Psychotherapie & Sozialwissenschaft

Harald Weilnböck

Mila - Eine Fallrekonstruktion der qualitativ-psychologischen Literatur- und Medien-Interaktionsforschung (LIR) (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2008, 10(2), 113-145

Der neu entwickelte Ansatz der qualitativen Literatur- und Medien-Interaktionsforschung (LIR) geht der Frage nach, inwiefern und mit welchem Erfolg Menschen in ihrem subjektiven Erleben von selbst gewählten fiktionalen Narrativen unvermerkt Prozesse der mentalen Auseinandersetzung mit lebensgeschichtlichen Erfahrungen unterhalten und spezifische Herausforderungen ihrer persönlichen Entwicklung annehmen. Das LIR-Design sieht eine Kombination von biografischen und ... [ mehr ]

Agnes von Wyl, Stephanie Stadelmann, Sonja Perren & Kai von Klitzing

Erzählkompetenz, Repräsentationen und Theory of Mind: Gemeinsamkeiten und Unterschiede (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2008, 10(2), 49-69

Ausgewählte Ergebnisse einer Studie werden vorgestellt, in der Aspekte des Denkens (Erzählkompetenz, Repräsentationen sowie Mentalisierung bzw. Theory of Mind) in ihrer Bedeutung für die kognitive Entwicklung von Vorschulkindern untersucht wurden. Daten wurden an Stichproben von 266 Kindern im ersten und zweiten Kindergartenjahr (5 bis 6 Jahre) mit der MacArthur Story Stem Battery (MSSB) und dem Theory of Mind-(ToM-)Test erhoben. Es wird gezeigt, wie Aspekte ... [ mehr ]

Özen Odag

Frauen lesen anders! Männer auch? - Eine empirische Rezeptionsstudie aus der Medienpsychologie (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2008, 10(2), 11-47

Es wird untersucht, ob und in welcher Weise sich das emotionale Involvement von Frauen und Männern beim Lesen unterscheidet. In einem Experiment mit zwei textseitigen unabhängigen Variablen - »Werkkategorie« mit den Stufen »fiction« und »non-fiction« und »inhaltlicher Fokus« mit den Stufen »Innenwelt« und »Außenwelt« - und der leserseitigen unabhängigen Variable »biologisches ... [ mehr ]

David Lätsch

Schreiben als Therapie, Schreiben statt Therapie: Varianten der Wunscherfüllung in fiktionaler Prosa (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2008, 10(2), 71-112

Freud hat in seiner Abhandlung »Der Dichter und das Phantasieren« (1908) die Wunscherfüllung als den Motor der literarischen Erfindung beschrieben. Nach einer Klärung der Begriffe »Wunsch« und »Wunscherfüllung« werden drei Formen von Wunscherfüllung in der fiktionalen Prosa dargestellt: Autoren identifizieren sich mit ihren Figuren, die sie mit wunscherfüllenden Attributen auszustatten wissen; sie verwandeln als ... [ mehr ]

Horst Kächele, Juan Pablo Jimenez & Helmut Thomä

»Ende gut, alles gut?« Gedanken zu Unterbrechung und Beendigung psychoanalytischer Behandlungen (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2008, 10(1), 7-20

Behandlungstechnische Probleme im Kontext von Unterbrechungen psychoanalytischer Behandlungen werden angestellt. Vor dem Hintergrund der in Ulm dokumentierten ausführlichen Musteranalyse »Amalies« und anderer Therapien wird für einen pragmatischen Umgang bei der Beendigung von psychoanalytischen Therapien plädiert.

Stichworte: Psychoanalytische Therapie, Therapiebeendigung, Psychotherapieergebnisse

Keywords: Psychoanalysis, Treatment ... [ mehr ]

Bernhard Grimmer, Vera Luif & Marius Neukom

»Ich muss jetzt gehen«. Eine Einzelfallstudie zur letzten Sitzung der Analyse der Patientin Amalie (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2008, 10(1), 73-109

Dem Ideal wird die »Realität« der letzten Stunde einer psychoanalytischen Therapie gegenübergestellt: Wie beenden ein Analytiker und seine Patientin ihre analytische Beziehung und wie gestalten sie den Abschied? Der Untersuchung liegt die letzte Sitzung der Behandlung von »Amelie«, einer hochfrequenten psychoanalytischen Therapie, die auf Tonband aufgenommen und transkribiert wurde, zugrunde. Die Eröffnungs- und die Abschiedsszene der ... [ mehr ]

Arnulf Deppermann & Gabriele Lucius-Hoene

Positionierung als Verfahren der Interaktionskontrolle. Thematisierung, De-Thematisierung und symbolische Aufhebung des Abschieds in der letzten Stunde der Therapie »Amalie« (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2008, 10(1), 21-39

Am Beispiel der in Ulm dokumentierten ausführlichen Musteranalyse »Amelie« wird aus einer konversationsanalytischen Perspektive untersucht, wie in der letzten Stunde dieser psychoanalytischen Behandlung die Aufgabe des Abschiednehmens interaktiv thematisiert und ausgehandelt wird. Anhand von drei zentralen Interaktionssequenzen wird rekonstruiert, wie die Patientin den Abschied systematisch dethematisiert. Sie benutzt unterschiedliche Verfahren der Selbst- und ... [ mehr ]

Brigitte Boothe

Initialträume und Finalträume im systematischen Vergleich. Eine Fallformulierung im Spiegel des Traumnarrativs (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2008, 10(1), 41-72

Die Traumberichte der Patientin »Amalie«, bekannt als differenziert, breit und multimethodal erforschter deutscher Musterfall der Psychoanalyse, sind in der Ulmer Textbank dokumentiert und stehen für weitere wissenschaftliche Studien zur Verfügung. Eine eindrucksvolle Besonderheit ist, dass der Initialtraum aus der sechsten Behandlungsstunde und der Finaltraum aus der 517. und letzten Behandlungsstunde verblüffende Ähnlichkeiten und feine ... [ mehr ]

Brigitte Boothe

Märchenfiguren als Modellfälle für emotionale Intelligenz? Aschenputtel under cover (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(2), 133-134

Aus der Einleitung:

Der narrative Bauplan des Märchens zeugt von emotionaler Intelligenz, die Märchenfiguren hingegen haben oft nur wenig Durchblick. Der Froschkönig patscht einer Prinzessin hinterher, die dauernd lugt und nur an sich selber denkt. Der auszog, das Furchten zu lernen, ist blind fur Risikosignale. Mit Sneewittchen haben die sieben Zwerge nur Ärger, weil sie aus Schaden nicht klug wird. Aber einige Märchenfiguren sind ... [ mehr ]

Manfred Zaumseil

Qualitative Sozialforschung in Klinischer Kulturpsychologie (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(2), 99-116

Einleitend wird das in Deutschland wenig eingeführte Gebiet der Klinischen Kulturpsychologie skizziert. Im Anschluss daran wird die Vielfalt der Themen dieses Arbeitsfeldes anhand von Arbeiten aus dem eigenen Arbeitsbereich, in denen Methoden der qualitativen Sozialforschung verwendet worden sind, verdeutlicht. Dann werden zwei besondere Probleme der qualitativen Sozialforschung mit Bezug auf das Arbeitsgebiet behandelt: Zunächst geht es darum, wie man die Balance ... [ mehr ]

Ernestine Wohlfart & Ulrike Kluge

Ein interdisziplinärer Theorie- und Praxisdiskurs zu transkulturellen Perspektiven im psychotherapeutischen Raum (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(2), 83-97

Aus verschiedenen Perspektiven wird beleuchtet, wie westliche psychotherapeutische Praxen und Theorien in einem transkulturellen Kontext verortet werden können. Zunächst wird darauf hingewiesen, dass interkulturelle Kommunikation, migrations- und wanderungsbedingte Transkulturalität in der Gesellschaft und die zunehmende Inanspruchnahme hiesiger Institutionen von Patienten aus nicht-westlichen Kontexten eine Diversität zwischen Patienten und Behandlern zur ... [ mehr ]

Heidrun Schulze

Produktion und Reproduktion getrennter Lebenswelt(en): Lebensgeschichtliches Erzählen im Kontext interkultureller Behandlung und Beratung (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(2), 45-63

Wie sprechen Menschen, die aus der Türkei eingewandert und im Laufe ihres Lebens im Aufnahmeland erkrankt sind, über ihr Leben? Wie wird dieses Sprechen durch die Einflüsse im Herkunftsland und Migrationsland beeinflusst? Diesen Fragen wird anhand eines auszugsweise dargestellten biographisch-narrativen Interviews mit einem an chronischen Schmerzen leidenden 58-jährigen Mann aus der Türkei nachgegangen. Bei der Analyse des erzählten Lebens und des ... [ mehr ]

Ulrich Reitemeier

Verdeckte Fremdheit bei russlanddeutschen Aussiedlern. Zur kommunikativen Wirkungsentfaltung einer problematischen Identitätslage (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(2), 65-82

Der Beitrag befasst sich mit der Identitätslage der »verdeckten Fremdheit«, einer Fremdheitsproblematik, von der russlanddeutsche Aussiedler betroffen sind und die im Integrationsprozess Schwierigkeiten mit sich bringt, die bei kulturell nicht-deutschen Zuwanderern nicht bestehen. Es wird zunächst auf die historischen und rechtlichen Bedingungen eingegangen, die konstitutiv für diese Identitätslage und für die Selbstsicht als historischer ... [ mehr ]

Wielant Machleidt

Die »kulturelle Adoleszenz« als Integrationsleistung im Migrationsprozess (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(2), 13-23

Der Prozess der Aneignung des Fremden nach der Migration in eine andere Kultur kann als Individuationsleistung verstanden werden. Dabei macht die Persönlichkeit als Ganze einen Wandlungsprozess durch, der hier in Analogie zur Entwicklungsphase der Adoleszenz als »kulturelle Adoleszenz« bezeichnet wird. Die vielfältigen Analogien zwischen der Entwicklungsphase Adoleszenz und der kulturellen Adoleszenz werden beschrieben: In der kulturellen Adoleszenz kommt ... [ mehr ]

Rainer Kokemohr

Geglaubte Wirklichkeit - kulturelle Kontexte abweichenden Verhaltens in der Bamileke-Gesellschaft (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(2), 117-131

Der Beitrag behandelt die Rationalität von Glaubensvorstellungen. Anhand theoretischer Ausführungen des Ethnologen und Anthropologen D. Sperber wird zunächst zwischen faktischem und repräsentationalem Glauben sowie zwischen propositionalen und semi-propositionalen Aussagen unterschieden. Vor diesem theoretischen Hintergrund werden zwei Konflikte analysiert, die im Rahmen der Arbeit des Autors an einer Reformschule in Kamerun aufgetreten waren. Darin werden ... [ mehr ]

Yesim Erim & Wolfgang Senf

Türkischstämmige Patientinnen mit masochistischen Persönlichkeitsanteilen und der Einsatz von Märchen als kultursensible Intervention (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(2), 25-44

Behandlungsprobleme bei türkischstämmigen Migrantinnen mit masochistischen Persönlichkeitsanteilen und Schmerzstörungen sowie mögliche kollektive Gegenübertragungsgefühle einheimischer Behandlerinnen werden dargestellt. Ein türkisches Märchen wird referiert und aus tiefenpsychologischer Perspektive analysiert. Es wird aufgezeigt, welche Phasen der weiblichen Entwicklung im Märchen angesprochen werden und wie die Patientinnen ... [ mehr ]

Judith Rossow & Mone Spindler

Geschichten mit und ohne Bart: Narrative Konstruktionen von Alter und Geschlecht (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(1), 155-158

Aus der Einleitung:

Die Mitglieder des Postdoc-Kollegs Alter - Geschlecht - Gesellschaft der Universität Greifswald, Heike Hartung, Christiane Streubel und Angelika Uhlmann, hatten vom 4. bis 6. September 2006 zu einer internationalen Tagung uber narrative Konstruktionen von Alter und Geschlecht nach Greifswald geladen. Unter dem Titel Geschichten mit und ohne Bart wurde die Narratologie als methodisches Verbindungselement zwischen geistes- und ... [ mehr ]

Louis Jent

Alt und älter (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(1), 159-161

Aus dem Inhalt:

Meine Mutter ist aus Glas. Ihre Haut ist durchsichtig. Sie wiegt nur noch vierunddreißig Kilo, denn sie hat einen Hungerstreik hinter sich. Wenn sie noch einmal hinfällt, geht sie in Scherben.
Sie hatte zwölf Stunden auf der Terrasse ihrer kleinen Wohnung gelegen, bis sie jemand entdeckt hat. Sie hatte sich das Gesicht aufgeschlagen und den rechten Arm verstaucht.
Als ich sie im Spital besuche, winkt sie fröhlich mit dem ... [ mehr ]

Merve Winter

Eine qualitative Studie zur Lebendorganspende. Werkstattbericht (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(1), 143-154

Es wird über eine geplante Interviewstudie informiert, in der die emotionale Situation von Organspenderinnen und -spendern sowie -empfängerinnen und -empfängern kurz vor einer Lebendorganspende analysiert werden soll. Schwerpunkte sind dabei zum einen die Entscheidungsprozesse, die vor einer Lebendspende stattfinden, und die Spendemotivationen. Zum anderen wird die Herstellung von Geschlecht (doing gender) im Spendeprozess thematisiert. Dabei interessiert, wie ... [ mehr ]

Katarzyna Swita

Narrative Gerontologie: Eine Interviewstudie (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(1), 33-57

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der narrativen Vergegenwärtigung autobiografischer Episoden aus dem Leben älterer Menschen. Vorgestellt wird eine Interviewstudie im Rahmen des Projekts »Glücks- und Unglückserfahrungen im Lebensrückblick alter Menschen«. In der qualitativen Studie wurden 78 Erzählungen aus narrativ-biografischen Interviews mit vier älteren Menschen mittels der von B. Boothe entwickelten Erzählanalyse ... [ mehr ]

Thorsten Jakobsen, Christine Knauss, Puspa Agarwalla, Ruth Schneider, Heinz Hunziker & Joachim Küchenhoff

Eine Komparative Kasuistik auf der Grundlage quantitativer Ergebnismessungen und qualitativer Prozessbeschreibungen als Beitrag zum Verständnis therapeutischer Prozesse (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(1), 119-142

Die vorliegende Studie geht von zwei Behandlungsprotokollen einer in Basel durchgeführten Studie zu Prozess und Ergebnis psychoanalytischer Psychotherapien aus. Eine Behandlung war nach dem Verlauf eines Jahres symptomatisch erfolgreich, die andere nicht. Die quantitativen Ergebnisse werden mit den Ratingbefunden der OPD-Diagnostik und den qualitativen Auswertungen der von den Therapeuten notierten Prozessnotizen kontrastiert. Es zeigte sich dabei, dass ein ... [ mehr ]

Marie-Luise Hermann

Narrative Gerontologie. Ein Literatur- und Forschungsbericht (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(1), 7-32

In einem Überblick über aktuelle Literatur und Forschung der Narrativen Gerontologie werden verschiedene Forschungszugänge und Befunde zu altersspezifischen Kernthemen vorgestellt und in Beziehung zu benachbarten Gebieten gesetzt. Auf einige Grundannahmen der Narrativen Psychologie folgt eine Zusammenfassung allgemeiner Funktionen und kurativer Wirkungen des Erzählens aus Sicht der psychologischen Erzählforschung. Das Thema Erzählen im Alter wird ... [ mehr ]

Elisabeth Gülich

»Volle Palette in Flammen«. Zur Orientierung an vorgeformten Strukturen beim Reden über Angst (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(1), 59-87

Theoretische Grundlage ist ein Konzept von Vorgeformtheit, das in gemeinsamen Arbeiten mit Ulrich Dausendschön-Gay und Ulrich Krafft entwickelt wurde. Demzufolge wird der Rekurs auf (mehr oder weniger komplexe) vorgeformte Strukturen bei der Lösung konversationeller Formulierungsaufgaben als Orientierung an »Modellen« aufgefasst. Dazu gehören sowohl konventionalisierte Formen, etwa Redewendungen, als auch individuelle Routinen, die Sprecher angesichts ... [ mehr ]

Brigitte Boothe

»Im Dezember bin ich umgekippt«. Erzählen über Kontrollverlust (PDF)

Psychotherapie und Sozialwissenschaft 2007, 9(1), 89-117

In Anknüpfung an Elisabeth Gülichs Analyse der Verwendung vorgeformter Ausdrücke bei Patienten im ärztlichen oder klinischen Interview wird dieses sprachliche Formulierungsmuster anhand eines ausgewählten Fallbeispiels auf Beziehungs- und psychodynamische Perspektiven hin untersucht. Besondere Beachtung finden dabei narrative Darstellungen, die erlauben, die vorgeformte Formulierung vom »Umkippen« sowie die Wendung »Ich bin der Typ, ... [ mehr ]