Arnold I. Goldberg

Perversion aus der Sicht psychoanalytischer Selbstpsychologie

Psyche, 1998, 52(8), 709-730

Im Gegensatz zu neueren Tendenzen in der amerikanischen Psychiatrie, den moralisch belasteten Begriff der Perversion zugunsten des eher deskriptiven der Paraphilie aufzugeben, wird plädiert für die Beibehaltung des Perversionsbegriffs auf der Grundlage einer genuin psychoanalytischen Definition. Diese umfasst Sexualisierung, vertikale Spaltung und individuelle Psychodynamik. Dabei hat Sexualisierung die Funktion, ein strukturelles Defizit auszufüllen. ... [ mehr ]

Eckhardt Gehde & Hinderk M. Emrich

Kontext und Bedeutung: Psychobiologie der Subjektivität im Hinblick auf psychoanalytische Theoriebildungen

Psyche, 1998, 52(9-10), 963-1003

Neuere psychoanalytische Konzepte, insbesondere zu Internalisierung und Persönlichkeitsorganisation in der Objektbeziehungstheorie, und deren mögliche Entsprechungen auf neurobiologischer Ebene werden erörtert. Nach heutiger Kenntnis lösen Erfahrungen ebenso wie eine gelingende Therapie jeweils Kaskaden von Veränderungen aus, die - bis ins hohe Alter - synaptische Strukturen des Zentralnervensystems, Neurotransmitter und Hormone betreffen. ... [ mehr ]

John E. Gedo

Überlegungen zur Metapsychologie, theoretischen Kohärenz, zur Hermeneutik und Biologie

Psyche, 1998, 52(9-10), 1014-1042

Überlegungen zum Verhältnis von psychoanalytischer Metapsychologie, theoretischer Kohärenz, Hermeneutik und Biologie werden angestellt. Zunächst wird betont, dass S. Freud, da es ihm nicht gelang, seine klinischen Beobachtungen mit der zeitgenössischen Neurophysiologie in Einklang zu bringen, versuchte, die Psychoanalyse mit Hilfe einer spekulativen Metapsychologie in der Biologie zu verankern. Epistemologische Einwände führten ihn zum ... [ mehr ]

Peter Fonagy

Die Bedeutung der Entwicklung metakognitiver Kontrolle der mentalen Repräsentanzen für die Betreuung und das Wachstum des Kindes

Psyche, 1998, 52(4), 349-368

Ausgewählte Ergebnisse einer im Rahmen des Londoner Eltern-Kind-Projekts durchgeführten empirischen Langzeitstudie zur Entwicklung des Bindungsvermögens von Kindern werden vorgestellt. Anhand von Erwachsenen-Bindungs-Interviews und der Untersuchungsmethode Fremde Situation sowie anhand verschiedener anderer Tests wird die Herausbildung der inneren Arbeitsmodelle untersucht, und es wird der Frage der intergenerationellen Transmission mentaler ... [ mehr ]

K. R. Eissler

Freuds »Leonardo« - Trauma oder Idylle? Entgegnung auf Jan Philipp Reemtsma

Psyche, 1998, 52(5), 405-414

In Erwiderung auf kritische Anmerkungen von J. P. Reemtsma (in Psyche 1997, 51 (9-10)) zu einer Leonardo-Studie von K. R. Eissler aus dem Jahre 1961 (Leonardo da Vinci. Psychoanalytische Notizen zu einem Rätsel) wird die Kritik zurückgewiesen. Reemtsmas These, der zufolge Leonardo durch eine Fellatio im Säuglingsalter traumatisiert worden sei, wird als falsch bezeichnet. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Martin Dornes

Bindungstheorie und Psychoanalyse

Psyche, 1998, 52(4), 299-348

Die Bindungstheorie ist aus dem Werk des englischen Psychoanalytikers und Kinderpsychiaters John Bowlby hervorgegangen und mittlerweile zu einer einflußreichen Richtung in der Entwicklungspsychologie geworden. Trotz dieser weiten Verbreitung ist sie in psychoanalytischen Kreisen noch relativ wenig bekannt. Nach einem Überblick über den derzeitigen Stand der bindungstheoretischen Forschung werden einige Arbeiten von Psychoanalytikern vorgestellt, welche die ... [ mehr ]

Michel de M’Uzan

Der Tod gesteht nie

Psyche, 1998, 52(11), 1049-1066

Der Autor hatte sich bereits zu Fragen des Todes und Sterbens aus der Sicht der Psychoanalyse geäußert, war auch schon mit dem Fall einer tödlich erkrankten Patientin konfrontiert gewesen, als er erneut von einem mit Metastasen im Gehirnraum betroffenen jungen Kollegen ersucht wurde, ihn in Analyse zu nehmen. Es wird eine dreimonatige gemeinsame Erfahrung - bis zum Tod des Patienten. In einer ausführlichen und zugleich verdichteten Falldarstellung ... [ mehr ]

Kurt Buchinger

Warum die Psychosomatik kein Renner wird. Systemzwänge in der Medizin

Psyche, 1998, 52(6), 572-597

Trotz der aktuellen Bemühungen um eine Integration von klassischer Medizin und Psychosomatik wird das Gesundheitswesen im Wesentlichen von der klassischen Medizin getragen. Anhand eines Modells bzw. einer Metapher, der Trivial-Maschine und der Nicht-Trivial-Maschine , wird der Versuch unternommen, das Dilemma zwischen klassischer und psychosomatischer Medizin zu erläutern. Mit Hilfe dieses Modells wird die These untermauert, der zufolge nicht die ... [ mehr ]

Michael B. Buchholz

Die Metapher im psychoanalytischen Dialog

Psyche, 1998, 52(6), 545-571

Obwohl die Metapher die klinische Arbeit und Theorie der Psychoanalyse in vielfacher Weise dominiert, wird sie selbst nur selten zum Gegenstand der Analyse und bleibt ihre Rolle weitgehend unbemerkt. Unter Hinweis auf die kognitive Linguistik wird die Metapher als wichtiges Moment der psychoanalytischen Behandlungspraxis untersucht. Dabei wird unterschieden zwischen manifesten und konzeptuellen Metaphern, und es wird gezeigt, dass die psychoanalytische Deutungsarbeit als ... [ mehr ]

C. Brooks Brenneis

Gedächtnissysteme und der psychoanalytische Abruf von Trauma-Erinnerungen

Psyche, 1998, 52(9-10), 801-823

Die unzähligen Kontroversen um die Frage des Wiedererinnerns traumatischer Ereignisse, vor allem im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch, hat Forschung und Therapie in den letzten Jahren sehr beschäftigt und die Annahme eines besonderen traumatischen Gedächtnisses wahrscheinlich gemacht. Auf der Grundlage gegenwärtiger kognitiver Theorien und der Gedächtnisforschung werden zwei voneinander unabhängige Gedächtnisformen geprüft, die ... [ mehr ]

Psyche

52. Jahrgang Heft 1 1998

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Horst Gerhard

Individualisierung, Identität und psychosoziale Praxis. Beratungsarbeit mit Drogenkonsumenten unter »postmodernen« Lebensbedingungen (PDF)

psychosozial 71 (1998), 107-119

Es wird der Frage nachgegangen, warum die Entwicklung stabiler individueller Identitäten im Rahmen therapeutischer, beratender und/oder pädagogischer Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen eigentlich gefördert werden soll, wenn angesichts einer rasanten gesellschaftlichen und technologischen Entwicklung flexible Anpassung an beständig sich wandelnde gesellschaftliche Vorgaben gefragt ist, wohingegen ein stabiler Charakter eher als unnötiger ... [ mehr ]

Robert Heim

Die Psychoanalyse und die Krise des animal rationale. Aktuelle Grenzflächen zwischen Psychoanalyse und Philosophie (PDF)

psychosozial 71 (1998), 89-105

Aktuelle Versuche eines Brückenschlags zwischen Psychoanalyse und Philosophie werden erörtert. Dabei wird besonders eingegangen auf J. Lacans Neuvermessung der Psychoanalyse. In der Fortschreibung seines Entwurfs einer »Rationalität der Psychoanalyse« (1993) wird das Denken Sigmund Freuds zwischen den Polen Irrationalismus und Rationalismus erörtert. Dabei wird Lacans These herangezogen, dass das Unbewusste strukturiert ist wie eine Sprache. Dies ... [ mehr ]

Barbara Duden & Silja Samerski

»Das aufgeschwatzte Risiko - genetische Beratung als Sprach-Ritual« (PDF)

psychosozial 71 (1998), 79-88

Die Informationen, die genetische Berater schwangeren Frauen geben, basieren immer auf statistischen Wahrscheinlichkeiten und können deshalb, ihrer Logik nach, für eine einzelne Schwangere nicht relevant sein. Trotzdem wird durch die Verwendung von Begriffen wie Entscheidung oder Wissen die Illusion eines bedeutsamen Gespräches hergestellt, um so die Wirklichkeitsfähigkeit von statistischen Konstrukten zu suggerieren. Anhand eines Auszuges aus einem ... [ mehr ]

Elisabeth Beck-Gernsheim

Vom Kinderwunsch zum Wunschkind (PDF)

psychosozial 71 (1998), 59-69

In der neueren Literatur zu Reproduktionsmedizin und Pränataldiagnostik finden sich immer wieder Äußerungen einschlägig tätiger Mediziner, die von einer Anspruchshaltung ihrer Patientinnen und Patienten berichten, ja sogar eine Inflation der Wünsche registrieren. Nach der gängigen Deutung sind solche Ansprüche ein Produkt des Egoismus und der Maßlosigkeit der Eltern sowie Ausdruck persönlicher Neigungen, Zwänge und ... [ mehr ]

Regine Kollek

Über Fortschritte der Reproduktionsmedizin und die Schwierigkeit, um Achtzeller zu trauern (PDF)

psychosozial 71 (1998), 49-57

Die Geschichte der Reproduktionsmedizin seit den sechziger Jahren wird resümiert, und ein Ausblick auf künftige Entwicklungen wird gegeben. Gesetzliche Rahmenbedingungen kommen dabei ebenso zur Sprache wie ethische Argumente und gesellschaftliche Interessen, die Einfluss auf die Forschungsdynamik nehmen. Abschließend wird bilanziert, dass eine weitere Vedinglichung menschlichen Lebens nur verhindert werden kann, wenn sich nicht nur Gesetze und internationale ... [ mehr ]

Theresia Degener

Die Geburt eines behinderten Kindes als Schaden? (PDF)

psychosozial 71 (1998), 37-47

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Burkhard Brosig

Compassion: Meine Erfahrung mit Chorea Huntington (PDF)

psychosozial 71 (1998), 27-35

Ausgehend von Erfahrungen, die im Forschungsprojekt »Krankheitsverarbeitung, Familiendynamik und Probleme der Familienplanung bei Huntingtonscher Chorea« gesammelt wurden sowie von einer Beschreibung der Chorea Huntington als dominant-vererbliche neuropsychiatrische Erkrankung wird die Problematik der prädiktiven genetischen Diagnostik für Betroffene, Angehörige und Partner entwickelt. Aufgrund der Vorreiterstellung der Erkrankung als erste ... [ mehr ]

Eva Schindele

Moderne Schwangerschaften zwischen Machbarkeitswahn und Auslese (PDF)

psychosozial 71 (1998), 15-25

Wirkungen der modernen pränatalen Diagnostik und ihrer konkreten Handhabung werden kritisch beleuchtet. Anhand von rechtlichen Rahmenbedingungen, Fallbeispielen und empirischen Daten wird argumentiert, dass der ursprünglich natürliche Prozess der Schwangerschaft nun den Schein der Kontrollierbarkeit erhält und dass die Frauen gedrängt werden, Risiken zu vermeiden. Dabei wird verdeckt, dass Risiken der Definition unterliegen. Außerdem stehen ... [ mehr ]