H. Stierlin

Die Familienbeziehung

Psyche, 1970, 24(9), 678-691

Freuds Interesse galt wesentlich der analytischen Zweierbeziehung und den innerpsychischen Prozessen seiner Patienten; die Familienbeziehungen wurden theoretisch wie therapeutisch zwar immer impliziert, standen aber nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Stierlin erörtert die Wechselbeziehungen zwischen Eltern und Kindern ebenso wie die Dialektik von Familie und Gesellschaft im Anschluß an die Arbeiten von Parsons und Bales, der Lidz-Gruppe und die von Wynne und ... [ mehr ]

H. Müller-Braunschweig

Zur Genese der Ich-Störungen

Psyche, 1970, 24(9), 657-677

Frühkindliche pathogene Interaktionen mit den Eltern führen häufig zur Internalisierung spannungsvoller Introjekte, die die Integrations- und Kontrollfunktionen des Ichs permanent überfordern. Eine ausführlich mitgeteilte Fallgeschichte illustriert, wie es infolge traumatischer Stimulierung durch die Mutter zur Entstehung eines archaischen Subsystems im Ich kommt, das frühe, primitive Ich-Zustände konserviert. Das mit starker affektiver Valenz ... [ mehr ]

T. Brocher

Aktuelle Probleme der psychoanalytischen Ausbildung in den USA

Psyche, 1970, 24(8), 611-637

Brocher skizziert zunächst die Entwicklung der Institutionalisierung der psychoanalytischen Ausbildung, die sich in theoretische Seminare, Ausbildungs-(Lehr-)Analyse und Kontrollanalyse gliedern. Er schildert dann ausführlich die heutige Organisation der Ausbildung in den USA (und in England), den dort erreichten Stand des Problembewußtseins, der institutionellen Spezialisierung und der Selbstkritik, die aktuellen Reformvorschläge – und deutet ... [ mehr ]

Gruppengespräch über Lehranalyse

Gruppengespräch über Lehranalyse

Psyche, 1970, 24(8), 600-610

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M. Mitscherlich-Nielsen

Was macht einen guten Analytiker aus ?

Psyche, 1970, 24(8), 577-599

Das Auswahlverfahren, dem Bewerber für die Ausbildung zum Psychoanalytiker unterzogen werden, ist noch immer recht unbefriedigend. Es besteht keine Einigkeit über die Kriterien, an denen die Unterrichtsausschüsse sich orientieren sollen. Die Psychoanalyse ist stets Forschung und Therapie zugleich, doch stehen die Anforderungen, die unter therapeutischen bzw. wissenschaftlichen Gesichtspunkten an die Bewerber gestellt werden müssen, in einer gewissen ... [ mehr ]

A. Freud

Probleme der Lehranalyse

Psyche, 1970, 24(8), 565-576

Therapeutische wie Lehranalyse sollen den Blick für das Unbewußte durch Arbeit an den eigenen Verdrängungen (des Patienten bzw. Ausbildungskandidaten) schärfen. Über die Anforderungen an den Patienten hinausgehend stellt die Lehranalyse dem Analysanden die Aufgabe, sich selbst zum Studienobjekt zu werden und – von einer bestimmten Ausbildungsphase an – sich nicht nur dem Erleben des Unbewußten hinzugeben, sondern die Aufmerksamkeit ... [ mehr ]

I. Ziferstein

Der Psychoanalytiker vor den Problemen der Gesellschaft

Psyche, 1970, 24(7), 541-552

Ziferstein beklagt den stoischen Rückzug der Psychoanalytiker auf ihre Privatpraxis inmitten einer Gesellschaft, die unter der Drohung gewaltiger innerer und äußerer politischer Explosionen steht. Er verwirft die üblicherweise zugunsten des Nicht-Engagements vorgebrachten Argumente (Wahrung der wissenschaftlichen Objektivität, Wahrung des analytischen Inkognitos, Gefahr der Ablenkung von der Konzentration auf intrapsychische Prozesse) als ... [ mehr ]

J.J. Francis

Protokoll der Diskussion über Protest und Revolution

Psyche, 1970, 24(7), 521-540

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A. Mitscherlich

Protest und Revolution

Psyche, 1970, 24(7), 510-520

Der Autor schlägt vor, zwischen personorientiertem, auf einzelne Mißstände bezogenem Protest und dem auf die Totalität der Lebensverhältnisse bezogenen revolutionären Verhalten zu unterscheiden und empfiehlt, das politische Verhalten von Angehörigen der Protest- und Revolutionsbewegungen daraufhin zu untersuchen, welche psychischen Instanzen (in welcher Kombination) darin zum Zuge kommen. Nur ein reflektiertes Verhältnis auch zu den ... [ mehr ]

Th. W. Adorno

Die Freudsche Theorie und die Struktur der faschistischen Propaganda

Psyche, 1970, 24(7), 486-509

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K. Landauer

Zur psychosexuellen Genese der Dummheit (1929) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)

Psyche, 1970, 24(6), 463-484

Landauer trägt, ausgehend von der Wortbedeutung von Dummheit, die auf Sinnesabblendung als deren Quelle hinweist, aus dem Erfahrungsmaterial der Psychotherapie und den Symbolgestaltungen der Literatur (Parsifal, Sancho Pansa) Baustein um Baustein zu einem widersprüchlichen Bilde des Dummen zusammen. Es ist so widersprüchlich, weil Dummheit die häufigste Neurose ist, weil verschiedenartige Wege psychologischer Entwicklung zum Resultat der Dummheit ... [ mehr ]

P. C. Kuiper

Die Ferien des Analytikers

Psyche, 1970, 24(6), 454-462

Typische Patienten-Reaktionen auf die durch die Ferien des Analytikers bedingte Unterbrechung der Kur (die in der Regel als eine schwere Kränkung erlebt wird) werden beschrieben: die Unfähigkeit, die eigenen Ferien mit denen des Analytikers zu synchronisieren, depressive und Zornreaktionen, die Tendenz, die durch das Weggeschicktwerden erfahrene Kränkung weiterzugeben, Selbstbestrafungstendenzen, die auf unbewußte Rache- und Todeswünsche gegenüber ... [ mehr ]

D. Beres

Die Menschlichkeit des Menschen

Psyche, 1970, 24(6), 423-453

Beres kritisiert die Tendenz zur (reduktionistischen) Interpretation menschlichen Verhaltens im Rahmen ethologischer (bzw. physikalischer) Modelle. Um die Sonderstellung des Menschen im Tierreich zu charakterisieren, bedient er sich der psychoanalytischen Anthropologie. Ausgehend von dem Verständnis der menschlichen Psyche als einem Hemmungsorgan (intrapsychischer Konflikt), das Distanz zur Unmittelbarkeit ermöglicht, diskutiert er ausführlich die Bedeutung der ... [ mehr ]

R. le Coultre

Die Ichspaltung als zentrale Neuroseerscheinung

Psyche, 1970, 24(6), 405-422

Le Coultre greift auf Freuds Konzept der Ichspaltung im Abwehrvorgang zurück und betont die entwicklungsmäßige Kontinuität von Es und Ich, Primär- und Sekundärprozeß, Lust- und Realitätsprinzip. Er zeigt an Beispielen, daß es sich beim neurotischen Konflikt nicht um einen Konflikt zwischen Es und Ich handelt, sondern um einen Konflikt zwischen zwei Ich-Es-Welten, genauer: um einen Konflikt zwischen einem erwachsenen, aber ... [ mehr ]

H. Lincke

Das Über-Ich - eine gefährliche Krankheit

Psyche, 1970, 24(5), 375-401

Die Art und Weise, wie der ödipale Konflikt vorbereitet, durchlaufen und bewältigt wird, ist in hohem Maße von kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren abhängig. Diese gehen dementsprechend auch in die Ausprägung des Überichs (als Erbe des Ödipuskomplexes) und in die Beziehung zwischen Ich und Überich ein. Es scheint, daß unsere Kultur die Entwicklung eines relativ hohen Niveaus von Ich-Überichspannung fördert. Die ... [ mehr ]

Th. und A. Rothenberg Lidz

Psychedelismus: Die Wiedergeburt des Dionysos

Psyche, 1970, 24(5), 359-374

Der Peyotismus der amerikanischen Prärieindianer und der Psychedelismus der Liga für spirituelle Entdeckung werden als aktuelle Versionen des antiken Dionysos-Kults interpretiert. Den drei Kulten ist gemeinsam, daß sie in kulturellen Umbruchzeiten entstanden, in denen der historisch erreichte Grad von Individuation vielen Menschen unerträglich wird, weil die stützenden Legitimationen und Institutionen an Substanz verlieren. Im Zentrum der Kulte steht ... [ mehr ]

M. Balint

Trauma und Objektbeziehung

Psyche, 1970, 24(5), 346-358

Balint skizziert die Entwicklung der Freudschen Trauma-Theorie: der Ersetzung des als real gedachten sexuellen Verführungstraumas durch infantile Inzest-Phantasien in der Ätiologie der Neurosen folgte die spätere Theorie von der Durchbrechung des Reizschutzes als einzige wesentliche Ergänzung (1920). Das Trauma als äußeres Ereignis wurde ökonomisch, das Trauma als subjektive Phantasie strukturell erklärt. Nach einer Erörterung der ... [ mehr ]

H. Argelander

Die szenische Funktion des Ichs und ihr Anteil an der Symptom - und Charakterbildung

Psyche, 1970, 24(5), 325-345

Die szenische Funktion des Ich s ermöglicht die situationsgerechte Darstellung einer unbewußten, infantilen Konfiguration – einer relativ stabilen, persönlichkeitsgebundenen Triebszene, die den Status der latenten Traumgedanken hat. Die Produkte der Konfliktverarbeitung (Symptome etc.) variieren dabei ihre Erscheinungsform je nach den situativen Bedingungen. Der Inhalt der Triebszene ist eine Schöpfung des psychischen Apparats auf dem Boden infantiler ... [ mehr ]

W. Wesiack

Die Bedeutung der Psychoanalyse für die praktische und allgemeine Medizin

Psyche, 1970, 24(4), 307-324

Wesiack plädiert dafür, psychoanalytische Grundkenntnisse in jeder normalen medizinischen Ausbildung zu vermitteln, um so die traditionelle Kluft zwischen Psychoanalyse und praktischer Medizin zu schließen und der letzteren wieder zu selbständiger Bedeutung zu verhelfen. An typischen Mischfällen aus der Alltagspraxis wird gezeigt, daß die beiden Modelle der naturwissenschaftlich-krankheitsorientierten Medizin und der klassischen Psychoanalyse in ... [ mehr ]

A. Lickint

Die psychische Steuerung physischer Abläufe, insbesondere bei der Konversion

Psyche, 1970, 24(4), 292-306

Ausgehend von den Begriffen der psychischen Steuergröße, des Körperichs und des Körperschemas wird eine Reformulierung des Konversionsgeschehens unternommen und durch kurze Fallgeschichten illustriert. Prototyp einer psychischen Steuerung ist die Willkürbewegung. Das Körperich verfügt über Beweglichkeit und Gelenkigkeit; es bestimmt mittels der bewußten psychischen Steuergrößen die Bewegungen der anatomischen ... [ mehr ]

E. Kris

Einige Gedanken und Beobachtungen über den frühkindlichen Autoerotismus

Psyche, 1970, 24(4), 270-291

Kris knüpft an die Diskussion über Masturbation aus dem Jahre 1912 an und diskutiert Probleme, die sich im Zusammenhang mit den Fortschritten, die in diesem Problembereich auf den Wegen der psychoanalytischen Rekonstruktion und der direkten Kinderbeobachtung erzielt wurden, ergeben haben. Verschiedenen Auffassungen von der Funktion autoerotischer Aktivitäten im Spannungsbereich der Tendenzen zu sofortiger Triebabfuhr und Aufschub der Befriedigung werden im ... [ mehr ]

D.W. Winnicott

Die Lokalisierung des kulturellen Erlebens

Psyche, 1970, 24(4), 260-269

Ausgehend von seiner Analyse der Übergangsobjekte, die Hilfsfunktionen beim Aufbau einer Objektwelt erfüllen, charakterisiert Winnicott den – neben psychischer Binnen- und realer Außenwelt dritten – Bereich des Spiels, in dem Vereinigung und Trennung von Mutter und Kind statthaben, als die Sphäre, in der die Erfahrung von Kultur sich bildet. Umwelt-Verläßlichkeit und Vertrauen machen die Konstitution eines Spielraums möglich, in ... [ mehr ]

W. Loch

Zur Entstehung aggressiv-destruktiver Reaktionsbereitschaft

Psyche, 1970, 24(4), 241-259

Loch geht der Frage nach, welche frühkindlichen Sozialisationsvorgänge in den Individuen die Disposition zu destruktiv-aggressiven Verhaltensformen (etwa ein persekutorisches Überich) schaffen, deren Mechanik sie für politische Manipulation anfällig macht. Typische Interaktionen in verschiedenen Phasen der psychosexuellen Entwicklung werden analysiert in der Absicht, Verhaltensweisen ausfindig zu machen, die die aus unvermeidlichen Frustrationen ... [ mehr ]

U. Sonnemann

Hegel und Freud. Die Kritik der Phänomenologie am Begriff der psychologischen Notwendigkeit und ihre anthropologischen Konsequenzen

Psyche, 1970, 24(3), 208-218

Ausgehend von Hegels Aufweis der logischen Aporien, in denen die psychologische Theorie sich verfängt, sofern sie, auf einem naiven Naturbegriff fußend, die reale Verflochtenheit von Subjekt und Gesellschaft auflöst und an deren Stelle eine solipsistische Metaphysik setzt, fordert der Autor eine erkenntniskritische Revision der Freudschen Theorie, die mit materialer Gesellschaftskritik konvergieren müßte. Die subjektive Weltansicht nährt sich von ... [ mehr ]