Selbstmodelle und Selbstaffekte im Traum
Das Verhältnis von Selbstmodellen und Selbstaffekten im Schlaftraum wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Nach einer Klärung des Begriffs des Selbst wird der Traum als simulative Mikrowelt besprochen, und es wird gezeigt, dass sich durch das Studium der möglichen Prozesse in den Mikrowelten eine differenzierte Theorie des Selbst entwickeln lässt. Mangelhaft sind poetische Theorien jedoch insofern, als sie Selbstaffekte immer schon als ... [ mehr ]
Ferenczis Beitrag zum Konzept der Gegenübertragung
Das Verständnis der Gegenübertragung als einem wesentlichen Instrument der psychoanalytischen Technik ist eng mit den Arbeiten Sándor Ferenczis verknüpft. In einem Überblick wird Ferenczi beschrieben als Pionier der Gegenübertragungsanalyse, der seine Auffassung von Übertragung und Gegenübertragung - in Abgrenzung zu Freud, der in der Gegenübertragung eher ein Hindernis sah - zu einem therapeutischen Mittel entwickelte, mit dem ... [ mehr ]
Das Klangobjekt
Die Erforschung des Bereichs möglicher pränataler Erfahrung legt die Vermutung nahe, dass der Klang der Stimme der Mutter im Wechsel mit ihrem Schweigen dem Fötus eine Erfahrung von Anwesenheit und Abwesenheit vermitteln könnte. Diese Erfahrung könnte einerseits primitive Abwehrreaktionen auslösen, andererseits die Grundlage bilden für die Entwicklung eines pränatalen Proto -Objekts mit Klangqualitäten, das hier als Klangobjekt ... [ mehr ]
Eine Interpretation der Übertragung
Das Konzept der Übertragung in der psychoanalytischen Behandlung wird erörtert. Ausgehend von einer erneuten Untersuchung von Sokrates therapeutischer Absicht und Platons Revisionen der psychologischen Theorie und Methode angesichts des Versagens von Sokrates wird deutlich gemacht, dass diese Revisionen eine Erkenntnis des Phänomens der Übertragung verkörpern, nämlich die charakteristische Aktivität der Psyche, eine sinnvolle Welt zu ... [ mehr ]
Kurze Abhandlung über das Unbewußte
In einem theoretischen Beitrag wird die eigene, von S. Freuds zentralen Überlegungen von 1915 ausgehende, aber sich davon und vor allem von späteren metapsychologischen Annahmen Freuds auch absetzende Konzeption des Unbewussten zusammenfassend dargestellt. Für sie ist wesentlich die Bindung des Begriffs des Unbewussten an den Verdrängungsvorgang. Anhand von fünf Fragestellungen (Realismus des Unbewussten, Übersetzungsmodell der ... [ mehr ]
Einsicht und Blindheit
Otto Rank, einer der Pioniere der Psychoanalyse, - jüngstes Mitglied des Geheimen Komitees, erster Laienanalytiker und Autor eines umfangreichen Werkes, das ihn als eigenständigen originellen Denker kennzeichnet -, gehörte über viele Jahre zu den engsten Vertrauten und wichtigsten Mitarbeitern Sigmund Freuds. Mitte der zwanziger Jahre, nach Erscheinen von Ranks Das Trauma der Geburt , kam es aufgrund theoretischer und persönlicher Differenzen zum ... [ mehr ]
Die wunderbare Reise des Nils Holgersson. Oder: Abschied von der Kindheit
Selma Lagerlöfs Kinderbuchklassiker Wunderbare Reise des Nils Holgersson , als Lesebuch für den Heimatkundeunterricht an Volksschulen geschrieben und 1906/07 erstmals publiziert, erzählt die Geschichte des kleinen Nils auf seiner Reise mit den Wildgänsen nach Lappland. Im Rahmen einer psychoanalytischen Interpretation wird der Subtext dieser Abenteuergeschichten herausgearbeitet: Eingebettet in den Roman ist die exakte Beschreibung der innerpsychischen ... [ mehr ]
Das Konzept der Nachträglichkeit in Freuds Erinnerungstheorie
Im Begriff der Nachträglichkeit hat S. Freud Ansätze einer dynamischen, die Struktur subjektiver Zeitlichkeit berücksichtigenden Erinnerungs- und Gedächtnistheorie niedergelegt, aber nicht wirklich ausgearbeitet. Nicht zuletzt deshalb ist die Beschäftigung mit der Nachträglichkeitskategorie mit zwei sich scheinbar ausschließenden Lesearten konfrontiert, nämlich (1) einer kausalistischen, die Nachträglichkeit mit Nachwirkung in ... [ mehr ]
Plädoyer für eine »Drei-Personen-Psychologie«
Im Rahmen von kritischen Anmerkungen zu einem Beitrag von H. Thomä über den zunehmenden Pluralismus in der Psychoanalyse (im gleichen Heft) wird an einem intrapsychischen Verständnis der Übertragung festgehalten, und eine Privilegierung der Subjektivität des Patienten wird abgelehnt. In diesem Zusammenhang wird die funktionale Autorität des Analytikers besonders betont und als Dritte Position beschrieben. Dabei wird der Analytiker einerseits ... [ mehr ]
Die intrauterine Dimension in der menschlichen Existenz und in der Psychoanalyse
Obwohl die Narzissmustheorie Béla Grunbergers Möglichkeiten bietet, die bei Kohut und Kernberg offengebliebenen Fragen zu beantworten, ist sie im angelsächsischen und deutschsprachigen Raum wenig rezipiert worden. Grunbergers Hauptthesen und deren Kernaussage werden vorgestellt. Diesen Thesen zufolge sind die Manifestationen des primitiven Narzissmus auf eine pränatale Koenästhesie zurückzuführen. Pränatale Koenästhesie ... [ mehr ]
Neid und Psychose
Es wird der Frage nachgegangen, welche Funktion und Dynamik der Neid im Rahmen psychotischer Erkrankungen hat. Um auf diese Ausgangsfrage eine Antwort zu finden, werden zunächst entwicklungspsychologische und metapsychologische Überlegungen zur Selbst-Objekt-Differenzierung angestellt. Dann wird auf Psychogenese und Psychodynamik des Neides eingegangen, und dessen Wirksamkeit wird auf vier unterschiedlichen Entwicklungsstufen (der phallischen, der analen, der ... [ mehr ]
Zur Freude in der analytischen Psychotherapie
Es wird aufmerksam gemacht auf das in der Psychoanalyse stiefmütterlich behandelte Thema der Freude. Dabei wird versucht, ihr den gebührenden Platz einzuräumen. Das Gefühl der Freude wird aufgefasst als das Komplement zur Angst: Während die Angst die Strukturierungsnöte des Seelischen darstellt, ist die Freude Ausdruck aller gelingenden Umstrukturierungen und des Neubeginns. In einer eigenen empirischen Untersuchung, in der fünf ... [ mehr ]
Zur Psychodynamik des Typus melancholicus
Ausgehend von der Beschreibung des Typus melancholicus durch H. Tellenbach wird die Psychodynamik der melancholischen Persönlichkeit, die zur Ausbildung einer monopolaren Depression disponiert, aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei lässt sich die im Typus melancholicus gefasste Persönlichkeitsstruktur, die noch von K. Abraham (1924) mit dem Zwangscharakter gleichgesetzt wurde, trotz vieler Gemeinsamkeiten von diesem eindeutig abgrenzen. ... [ mehr ]
Der Körper als Bauchredner
Der Beitrag Sándor Ferenczis zum Thema der komplexen Beziehungen zwischen Psychoanalyse und Biologie wird erörtert. Dabei wird deutlich gemacht, dass Ferenczi das Unbewusste als okkultes Phänomen betrachtet, das eine direkte Gedankenübertragung zwischen Subjekten ermöglicht. Er beschränkt seelische Wirklichkeit auf Organmanifestationen, in denen er nach der materiellen Spur traumatischer Szenen und erlebter Ereignisse sucht. Freud dagegen, ... [ mehr ]
Karl Abraham, Sigmund Freud und das Schicksal der Verführungstheorie
Im Rahmen eines psychoanalysegeschichtlichen Beitrags wird die Entwicklung der Verführungstheorie unter besonderer Berücksichtigung der Arbeiten von K. Abraham erörtert. Seit S. Freuds Umschwung zur Triebtheorie war die Verführungstheorie lange Zeit mehr oder weniger vergessen. Es wird daran erinnert, dass in der Frühzeit der Psychoanalyse neben S. Ferenczi auch Abraham sich mit dem Problem der infantilen sexuellen Traumatisierung auseinandergesetzt ... [ mehr ]
»Sich der Natur der Interaktion bewußt werden«
Anhand von zwei Behandlungsstunden eines Patienten mit einer chronifizierten Zwangsneurose wird die von H. Thomä und M. M. Gill vertretene Sicht des analytischen Prozesses deutlich gemacht. Im Mittelpunkt stehen dabei eine sich nicht auf die Übertragung beziehende Deutung des manifesten Inhalts und psychodynamische Aspekte des Analytiker-Patient-Verhältnisses. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
Gegenübertragung: Die Herausbildung einer gemeinsamen Grundlage
Es wird ein Überblick gegeben über die Entwicklung des Begriffs der Gegenübertragung unter zwei theoretischen Perspektiven - der projektiven Identifizierung und der Gegenübertragungsinszenierung. Dabei werden deren Gemeinsamkeiten und Differenzen herausgearbeitet. Die projektive Identifizierung, ursprünglich von Melanie Klein als intrapsychische Phantasie des Patienten konzeptualisiert, wurde von den modernen Kleinianern weiter ausdifferenziert und ... [ mehr ]
Projektive Identifizierung: Die Einbeziehung des Analytikers
Die Bedeutung der Phantasien einer Objektbeziehung, die der Analysand in den Analytiker hineinprojiziert, werden erörtert. Es wird herausgearbeitet, dass es sich dabei nicht nur um Gedanken und Gefühle handelt, sondern auch um einen Impuls zum Handeln. Für den Patienten stellen diese Projektionen einen Versuch dar, die Diskrepanz zwischen der in der Phantasie bestehenden archaischen Objektbeziehung und dem, was er in der analytischen Situation erlebt, zu ... [ mehr ]
Mit dem Pluralismus ins Chaos?
Im Rahmen von kritischen Anmerkungen zu einem Beitrag von H. Thomä über den zunehmenden Pluralismus in der Psychoanalyse (im gleichen Heft) wird insbesondere die Pluralität der Theorien in der Psychoanalyse diskutiert. Es wird eingegangen auf die weit verbreitete Angst vor der Vielfalt, die als ein Kennzeichen einer wissenschaftlichen Normalität aufgefasst wird. Außerdem wird die Frage gestellt, ob es so etwas wie einen common ground der ... [ mehr ]
Imaginative Realität in der Entwicklung frühkindlicher Sprache
Der Stellenwert der imaginativen Realität in der Entwicklung der frühkindlichen Sprache wird aus psychoanalytischer Perspektive und unter Heranziehung von ausgewählten Befunden erörtert. Zunächst wird betont, dass die derzeit noch vorherrschenden Vorstellungen über die intrapsychische Realität durch Beobachtungen von Kleinkindern in der frühesten Phase der Sprachentwicklung revidiert werden müssen. Bereits das zweijährige ... [ mehr ]
Unterbrochene Wege. Die Geschichte der Psychoanalyse in Polen
Es wird der Versuch unternommen, die in historischen Katastrophen verschütteten Spuren der Psychoanalyse in Polen aufzuarbeiten. Ihre Anfänge sind mit Namen wie Hermann Nunberg, Ludwig Jekels und Helene Deutsch verbunden, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Psychoanalyse in Polen etabliert hatten. In der Zwischenkriegszeit wurde ihre Weiterentwicklung mehr oder weniger unterbrochen, und der Zweite Weltkrieg und die Ermordung der Juden vernichteten die ... [ mehr ]
Der Traumabegriff nach Ferenczi und sein Einfluß auf die spätere psychoanalytische Forschung
Die Traumatheorie von Sándor Ferenczi wird besprochen. Dabei wird der Zusammenhang von Traumatisierung und Identifizierung mit dem Angreifer erörtert, wobei letzterer Mechanismus bei Ferenczi eine ganz andere Rolle spielt als etwa bei Anna Freud. Anschließend wird auf psychoanalytische Autoren (Balint, Abraham, Torok, Shengold) eingegangen, die sich ausdrücklich auf Ferenczi berufen. Bei allen steht der Traumabegriff im Zentrum. Bei Ferenczi und ... [ mehr ]
Das Verschwinden der Vergangenheit
Neuere Versuche zur Abschaffung der Vergangenheit in der Entwicklungspsychologie werden aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Kontextualistische Entwicklungsmodelle, etwa das von Michael Lewis, behaupten, dass die gegenwärtigen Lebensumstände und nicht die (früh)kindlichen Erfahrungen das aktuelle Verhalten und Fühlen des Menschen bestimmen. Im Durchgang durch die einschlägige entwicklungspsychologische, neuropsychologische und ... [ mehr ]
»Vertikale Spaltung« und »mischbildhafte Psychose«. Zu Tolstojs Roman »Anna Karenina«
Tolstojs Roman Anna Karenina wird aus psychoanalytischer Perspektive interpretiert. Dabei steht die Analyse des Romans unter dem Zeichen zweier klinischer Konzepte, dem der mischbildhaften Psychose , wie sie unter anderem auch von S. Mentzos untersucht wurde, und dem von H. Kohut eingeführten und später von J. E. Gedo benutzten Konzepte der vertikalen Spaltung . Zunächst wird deren Niederschlag im Roman in Form der Aufspaltung der Romanfiguren und deren ... [ mehr ]