Hendrika C. Halberstadt-Freud

Clara Schumann: »Liebe und Leben einer Frau«

Psyche, 1996, 50(3), 193-217

In einer Rekonstruktion der Lebensgeschichte der Pianistin und Komponistin Clara Schumann-Wieck (1819 bis 1896) wird anhand von Briefen und Biographien ein psychoanalytisches Porträt dieser großen Musikerin entworfen. Im Zentrum der Analyse stehen die vielschichtigen Loyalitätskonflikte Schumann-Wiecks, ihre widersprüchlichen Identifizierungen und Idealbildungen sowie ihre Fähigkeit, diese widerstreitenden Bestrebungen in sich zu vereinbaren und zu ... [ mehr ]

Ludwig Haesler

Der angemessene Abstand in der Beziehung zwischen Supervisor und Kandidat

Psyche, 1996, 50(4), 321-336

Aufgrund der zentralen Stellung, die die Supervision in der psychoanalytischen Ausbildung einnimmt, hat der verantwortliche Lehranalytiker eine äußerst wichtige, komplexe und schwierige Aufgabe zu erfüllen. Die Supervision ist in der Ausbildung künftiger Psychoanalytiker deswegen zentral, weil das Ergebnis des Supervisionsprozesses darin besteht, die Funktion des Lehranalytikers zu verinnerlichen. Dieses innere Funktionieren des verinnerlichten ... [ mehr ]

John E. Gedo

Die Psychobiologie der Motivation und die Organisation des Seelischen aus der Sicht eines hierarchischen Modells

Psyche, 1996, 50(5), 385-406

Unter Vernachlässigung von S. Freuds klassischer Triebtheorie, die sich teils auf heute überholte biologische Modelle stützte, und mit Bezug auf J. Lichtenbergs Theorie der Motivation wird ein fünfstufiges Motivationsmodell entworfen, das vorprogrammierte biologische Muster ebenso umfasst wie durch Lernen und Erfahrung gewonnene. Anhand knapper klinischer Beispiele wird gezeigt, dass menschliches Verhalten im Dienste mehrerer Motive stehen kann. Deshalb ... [ mehr ]

Martin Dornes

Margaret Mahlers Theorie neu betrachtet

Psyche, 1996, 50(11), 989-1018

M. Mahlers psychoanalytische Entwicklungstheorie, die in den letzten Jahren von Kleinkindforschern kritisiert worden ist, wird erörtert. Einleitend wird darauf hingewiesen, dass die Entdeckung und Beschreibung differenzierter Wahrnehmungs- und Interaktionsfähigkeiten von Säuglingen Mahlers Theorie vom symbiotischen Ursprung der menschlichen Existenz die Grundlage zu entziehen scheint. Demgegenüber wird in Anlehnung an E. Pine der Versuch einer zumindest ... [ mehr ]

Cornelius Castoriadis

Psychoanalyse und Politik

Psyche, 1996, 50(9-10), 902-915

Ausgehend von S. Freuds Diktum über die drei unmöglichen Berufe Psychoanalyse, Pädagogik und Politik wird die Ausdehnung und Begrenzung jenes Feldes erörtert, in welchem sowohl Psychoanalyse (als Arbeit an der Autonomie des Einzelnen) wie auch Politik (als Arbeit an der Autonomie des Gesellschaftlichen) sich begegnen und wechselseitig voraussetzen (keine individuelle Autonomie ohne die Existenz einer autonomen Gesellschaft, die in selbstreflexiver ... [ mehr ]

Hans-Joachim Busch

Vaterlose Gesellschaft, Trieb, Subjekt

Psyche, 1996, 50(9-10), 881-901

J. Benjamins feministische Kritik an zentralen psychoanalytisch-sozialpsychologischen Kategorien wird kritisch erörtert. Zunächst wird deutlich gemacht, dass der Auffassung Benjamins zufolge das gegenwärtige Unbehagen in der Kultur nicht in der Verdrängung und der kulturellen Desintegration der Triebe wurzelt, sondern in einem unversöhnten Verhältnis der Geschlechter, welches Reziprozität und wechselseitige Fürsorge, die auf ... [ mehr ]

Jose Brunner

Die Macht der Phantasie - die Phantasie der Macht

Psyche, 1996, 50(9-10), 786-816

Im Rahmen einer Analyse von S. Freuds religionspsychologischen Schriften wird gezeigt, dass Freud zunächst die Analogie von Religion und Neurose heranzog, um die Sinnhaftigkeit zwangsneurotischer Symptome zu belegen. Seit Totem und Tabu wollte er anhand der Religion das Verhältnis der Menschen zur Macht aufzeigen. Zwei Genealogien der Religion werden in diesem Zusammenhang unterschieden: (1) In Totem und Tabu wurde mit der Errichtung eines Gottes der Verlust ... [ mehr ]

Jaap C. Bos

Die zukünftigen Chancen der psychoanalytischen Geschichtsschreibung

Psyche, 1996, 50(12), 1102-1126

Das Verständnis der Geschichtsschreibung der Psychoanalyse und innerhalb der Psychoanalyse wird erörtert. Dabei wird deutlich gemacht, dass Geschichtsschreibung nicht nur eine bloß deskriptive Tätigkeit ist, sondern auch ein Akt der Konstitution: Sie konstituiert einen Begriff von Psychoanalyse. Zwischen 1900, dem Jahr des Erscheinens der Traumdeutung , und heute werden vier aufeinander folgende historiographische Muster unterschieden (Freuds ... [ mehr ]

Werner Bohleber

Krieg um Freud

Psyche, 1996, 50(7), 589-598

Die heftige Auseinandersetzung um S. Freud und die Psychoanalyse, die seit ein paar Jahren die amerikanische Öffentlichkeit erhitzt, findet inzwischen auch in der deutschen Tagespresse ihren Niederschlag. Vor diesem Hintergrund wird der jüngste Fall von Freud- Bashing in den Vereinigten Staaten skizziert, der durch eine geplante Freud-Ausstellung in Washington ausgelöst wurde. Die Analyse der Hintergründe und Motive der Attacken gegen Freud und die ... [ mehr ]

Ralf Binswanger

Kindliche Masturbation - ein genetischer Gesichtspunkt, insbesondere bei Anorexia und Bulimia nervosa

Psyche, 1996, 50(7), 644-670

Die Funktionen der kindlichen Masturbation in der narzisstischen Entwicklung werden aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei werden eine Abgrenzungsfunktion, eine Kompensationsfunktion und eine Funktion der Aufrichtung von Autonomie unterschieden. Es wird darauf hingewiesen, dass im interaktiven Verhältnis zwischen Kind und elterlichem Primärobjekt aufgrund bestimmter Reaktionen der Eltern auf die kindliche Masturbation deren Funktionen verhindert ... [ mehr ]

Doris Bernstein

Das weibliche Über-Ich: Eine andere Perspektive

Psyche, 1996, 50(7), 617-643

Die Auffassung S. Freuds, der zufolge das weibliche Über-Ich durch Schwäche gekennzeichnet ist, wird damit erklärt, dass Freud von der Bildung der männlichen Über-Ich-Struktur und deren Festigkeit ausgegangen ist und diese auf die weibliche Über-Ich-Entwicklung angewandt hat. Um ein unabhängiges weibliches Über-Ich darzustellen, werden drei Achsen des Über-Ichs (Inhalt, Stärke, Struktur) unterschieden. Es wird deutlich ... [ mehr ]

Wolfgang Berner

Imre Hermanns »Anklammerung«, die Pädophilie und eine neue Sicht der Triebe

Psyche, 1996, 50(11), 1036-1054

I. Hermanns Anklammerungstheorie, die sich auf das Gegensatzpaar Sich-Anklammern versus Auf-die-Suche-Gehen stützt, wird erörtert. Dabei wird vor allem die Frage diskutiert, ob dieser Ansatz aus heutiger Sicht eher triebtheoretisch, objektbeziehungstheoretisch oder ethologisch zu verstehen ist. Am Beispiel von klinischen Vignetten aus der psychoanalytischen Behandlung pädophiler Patienten wird gezeigt, dass sich mit Hermanns Theorie der Anklammerung die ... [ mehr ]

Psyche

50. Jahrgang Heft 1 1996

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Almuth Bruder-Bezzel

Spiel mit den Geschlechtsrollen (PDF)

psychosozial 66 (1996), 123-134

Die rasch wechselnde Folge von theoretischen und ideologischen Diskursen über die Geschlechtsidentität, die in der Frauenbewegung in den letzten 25 Jahren stattfanden, wird erörtert. Zunächst wird darauf hingewiesen, dass im Zentrum dieser Diskurse die Frage der Gleichheit oder Differenz, Natur oder Kultur stand. Der postmodern-konstruktivistische Ansatz innerhalb der »gender studies« gab dieser Debatte eine neue Wende, indem sie die spielerische ... [ mehr ]

Waldemar Vogelgesang

Jugend-Okkultismus: Faszinosum und Tremendum (PDF)

psychosozial 66 (1996), 113-122

Auf der Grundlage von quantitativen und qualitativen Interviews mit Jugendlichen und teilnehmenden Beobachtungen in bestimmten Cliquen und Gruppen wird dargestellt, wie verbreitet okkulte Praktiken unter Heranwachsenden sind, welche Bedeutung ihnen zukommt und wie die Binnenstruktur von Okkultzirkeln beschaffen ist. Dabei wird deutlich gemacht, dass die individuelle Teilnahmeform an und die Sinnhaftigkeit von okkulten Sozialwelten sehr unterschiedlich sein können. Daran ... [ mehr ]

Christina Rachor

Der Suizidversuch von Frauen - Modus der Bezogenheit (PDF)

psychosozial 66 (1996), 99-112

Ausgehend von der derzeit extrem hohen suizidalen Gefährdung von Frauen wird die Geschlechtsspezifität suizidalen Verhaltens erörtert. Einleitend wird darauf hingewiesen, dass Frauen zu etwa 70 Prozent an Suizidversuchen beteiligt sind, die wiederum als eher weibliche Verhaltensweisen gelten. Es wird vor allem die Weiblichkeitsattribution des Suizidversuchs und dessen Bedeutung als Appell betont, und es wird herausgearbeitet, dass in den Suizidversuch als ... [ mehr ]

Kurt Kallenbach

Zur Vater-Kind-Beziehung heute - Bestandsaufnahme und Literaturüberblick (PDF)

psychosozial 66 (1996), 77-98

In einem Literaturüberblick wird informiert über die Entwicklung der Vater-Kind-Beziehungen in den letzten drei Jahrzehnten, in denen sich die Vaterfunktionen und -beziehungen in vieler Hinsicht gewandelt haben. Eingegangen wird dabei auf die Lebens- und Familiensituation und auf die Beziehungsverhältnisse des Vaters innerhalb der Familie, und hier insbesondere zu den Kindern, sowie auf seine familialen und kindbezogenen Handlungen und Aktivitäten, ... [ mehr ]

Hildegard Radebold

Bibliographie zum Thema »Der alternde Mann« (PDF)

psychosozial 66 (1996), 71-76

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Hartmut Radebold

Abschließende Bemerkungen zum Symposium »Der alternde Mann« (PDF)

psychosozial 66 (1996), 69-70

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Helmut Luft

Äußere und innere Motivation für psychosomatische Klinikbehandlungen älterer Männer (PDF)

psychosozial 66 (1996), 57-67

Untersucht wurde die äußere und innere Behandlungsmotivation in einer Gruppe von insgesamt 18 60- bis 82-jährigen Männern, die wegen psychischer und psychosomatischer Syndrome zur Aufnahme in eine psychosomatische Klinik kamen. Sie waren in verschiedener Weise altersverändert, jedoch noch nicht dement. Unter analytischer Betrachtungsweise kamen auslösende Erlebnisse, Biographien, Traumen und unbewältigte Konflikte zutage, sowie aus der ... [ mehr ]

G. Hohlbrugger

Alles fließt. Und im Alter? (PDF)

psychosozial 66 (1996), 53-56

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Martin Teising

Suizid im Alter - Männersache (PDF)

psychosozial 66 (1996), 43-51

Schon immer und in allen Ländern nimmt die Suizidrate mit dem Alter zu, bei älteren Männern und Frauen steigt sie in den letzten Jahren trotz allgemein rückläufiger Zahlen. Verglichen mit gleichaltrigen Frauen sind die Suizidraten bei 80-jährigen Männern jedoch mehr als dreimal so hoch. Es werden psychodynamische Überlegungen zur Erklärung dieser statistischen Auffälligkeit dargelegt, die mit einem Abriss der historischen ... [ mehr ]

Peter Kutter

Wiederbelebung, Korrektur und Integration der Adoleszenz im dritten Lebensalter (PDF)

psychosozial 66 (1996), 33-42

Ausgehend von der Hypothese, dass im Alter häufig die Adoleszenz wiederbelebt wird, werden zwei Psychoanalysen mit älteren Männern (über 60 Jahre) ausführlich geschildert. In der darauf folgenden Evaluierung kann die eingangs aufgestellte Hypothese voll bestätigt werden, dass Psychoanalysen mit älteren Patienten eine Wiederbelebung der Adoleszenz und die Möglichkeit der Korrektur von Selbst- und Objektbildern ermöglichen. Die in ... [ mehr ]

Herta E. Harsch

Zwei-Mütter-Kindheit und Alter bei Freud, Ödipus, Leonardo, Michelangelo und Moses (PDF)

psychosozial 66 (1996), 23-31

Sigmund Freud hat in verschiedenen Lebensabschnitten ich-stabilisierende Leitbilder gebraucht, um an die Überwindbarkeit von Chaos und Vernichtung und an symbolische Unsterblichkeit glauben zu können. Er wählte sich Vorbilder, die wie er in früher Kindheit von der leiblichen Mutter einer Ersatzperson übergeben wurden, was als annehmbar erschien, da es als ein Abgegebenwerden aus Not in guter Absicht in gute Hände verstanden werden konnte (anders ... [ mehr ]