Gesellschaft
Freie Assoziation - Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie 2/2021: Landlust
Die Sehnsucht nach der ersten Natur, einer ursprünglichen Verbundenheit, welche noch nicht durch das Soziale korrumpiert sei, ist eine Fantasie, die mit dem Voranschreiten digitaler und kosmopolitischer Lebenswelten immer mächtiger zu werden droht. Von der völkischen Rechten, der Heimatideologie der Konservativen, der naiven Mystik der Ökoesoterik bis zu Polemiken gegen die Stadt und ihre Bewohner:innen seitens regressiver Linker wirbt man mit dem Versprechen der Unmittelbarkeit, die doch nie zu haben ist. Es wird auf die romantische Tradition idealisierten Landlebens zurückgegriffen. Fernab der Stadt soll der Mensch zu sich kommen und im Einklang mit der Natur der als künstlich verpönten Gesellschaft entfliehen. Ist aber wirklich alles regressiv an der Sehnsucht nach der Natur und dem Landleben? In dieser Ausgabe der Freien Assoziation geht es um diese doppelbödigen Versprechen des Landl(i)ebens und der Naturverbundenheit. [ mehr ]
Die Angst vor der Bedeutungslosigkeit
Die gesellschaftliche Leitidee, alles sei möglich und jedes Ziel erreichbar, führt zu der verbreiteten Angst, ein unbedeutendes, erfolgloses Leben zu führen. Strenger zeigt auf einzigartige Weise, wie durch eine aktive Anerkennung des eigenen Selbst und durch eine ernsthafte intellektuelle Auseinandersetzung mit dem eigenen Weltbild eine bedeutungsvolle Lebensführung gelingen kann. [ mehr ]
Viraler Angriff auf fragile Subjekte
Die Covid-19-Pandemie ist Ausdruck einer umfassenden ökologischen und gesellschaftlichen Krise – hervorgerufen durch den menschlichen Drang zur Beherrschung der Natur. Florian Bossert wirft einen umfassenden Blick auf die pandemische Gegenwart: Globale Krisen, unbewusste Fantasien, archaische Ängste und Verschwörungsdenken werden im Rückgriff auf Kritische Theorie und Psychoanalyse fruchtbar zusammengedacht, wodurch sich nicht zuletzt Möglichkeiten eröffnen, wie die Gesellschaft mit der Krise umgehen kann. [ mehr ]
Angst und Politik
Ob Anti-Atomkriegsbewegung, Corona-, Klima- oder Flüchtlingskrise etc. – alle verbindet eine Mobilisierung von Angst. Realistische Angst, jedoch auch neurotisch-paranoide Angst, unter deren Dominanz eine gefährliche Drift zu Autoritarismus, Machismo und cäsaristischen Bewegungen zu konstatieren ist. Ottomeyer tritt im Anschluss an Freud für eine Unterscheidung von Real-, Gewissens- und neurotischer Angst ein, bespricht zeithistorische »Wellen der Angst« und entwirrt Angstgeflechte, um politischem Missbrauch, Rechtspopulismus und -extremismus Tür und Tor zu schließen. Diesen hält er gelungene Beispiele des Widerstands und der Verteidigung unserer Demokratie entgegen. [ mehr ]
psychosozial 166: Psyche und Gesellschaft in Zeiten der Pandemie
In dieser Ausgabe der psychosozial mit dem Schwerpunktthema »Psyche und Gesellschaft in Zeiten der Pandemie« nehmen die Autor*innen die psychische Belastung der Kinder in den Blick, berichten über die psychotherapeutische Arbeit mit Geflüchteten in der Krisenzeit und fragen auch nach positiven Nebeneffekten der pandemiebedingten Gesellschaftsveränderungen. Ein interdisziplinäres Gespräch über Leerstellen und Ungesagtes in Zeiten der Pandemie macht den Auftakt. [ mehr ]
Subjektbildung und Gesellschaft
Wie vollzieht sich Subjektbildung im Kontext gesellschaftlicher Verhältnisse? Wie lässt sich die Eigenlogik und Wechselwirkung von Subjektbildung, Gruppendynamik und gesellschaftlichen Prozessen verstehen? Was folgt daraus für die pädagogische Praxis? Diese und weitere Fragen beantwortet Thilo Maria Naumann im Rekurs auf Kritische Theorie, Psychoanalytische Pädagogik und Gruppenanalyse mit dem Ziel, destruktive Tendenzen und kreative Potenziale zwischenmenschlicher Begegnungen in ihren gesellschaftlichen, diskursiven und affektiven Dimensionen tiefer auszuleuchten. [ mehr ]
Benedict Carpzov
Benedict Carpzov (1595–1666) war der führende deutsche Strafrechtler in der frühen Neuzeit. Die Beiträgerinnen und Beiträger erörtern Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des bedeutenden sächsischen Rechtsgelehrten ausführlich. [ mehr ]
Überlebenswege deutsch-jüdischer Ärzte und Ärztinnen
Hochqualifizierte deutsch-jüdische Ärzte und Ärztinnen flohen vor dem NS-Unrechtsregime nach Palästina/Israel und setzten dort, in ihrer Wahlheimat, Standards in medizinischen Kernfächern. Doch ihre Biografien sind von einem ambivalenten Verhältnis zu ihrer Geburtsheimat überschattet. Barbara Stambolis stellt zeit-, medizin- und migrationsgeschichtliche Fragen nach dem Individuellen und Exemplarischen des Lebensweges des Chirurgen Max Marcus, blickt auf Karrierewege wie kollegiale Vernetzungen und skizziert Fluchtwege wie Neuanfänge. Sie erhellt zeitgeschichtliche Hintergründe und deckt aufschlussreiches, erstmals ausgewertetes Quellenmaterial auf. [ mehr ]
Die Täter-Opfer-Wippe
Opfer können selbst zu Täter*innen werden, da sie ihre eigenen Grenzen oft nicht mehr angemessen wahrnehmen, schützen oder verteidigen können. Dies betrifft nicht nur sexuelle Übergriffe, sondern auch Diskriminierungen, Stigmatisierungen oder die Anwendung struktureller Gewalt gegen Einzelne. Hilflosigkeit entsteht, die zu Ohnmacht, Wut oder dem Drang nach Zerstörung von Objekten oder Personen führen kann. Die Beiträger*innen untersuchen die Beziehungen von Opfern und Täter*innen aus ökosozialen und therapeutischen Perspektiven. [ mehr ]
Kunst der Veränderung
Gerhard Fatzer und Daniel C. Schmid zeigen mit den hier zusammengestellten Texten wichtige Grundlagen von Veränderungsarbeit und Management auf. Die Autoren und Autorinnen aus dem Umfeld von Edgar H. Schein, dem Mitbegründer der Organisationsentwicklung, regen zu einem internationalen Dialog über die »Kunst der Veränderung« im Zeitalter der Digitalisierung an und bringen hierzu deutsche und amerikanische Ansätze zusammen. Die präzisen Beschreibungen der Grundlagen von nachhaltiger Organisationsentwicklung können direkt in Projekten und Transformationsprozessen eingesetzt werden. [ mehr ]
Enhancement
Der Drang nach Fortschritt und Verbesserung ist so alt wie die Menschheit selbst. Seit jeher nutzten die Menschen Hilfsmittel, um ihr Leben einfacher zu gestalten und Ressourcen besser nutzen zu können. So werden zunehmend Drogen zur Leistungssteigerung eingesetzt und Gehirn-Maschinen-Interfaces zu ernsthaften Behandlungsoptionen in der Medizin. Doch welche Menschenbilder, Perfektionsansprüche und seelischen Konflikte transportiert das Enhancement? Die Autor*innen zeigen die Facetten und Chancen, aber auch die Illusionen und Begrenzungen des Enhancements. [ mehr ]
Heimweh - Verschickungskinder erzählen
Über Jahrzehnte wurde nicht darüber gesprochen, was sich hinter verschlossenen Türen in sogenannten Kinderkur- und Erholungsheimen abspielte. Dabei wurden nach 1945 bis in die 1990er Jahre rund acht bis zwölf Millionen Kinder verschickt. Viele von ihnen kamen gedemütigt, misshandelt und traumatisiert zurück. Nun brechen sie ihr Schweigen. Anja Röhl hat mit zahlreichen Verschickungskindern gesprochen und ihre Geschichten aufgeschrieben. [ mehr ]
Psychoanalyse als gesellschaftliche Institution
Johann August Schülein schärft das Profil einer Psychoanalyse, die stärker als soziale Institution greifbar werden kann. Ausgehend von ihrer Geschichte zeigt sich dabei ihre elementare Verankerung in den Sozialwissenschaften und ihre gesellschaftskritische Stoßrichtung.
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Die dünne Kruste der Zivilisation
Die Beiträgerinnen und Beiträger stellen wesentliche psychoanalytische und sozialpsychologische Perspektiven auf das Phänomen menschlicher Gewalt dar. Sie arbeiten Entstehung, situativen Kontext und Folgen verschiedener Gewaltphänomene heraus und machen diese unter anderem am Beispiel der Auseinandersetzungen beim G20-Gipfel in Hamburg anschaulich. Dabei widmen sie sich sowohl der Mikroperspektive von Gewalt im psychotherapeutischen Behandlungszimmer als auch den großen Themen von Krieg und Extremgewalt und beziehen empirische Befunde der Gewaltforschung ein. [ mehr ]
Jahrbuch der Psychoanalyse - Band 83
Freuds Definition des Verdrängt-Unbewussten als ein »inneres Ausland« ist wahrhaft paradox; doch genau diese Formulierung trifft das Wesentliche des psychoanalytischen Verständnisses des Unbewussten, das ohne festen Ort ist. Die Position der Ortlosigkeit umschreibt aber auch genau die der Jüd*innen in der europäischen Moderne. In diesem Band soll anhand exemplarischer Analysen gezeigt werden, wie sich die Bilder des »jüdisch« und »rassisch anderen« psychoanalytisch umkreisen lassen. Die Psychoanalyse ist zum anderen aber auch gefragt, wenn es darum geht, sich neueren gesellschaftlichen Phänomenen zuzuwenden. [ mehr ]
Jahrbuch der Psychoanalyse - Band 83
Freuds Definition des Verdrängt-Unbewussten als ein »inneres Ausland« ist wahrhaft paradox; doch genau diese Formulierung trifft das Wesentliche des psychoanalytischen Verständnisses des Unbewussten, das ohne festen Ort ist. Die Position der Ortlosigkeit umschreibt aber auch genau die der Jüd*innen in der europäischen Moderne. In diesem Band soll anhand exemplarischer Analysen gezeigt werden, wie sich die Bilder des »jüdisch« und »rassisch anderen« psychoanalytisch umkreisen lassen. Die Psychoanalyse ist zum anderen aber auch gefragt, wenn es darum geht, sich neueren gesellschaftlichen Phänomenen zuzuwenden. [ mehr ]
Jugendkriminalität
Das Phänomen Jugendkriminalität ist ein sozial bedingtes und mit individuellen Konflikten verwobenes Problem, das aufgrund der Biografie der Jugendlichen und der Sozialisationsgeschichte bis in die Tiefenschicht der psychosozialen Integrität hineinreichen kann. Die Aufgabe der (psychoanalytischen) Pädagogik besteht darin, ein angemessenes Verständnis für die Lebenssituation der Jugendlichen zu finden, das adäquate pädagogische Antworten ermöglicht, fernab von überzogenen Strafbedürfnissen, fahrlässigem Wegsehen und kontextfreier individueller Adressierung. [ mehr ]
Internationale Psychoanalyse Band 16: Trieb, Trauma und Kultur
Die Autor*innen in Band 16 der Internationalen Psychoanalyse setzen sich mit Triebkonzepten aus einer modernen Perspektive auseinander und nehmen eine Standortbestimmung von Sexualität sowie ihrer Polyphonien vor. Sie betrachten die Auswirkungen von Traumen in der individuellen wie auch in der kollektiven Entwicklung und widmen sich der komplexen Beziehung von Psychose und analytischer Therapie sowie der Dissoziation von Körper und Psyche. Weiterentwicklungen des Über-Ich-Konzepts bei Bion und die Verwendung des Negativen im Sinne André Greens im Werk der Künstlerin Berlinde de Bruyckere sind weitere Themen. [ mehr ]
Zum Unbehagen in der Kultur
Wie lässt sich das gegenwärtige Unbehagen in der Kultur beschreiben und verstehen? Welche Spuren hinterlässt es in unserer Welt, in unserer Gesellschaft und Politik? Die Beiträger*innen spüren Verbindungslinien zwischen Freuds Essay Das Unbehagen in der Kultur und der Gegenwart nach. Dabei zeigen sie aus unterschiedlichen Blickrichtungen, wie Freuds Überlegungen aufgegriffen und weitergedacht werden können, und machen das Unbehagen sichtbar, sowohl im Wandel der Gesellschaft als auch in seinen gegenwärtigen Ausprägungen. [ mehr ]
Freie Assoziation - Zeitschrift für psychoanalytische Sozialpsychologie 1/2021: Abstand halten
Die Covid-19-Pandemie hat das gesellschaftliche Leben in rasanter Geschwindigkeit verändert und eine neue Normalität geschaffen, die auf unvorhergesehene Art und Weise den praktischen Lebensvollzug betrifft. In dieser Ausgabe der Freien Assoziation widmen sich die Autor:innen der gegenwärtigen Coronakrise, indem sie ein begrenztes soziales Artefakt in seiner ganzen Vielschichtigkeit und aus ihrer jeweiligen Perspektive in den Blick nehmen: die Fernsehansprache der Bundeskanzlerin Angela Merkel vom 18. März 2020. [ mehr ]
psychosozial 165: Psyche im Kontext von Kolonialismus und Postkolonialismus
Der neuzeitliche Kolonialismus legte den Grundstock für die jahrhundertelange weltpolitische und weltwirtschaftliche Dominanz des sogenannten »Westens« (Europa und Nordamerika). Analysen zum komplexen und wirkmächtigen Zusammenhang von Kolonialismus und Psyche sind in den psychologisch ausgerichteten Fachdisziplinen bislang spärlich. Mit dem vorliegenden Schwerpunktheft wird angeregt, die Befunde aus anderen Disziplinen mit psychologischem Interesse zur Kenntnis zu nehmen und daraufhin zu prüfen, was sie für eine noch zu entwickelnde Psychologie des Kolonialismus und Neokolonialismus hergeben könnten.
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Seelische Narben
Karl-Heinz Bomberg spürt der Bedeutung von Freiheit und Verantwortung nach, in seiner eigenen wie auch in den Biografien anderer politisch Verfolgter der DDR. In den Fokus rücken persönliche Erfahrungen aus Kindheit und Jugend wie auch des Erwachsenenalters – bis in die Gegenwart, 30 Jahre nach dem Mauerfall. Eingebettet in theoretische Grundlagen der psychoanalytischen Traumatherapie kommen viele Betroffene zu Wort, denen der Autor auch zuvor schon eine Stimme gab, und die nach den Spätfolgen und Bewältigungsformen politischer Traumatisierung nun einen Blick auf ihren Umgang mit Freiheit und Verantwortung gewähren. [ mehr ]
Climate Action - Psychologie der Klimakrise
Die Autorinnen und Autoren beleuchten aus psychologischer und interdisziplinärer Sicht die Hindernisse, die einer produktiven Auseinandersetzung mit der Klimakrise im Wege stehen. Sie bieten Inspirationen für den Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels und stellen Grundideen für ein konstruktives und kollektives Handeln dar. [ mehr ]
Repräsentanzen der Shoah
Im Zentrum der (auto-)ethnografischen Studie von Alina Brehm stehen die Interaktionen, Identitätskonstruktionen und affektiven Atmosphären in einem Café für Shoah-Überlebende. Wie wird dort mit den Nachwirkungen des Leids, das überlebt wurde, umgegangen? Die Autorin beschreibt die Gegenwärtigkeit der Shoah im Leben der Überlebenden und reflektiert zugleich ihre eigene affektive Teilhabe als nichtjüdische deutsche Forscherin an der Atmosphäre des Cafés. Wie wirken die kaum symbolisierbaren »Repräsentanzen der Shoah« im Café, im Leben der Überlebenden und in der (Forschungs-)Beziehung zwischen der Autorin und ihnen? [ mehr ]