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15 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: August 2025
Bestell-Nr.: 36577
https://doi.org/10.30820/2752-2121-2025-3-85
»Trauma – Kultur – Gesellschaft«
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Benigna Gerisch

»Auf diese Welt des Irrsinns gibt’s nur eins: ich geh« (PDF)

Zur Genese von Suizidalität als Folge von äußeren und inneren Verletzungsverhältnissen

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Der Beitrag untersucht Suizidalität als Ausdruck innerer und äußerer Verletzungsverhältnisse im Kontext historisch-philosophischer und psychoanalytischer Deutungsmuster. Ausgehend von antiken philosophischen Diskursen wird aufgezeigt, wie normative Standards über ›gute‹ und ›schlechte‹ Gründe des Suizids bereits früh verhandelt wurden. Im Zentrum steht sodann Freuds psychoanalytische Perspektive, insbesondere seine Konzepte der Melancholie und des Todestriebs. Suizid erscheint hier als unbewusster Akt gegen ein introjiziertes Objekt – eine gegen das Selbst gewendete Aggression, die aus narzisstischen Kränkungen, Trennungserfahrungen oder als unerträglich erlebten Selbstanteilen resultieren kann. Diese Dynamik zeigt sich in zugespitzter Weise in den Figuren der Antigone und Medea. Ergänzend wird auf die zentrale Rolle des Körpers hingewiesen: Als Gefäß des Psychischen, Träger des Unbewussten und existenzielle Konstante steht er im Zentrum intrapsychischer Tragödien. Seine Verletzbarkeit, Bedürftigkeit und Endlichkeit konfrontieren das Subjekt mit Erfahrungen von Ausgeliefertsein, Schmerz und Vergänglichkeit – einer körperlichen Dimension der Trauer, wie sie Freud als Voraussetzung des psychischen Lebens reflektierte.

Abstract:
The article examines suicidality as an expression of inner and outer constellations of injury, situated between historical-philosophical and psychoanalytic frameworks of interpretation. Beginning with ancient philosophical discourses, it traces how normative standards regarding ›good‹ and ›bad‹ reasons for suicide were debated early on. The focus then shifts to Freud’s psychoanalytic perspective, particularly his concepts of melancholia and the death drive. Suicide appears here as an unconscious act directed against an introjected object – an aggression turned against the self, which may stem from narcissistic injuries, experiences of loss, or unbearable aspects of the self. This dynamic is exemplified in the heightened figures of Antigone and Medea. The analysis further highlights the central role of the body: as a vessel of the psyche, bearer of the unconscious, and existential constant, the body becomes the site of intrapsychic tragedies. Its vulnerability, dependency, and finitude confront the subject with experiences of helplessness, pain, and transience – a bodily dimension of mourning that Freud reflected on as a precondition of psychic life.