13 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Juni 2002
Bestell-Nr.: 29018
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Horst-Eberhard Richter
»Eltern, Kind und Neurose« 40 Jahre danach (PDF)
Psychoanalytische Familientherapie 2002, 2(1), Nr. 4, 55-67
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Als mir kürzlich ein Autorenexemplar der 30. Auflage von »Eltern, Kind und Neurose« zugeschickt wurde, meinte ich, dass ich niemals zu Ende gedacht hätte, was in den damaligen Befunden an theoretischen Konsequenzen steckte. Ich lernte seinerzeit, die Störungen der meisten Kinder und Jugendlichen, die mir in einer Berliner Beratungs- und Forschungsstelle zu Gesicht kamen, aus einem unbewussten Dialog heraus zu verstehen, in den die Kinder mit ihren Müttern, zum Teil mit der ganzen Familie verwickelt waren. Es war in der Regel ein asymmetrischer Dialog. Das schwächere Kind gab mit seiner Störung unbewusst eine Antwort auf eine elterliche Zumutung. Oft war es die Mutter, die das Kind unbewusst in Anspruch nahm, sich durch Zuweisung bestimmter Erwartungen von einem eigenen Konflikt zu entlasten. Ich sortierte diese pathogenen Erwartungen und fand dabei spezifische Rollentypen, in denen die Kinder den Eltern aus deren Ängsten, Selbstbestrafungstendenzen, Vereinsamungs- oder Insuffizienzgefühlen heraushelfen sollten. Allmählich dehnte ich dieses beziehungstheoretische Krankheitsverständnis auf Paar- und Gruppenbeziehungen aus, was dann zu meinen späteren Büchern »Patient Familie« und »Die Gruppe« führte. Was ich mir damals aber nicht hinreichend klarmachte, war die anstehende Revision eines rein individualistischen Menschenbildes, das sich bis in die Theorie Freuds hinein verankert hatte. Lassen Sie mich Ihnen zunächst zwei kleine unveröffentlichte Fallskizzen zur Erläuterung meiner damaligen Einsichten vorführen. Es sind nur Momentaufnahmen, erste Eindrücke bei der Vorstellung von zwei Kindern durch ihre Mütter, die aber bereits schlagartig den pathogenen Dialog zwischen Mutter und Kind verdeutlichen:
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