Fritz B. Simon

Semiotische Aspekte von Traum und Sprache

Psyche, 1982, 36(8), 673-699

Die Strukturierung der Zeichensysteme des Unbewussten bzw. des Traums als der via regia zum Unbewussten und der Sprache wird unter dem Aspekt der (psychischen) Ökonomie analysiert. Als das dynamische Element solcher Strukturierung wird die Interdependenz von psychischer Ökonomie (subjektiver Bedürfnisbefriedigung) und sozialer Ökonomie (objektiver gesellschaftlicher Bedingungen) herausgearbeitet. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Fritz B. Simon

Präverbale Strukturen der Logik

Psyche, 1982, 36(2), 139-170

Die logischen Strukturen, die dem menschlichen Denken und Handeln zugrunde liegen, entwickeln sich in einem vorgefundenen Kommunikations- oder Beziehungssystem, finden ihren Ausdruck in diesem Kommunikationssystem entsprechenden Zeichen- und Regelungssysteme, sind kodifiziert in der Sprache. Um aufzuzeigen, dass jegliche Logik - auch die Logik psychotischen Denkens - sich in der Dialektik von Lust- und Realitätsprinzip entwickelt, wird versucht, die präverbalen ... [ mehr ]

Peter Schneider

Illusion und Grundstörung

Psyche, 1982, 36(4), 327-342

Balints Theorie der Grundstörung liefert die Möglichkeit, das psychische Geschehen beim Lesen literarischer Texte unter dem Aspekt der Illusionsbildung zu rekonstruieren. Beim Lesen konstituiert sich eine Dualbeziehung auf der Stufe der primären Liebe . Sie ist die Grundbedingung der literarischen Illusion, die gekennzeichnet ist durch ein - im günstigen Fall - harmonisches Einvernehmen des Lesers mit dem Text und durch den Eindruck der Verwischung ... [ mehr ]

Nörr Gunzelin Schmid

Mythologie des imaginären oder imaginäre Mythologie?

Psyche, 1982, 36(7), 577-608

Mythen (vom Typus des Ödipus-Mythos) sind ein tradiertes Arsenal von Praxismodellen und Wunschverarbeitungsmustern; sie hatten historisch und haben gegenwärtig sozialisatorische Funktion. Sie erzählen von kulturellen Kämpfen, von Fortschritten und vom Preis des Fortschritts, von der Veränderung von Subjektprofilen. Das psychoanalytische Interesse an Mythen verfehlt in der Regel deren historischen Sinn, die historische Differenz zwischen Mythos und ... [ mehr ]

Eckhard Schiffer & Rudolf Süsske

Der Therapeut als Opfer und Agent wissenschaftlicher Verhältnisse

Psyche, 1982, 36(8), 726-732

Der Dialog zwischen den Vertretern tiefenpsychologisch begründeter Therapien auf der einen sowie lerntheoretisch begründeter Therapien auf der anderen Seite ist trotz zunehmender Bemühungen weiterhin sehr schwierig. Es wird aufgezeigt, dass ein epistemologisch begründetes Nicht-Verstehen eine wichtige Ursache für das feindlich gestimmte Klima zwischen den beiden Lagern (dem positivistisch-naturwissenschaftlichen und dem hermeneutischen) darstellen ... [ mehr ]

Christian Scherg

Literatur als Lebenshilfe

Psyche, 1982, 36(7), 630-661

Die auffällige Nähe, die das Werk Thomas Manns zur Psychoanalyse hat, scheint sich auch auf der Rezeptionsebene zu bestätigen. Wie es einen modalen Thomas-Mann-Helden in den Romanen und Erzählungen gibt, so gibt es entsprechend einen modalen Thomas-Mann-Leser. Dieser vermag sich mit seinen Trieb- und narzisstischen Konflikten im (Roman-)Helden wiederzuerkennen, sich mit ihm zu identifizieren. Indem der Leser die Entwicklung der literarischen Gestalten ... [ mehr ]

Lore Schacht

Die Spiegelfunktion des Kinderanalytikers

Psyche, 1982, 36(1), 47-58

Gestützt auf die These Winnicotts, ein kleines Kind könne nur dann ein konsistentes Selbst entwickeln, wenn es in der ersten Lebenszeit durch die Mutter gespiegelt wird, wird die Hypothese entwickelt, dass im Falle einer Störung der frühen Mutter-Kind-Beziehung und damit der Spiegelfunktion der Mutter das Kind in der Psychotherapie eine Übertragungsbeziehung entwickelt, die dem Therapeuten die Spiegelfunktion zuweist. Am Fallbeispiel eines ... [ mehr ]

Joseph Sandler

Unbewusste Wünsche und menschliche Beziehungen

Psyche, 1982, 36(1), 59-74

Auf die kontroversen Sichtweisen der Bedeutung der Objektbeziehungen bzw. Triebabfuhrkonflikte für die psychische Entwicklung eingehend wird versucht, die Verbindungsglieder zwischen unbewussten Wünschen einerseits und Objektbeziehungen auf der anderen Seite deutlich zu machen. Es wird dafür plädiert, die auf das Triebabfuhr-Modell gegründete Psychologie durch eine auf die Regulierung von Selbstwertgefühlen bezogene Motivationspsychologie ... [ mehr ]

John F. Rittmeister

Voraussetzungen und Konsequenzen der Jungschen Archetypenlehre

Psyche, 1982, 36(11), 1032-1044

Vor dem Hintergrund der offenen Parteinahme C. G. Jungs für den Nationalsozialismus wird dessen Lehre von den Archetypen in ihren philosophiegeschichtlichen und politischen Zusammenhang gerückt. Dabei wird versucht, Jungs ahistorischen Bilder-Kollektivismus als Reaktion eines bürgerlichen Klasseninstinkts auf die sozialen Erschütterungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu demaskieren. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Ellen K. Reinke-Köberer

Anatomie oder Konflikt als Schicksal?

Psyche, 1982, 36(3), 277-283

In einem Beitrag zur Diskussion um Identitätsunterschiede männlicher und weiblicher Psychoanalytiker werden geschlechtsspezifische Unterschiede gegenüber persoenlichkeits- bzw. konfliktspezifischen Voraussetzungen für weniger bedeutsam erachtet. Von der Beobachtung ausgehend, dass im Wesentlichen Jungen von ihren besorgten Müttern zur kinderpsychoanalytischen Behandlung gebracht werden, wird die These entwickelt, dass die Unterwerfungsanpassung der ... [ mehr ]

Udo Rauchfleisch

Zur ambulanten Psychotherapie mit Delinquenten

Psyche, 1982, 36(4), 307-326

Um den spezifischen Problemen einer ambulanten Psychotherapie mit Haftentlassenen gerecht zu werden, wird eine Modifizierung der psychoanalytischen Behandlungstechnik vorgeschlagen. Als charakteristisch für die Entwicklung und Struktur dissozialer Persönlichkeiten wird ein depressiv-narzisstischer Kernkonflikt herausgestellt. Für die Therapie wird zunächst das Problem der Motivationsweckung diskutiert. Ferner erfordert die ambulante Behandlung solcher ... [ mehr ]

Manfred Pohlen & Tomas Plaenkers

Familientherapie

Psyche, 1982, 36(5), 416-452

Familientherapie, in den letzten zwanzig Jahren als therapeutische Methode, zugleich als familiendynamische Diagnostik entwickelt, begreift sich einerseits als psychoanalytische Variante therapeutischen Handelns, zum anderen als neues Paradigma: als grundlegende Sichtweise psychischer Störungen. Durch Rekurs auf Freuds Theorie der Familie wird aufgezeigt, dass Familientherapie das entscheidende Moment der Psychoanalyse unterschlägt: die Macht des ... [ mehr ]

Horst Petri

Balint-Gruppen mit Klinikärzten

Psyche, 1982, 36(9), 830-847

Balint-Gruppen mit Klinikärzten stehen nicht nur wegen der meist kurzfristigen Arzt-Patient-Beziehung, sondern hauptsächlich wegen des hohen psychosozialen Problemdrucks dieser Berufsgruppe vor besonderen methodischen Schwierigkeiten. Anhand der Auswertungsergebnisse einer dreijährigen Arbeit mit Klinikärzten wird gezeigt, dass die spezifischen Widerstände in Gruppen von Klinikärzten eine stärkere Berücksichtigung der ... [ mehr ]

Carl Nedelmann

Zur Vernachlässigung der psychoanalytischen Kulturtheorie

Psyche, 1982, 36(5), 385-400

Seit der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs ist die psychoanalytische Kulturtheorie deutlich vernachlässigt worden. Als Ursache gilt zumeist die zunehmende Professionalisierung der Psychoanalyse als klinischer Disziplin. Ohne dies zu bestreiten wird versucht, sowohl Professionalisierung wie Vernachlässigung der Kulturtheorie auch unter dem Gesichtspunkt einer Abwehr zu sehen, die, so lautet die zentrale These, in der Verleugnung ... [ mehr ]

Werner Münsterberger

Versuch einer transkulturellen Analyse

Psyche, 1982, 36(10), 866-887

Anhand der Fallgeschichte eines in die Vereinigten Staaten von Amerika verschlagenen Kuomintang-Offiziers wird verdeutlicht, dass die durch Psychoanalyse erschlossenen allgemein-menschlichen Triebkonflikte und die Formen ihrer Verarbeitung in verschiedenen Kulturen spezifische Gestalt annehmen und - im Fall einer transkulturellen Analyse - auch nur durch den Rückgriff auf die Muttersprache, die Gewohnheiten, Umgangsformen und Alltagsmythologien der Herkunftskultur des ... [ mehr ]

Margarete Mitscherlich-Nielsen

Gibt es einen Unterschied in der Identität von männlichen und weiblichen Psychoanalytikern?

Psyche, 1982, 36(3), 267-276

Auf den Unterschied zwischen männlicher und weiblicher psychoanalytischer Identität eigehend wird die psychoanalytische Theorie der Weiblichkeit kritisch diskutiert. Entgegen dem radikalen Wahrheitsanspruch der Psychoanalyse, der diese im Hinblick auf ihre theoretischen Annahmen immer wieder zu Revisionen und Veränderungen zwingt, tendieren die meisten Analytiker dazu, die von Freud entworfene Theorie der Weiblichkeit unkritisch zu akzeptieren. Auf diese ... [ mehr ]

Alexander Mitscherlich, Margarete Mitscherlich-Nielsen, Helmut Dahmer & Lutz Redaktion: Rosenkötter

Texte von Alexander Mitscherlich

Psyche, 1982, 36(12), 1078-1163

Anlässlich des Todes von Alexander Mitscherlich werden mehrere Texte des bekannten Psychoanalytikers wiedergegeben, die gegenwärtig nur schwer zugänglich beziehungsweise noch unveröffentlicht und für die intellektuelle Physiognomie des Autors charakteristisch sind. Es handelt sich dabei um die Arbeiten: (1) Geschichtsschreibung und Psychoanalyse. Bemerkungen zum Nürnberger Prozess (1945). (2) Wissenschaft ohne Menschlichkeit (1947) (zusammen ... [ mehr ]

Wolfram Lüders

Traum und Selbst

Psyche, 1982, 36(9), 813-829

Die Bedeutung der Widersprüche zwischen Selbstbild und realem Selbst für Traumverständnis und Traumanalyse wird diskutiert. Es wird erläutert, dass das Selbst den kreativen Aspekt der Handlungsfähigkeit eines Subjekts repräsentiert. Aus dieser Perspektive wird der manifeste Traum als Interpretation der Selbstverfassung des Träumers begriffen. Deutungen unter dem Aspekt des Selbst konfrontieren den Patienten mit der Art und Weise, wie er ... [ mehr ]

Hans W. Löwald

Das Ich und die Realität

Psyche, 1982, 36(9), 769-787

In der psychoanalytischen Theorie der Ichentwicklung galt lange Zeit, dass der frühen libidinösen Beziehung des Kindes zur Mutter eine feindselige Realität in der Gestalt des Vaters als einer drohenden Instanz (Kastrationsdrohung) gegenüberstehe. Der primäre kindliche Narzissmus, der noch keine Scheidung von Ich und Objekt kennt, musste dem (durch den Vater repräsentierten) Realitätsprinzip geopfert werden. Es wird dagegen ausgeführt, ... [ mehr ]

Hans M. Lohmann & Lutz Rosenkötter

Psychoanalyse in Hitlerdeutschland

Psyche, 1982, 36(11), 961-988

Anhand der vorliegenden Literatur wird zu rekonstruieren versucht, in welchem Sinne davon gesprochen werden kann, die Psychoanalyse sei von den Nazis vernichtet worden bzw. sie sei von den nicht emigrierten Mitgliedern der alten Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft über die Jahre der Diktatur hinweggerettet worden. Im historischen Rückblick wird aufgezeigt, dass die nicht emigrierten deutschen Psychoanalytiker nach der Machtergreifung Hitlers mehrheitlich zur ... [ mehr ]

Dierk Jülich

Psychoanalyse und psychoanalytische Identität

Psyche, 1982, 36(11), 1013-1021

Auf die heutige gesellschaftliche Repräsentanz der Psychoanalyse eingehend wird für die Rückkehr zu Freuds Ansatzpunkt in der psychoanalytischen Theorie und Forschung plädiert - dem grundsätzlichen Widerspruch zwischen Individuum und Gesellschaft. Es wird darauf hingewiesen, dass eine Psychoanalyse, die in ihrer Theorie und Praxis die von Freud intendierte Dialektik von kritischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Realität einerseits ... [ mehr ]

Paul L. Janssen

Psychoanalytisch orientierte Mal- und Musiktherapie im Rahmen stationärer Psychotherapie

Psyche, 1982, 36(6), 541-570

Vorgestellt werden die Möglichkeiten einer psychoanalytisch orientierten Mal- und Musiktherapie im Rahmen stationärer Psychotherapie. Es geht dabei um die Nutzung der Dimension präsentativer Symbolisierungen zur Vergegenständlichung von Selbst- und Objektimagines und von Affektlagen. Vor allem bei Patienten mit frühen Störungen kann mit Hilfe der bildnerisch-musikalischen Übergangsobjekte eine Stärkung kreativer Ichfunktionen ... [ mehr ]

Edmund Jacoby

Der Aufstieg ins Bürgertum und sein Preis

Psyche, 1982, 36(7), 609-629

Das Werk des Schriftstellers Charles Dickens lässt sich psychoanalytisch bzw. psychohistorisch als Kompromissbildung zwischen bewusster Intention und unbewussten Wünschen und Schuldgefühlen lesen. Der Widerspruch zwischen bewussten und unbewussten Einflüssen auf das erzählerische Werk Dickens resultiert aus der Tatsache, dass Dickens eine noch gleichsam vorkapitalistische Kindheit durchlebte, die sich mit seinem späteren Aufstieg ins ... [ mehr ]

Ludwig Häsler

Sprachvertonung in Robert Schumanns Liederzyklus »Dichterliebe« (1840)

Psyche, 1982, 36(10), 908-950

Da das eigentliche Medium der Psychoanalyse die (diskursive) Sprache ist, wird der Versuch, auf psychoanalytischen Wegen an Musik heranzugehen, als grundsätzlich problematisch betrachtet. Als weniger problematischer Zugang wird die Analyse einer Sprachvertonung, Schumanns Liedkomposition Dichterliebe , gewählt. Dabei wird in der Analyse einer Sprachvertonung der Vorteil gesehen, dass sie psychologische Perspektiven eröffnet, die in diskursiver Sprache ... [ mehr ]