Florian Lampersberger

Temporäre Integrationsverweigerung von Geflüchteten als Katalysator zukunftsfähiger Integration (PDF)

Zur Rolle von Spaltungsprozessen bei der Identitätsentwicklung spätadoleszenter MigrantInnen

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Geflüchtete werden durch Vertreibung, radikalen Kontextwechsel und Akkulturationsprozesse in ihrem Selbstverständnis und -gefühl oft so stark erschüttert, dass sie gerade in der Anfangszeit im aufnehmenden Land drohen, in schwere Identitätskrisen zu geraten. Durch die Umstände der Flucht bereits beund überlastet, verfügen sie häufig nicht über die psychische Energie zur Wiederherstellung der krisenhaft gewordenen Identität, die wiederum notwendige Voraussetzung dafür wäre, eigene Zugehörigkeit zu und Teilhabe an der neuen Kultur auszuhandeln. Zur (Wieder-)Erlangung der psychischen Voraussetzungen zum Leisten dieser Identitätsarbeit greifen sie auf protektive und stärkende Spaltungsprozesse zurück, die von außen wie ein bloßes Abschotten in eine Parallelgesellschaft anmuten – sie werten etwa das Aufnahmeland völlig ab, während sie die verlorene Heimat idealisieren. Wie genau Spaltungen in diesem Sinne integrationsförderlich sein können, wird in vorliegendem Beitrag anhand verschiedener Entwicklungslinien in einem Fallbeispiel deutlich gemacht.

Abstract:
Especially during the initial period in the host country, refugees are often in danger of falling into severe identity crises because of displacement, radical context changes and acculturation processes. Already burdened and overburdened by circumstances of the flight, many do not have the psychological resources to restore their shattered identity, which in turn would be a necessary prerequisite for negotiating their own belonging to and participation in the new culture. In order to (re-)acquire the psychological conditions for carrying out this identity work, they resort to protective and strengthening splitting processes, which from the outside may seem like a mere sealing off into a parallel society – for example as they completely devalue the host country while idealizing their lost homeland. This article uses a case study tracing various lines of identity development to illustrate how exactly splitting can promote integration.