Michael Günter

Un-Heimliche Gewalt. Angstlust, Inszenierung und identifikatorische Projektion destruktiver Phantasien

Psyche, 2006, 60(3), 215-236

Öffentliche Darstellung von Gewalt und heimliche Faszination von Destruktivität stehen in einem engen Wechselverhältnis. Ohne Gewaltphantasien und ihre Sublimierung gibt es keine menschliche Entwicklung. Ohne ihre Einbindung in soziale Zusammenhänge mit Hilfe der Kultur, die ihrerseits vielfach von der Darstellung gewaltsamer Phantasien lebt, wäre gesellschaftliches Zusammenleben ein Albtraum. Der schmale Grat zwischen pathologischer Fixierung und ... [ mehr ]

André Green

Bemerkungen für eine Auszeit. (Zu einer Psychoanalyse der Zukunft)

Psyche, 2006, 60(9-10), 881-899

Das epistemologische Problem des psychoanalytischen Wissens, das von einer primären psychischen Ordnung sprechen will, sich aber nur in Begriffen der sekundären Logik ausdrücken kann, wird erörtert. Damit hängt die notwendigerweise metaphorische Natur der psychoanalytischen Sprache zusammen. Die Beziehung zwischen Sprechen und Nichtsprechen bleibt eine Aporie. Weitere schwierige Beziehungen werden aufgeführt: der Bezug auf ein Reales; die ... [ mehr ]

Lilli Gast

Was bedeutet: Verantwortlichkeit? Psychoanalytische Erkundungen im Vorfeld der Frage. Ein Versuch

Psyche, 2006, 60(1), 57-73

In der ethischen Frage nach der Verantwortlichkeit und deren Voraussetzungen im Subjekt wird die zeitgenössische Verlängerung der klassischen Frage Adornos aus dem Jahre 1959 gesehen, was Aufarbeitung der Vergangenheit bedeutet. Der Topos der Verantwortlichkeit bewegt sich im Spannungsfeld der beiden Achsen Destruktivität und Alterität, die anhand der Beiträge Melanie Kleins sowie der Sozialphilosophen Emanuel Lévinas und Paul Ricoeur ... [ mehr ]

Claudia Frank

Giorgio Morandis »Natura morta«. Überlegungen zum Integrationsprozess

Psyche, 2006, 60(6), 491-514

Das Hauptwerk des italienischen Malers Giorgio Morandi besteht aus Stilleben, die Gefäße zeigen. Sie alle tragen den Titel Natura morta und bilden den Gegenstand dieser Untersuchung. Wenn G. Schneider formuliert, dass die Kunst ein (Quasi-)Container ist, dann wird hinsichtlich dieser Stilleben die These vertreten, dass sie diesen Prozess selbst zum Gegenstand haben bzw. dass sie von der unabschließbaren Integrationsarbeit destruktiver Selbstanteile ... [ mehr ]

Susanne Döll-Hentschker, Gertrud Reerink, Christa Schlierf & Helga Wildberger

Zur Einleitung einer Behandlung: Die Frequenzwahl

Psyche, 2006, 60(11), 1126-1144

Die Frequenzentscheidung am Beginn einer psychoanalytischen Behandlung erfolgt auf der Grundlage objektiver Kriterien, wie Diagnose, Ichfähigkeiten, Regressionsbereitschaft, zeitliche und soziale Ressourcen des Patienten - so zumindest die Theorie, die gerade in der Diskussion um eine Abgrenzung von Psychoanalyse und Psychotherapie eine große Rolle spielt. Falluntersuchungen und theoretische Diskussionen in der Arbeitsgruppe Niederfrequente Langzeittherapie ... [ mehr ]

Karl-Albrecht Dreyer

Niederfrequente Psychoanalyse. Die Behandlung einer thrombotisch thrombozytopenischen Purpura

Psyche, 2006, 60(11), 1077-1104

Rangells Definition von Psychoanalyse in Abgrenzung zu Psychotherapie (1954) und ein Beitrag von Gill (1988) sind der Ausgangspunkt dieser Arbeit. Der Begriff der niederfrequenten Psychoanalyse wird daraus abgeleitet und mit weiteren niederfrequenten Anwendungen der Psychoanalyse vergleichend dargestellt. An einem Fallbeispiel wird niederfrequente Psychoanalyse auf den Ebenen der Makrointeraktion und der Mikrointeraktion erläutert. Eine Überprüfung des ... [ mehr ]

Rotraut De Clerck

Primäre Objektliebe oder Primärer Narzissmus? Zum Einfluss der Theorie auf den Behandlungsprozess

Psyche, 2006, 60(8), 685-706

Es wird der Frage nachgegangen, wie die impliziten Theorien des Analytikers seine Wahrnehmung und Deutung des Materials des Patienten beeinflussen. Dazu werden die Objektbeziehungstheorie nach M. Klein mit der Annahme eines primären Neids und die Theorie des libidinösen primären Narzissmus nach S. Freud einander gegenübergestellt und in ihren unterschiedlichen Grundannahmen miteinander konfrontiert. Anhand einer Fallvignette wird analysiert, an welchem ... [ mehr ]

Mahrokh Charlier

Geschlechtsspezifische Entwicklung in patriarchalisch-islamischen Gesellschaften und deren Auswirkung auf den Migrationsprozess

Psyche, 2006, 60(2), 97-117

Durch die Migrationsbewegungen der letzten Jahrzehnte ist Europa für viele Menschen aus traditionellen, muslimisch-patriarchalischen Gesellschaften zur neuen Heimat geworden. Inzwischen stellt sich heraus, dass die Migrationsprozesse in der Regel von erheblichen Identitäts- und Integrationskonflikten begleitet sind, die nach einer bewussten Auseinandersetzung und Bewältigung verlangen. In diesem Zusammenhang wird die These vertreten, dass die ... [ mehr ]

Michael B. Buchholz

Profession und empirische Forschung in der Psychoanalyse - ihre Souveränität und Integration

Psyche, 2006, 60(5), 426-454

Freud gebrauchte die Formelierung von der weltlichen Seelsorge , um die psychoanalytische Aufgabe zu beschreiben. In diesem Zusammenhang wird die Auffassung vertreten, dass Psychoanalytiker weder Priester noch Ärzte einerseits noch Heiler oder Forscher andererseits sind. Ihr professionelles Handeln liege vielmehr zwischen diesen Positionen. Der methodische Imperialismus der empirischen Forschung bedrohe diese intermediäre Position; auf der anderen Seite wäre ... [ mehr ]

Johanna Bolterauer

»Die Macht der Musik«. Psychoanalytische Überlegungen zur Wirkungsweise von Musik und ihren Wurzeln in der frühkindlichen Entwicklung

Psyche, 2006, 60(12), 1173-1204

Zunächst wird die Wirkungsweise von Musik im Zusammenhang mit Gefühlen erörtert. Dabei wird insbesondere der Frage nachgegangen, worin dieser Zusammenhang eigentlich besteht bzw. welche innerpsychische Veränderungen bei der Musikwahrnehmung und -produktion vor sich gehen. Von diesen Überlegungen ausgehend werden verschiedene Formen des Musikhörens beschrieben. Dann wird auf die Bedeutung der Musik in der kindlichen Entwicklung eingegangen. Im ... [ mehr ]

Christopher Bollas

Übertragungsdeutung als ein Widerstand gegen die freie Assoziation

Psyche, 2006, 60(9-10), 932-947

Eines von S. Freuds frühesten Konzepten der Übertragung war die Entdeckung, dass eine unbewusste Idee mit einer schon bestehenden Idee aus dem Vorbewussten verbunden werden muss, wenn sie ins Bewusstsein treten soll. Diese Verbindung ist ein Transfer. Aufbauend auf diesem besonderen Übertragungsmodell erleichtert Freuds Erfindung der analytischen Beziehung die Bewegung unbewusster Ideen ins Bewusstsein auf ganz besondere Weise. Mit dem frei assoziierenden ... [ mehr ]

Werner Bohleber

Zur Aktualität von Sigmund Freud - wider das Veralten der Psychoanalyse

Psyche, 2006, 60(9-10), 783-797

Der Erkenntnisweg S. Freuds auf dem Weg zur Psychoanalyse als einer Wissenschaft des Unbewussten wird nachgezeichnet. Dabei spielte seine Selbstanalyse eine zentrale Rolle. Dieser Weg konfrontierte die Psychoanalyse in ihrem Wissenschaftsanspruch von Anfang an mit Schwierigkeiten, da ihre Form der Selbsterkenntnis und Reflexion quer zur Methodik anderer Wissenschaften lag. Für die Menschen der Moderne lieferte sie eine wissenschaftliche Sicht des Menschen und half ... [ mehr ]

Rudolf Bensch & Konrad Schüttauf

Carmen und Don Jose - oder: Die Suche nach der wahren Liebe. Eine psychoanalytische Deutung der Bizet-Oper

Psyche, 2006, 60(12), 1205-1226

Eine psychoanalytische Interpretation von Bizets Oper Carmen wird vorgestellt. Im Mittelpunkt dieser Interpretation steht die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten des Dramas, Carmen und José. Sie vertreten entgegengesetzte Konzepte von Liebe. Für José besteht sie in Zärtlichkeit und Hingabe, für Carmen in spontaner Sinnlichkeit. Bizets Musik zeigt beides in höchster Intensität. Es wird versucht, diesen Gegensatz mit Hilfe der ... [ mehr ]

Hans-Joachim Behrendt

Juristische Grenzen der Psychotherapie

Psyche, 2006, 60(2), 156-174

Rechtspflege und psychoanalytische Therapie weisen zueinander eine eigentümliche Nähebeziehung auf. Anhand der Theorie der institutionellen Repräsentanz (P. Legendre) kann das Verhältnis beider genauer bestimmt werden. Nach dieser Auffassung bedarf wegen ihrer fundamentalen Bedeutung die den ödipalen Konflikt lösende Funktion des Vaters als des Dritten der öffentlichen Inszenesetzung, um ihre heilsamen Wirkungen für den Einzelnen ... [ mehr ]

Maria Becker

Das Konzept des »fehlenden Selbst« als Abwehrkonfiguration und seine Symbolisierung in zeitgenössischer Musik

Psyche, 2006, 60(12), 1227-1254

Es wird der Frage nachgegangen, in welcher Weise Aspekte der experimentellen Musik hilfreich sein können, um die in der psychotherapeutischen Arbeit mit schwermehrfachbehinderten Menschen in der Gegenübertragung auftauchenden Empfindungen von Fremdheit und Sinnlosigkeit zu verstehen. Die experimentelle Musik konfrontiert Hörerinnen und Hörer mit der verwirrenden Erfahrung von Faszination und Fremdheit. In der Analyse der musikalischen Vermittlung dieser ... [ mehr ]

Jan Assmann

Archäologie und Psychoanalyse. Zum Einfluss Freuds auf die Kultur- und Religionswissenschaft

Psyche, 2006, 60(9-10), 1040-1053

Sigmund Freuds Einfluss auf die Kultur- und Religionswissenschaft wird erörtert. Freuds kulturellen Schriften wird das Verdienst zugesprochen, auf die unbewusste Dimension der Tradition im Sinne einer kollektiven Übertragung aufmerksam gemacht zu haben. Es wird betont, dass diese Dimension nicht in der individuellen Psyche, sondern im kulturellen Gedächtnis zu lokalisieren ist, in das jeder einzelne hineinsozialisiert wird. In den je individuellen psychischen ... [ mehr ]

Psyche

60. Jahrgang Heft 1 2006

 [ mehr ]

Hans-Jürgen Wirth

La famille en tant que patient. Concepts de thérapie familiale psychanalytique en Allemagne (PDF)

DIALOGUE 2006, 2e trimestre, 113-122

 [ mehr ]

Peter Geißler

Videomikroanalyse der frühen Interaktion: ein wissenschaftliches Instrument auf dem Weg zu einer modernen körperpsychotherapeutischen Theoriebildung (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 9 (2006), 67-87

Zusammenfassung:
Anhand einer knapp zwei Minuten dauernden Interaktion zwischen einem dreizehn Monate alten Jungen und seiner Mutter – aufgeteilt in acht Episoden – wird aufgezeigt, wie man auf einer Mikro-Ebene bestimmte kindliche und mütterliche Verhaltensweisen beschreiben kann, die letztlich dazu führen, dass sich das anfangs unruhige Kind schließlich beruhigt. Die Säuglingsund Bindungsforschung bietet – ebenso wie die ... [ mehr ]

Godehard Stadtmüller & Jeffrey A. Gordon

Biologische Korrelate von Emotionen (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 9 (2006), 39-65

Zusammenfassung:
In den letzten Jahren hat Emotionsforschung zunehmendes Interesse erfahren sowohl bzgl. neurobiologischer wie psychotherapeutischer Fragestellungen. Wir skizzieren Möglichkeiten, biologische Korrelate von Gefühlenzu finden und referieren den Stand der Forschung zur Frage, wie viele und welche Grundgefühle es gibt. Am Beispiel der sehr gut erforschten neurobiologischen Bahnen der Angst formulieren wir Hypothesen: welche neurobiologischen ... [ mehr ]

Doris Lange

Selbstfürsorglichkeit. Die körperpsychotherapeutische Behandlung des »frühen Mangels« mit der Methode der Funktionellen Entspannung (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 9 (2006), 23-38

Zusammenfassung:
Die Funktionelle Entspannung ist eine deutsche Körpertherapiemethode, die zur Behandlung somatoformer Störungsbilder entwickelt wurde. Psychophysische Traumatisierung schädigt immer auch einen wesentlichen Baustein der Persönlichkeitsstruktur, das eigene Erleben des Körpers. Die F. E. verhilft dem Patienten zu einem prä-verbalen Dialog mit sich selbst, wenig agierend, mehr spürend im Sinne von Propriozeption, auf der Suche ... [ mehr ]

Wolfgang Kämmerer

»Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache.« Berühren, Sprechen, Erinnern - selbstpsychologische Aspekte des Psychosomatischen Dialogs (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 9 (2006), 5-22

Zusammenfassung:
Durch spiegelndes Erforschen des fremd und rätselhaft gewordenen Körpers im haltenden Psychosomatischen Dialog entfaltet sich ein erinnerndes Vergegenwärtigen von Schmerz und Leid, durch das der Körper in seinem Ausdruck als identisch mit der Person erlebt wird. Je traumatisierender die Erfahrungen des Patienten waren, desto flexibler muss der Behandler mit dem Patienten die Schritte der Symbolisierung gehen, damit er sich in seinem ... [ mehr ]

Niklaus Roth

Zum Thema Eklektizismus / Integration in der Psychotherapie (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 8 (2006), 63-89

 [ mehr ]