Holdger Platta

Steckenpferdreiter gegen die Psychoanalyse. Abschließende Bemerkungen zu einer Glosse von Walter Bräutigam

Psyche, 1992, 46(9), 879-883

Ausgehend von einer Kontroverse um die vernichtende Kritik an der Psychoanalyse durch den Journalisten Dieter E. Zimmer werden in einer Glosse einige Irrtümer richtiggestellt, die W. Bräutigam bei dessen Verteidigung des strittigen Zimmer-Buches Tiefenschwindel und dessen Kritik an dem Kritiker dieses Buches (dem Autor des vorliegenden Beitrags) unterlaufen sind. Gleichzeitig spricht sich die Glosse, in Übereinstimmung mit Grundpositionen Bräutigams, ... [ mehr ]

Ulrich Moser

Zeichen der Veränderung im affektiven Kontext von Traum und psychoanalytischer Situation

Psyche, 1992, 46(10), 923-957

Es wird erörtert, ob der in der Psychoanalyse erzählte Traum kurative Veränderungen anzeigt und welches die besonderen affektiven Bedingungen sind, die sie ermöglichen. Dazu wird ein neues Modell der Traumgenerierung entworfen. Im Zentrum steht dabei das Verhältnis von kognitiven Elementen, regulierenden affektiven Prozessen und Arten der Interaktion, die in den einzelnen Traumsituationen dargestellt sind. Ein solches Modell erfordert eine neue ... [ mehr ]

Tilmann Moser

Die Unfähigkeit zu trauern: Hält die Diagnose einer Überprüfung stand? Zur psychischen Verarbeitung des Holocaust in der Bundesrepublik

Psyche, 1992, 46(5), 389-405

Das 1967 erschienene zeitdiagnostische Buch Die Unfähigkeit zu trauern über die Auseinandersetzung der Deutschen mit dem Nationalsozialismus wird 25 Jahre später einer erneuten Lektüre unterzogen. Es wird bezweifelt, ob die Diagnose von Alexander und Margarete Mitscherlich zutreffend war. Dabei wird vermutet, dass die Haltung der beiden Autoren wenig dazu taugte, die reale psychische Befindlichkeit der Tätergeneration zu erfassen und deren ... [ mehr ]

Arthur Mitzman

Historische Identität und die Identität des Historikers

Psyche, 1992, 46(9), 847-873

Obwohl die Psychohistorie in letzter Zeit in Verruf geraten ist und sich innerhalb der Historikerzunft auf dem Rückzug befindet, kann man die scheinbar paradoxe Tatsache konstatieren, dass etwa die jüngeren Vertreter der französischen Annales-Schule, die von ihren Gründervätern als Historiographie der longue durée konzipiert worden war, sich in ihren Forschungen zunehmend von psychoanalytischen Theorien des Individuums inspirieren lassen. ... [ mehr ]

Margarete Mitscherlich-Nielsen

Die (Un)Fähigkeit zu trauern in Ost- und Westdeutschland. Was Trauerarbeit heißen könnte

Psyche, 1992, 46(5), 406-418

Ausgehend vom Fall der Mauer in Berlin, der Vereinigung der beiden deutschen Staaten und den öffentlichen Reaktionen auf den Golfkrieg um Kuwait (1991) wird die Frage aufgeworfen, wie es in Deutschland um die Fähigkeit zu trauern steht. Einerseits wird eine persistierende Abwehr der Zumutung, sich der Vergangenheit erinnernd und trauernd zu vergewissern, konstatiert, andererseits werden auch Anzeichen dafür gesehen, dass die individuelle und kollektive ... [ mehr ]

Steven Marcus

Vermittlung des Literarischen durch das Nichtliterarische: Andeutungen des Unbewußten bei William Wordsworth

Psyche, 1992, 46(11), 997-1036

Am Beispiel des Gedichts Ruth von William Wordsworth (1770-1850) wird deutlich gemacht, dass dieser romantische Dichter die Wörter und ihre Bedeutungen in einer Weise benutzt, die man als psychologisch bezeichnen kann. Weiterhin wird gezeigt, dass der Dichter in der Beschreibung des Schicksals der Protagonistin einen Erzählmodus verwendet, welcher der schriftlichen Form der psychoanalytischen Lebensgeschichte, der Fallgeschichte, verblüffend ähnlich ... [ mehr ]

Peter Loewenberg

Die Psychodynamik des Antijudaismus in historischer Perspektive

Psyche, 1992, 46(12), 1095-1121

Die Psychodynamik des Antijudaismus wird aus historischer Perspektive erörtert. Es wird die Auffassung vertreten, dass der Antijudaismus Ausdruck eines verdeckten Antichristentums ist, hinter dem sich eine unbewusste Auflehnung gegen Christus verbirgt. Dem Juden werden die unbewussten Aggressionen aufgebürdet und er wird zum Sündenbock, gegen den drei Beschuldigungen erhoben werden: (1) die Ermordung Christi, (2) die Hostienschändung, (3) der rituelle ... [ mehr ]

Jean Laplanche

Deutung zwischen Determinismus und Hermeneutik. Eine neue Fragestellung

Psyche, 1992, 46(6), 467-498

Der wissenschaftstheoretische Stellenwert der Deutung in der Psychoanalyse wird erörtert. Zunächst wird darauf hingewiesen, dass es zwei traditionelle Auffassungen der psychoanalytischen Deutung gibt. Die eine, die sich auf S. Freud berufen kann, fasst die Gegenwart des Subjekts als durch dessen reale Vergangenheit determiniert auf und versucht, die wirkliche Geschichte wiederzufinden. Die andere Richtung, die man als hermeneutisch-kreativ bezeichnen kann und die ... [ mehr ]

Rainer Krause

Die Zweierbeziehung als Grundlage der psychoanalytischen Therapie

Psyche, 1992, 46(7), 588-612

Im Gegensatz zur klassischen Auffassung von der psychoanalytischen Psychotherapie, wonach als kurativer Faktor vorrangig die Sprache, also die Mitteilungen des Analysanden und die Deutungen des Analytikers, in Betracht kommt, wird die Bedeutung der nonverbalen Strukturen in der therapeutischen Zweierbeziehung besonders hervorgehoben. Es wird die Ansicht vertreten, dass wesentliche Elemente des Arbeitsbündnisses über nonverbales Verhalten gesteuert werden und dass ... [ mehr ]

Hillel Klein

Von Schuld zu Verantwortung

Psyche, 1992, 46(12), 1177-1186

Anhand eigener Erfahrungen aus der Verfolgung unter den Nationalsozialisten und aus dem Konzentrationslager Theresienstadt werden Gefühle des Hasses sowie Schuldzuweisungen in ihren Bezügen zur Verantwortung und Versöhnung zwischen Juden und Deutschen psychoanalytisch orientiert beschrieben und analysiert. Eingegangen wird dabei unter anderem auf (1) die eigene Biographie, (2) kollektive Schuld, Vergebung und Versöhnung, (3) mögliche Folgen der ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Aggression und Liebe in Zweierbeziehungen

Psyche, 1992, 46(9), 797-820

Ausgehend von der psychoanalytischen These, dass im Verhältnis von Mann und Frau das Wechselspiel von Liebe and Aggression konstitutiv für den Aufbau und die Konstanz emotionaler Beziehungen ist, wird gezeigt, dass das Gefühlsleben von Paaren nicht nur durch den Unterschied von männlicher und weiblicher Entwicklung geprägt ist, sondern häufig auch durch das unbewusste Einverständnis der Partner, frühere Objektbeziehungen, etwa zu ... [ mehr ]

Hans Keilson

»Ein Grab in den Lüften...«

Psyche, 1992, 46(12), 1133-1136

In einer kritischen Glosse wird der psychoanalytische Sprachgebrauch in Bezug auf die Diskussion der Schändung jüdischer Friedhöfe erörtert. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Rainer J. Kaus

Archäologie der Kindheit. Psychoanalytische Bedingungen für die Realisierung von kindlichen Lebensträumen am Beispiel Heinrich Schliemanns

Psyche, 1992, 46(11), 1037-1069

Ausgehend von der Feststellung, dass der biographische Wert der Erinnerungen Heinrich Schliemanns an seine Kindheit seit je umstritten ist, werden diese Erinnerungen aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. In Anlehnung an W. G. Niederland werden sie als Hypermnesien und nicht als Ex-post-Konstruktionen des Archäologen aufgefasst. Darüber hinaus wird gezeigt, dass ontogenetisch die Realisierungsbedingungen kindlicher Lebensträume mit ... [ mehr ]

John S. Kafka

Einsicht in Psychosen

Psyche, 1992, 46(7), 613-625

Organische und psychologische Ansätze zur Erklärung der Ätiologie von Psychosen werden verglichen. Anhand von Aufzeichnungen eines schizophrenen Patienten werden die charakteristischen Merkmale der psychotischen Störung dargelegt. Dabei wird vor allem auf das mangelnde Gefühl eines eigenen Selbst hingewiesen, und es wird betont, dass bei der Objektkonstanzbildung ein einzelnes Merkmal des Objektes wahrgenommen und besetzt wird. Für die Einsicht ... [ mehr ]

Robert Heim

Fremdenhaß und Reinheit - die Aktualität einer Illusion. Sozialpsychologische und psychoanalytische Überlegungen

Psyche, 1992, 46(8), 710-729

Unter Rückgriff auf das Spurensicherungsverfahren von C. Ginzburg und den strukturalistischen Ansatz von C. Lévi-Strauss, der schon in der Mythenbildung der Primitiven als durchgängiges Strukturprinzip die binäre Kodierung des sozialen Raums nachweist, wird deutlich gemacht, dass auch aktueller Fremdenhass und Rassismus einem Phantasma erliegen, dessen Kern in der Scheidung der Welt in Rein und Unrein zu sehen ist. Kollektiv existierende ... [ mehr ]

Hanna Gekle

Das Arbeitsbündnis ist der Stephansdom. Erkenntnistheoretische Überlegungen bei der Lektüre von Heinrich Desernos »Die Analyse und das Arbeitsbündnis« (1990)

Psyche, 1992, 46(6), 499-533

Das Konzept des Arbeitsbündnisses wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Zunächst wird betont, dass sich im Begriff des Arbeitsbündnisses, wie ihn insbesondere R. R. Greenson einführte, ein Verständnis von Arbeit sedimentierte, das dem dominanten neuzeitlichen Verständnis von Arbeit als einer rein instrumentell-technizistischen Tätigkeit entspricht und dem ursprünglichen Geist der Psychoanalyse fremd ist. Es wird die ... [ mehr ]

Hanna Gekle

Dummer August. Freuds »Traumdeutung« als Kritik der traditionellen Vernunft

Psyche, 1992, 46(10), 897-922

Es wird die Auffassung vertreten, dass S. Freuds Traumdeutung als eine Kritik der traditionellen Vernunft angesehen werden kann. Zunächst wird auf Freuds tiefe Skepsis gegenüber der Philosophie und philosophischer Systembildnerei hingewiesen, und es wird betont, dass Freud in der Philosophie nichts anderes als die narzisstische Anstrengung sah, die Welt aus einem Punkt systematisch zu erklären. Dieser eine Punkt ist das Ich, das als intelligibles alles ... [ mehr ]

Karin Flaake

Ein Körper für sich allein. Sexuelle Entwicklungen und körperliche Weiblichkeit in der Mutter-Tochter-Beziehung

Psyche, 1992, 46(7), 642-652

Gemäß vorherrschender psychoanalytischer Auffassung, wonach sexuelle Weiblichkeit durch einen schweren Mangel geprägt ist, hat sich weithin die Meinung etabliert, die Anerkennung weiblicher Geschlechtlichkeit sei primär Sache der Väter und nicht die der Mütter. Demgegenüber werden die Chancen betont, die in der Mutter-Tochter-Beziehung liegen, sofern diese die Möglichkeit bietet, die lustvolle Selbsterforschung und Anerkennung des ... [ mehr ]

Mario Erdheim

Das Eigene und das Fremde. Über ethnische Identität

Psyche, 1992, 46(8), 730-744

Ausgehend von S. Freuds These vom Antagonismus zwischen Familie und Kultur wird der Begriff des Ethnischen und der ethnischen Identität erörtert. Während die Familie Hort bewährter Traditionen und eingeschliffener Rituale ist, die jede Generation auf das Eigene zu fixieren trachten, verdankt sich die Kultur dem Kontakt und der Konfrontation mit dem Fremden. Zwischen beiden Extremen und den je spezifischen Gefahren, die sie bergen, vermittelt die Ethnie, ... [ mehr ]

Heinrich Deserno

Zum Arbeitsbegriff der Psychoanalyse in Theorie und Praxis

Psyche, 1992, 46(6), 534-553

Theoretische und praktische Aspekte des psychoanalytischen Arbeitsbegriffs werden erörtert. Dabei wird besonders darauf hingewiesen, welche bemerkenswerte Diskrepanz zwischen dem Arbeitsbegriff in der Praxis der Psychoanalyse, vor allem im Arbeitsbündniskonzept R. R. Greensons, und dem Arbeitsbegriff der Theorie, beispielsweise in der Traumarbeit, besteht. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Heinrich Deserno

Zum funktionalen Zusammenhang von Traum und Übertragung

Psyche, 1992, 46(10), 959-978

Der funktionale Zusammenhang von Traum und Übertragung wird aus psychoanalytischer Perspektive untersucht. Einleitend wird diskutiert, inwieweit dem Traum für die Psychoanalyse eine Sonderstellung zukommt. Dabei wird die Auffassung vertreten, dass diese Sonderstellung des Traums vor allem hinsichtlich der Übertragung ihren Ausdruck findet. Am Beispiel der Behandlung einer zu Behandlungsbeginn 19-jährigen Patientin wird dargelegt, wie die ... [ mehr ]

Stefan Breuer

Sozialpsychologische Implikationen der Narzißmustheorie

Psyche, 1992, 46(1), 1-31

Ein Überblick über die in der psychoanalytischen Diskussion auftauchenden Narzissmuskonzepte wird gegeben. Mit Hilfe von H. Kohuts Konzepten Größen-Selbst und idealisierte Elternimago werden die sozialpsychologischen Topoi autoritärer Charakter und narzisstische Persönlichkeit in einen neuen theoretischen Rahmen gestellt. O. F. Kernbergs Kritik an Kohut wird dabei auf der Basis von M. Mahlers Beobachtungen zurückgewiesen. (c) ... [ mehr ]

Karola Brede & Alfred Krovoza

Die deutsche Vereinigung unter dem Einfluß einer unerledigten psychosozialen Vorgeschichte

Psyche, 1992, 46(5), 419-446

Die schon von Freud betonte funktionelle Autonomie psychischer Dispositionen und unbewusster Identifikationen gegenüber den Sphären des Politischen und des Ökonomischen ist Ausgangspunkt einer kritischen Sozialpsychologie, die die Modalitäten und Resultate der deutschen Vereinigung zu ihrem Gegenstand macht. Unter Einbeziehung älterer historischer Erfahrungen mit den Deutschen als einer Wirtschaftsnation wird der Verdacht geäußert, dass ... [ mehr ]

Marie Bonaparte

Psychologische Ursachen des Antisemitismus

Psyche, 1992, 46(12), 1137-1151

Mit psychoanalytischem und historischem Schwerpunkt wird den Ursachen des Antisemitismus nachgegangen, wobei persönliche Erinnerungen der Autorin an S. Freud und seine Mitgliedschaft in dem Verein B nai B rith im Vordergrund stehen. Zitiert wird aus einer Rede Freuds vor der Versammlung dieses Vereins aus dem Jahr 1926. Angesprochen werden ferner (1) Aspekte der persönlichen Aversion gegen den Antisemitismus, (2) die eigene Biographie, (3) die historischen und ... [ mehr ]

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