36572.jpg36572.jpg

14 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: August 2025
Bestell-Nr.: 36572
https://doi.org/10.30820/2752-2121-2025-3-13
»Trauma – Kultur – Gesellschaft«
abonnieren
Maria-Sibylla Lotter

Der Mensch als verletzliches Wesen (PDF)

Über die schleichende begriffliche Ausweitung der menschlichen Verletzlichkeit

Sofortdownload
Dies ist ein E-Book. Unsere E-Books sind mit einem personalisierten Wasserzeichen versehen,
jedoch frei von weiteren technischen Schutzmaßnahmen (»DRM«).
Erfahren Sie hier mehr zu den Datei-Formaten.

Ausgehend von der Beobachtung Nick Haslams, dass sich die Konzepte menschlicher Verletzlichkeit in den letzten Jahrzehnten horizontal und vertikal ausgeweitet haben, werden die Ursachen und Folgen dieser Ausweitung für unser Weltund Selbstverständnis skizziert. Anhand der Entwicklung der Posttraumatischen Belastungsstörung wird erstens die These vertreten, dass unser Menschenbild seit den 1980er Jahren einen Gestaltwandel erfahren hat, durch den die psychische Verletzlichkeit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist. Zweitens wird die Ausweitung der psychiatrischen Terminologie als Folge eines gesellschaftlichen Wertewandels und des gezielten Aktivismus einzelner politischer Interessengruppen und der Interessen von Unternehmen und Berufsverbänden rekonstruiert. Drittens wird aus ethischer Perspektive darauf aufmerksam gemacht, dass in der Ausweitung der Krankheitsbilder die Chance einer größeren Akzeptanz der eigenen Schwächen und der Bereitschaft liegt, Hilfe anzunehmen, aber auch die Gefahr, dass sich die Betroffenen mit ihrer Krankheit identifizieren und sich weniger verantwortlich für ihre Lebensgestaltung fühlen. Deshalb sollte die Ausweitung von Krankheitsbildern nicht kritiklos hingenommen werden.

Abstract:
Starting from Nick Haslam’s observation that the concepts of human vulnerability have expanded horizontally and vertically in recent decades, the causes and consequences of this expansion for our understanding of the world and ourselves are outlined. Firstly, using the development of post-traumatic stress disorder as an example, the thesis is put forward that our image of humanity has undergone a change in form since the 1980s, as a result of which psychological vulnerability has moved to the center of attention. Secondly, the expansion of psychiatric terminology is reconstructed as a consequence of a change in social values and the targeted activism of individual political interest groups and the interests of companies and professional associations. Thirdly, from an ethical perspective, attention is drawn to the fact that the expansion of clinical pictures offers the opportunity of greater acceptance of one’s own weaknesses and the willingness to accept help, but also the danger that those affected will identify with their illness and feel less responsible for organizing their lives. For this reason, the expansion of clinical pictures should not be accepted uncritically.