Rolf-Peter Warsitz

Der Andere im Ich. Antlitz - Antwort - Verantwortung

Psyche, 2004, 58(9-10), 783-810

Ausgehend von der Feststellung dass die psychoanalytische Begrifflichkeit vom Ich und den Objektbeziehungen gelegentlich wenig Spielraum lässt, um die Andersartigkeit des Anderen auch im psychoanalytischen Prozess zu berücksichtigen und die Integration des Dritten in die psychische Struktur zu reflektieren, wird die Bedeutung des Anderen im Ich erörtert. Die Einführung der Kategorie der Alterität ( der Andere im Ich ) soll in Auseinandersetzung ... [ mehr ]

Michael Turnheim

Autistische Geistesblindheit. Kognitivismus, Phänomenologie und Psychoanalyse

Psyche, 2004, 58(8), 707-735

Gemäß der kognitivistischen Theorie beruht der Autismus auf einer als Geistesblindheit bezeichneten Störung, die in einer Unfähigkeit besteht, zu zutreffenden Aussagen über die Gedanken anderer zu gelangen. Ohne das Bestehen einer solchen Störung zu bestreiten, kann man aus psychoanalytischer Sicht bezweifeln, ob sie, wie die Kognitivisten es behaupten, ein isoliertes Phänomen darstellt. Donald Meltzer bringt den Autismus mit einem ... [ mehr ]

Peter Subkowski

Zur Psychodynamik des Sammelverhaltens

Psyche, 2004, 58(4), 321-351

Psychodynamische Aspekte des Sammelverhaltens werden erörtert. Dabei wird deutlich gemacht, dass Form und Objekte des Sammelns wichtige Hinweise geben, die analysiert werden können: Die Spannbreite des Sammelns bewegt sich dabei von einer ich-syntonen, reifen Form im Sinne der Sublimierung als weitgehend gelungener Weltbewältigung bis hin zum Sammeln als neurotische Abwehr von präödipalen und ödipalen Traumata und Konflikten. (c) Psyindex.de ... [ mehr ]

Ulrich Stuhr & Klaus Püschel

Erweiterter Selbstmord: Tötungsdelikt mit Anschlusssuizid. Eine heuristische Studie

Psyche, 2004, 58(11), 1035-1062

Anhand von fünf Fällen von Tötungsdelikten mit Anschlusssuizid wird versucht, Fallgeschichten aus Polizeiakten zu rekonstruieren und einen Idealtypus zu entwerfen. Dabei wird als Invariante in dieser qualitativen Forschungsstrategie eine Selbstobjektbeziehung gesehen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Katherine Stroczan & Lothar Bayer

Es gibt keine Eltern. Vom Drama zur Tragödie in Polanskis Filmen

Psyche, 2004, 58(12), 1182-1195

Zwei Filme von Roman Polanski, die im Abstand von 30 Jahren gedreht wurden, werden aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Ihre formalästhetischen wie inhaltlichen Parallelen bilden den Ausgangspunkt für eine Untersuchung der inneren Dynamik, die die beiden Filme im Einzelnen wie in der Gesamtsequenz beherrscht. Während sich die inszenierte Dreieckskonstellation in Messer im Wasser trotz zunehmender Vertiefung sadomasochistischer ... [ mehr ]

Alfred Schöpf

Freund und Feind. Der Ursprung des Destruktiven und die Frage seiner praktischen Bewältigung

Psyche, 2004, 58(6), 516-532

Im Rahmen einer Auseinandersetzung mit S. Freuds Theorie des Destruktiven wird sein Warum Krieg? mit dem ebenfalls 1932 erschienenen Essay von Carl Schmitt Der Begriff des Politischen und mit Jacques Derridas Studien Gesetzeskraft und Politik der Freundschaft verglichen. Schmitts These von der zwingenden Freund-Feindkonstellation als Grundlage von Politik macht Krieg nahezu unabwendbar. Diese These steht in schroffem Gegensatz zu Freuds Versuch der Sublimierung von ... [ mehr ]

Michael Schröter, Elke Mühlleitner & Ulrike May

Edith Jacobssohn: Ihre Jahre in Deutschland (1897-1938)

Psyche, 2004, 58(6), 544-560

Edith Jacobson bzw. Jacobssohn gilt als eine der bedeutenden amerikanischen Psychoanalytikerinnen nach dem Zweiten Weltkrieg. Bekannt ist auch, dass sie in der Nazizeit wegen ihrer Unterstützung einer linken Widerstandsgruppe verhaftet und zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Ihre Herkunft und ihr beruflicher Werdegang hingegen sowie die Details ihres politischen Engagements sind bisher wenig erforscht; über sie berichtet der folgende Beitrag ... [ mehr ]

Gerd Schmithüsen

»Die Zeit steht still in rasender Eile«. Eine psychoanalytische Einzelfallstudie zu frühem Trauma und Zeiterleben

Psyche, 2004, 58(4), 293-320

Das klinisch-pathologische Phänomen des Zeitstillstands wird aus neokleinianischer Perspektive sowie aus der Perspektive A. Greens analysiert. Bei stillstehender Zeit handelt es sich um Phänomene der projektiven Identifikation von traumatischen Erfahrungen schwersten Beziehungsabbruchs, die im Individuum eine innere Erstarrung bzw. tote Zonen hinterlassen haben. In der analytischen Übertragungsbeziehung wird dieser frühe traumatische Zusammenbruch in ... [ mehr ]

Janine Puget

Intersubjektivität. Krise der Repräsentation

Psyche, 2004, 58(9-10), 914-934

Die Einführung einer intersubjektiven Dimension gestattet, eine Problematik einzubeziehen, die in der Theorie und Praxis der Psychoanalyse als Konflikt auftreten könnte. Die Subjektivität, als psychoanalytischer Begriff genommen, die auf der Dimension der Zwei gründet, muss mit jener Dimension konflikthaft koexistieren und sie überlagern, die von Identitätsvoraussetzungen ausgeht und die dem bisherigen Verständnis der Funktionsweise des ... [ mehr ]

Dietmut Niedecken

Neue Perspektiven in einer alten Kontroverse: Melanie Klein

Psyche, 2004, 58(2), 114-149

Die höchst kontroverse Rezeption des Werks von Melanie Klein - der schleichenden Akzeptanz abstrakter Begriffe steht zum Teil die vehemente Ablehnung der drastischen Bilder gegenüber, mit denen sie die Frühphasen des Ödipuskomplexes, die Welt der inneren Objekte und die sich darum rankenden Phantasien darstellt - wird damit erklärt, dass Klein mit ihren Bildern Zustände vor der Auskonturierung einer Subjektposition und der ... [ mehr ]

Ulrich Moser & Ilka von Zeppelin

Die Regulierung der Beziehung bei »frühen Störungen« («Borderline«-Fällen)

Psyche, 2004, 58(11), 1089-1110

Im letzten von drei Beiträgen werden empirische Daten der Mimik-Forschung, der Appraisal -Theorie, der affektiven Einschätzung der Situation und des Objekts, der Situationstheorie und Theorie der Gegenkontrollen in ein Modell der gestörten Regulierung eingebaut. Es folgen Erörterungen zur kognitiven Feinregulierung mit niedriger affektiver Dosierung sowie zur Funktion aggressiver Impulse bei Borderline-Störungen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Ulrich Moser & Ilka von Zeppelin

Borderline: Mentale Prozesse in der therapeutischen »Mikrowelt«

Psyche, 2004, 58(7), 634-648

Im zweiten von drei Beiträgen wird von den therapeutischen Prozessen der Mikrowelt ausgegangen, die von der Beziehung getragen und reguliert wird. Was für Assoziationen, was für Erzählungen sind von der Borderline-Struktur her möglich? Welche sind gefährlich? Warum werden Suchprozesse via Assoziationen unterbunden? Bekannte Assoziationsmodelle werden weiterentwickelt. Es gibt kognitive Einfälle, die Glieder eines Suchprozesses sind, die ... [ mehr ]

Ulrich Moser & Ilka von Zeppelin

»borderline« im Traumalltag

Psyche, 2004, 58(3), 250-271

Im Traumerleben aller Personen, auch der nicht gestörten, wird nachgewiesen, dass in ihren Träumen Objektalisierungen und Desobjektalisierungen präventiv und defensiv benützt werden. Wenn Green darauf hinweist, dass bei Borderline-Störungen eine Desobjektalisierungsfunktion tätig ist, so bekräftigt dies die eigene Hypothese, dass Borderline-Patienten ihre Objektbeziehungen im Wachzustand so zu regeln versuchen, wie es eigentlich nur in den ... [ mehr ]

Christine Morgenroth & Nele Reuleaux

»... denn sie wußten, was sie taten.« Über die Sichtbarkeit des Unsichtbaren

Psyche, 2004, 58(3), 272-281

Die Auffassung des Sozialpsychologen H. Welzer über das Recht von Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung, den Tätern zu vergeben und damit ihre Autonomie wiederzugewinnen, sowie seine abwertenden Äußerungen zur therapeutischen Bearbeitung psychischer Traumata (in Frankfurter Rundschau vom 13.06.2003) werden kritisiert. Im Zentrum der Argumentation stehen die von Welzer angeführten Begriffe des Vergessens und der Vergebung. Dabei wird ... [ mehr ]

Steven Marcus

Das Normale und das Pathologische in der Psychoanalyse

Psyche, 2004, 58(5), 389-410

Anhand der Begriffe normal und pathologisch wird die enge Verknüpfung von psychoanalytischer Theorie und kulturellen Normen aufgezeigt. Nach einer allgemeinen Verortung dieser beiden Begriffe wird die diesbezügliche Freudsche Konzeption besprochen. Es wird darauf hingewiesen, dass Freud - anders als die Psychiatrie des 19. Jahrhunderts, die das Pathologische strikt vom Normalen trennte - mit seiner Konzeption der Hysterie und der Variationen des Sexualtriebs ... [ mehr ]

Peter Loewenberg

Freud, Schnitzler und Eyes Wide Shut

Psyche, 2004, 58(12), 1156-1181

Die Beziehung zwischen Freud und Schnitzler, die bei aller Nähe thematischer Einsichten - bei Freud verbunden mit hoher intellektueller Vertrautheit und Idealisierung Schnitzlers zu seinem Doppelgänger - doch durch eine reale Distanz gekennzeichnet war und die bei Schnitzler auch Vorbehalte gegen die Psychoanalyse einschloss, wird erörtert. Des Weiteren wird den Veränderungen nachgegangen, die Schnitzlers Traumnovelle in Kubricks filmischer Adaptation in ... [ mehr ]

Burkhard Liebsch

Das Selbst im Zeichen des Abschieds vom Anderen. Jenseits normaler und pathologischer Trauer

Psyche, 2004, 58(9-10), 953-979

Obwohl Freuds Aufsatz Trauer und Melancholie eine reichhaltige Diskussion dieser beiden Phänomene angeregt hat, stagniert die theoretische Diskussion dieser Begriffe seit langem. Der Ausdruck Trauerarbeit wird gleichwohl nicht nur im klinischen Diskurs wie selbstverständlich verwandt, wobei meist unterstellt wird, diese Arbeit diene letztlich dem normalen Aufhören der Trauer. Demgegenüber wird chronischer, unaufhörlicher Trauer ein ... [ mehr ]

David Lichtenstein

Das Andere in den Anschlägen vom 11. September

Psyche, 2004, 58(9-10), 980-990

Das bzw. der Andere als unbewusste Entität unterscheidet sich vom gewöhnlichen Anderen durch eine radikale Differenz, deren Urform - Säugling und Mutter - mit der Entwicklung von Identifikation und Sprache überbrückt, nicht aber überwunden wird. Dass die unterschwellige Kluft zwischen Selbst und Anderem jederzeit wieder aufbrechen kann, lässt sich an dem tiefen Riss im Gefühl vom Anderen angesichts der Anschläge vom 11. September ... [ mehr ]

Wolfgang Leuschner

Zerhackte Wahrnehmungen - zur technischen Produktion suggestiver Wirkungen des Films

Psyche, 2004, 58(7), 649-659

Ein Teil der Anziehungskraft und der suggestiven Wirkungen von Film- und Fernsehbildern wird aus mechanisch bzw. elektronisch provozierter Psychologie verstanden. Die Präsentationsdauer der einzelnen Film- und Fernsehbilder entspricht der Darbietungszeit jener ultrakurz präsentierten Diabilder, die bei der Pötzl-Tachistoskopie experimentell genutzt werden, um in Träumen und freien Assoziationen vorbewusst psychische Nachbilder zu erzeugen. Zwar ... [ mehr ]

Jean Laplanche

Die rätselhaften Botschaften des Anderen und ihre Konsequenzen für den Begriff des »Unbewußten« im Rahmen der Allgemeinen Verführungstheorie

Psyche, 2004, 58(9-10), 898-913

Auf der Basis seiner Allgemeinen Verführungstheorie, die ihrerseits in der anthropologischen Grundsituation , also dem asymmetrischen Verhältnis von Erwachsenen und Kleinkind, wurzelt, zeichnet der Autor dieses Verhältnis unter dem Blickpunkt rätselhafter, weil durch das Unbewusste kompromisshaft gebildeter Botschaften, die dem Kind als Botschaften des Anderen zur Übersetzung aufgegeben sind. Dabei greift das Kind auch auf kulturelle, ... [ mehr ]

Joachim Küchenhoff

Intertextualität als Neubeginn. Destruktion und Hoffnung in Jim Jarmuschs Film Ghost Dog. The Way of the Samurai

Psyche, 2004, 58(12), 1196-1204

Jim Jarmuschs Film Ghost Dog. The Way of the Samurai wird aus psychoanalytischer Perspektive interpretiert. Der Verlust verbindlicher Wertordnungen stellt vor die Frage, auf welche Verbindlichkeiten sich Solidarität und Zukunftserwartungen stützen können. Der Film nimmt dazu Stellung. Er zeigt eine geschlossene Welt von brutaler Gewalt, gegen die sich keine, auch keine fremde und importierte Wertordnung (Lehre des Samurai), durchsetzen kann. Zugleich ist ... [ mehr ]

Joachim Küchenhoff

»Zur Einführung des Narzißmus« - eine Relektüre

Psyche, 2004, 58(2), 150-169

Freuds Aufsatz Zur Einführung in den Narzissmus (1914) wird gelesen als ein Text des Umbruchs, der sich in einem wiederkehrenden Rhythmus von zögerndem Zweifel einerseits und vorwärtsstürmendem Urteil andererseits manifestiert. In dieser doppelten Bewegung sei die Dualität der Triebe eingeschrieben, die Freud inhaltlich nicht ohne weiteres habe wahren können, die er aber in der formalen Textgestaltung zum Ausdruck brachte. Die Wirkungen ... [ mehr ]

Joachim Küchenhoff

Verlust des Selbst, Verlust des Anderen - die doppelte Zerstörung von Nähe und Ferne im Trauma

Psyche, 2004, 58(9-10), 811-835

In der traumatischen Erfahrung wird der selbstverständliche Bezug zum eigenen Selbst zerstört, zugleich aber geht der Andere als Anderer verloren. Indem im Beziehungstrauma der Mitmensch zu nahe kommt, zerstört er die Ferne, die das positive Erleben jeder Nähe voraussetzt und die zum Erleben von Andersheit gehört. Wenn der Andere verlorengeht, wird auch die konstruktive Erfahrung von Differenz zerstört, und dieser Verlust führt zur ... [ mehr ]

Karin Kernhof, Holger Kirsch & Jochen Jordan

Als wärs ein Stück von mir. Objektbeziehungstheoretische Überlegungen zur Organtransplantation

Psyche, 2004, 58(2), 97-113

Mit Hilfe einer Kasuistik wird vor objektbeziehungstheoretischem Hintergrund die Bedeutung der persönlichen Objektbeziehungsgeschichte und der inneren Konfliktsituation für die im Rahmen einer Transplantation ablaufenden Bewältigungs- und Integrationsprozesse erörtert. Dabei zeigt sich, dass gelungene Separations- und Loslösungsprozesse bzw. eine geglückte Autonomieentwicklung offenbar eine hervorragende Rolle für die erfolgreiche ... [ mehr ]