Gewalt und Kriminalität
Jahrbuch der Psychoanalyse - Band 83
Freuds Definition des Verdrängt-Unbewussten als ein »inneres Ausland« ist wahrhaft paradox; doch genau diese Formulierung trifft das Wesentliche des psychoanalytischen Verständnisses des Unbewussten, das ohne festen Ort ist. Die Position der Ortlosigkeit umschreibt aber auch genau die der Jüd*innen in der europäischen Moderne. In diesem Band soll anhand exemplarischer Analysen gezeigt werden, wie sich die Bilder des »jüdisch« und »rassisch anderen« psychoanalytisch umkreisen lassen. Die Psychoanalyse ist zum anderen aber auch gefragt, wenn es darum geht, sich neueren gesellschaftlichen Phänomenen zuzuwenden. [ mehr ]
Das Paddock-Puzzle
Las Vegas, 1. Oktober 2017: Ein 64-jähriger, wohlhabender Immobilienbesitzer schießt aus zwei Hotelfenstern in eine Menschenmenge. 58 Menschen sterben, Hunderte werden verletzt. Der psychologische Abschlussbericht des FBI hält fest: Es gibt kein Motiv. Doch die Familiengeschichte des Massenmörders lässt daran zweifeln – und keine Tat ist ohne Ursache. Ein sozialpsychologischer Blick in Stephen Paddocks Umfeld liefert plausible Hypothesen und einleuchtende Puzzleteile für die Tatgenese und offenbart, wie mehrere dysfunktionale Generationen am psychischen Zustand des sich unerkannt psychisch radikalisierenden Attentäters mitwirkten. [ mehr ]
psychosozial 164: Gewalt - Praktiken, Funktionen, kommunikative Werte, Motivationen
Gewalt begleitet uns, doch es gibt auch Zeiten des Friedens und friedlichen Miteinanders. Die Triebtheorie kann dem nicht gerecht werden. Dagegen bieten zum Beispiel Mikroanalysen von gewaltriskanten Situationen, etwa zwischen Polizei und Demonstrierenden, vertiefende Einblicke. In dieser Ausgabe der psychosozial sind die gewaltsamen Konfrontationen rund um den G20-Gipfel 2017 in Hamburg ebenso Thema wie sexualisierte Gewalt in Kriegen oder deren Erfahrung bei Jungen – und die Gründe, warum davon so entsetzlich schwer zu erzählen ist. [ mehr ]
Jugend in Afghanistan
Jugendlichen in Afghanistan – mit ihren Problemen und Ängsten, Hoffnungen und Träumen – eine Stimme zu geben, ist Ziel des Afghan Youth Projects. In der jungen Generation werden die Potenziale für gesellschaftlichen Wandel erkennbar: Die Jugendlichen sehen sich als »Zukunftsmacher*innen«, die grassierende Gewalt, soziale Ungleichheit, ethnische und geschlechtliche Diskriminierung und die politische Stagnation überwinden möchten. Die Autor*innen zeichnen auf Basis dieses reichhaltigen Materials ein aktuelles und differenziertes Bild der Jugend in Afghanistan. [ mehr ]
Folgen sequenzieller Traumatisierung
Die Beiträgerinnen und Beiträger nehmen Lebenswege von »Child Survivors« und die gesellschaftliche Wahrnehmung ihrer belastenden Langzeiterfahrungen sowie den Wandel der bundesdeutschen Entschädigungspraxis in den Blick. Sie betrachten Forschungen Hans Keilsons und die grundlegende Arbeit des Kinder- und Jugendpsychiaters Reinhart G.E. Lempp sowie deren aktuelle Weiterentwicklung. Die interdisziplinäre Herangehensweise eröffnet neue Anschlussmöglichkeiten für die Traumaforschung. [ mehr ]
Paulus und Freud
Im Spannungsfeld zwischen Glauben, Gewalt und Unbewusstheit in der Kultur weist Hirblinger auf die transformatorische Dimension religiöser und psychoanalytischer Praxeologie hin. [ mehr ]
Destruktion des Ichs
Ausgehend vom destruktiven Potenzial des Subjekts in Gegenwart und Geschichte zeichnet Peter Widmer in seiner psychoanalytischen, philosophischen und politischen Reflexion die Ambivalenz von Macht und Zerstörung des Ich nach. Sprache und Subjektivität erweisen sich dabei als Auswege und zugleich Verschärfungen hinsichtlich seiner Isolation. [ mehr ]
Psychose und Gewalt
Gewalt und Psychose sind auf vielfältige Weise miteinander verknüpft. Die Autorinnen und Autoren setzen sich mit dem spannungsvollen Verhältnis von Psychose und Gewalt aus psychodynamischer Sicht auseinander. Anhand von Fallbeispielen und unter Berücksichtigung soziologischer, juristischer und klinischer Aspekte werden gesellschaftliche wie individuelle Gründe und Auswirkungen von Gewalt in Klinik, psychiatrisch-psychotherapeutischer Begegnung und psychoanalytischer Behandlung deutlich. [ mehr ]
Sublimierung und Gewalt
Der Autor beschreibt die vielfältigen Auffassungen von Sublimierung in der Geschichte der Psychoanalyse und verbindet sie mit aktuellen gesellschaftlichen Dimensionen von Gewalt. Rath zeigt, dass ein Rückgang der Sublimierung an der Entstehung von Paranoia beteiligt ist, sich in Verfolgungs- und Gewaltpraktiken manifestiert und die Entwicklung eines neuen Populismus fördert. [ mehr ]
psychosozial 150: Flucht - Repräsentation, Reflexion, Widerstand
Das Heft Flucht – Repräsentation, Reflexion, Widerstand ist das zweite von zwei psychosozial-Schwerpunktheften zum Thema »Fluchtmigration« und »Geflüchtete«, die in diesem Jahr in Folge erscheinen. Die darin versammelten Beiträge sind perspektivisch und methodologisch vorwiegend der qualitativen Sozialforschung verpflichtet. Alles in allem möchte das Heft einen Beitrag zu einer kritischen Migrationsforschung leisten, die ihre eigene Forschungspraxis und damit einhergehende Repräsentationsverhältnisse kritisch reflektiert. [ mehr ]
Geldgesteuerte Intimkommunikation
Diese Studie entstand als Teil eines größeren Forschungsprojektes über »Risikoverhalten und präventives Handeln in intimen Kommunikationssystemen«, das im Zusammenhang mit der AIDS-Prävention stand. Es wurden qualitative Tiefen-Interviews mit Männern und Frauen durchgeführt, in denen diese über den zuletzt erlebten Sexualakt, der über Geldzahlungen zustande gekommen war, befragt wurden. [ mehr ]
Kriegsschauplatz Gehirn
Traumatische Erfahrungen wie Gewalt, Misshandlung und Flucht führen zu gravierenden neurobiologischen Reaktionen. Dies wirkt sich nicht nur auf die Betroffenen selbst aus, sondern ebenso auf ihr Umfeld und die Gesellschaft. Im vorliegenden Buch erklärt Thomas H. Loew, wie, warum und mit welchen Konsequenzen der »Krieg im Kopf« auch in vermeintlicher Sicherheit weiterwütet, und zeigt auf, wie wir mit einfachsten Mitteln diese Schlachtfelder befrieden können. [ mehr ]
»Wir scheißegal. Ab nach Kosovo!«
Vor dem Hintergrund erneuter starker Zuwanderung ist es wichtig, die Biografien junger straffälliger MigrantInnen zu verstehen, um pädagogische Angebote für heutige Flüchtlingskinder besser reflektieren und gegebenenfalls modifizieren zu können. Am Beispiel von in Deutschland sozialisierten jungen Männern, die in den Kosovo abgeschoben werden sollen, eröffnet Susanne Leitner Verstehenszugänge zum subjektiven Erleben der Betroffenen und gibt Empfehlungen für einen angemessenen Umgang mit ihnen. [ mehr ]
Der ewige Ödipus
Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen geopolitischen Ereignisse und der weltweit präsenten Bedrohung durch den Terrorismus gewinnen Jean Bergerets Thesen aktuell an Brisanz. Die von ihm eingeführte Urfantasie des »Ich oder Du«, die es zu überwinden gilt, kennzeichnet zahlreiche Diskurse entsprechender Gruppierungen. Anders als das Freud’sche Konzept des Todestriebs, das Bergeret für philosophische Spekulation hält, basieren Bergerets Beobachtungen auf der Allgegenwärtigkeit von Gewalt. [ mehr ]
Angst, Lust, Zerstörung
Anhand von einschlägigen Fallgeschichten demonstrieren die Autoren die psychologischen Hintergründe sexueller Tötungsdelikte. Durch die Analyse dieser Phänomene als Ausdruck des psychischen Zusammenbruchs der Persönlichkeit werben sie für Verständnis und differenzierten forensischen und psychotherapeutischen Umgang mit den Tätern. [ mehr ]
psychosozial 142: Umkämpfte Psyche - Zur Rekontextualisierung psychischen Leids
Trauma stellt kein rein individuelles Geschehen dar. Noch deutlicher als anderes psychisches Leid entsteht es per Definition, explizit in der Verbindung mit einem traumatischen – äußeren – Ereignis, das die individuellen Schutz- und Bewältigungsreaktionen überwältigt. Gleichsam ist der traumatische Prozess, der langfristiges Leid verursacht, nicht reduziert auf ein äußeres auslösendes Ereignis und darauf folgende Symptome, ... [ mehr ]
»… und wenn der Faden reißt, will ich nur noch zuschlagen!«
Das vorliegende Buch vermittelt Orientierungshilfen für den Umgang mit gewalttätigen Jugendlichen am Beispiel eines sozialtherapeutischen Gewaltpräventionsprojekts, das an Konzepten der psychoanalytischen Pädagogik orientiert ist. In ausführlichen Falldarstellungen demonstriert die Autorin, dass Instrumente der Gewaltprävention nur dann dauerhaft wirksam sein können, wenn sie im Rahmen einer tragfähigen Beziehung angewandt werden und sich dadurch Verhandlungsspielräume eröffnen. [ mehr ]
Ohne Absicht schuldig
Individuen können ohne eigenes Verschulden oder durch Fahrlässigkeit zu (Mit-)Verursachern von schweren Verletzungen oder Tötungen anderer werden. Im Fokus dieser empirischen Studie stehen Schuldzuschreibungen, Prozesse der Verantwortungsübernahme, die Begegnung und Kommunikation von Verursachern und Opfern sowie die soziale »Wiederherstellung« der Subjekte und ihrer Beziehungen. [ mehr ]
Punktierungen des Bösen
Das vorliegende Buch setzt sich basierend auf Bernd Fischers Werk Menschen. interdisziplinär mit dem Phänomen des Bösen auseinander. Die Beiträge aus den Bereichen Kunstgeschichte, Psychoanalyse, Strafrecht und Theologie spitzen das Thema aus ihrer jeweiligen Perspektive zu und regen so zur Reflexion teils manifester »Wahrheiten« und Normen an, die mit dem Begriff des Bösen einhergehen. [ mehr ]
Die lange Nacht der Trauer
Die vorliegende Festschrift zum Hans-Kilian-Preis 2013 enthält neben Hans Joas’ Vortrag eine Laudatio auf den Preisträger und ein Vorwort des ehemaligen Vorsitzenden der Köhler-Stiftung Ambros Schindler. Im Dialog mit Alfred Döblins Roman Hamlet fragt Joas nach den Möglichkeiten, Gewalterfahrungen in neue Wertbindungen zu transformieren. [ mehr ]
Stalking - Zwischen Liebeswahn und Strafrecht
Das Buch nähert sich dem Phänomen Stalking aus juristischer, sozialer, Paarbeziehungs- und psychoanalytischer Perspektive und bietet einen in dieser Form einmaligen Expertenblick auf das Modephänomen Stalking und seine verschiedenen Ausformungen. [ mehr ]
Verbrecher, Bürger und das Unbewusste
Um eine reflektierte gesellschaftliche Haltung gegenüber Straftaten zu ermöglichen, werden im vorliegenden Buch Wege in die Delinquenz – von der sozialen Abweichung, die jedem zu eigen ist, bis zur verurteilten Tat, die Täter und Täterinnen stigmatisiert – anhand kontrastierender Beispiele verstehbar gemacht. Dazu legt der Autor ein interdisziplinäres prozesshaftes Modell zur Entstehung von Kriminalität vor. [ mehr ]
Machtwirkung und Glücksversprechen
Auf der einen Seite verkommt Bildung zur Ware und Zertifizierung dient vermeintlich der Qualitätssicherung, auf der anderen Seite steht ein Glücksversprechen für diejenigen, die in ihre Ausbildung ausreichend »investieren« und sich gegen die Konkurrenz durchsetzen. Die Aufsätze untersuchen in vielfältiger Weise die aktuelle »neoliberale« Transformation von Bildung und Erziehung und decken dabei ihre Widersprüchlichkeit genauso wie ihre Rationalität auf. [ mehr ]
Es war nicht deine Schuld
Viele Betroffene sexualisierter Gewalt entwickeln ein starkes Schuldgefühl hinsichtlich des erlebten Missbrauchs, den sie nicht als solchen wahrnehmen. Mithilfe eines psychodynamischen und psychotraumatologischen Ansatzes untersucht die Autorin in der vorliegenden empirischen Arbeit, welche Funktion das Schuldgefühl für das Opfer haben kann, welche Auswirkungen damit verbunden sind und welche Möglichkeiten der Überwindung bestehen. [ mehr ]