussionen. Es werden sowohl die Gesichtspunkte fehlender sozialer Verankerung und Orientierungsmöglichkeit als auch ... [ mehr ]

Annegret Overbeck

Die Entwicklung politischer Identität in Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 27-39

Die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit im Nachkriegsdeutschland wird nachgezeichnet und deren Auswirkungen auf die Herausbildung und Entwicklung von politischem Bewusstsein bei den jüngeren Generationen erörtert. Im zweiten Teil wird eine psychoanalytische Perspektive in die Diskussion eingeführt, und Zusammenhänge zwischen dem politischen Selbst, der Massenpsychologie und der Ich-Analyse werden hergestellt. Die Bedeutung der ... [ mehr ]

Wolfram Fischer-Rosenthal

Über-Lebensgeschichte. Von Daniel, der doch kein Priester wurde, und von Micki, der kein Jude war, und von der Qual des Lebens (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 17-26

Die Lebensgeschichte eines Menschen ist sowohl typisch und einmalig als auch Ausdruck einer konkreten historischen Zeit. Die Analyse einer solchen Biographie vereinigt das Allgemeine der Gesellschaft mit dem Besonderen des Einzelnen und trägt so zum besseren Verständnis beider Elemente bei. Dies wird beispielhaft aufgezeigt. In einer ausführlichen Fallstudie wird die Geschichte des Juden Daniel erzählt, der als Kind dem Warschauer Ghetto und der Vernichtung ... [ mehr ]

Marianne Jarka

Risikogruppen in der Risikogesellschaft. Erfahrungen und Überlegungen zu Chorea Huntington (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 10-16

Der gesellschaftliche und medizinische Umgang mit erblichen Erkrankungen wird am Beispiel der Chorea Huntington diskutiert, einer spätmanifesten neuropsychiatrischen Erbkrankheit. Die Problematik der Huntington-Krankheit wird anhand einer Falldarstellung unter psychosozialen und psychodynamischen Gesichtspunkten betrachtet. Ansätze zur psychosozialen Hilfe in den betroffenen Familien werden skizziert.

Stichworte: Huntingtonsche Chorea, Familientherapie, ... [ mehr ]

Paul Parin

Gruß an Horst-Eberhard Richter (PDF)

psychosozial 49-50 (1992), 7-9

Anlässlich der Emeritierung von Horst-Eberhard Richter wird dessen Persönlichkeit kritisch gewürdigt. Dabei wird insbesondere seine Fähigkeit, als Psychoanalytiker individuelle und gesellschaftliche Analyse aufeinander zu beziehen, hervorgehoben.

Stichworte: Psychoanalytische Theorie, Psychoanalytiker, Geschichte, Biographie

Keywords: Psychoanalytic Theory, Psychoanalysts, History, Biography
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Christoph Biermann

»Alles, was die Kulturentwicklung fördert, arbeitet auch gegen den Krieg« - Überlegungen zu Sigmund Freuds Arbeit »Warum Krieg?« (PDF)

psychosozial 48 (1991), 101-107

Der psychoanalytische und persönliche Horizont, vor dem S. Freud 1933 seinen berühmten Brief an A. Einstein schrieb und in dem er zur Frage der Unumgänglichkeit von Kriegen Stellung nimmt, wird erörtert. Es wird die Ansicht vertreten, dass Freuds These einer konstitutionellen Intoleranz gegen den Krieg für einen realistischen Pazifismus elitär und illusionär ist. Außerdem wird gezeigt, dass die Psychoanalyse heute in drei Bereichen ... [ mehr ]