Dr. Pradeep Chakkarath
Pradeep Chakkarath lehrt und forscht am Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Gemeinsam mit Jürgen Straub leitet er das »Hans Kilian und Lotte Köhler Centrum für sozial- und kulturwissenschaftliche Psychologie und historische Anthropologie«.
(Stand: Mai 2020)
Bücher
psychosozial 159: Verschwörungsdenken
»Verschwörungstheorie« ist aktuell einer der schillerndsten Begriffe in den Sozialwissenschaften. Die Autorinnen und Autoren von Ausgabe 1/2020 der psychosozial legen Ansätze zu einer kritisch sozialpsychologischen und gesellschaftstheoretischen Aufklärung des »Denkens in Verschwörungen« vor.
Verschwörungsdenken
Verschwörungsdenken verweist auf die Bereitschaft, verborgenes Wirken einer geheim operierenden, übermächtigen Gruppe anzunehmen. Damit ist auch eine Wahrnehmungs-/Deutungskultur bezeichnet, in der man sich die Welt entsprechend aneignet, um eine weitgehend ohnmächtig erfahrene Realität erklären zu können. Denken in »Verschwörungen« und sein Wirkungspotenzial in tatsächlichen wie vermeintlichen Krisen ist Symptom wie Katalysator gesellschaftlich-politischer Entwicklungen. Multidisziplinär gehen die Autor*innen dem Phänomen auf den Grund und entfalten eine kritische sozialpsychologisch und gesellschaftstheoretisch orientierte Aufklärung des Verschwörungsdenkens.
Hyper-Generalization by the Human Mind
Jaan Valsiner zeigt, wie Menschen über Deutungs- und Sinngebungsprozesse kognitive und affektive Ordnungen schaffen, die es ihnen erlauben, sich in hochkomplexen Situationen und Umwelten sicher zu bewegen. Er erläutert, wie Deutungs-, Sinngebungs-, Verstehens- und Ordnungsprozesse strukturiert sind und wie eine Zusammenführung von Ansätzen aus der Sozialanthropologie, Semiotik, Kulturpsychologie und der Psychoanalyse dazu beitragen kann, diese Prozesse und ihre Funktionen angemessener abzubilden.
Anerkennung, Zeugenschaft und Moral
Menschen, die Krieg, Folter, Verfolgung und Vertreibung erfahren haben, leiden zeitlebens unter den ihnen zugefügten Verletzungen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Anhand von Beispielen aus der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts entfaltet Jessica Benjamin Grundzüge einer sozial- und kulturwissenschaftlichen, intersubjektivitätstheoretischen Psychoanalyse. Mit der Verleihung des Hans-Kilian-Preis für die Erforschung und Förderung der metakulturellen Humanisation an Jessica Benjamin im Jahr 2015 wird deren fächer- und themenübergreifende Arbeit zur Geschlechter-, Identitäts-, Konflikt- und Traumaforschung sowie zur Kulturphilosophie und Kulturtheorie gewürdigt.
Das enteignete Bewusstsein
Kilian nimmt an, dass menschliche Selbsterkenntnis mit fortschreitender Realität veralten kann: Die Menschen orientieren sich an bekannten Sozialtechniken und Identitätsstrukturen, während sich die Gesellschaft weiterentwickelt und immer komplexer wird. Aus diesem Gegensatz resultiert eine kollektive Identitätskrise, die zu einem Rückzug auf »veraltete« Werte führt. Hieraus leitet Kilian die Notwendigkeit einer dialektischen Sozialpsychologie ab.
Kulturpsychologie in interdisziplinärer Perspektive
In den Beiträgen zur Hans-Kilian-Vorlesungsreihe werden Ansätze und Forschungsergebnisse einer zeitgenössischen Psychologie präsentiert, die sich als Sozial- und Kulturwissenschaft versteht und einen intensiven Austausch mit Nachbardisziplinen wie der Soziologie, Geschichtswissenschaft, Erziehungswissenschaft oder Philosophie pflegt. Die Arbeiten verknüpfen empirische Untersuchungen mit grundlagentheoretischen und anthropologischen Reflexionen.
Zeitschriften
psychosozial 176: Historische Traumatisierungen in der DDR - Neue Sichtbarkeit und anhaltendes Erleiden
Der Diskurs um Opfer von staatlichem Unrecht der DDR befindet sich im Wandel. Das Schwerpunktheft bietet eine aktuelle Bestandsaufnahme des einschlägigen psychosozialen Forschungsfeldes. Die versammelten Beiträge befassen sich mit drei Themen: Konzeptionellen Überlegungen zum politisch-gesellschaftlichen Gehalt von Traumatisierung im DDR-Kontext, Befunden zu anhaltenden Leidensprozessen und der Auseinandersetzung mit Defiziten der bisherigen Aufarbeitungsbemühungen mit der Intention, diese adäquater auf Betroffene auszurichten.
psychosozial 175: Menschenbilder in Psychologie und Psychoanalyse
Die Frage nach dem Wesen des Menschen ist ein zentrales Thema in den Humanwissenschaften. Sie wird von der Philosophie bis zu den Naturwissenschaften diskutiert und spielt auch in der Psychologie und Psychoanalyse eine bedeutende Rolle. Der Themenschwerpunkt dieses Hefts stellt eine eingehende Analyse für die Psychologie relevanter anthropologischer Modelle in den Mittelpunkt.
psychosozial 170: Indien-Bilder
Mit dem britischen Kolonialismus und Imperialismus kam seit dem 18. Jahrhundert neben Persien und China vor allem Indien, dem »Juwel in der britischen Krone«, eine zentrale, auch psychologische Rolle in der Entwicklung eines breiteren europäischen Selbstverständnisses zu. Waren einige prominente Gelehrte fasziniert von vermeintlichen linguistischen, mythologischen und philosophischen Verwandtschaften zwischen Europa und Indien, so waren viele Missionare und Politiker vor allem bemüht, die europäische Herrschaft über den indischen Subkontinent und seine riesige Bevölkerung durch Strategien der Infragestellung und pauschalen Abwertung indischer Kulturleistungen zu legitimieren. Wie die einzelnen Beiträge illustrieren, zeigen sich in der Auseinandersetzung mit dem, was den einen verwandt und vertraut, den anderen fremd und abartig erscheint, neben Brüchen auch Kontinuitäten, deren Untersuchung von interdisziplinärer aber auch psychosozialer Relevanz ist.
psychosozial 165: Psyche im Kontext von Kolonialismus und Postkolonialismus
Der neuzeitliche Kolonialismus legte den Grundstock für die jahrhundertelange weltpolitische und weltwirtschaftliche Dominanz des sogenannten »Westens« (Europa und Nordamerika). Analysen zum komplexen und wirkmächtigen Zusammenhang von Kolonialismus und Psyche sind in den psychologisch ausgerichteten Fachdisziplinen bislang spärlich. Mit dem vorliegenden Schwerpunktheft wird angeregt, die Befunde aus anderen Disziplinen mit psychologischem Interesse zur Kenntnis zu nehmen und daraufhin zu prüfen, was sie für eine noch zu entwickelnde Psychologie des Kolonialismus und Neokolonialismus hergeben könnten.
psychosozial 159: Verschwörungsdenken
»Verschwörungstheorie« ist aktuell einer der schillerndsten Begriffe in den Sozialwissenschaften. Die Autorinnen und Autoren von Ausgabe 1/2020 der psychosozial legen Ansätze zu einer kritisch sozialpsychologischen und gesellschaftstheoretischen Aufklärung des »Denkens in Verschwörungen« vor.
psychosozial 155: Beziehung und Beziehungsgestaltung in der Psychoanalyse
Seit ihren Anfängen rückt die Psychoanalyse die Beziehung zwischen AnalytikerIn und PatientIn in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Die psychosozial-Ausgabe I/2019 beschäftigt sich mit der Entwicklung der psychoanalytischen Intersubjektivitätstheorie und ihrem spannungsvollen Verhältnis zum Mainstream der Psychoanalyse.
psychosozial 150: Flucht - Repräsentation, Reflexion, Widerstand
Das Heft Flucht – Repräsentation, Reflexion, Widerstand ist das zweite von zwei psychosozial-Schwerpunktheften zum Thema »Fluchtmigration« und »Geflüchtete«, die in diesem Jahr in Folge erscheinen. Die darin versammelten Beiträge sind perspektivisch und methodologisch vorwiegend der qualitativen Sozialforschung verpflichtet. Alles in allem möchte das Heft einen Beitrag zu einer kritischen Migrationsforschung leisten, die ihre eigene Forschungspraxis und damit einhergehende Repräsentationsverhältnisse kritisch reflektiert.
psychosozial 146: Indigenität - Eine Herausforderung für die Sozialwissenschaften