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28 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Juni 2006
Bestell-Nr.: 29060
»Psychoanalytische Familientherapie«
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Markus Zöchmeister

Opfermythos und narzisstischer Größenwahn - Versuch über eine NS-Familiengeschichte (PDF)

Psychoanalytische Familientherapie 2006, 7(1), Nr. 12, 23-50

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Halbwahrheiten, Geschichtsmythen und Deckerinnerungen über die Zeit des Nationalsozialismus in Österreich prägten über lange Zeit bis in die Gegenwart die offizielle wie die private Erinnerung und Auseinandersetzung mit dessen »psychischem Erbe«. Der Nationalsozialismus als gemeinsam geteilte, historische Erfahrung – so unterschiedlich sie vom einzelnen Individuum auch erlebt worden ist, stand nach 1945 zur Disposition. Die breite gesellschaftliche Akzeptanz des NS-Regimes in Österreich als auch die Mittäterschaft an den nationalsozialistischen Verbrechen gerieten nach 1945 unter reale Strafandrohung und mussten zu einem neuen Bild individueller wie kollektiver Geschichte transformiert werden. Dieses neue Bild sollte den vom sekundären Denken geforderten Bruch mit der nazistischen Vergangenheit mit dem Wunsch nach Kontinuität in der eigenen Geschichte verbinden. Die Selbstverortung der Zweiten Republik nach 1945 geriet zu einem heiklen Unterfangen. Der Spagat zwischen den Brüchen, die vollzogen werden mussten, ohne dabei auf altbewährten Traditione zu verzichten, spiegelte eine nationale Identitätsdiffusion. Nationalsozialismus, austrofaschistischer Ständestaat, Erste Republik und Habsburgermonarchie waren die Etappen der vergangenen dreißig Jahre, die sich kaum zur Bestimmung einer neuen, alten Tradition eigneten. 1946 versuchten die politischen Eliten des Landes das 950-Jahr-Ostarrichi- Jubiläum zur Festlegung neuer, alter nationaler Werte zu nützen, um dem österreichischen Kollektiv eine Selbstverortung jenseits von Diktatur, Fremdherrschaft und Kaiserreich zu ermöglichen.