E. Furman

Das Kind im Latenzalter als aktiver Teilnehmer an der analytischen Arbeit

Psyche, 1971, 25(8), 546-579

Eine vier Jahre dauernde, vorbereitende therapeutische Behandlung war erforderlich, um einem Mädchen im Latenzalter zur Entwicklung altersadäquater Ich-Leistungen zu verhelfen, die eine eigentliche Psychoanalyse (im 5. und 6. Behandlungsjahr) erst möglich machten. Anlaß, das Kind in psychotherapeutische Behandlung zu bringen, waren seine Angst vor Ärzten, die eine Behandlung auch in dringenden Fällen unmöglich machte, ... [ mehr ]

J. Berna

Die Abschlußphase der Kinderanalyse

Psyche, 1971, 25(8), 537-545

Berna weist auf spezifische Züge von Kinderanalysen hin und gibt eine Skizze seiner Theorie der Technik der Abschlußphase. Durch Intervention der Eltern werden sehr viel mehr Kinderanalysen vorzeitig abgebrochen als das bei Erwachsenenanalysen der Fall ist. Kinder blicken nicht gern zurück; das schränkt die Möglichkeiten des Durcharbeitens ein. Entwicklungsschübe, die der Analytiker durch die Beseitigung von Widerständen fördert, ... [ mehr ]

H. Rosenfeld

Beitrag zur psychoanalytischen Theorie des Lebens- und Todestriebes aus klinischer Sicht: Eine Untersuchung der aggressiven Aspekte des Narzißmus

Psyche, 1971, 25(6/7), 476-493

Rosenfeld stellt – unter Rückgriff auf Theorien von K. Abraham, W. Reich und M. Klein – eine Beziehung zwischen der Narzißmus-Konzeption und der Freudschen Theorie über Legierung und Entmischung von Eros und Thanatos her. Sein Interesse gilt klinischen Zuständen, bei denen aggressive Impulse vorherrschen. Er vertritt (wie andere Autoren) die Auffassung, daß sich der reine, unvermischte Todestrieb klinisch nicht beobachten läßt. ... [ mehr ]

A. Mitscherlich

Psychoanalyse und die Aggression großer Gruppen

Psyche, 1971, 25(6/7), 463-475

Mitscherlich zeigt – im Anschluß an kritische Argumente Otto Fenichels – , daß theoretische Erklärungen sozialer Phänomene (etwa des Krieges), die von den in arbeitsteiliger Spezialisierung entstandenen humanwissenschaftlichen Disziplinen ungeprüft mit Ausschließlichkeitsanspruch vorgetragen werden, allzu leicht zu Pseudoerklärungen werden, gleichviel, ob es sich um psychoanalytische oder soziologische handelt. Er plädiert ... [ mehr ]

W. H. Gillespie

Aggression und Triebtheorie

Psyche, 1971, 25(6/7), 452-462

Die Einführung des Narzißmus war ausschlaggebend für die Aufgabe der älteren Einteilung der Triebe in Ich- und Sexualtriebe. Infolge der gleichzeitigen Auseinandersetzung Freuds mit den Triebtheorien Adlers und Jungs geriet das Konzept der Ich-Triebe in Vergessenheit; erst 1937 kam es (durch H. Hartmann) zu einer Wiederentdeckung autonomer Ich-Energien. Gillespie vermutet, daß Freuds Suche nach einem Gegenspieler der Libido wesentlich durch sein ... [ mehr ]

A. Garma

Im Bereich des Todestriebes

Psyche, 1971, 25(6/7), 433-451

Garma versucht, die klinische Relevanz der Todestrieb-Hypothese und der darauf fußenden Annahme eines primären Masochismus aufzuzeigen. Deren Genese sieht er in archaischen Ereignissen, die sich in der biologischen Anlage der Menschengattung niedergeschlagen haben und die Latenzperiode sowie die zerstörerischen Aspekte des Über-Ichs immer wieder reproduzieren. Eine von der klassischen abweichende Auffassung des Verhältnisses von nach innen und nach ... [ mehr ]

Ch. Brenner

Der psychoanalytische Begriff der Aggression

Psyche, 1971, 25(6/7), 417-432

Brenner faßt den gegenwärtigen Stand der Diskussion um Existenz, Quelle, Funktionen und Ziele des Aggressionstriebes – seine Beziehung zum Lustprinzip, zur Libido und zu den Ich-Funktionen zusammen: Für einen Aggressionstrieb gibt es bislang nur psychologisches Beweismaterial, auch lassen sich nur psychische Quellen der Aggression angeben. Für den Aggressionstrieb gilt analog zu den Verhältnissen bei der Libido, daß Stauung mit Unlust, ... [ mehr ]

H. Kohut

Ist das Studium des menschlichen Innenlebens heute noch relevant?

Psyche, 1971, 25(4), 298-322

Freud sagte, er habe die ganze Menschheit zum Patienten. Kohut stellt die Frage, in welcher Weise die Arbeit der psychoanalytischen Therapeuten für den Patienten Menschheit nützlich sein könne. Seine Antwort: Jede gelungene Psychoanalyse demonstriert exemplarisch die Möglichkeit, durch Selbstreflexion von inneren Zwängen frei zu werden. Kohuts Hoffnung richtet sich darauf, daß unter dem Druck drohender sozialer Katastrophen auch große ... [ mehr ]

H. Sachs

Zur Genese der Perversionen (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)

Psyche, 1971, 25(4), 287-297

Durch Einsetzen der Sucht als Zwischenglied zwischen Neurose und Perversion gewinnt Sachs Aufschluß über deren Entstehung. Die Psychoanalyse bestimmt die Neurose als Negativ der Perversion. Das als ich-fremd erlebte Symptom repräsentiert beim Neurotiker den verdrängten Partialtrieb. Im Falle der Perversion wird die aus dem Untergang des Ödipuskomplexes resultierende Kindheitsamnesie zugunsten einer dem führenden Partialtrieb entsprechenden ... [ mehr ]

G. Maetze

Psychoanalyse in Berlin von 1950 bis 1970

Psyche, 1971, 25(4), 269-286

Maetze schildert den Neubeginn der psychoanalytischen Diskussion und Ausbildung im Berlin der Blockadezeit (1948). Er gibt kurze Charakteristiken von Felix Boehm und Carl Müller-Braunschweig. Nachdem die Auseinandersetzung mit den Neo-Analytikern um H. Schultz-Hencke schließlich zum Ausscheiden der Gruppe um Müller-Braunschweig aus dem Institut für Psychotherapie und zur Neugründung der DPV (1950) geführt hatte, wurde das neue Berliner Institut ... [ mehr ]

K. Dräger

Bemerkungen zu den Zeitumständen und zum Schicksal der Psychoanalyse und der Psychotherapie in Deutschland zwischen 1933 und 1949

Psyche, 1971, 25(4), 255-268

Dräger skizziert die Geschichte des Berliner Instituts (und der DPG) in den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur: die anfänglichen Versuche, zu retten, was zu retten ist, und die schließliche Auflösung von Institut und Verlag (im Jahre 1936) sowie die Eingliederung der verbliebenen Psychoanalytiker in das von H. Göring geleitete Deutsche Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie, das von den Machthabern toleriert wurde. ... [ mehr ]

H.- J. Bannach

Die wissenschaftliche Bedeutung des alten Berliner Psychoanalytischen Instituts

Psyche, 1971, 25(4), 242-254

Bannach skizziert die Geschichte des von Abraham und Eitingon gegründeten Berliner Instituts in den Jahren 1920-1933 und hebt besonders seine Funktionen als Poliklinik (auch für mittellose Patienten) und erstes Ausbildungszentrum hervor. Er gibt eine Reihe kurzer Charakteristiken jener Psychoanalytiker, die in den Jahren der Weimarer Republik am Institut arbeiteten und lehrten und inzwischen zu Klassikern der Psychoanalyse bzw. zu Begründern dissidenter ... [ mehr ]

R. R. und M. Wexler Greenson

Die übertragungsfreie Beziehung in der psychoanalytischen Situation

Psyche, 1971, 25(3), 206-230

Die Autoren plädieren dafür, den realen Beziehungen zwischen Therapeut und Patient in der analytischen Situation in stärkerem Maße Rechnung zu tragen, die im Banne einer puristischen Konzentration auf Übertragungsphänomene häufig unberücksichtigt (und therapeutisch ungenutzt) bleiben. Anhand von Fallepisoden zeigen sie, daß die psychoanalytische Interaktion immer auch eine wirkliche ist, nicht nur ein Schattenspiel und seine ... [ mehr ]

G. Bittner

Über Erschrecken, Fallengelassenwerden und objektlose Reaktion

Psyche, 1971, 25(3), 192-205

Ausgehend von dem seinerzeit von A. Balint beschriebenen frühen Trauma des Fallengelassenwerdens wird die psychologische Bedeutung der Stell- und Lagereflexe, insbesondere der Bogengangs- und der Schreckreaktion beim jungen Säugling (Moro-Reflex) als früheste, objektlose Formen der Abwehr untersucht. Schreckreaktionen des Erwachsenen werden als Regressionen auf diesen Reaktionstypus interpretiert. Abschließend werden verschiedene theoretische Folgerungen, ... [ mehr ]

W. Schumacher

Gestaltdynamik und Ich-Psychologie

Psyche, 1971, 25(3), 161-191

Das Prinzip der Ordnung des Erlebens nach Gestalt-Kriterien wird auf Probleme der analytischen Ich-Psychologie angewendet. Die Annahme einer gestalthaften Ordnung auch des Verdrängten entstammt der Einsicht, daß das Verdrängte aus infantilen (ehemals bewußten oder vorbewußten) Vorstellungsinhalten besteht. Demnach ist von zwei Gestaltordnungen auszugehen, einmal der des hochdifferenzierten, reifen Ichs und zum anderen von der (im Verdrängten ... [ mehr ]

A. von Blarer

Zur Psychodynamik des Syndroms der primär-bedingten Infantilität

Psyche, 1971, 25(2), 124-151

Anhand von Fallbeispielen und in Begriffen der Repräsentanzentheorie wird die ätiologische Ergänzungsreihe analysiert, die zu primär-bedingter Infantilität führt. Hereditäre, kongenitale oder traumatische Schädigung eines (motorischen oder sensorischen) Ich-Apparats löst häufig ein Interaktionsmuster aus, das den funktionalen Ausgleich des Defekts verhindert und dem geschädigten Kind den Weg zur Autonomie verlegt; ... [ mehr ]

I. Zimmermann

Über den Zugang zu frühen unbewußten Persönlichkeitsanteilen

Psyche, 1971, 25(2), 100-123

Die Autorin schlägt vor, die analytische Grundregel zu spezifizieren, um die Aufmerksamkeit der Patienten von vornherein auf die in frühester Kindheit erworbenen präverbalen bzw. averbalen Empfindungen zu lenken, die sich sonst nur unter Schwierigkeiten verbalisieren lassen. Die relative Unzugänglichkeit jener frühkindlichen Empfindungswelt wird auf die Wirkung des von S. Lustman beschriebenen Selbstschutz Mechanismus des Nicht-Wahrnehmens, das dem von ... [ mehr ]

H. Stierlin

Die Funktion innerer Objekte

Psyche, 1971, 25(2), 81-99

Stierlin plädiert dafür, das Konzept der inneren Objekte, mit dem vor allem M. Klein und Fairbairn produktiv gearbeitet haben, im Rahmen der Freudschen Strukturtheorie beizubehalten, ohne die Einseitigkeiten und Revisionen dieser Autoren zu übernehmen. Er unterscheidet drei wesentliche Funktionen der inneren Objekte : die referierende (wobei die inneren Objekte in der Art einer Kartei der Einordnung neuer Wahrnehmungen dienen), die gyroskopische (die für die ... [ mehr ]

I. Bielicki

Die Psychotherapie des Waisensyndroms bei kleinen Kindern

Psyche, 1971, 25(1), 57-73

Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht über langjährige psychotherapeutische Arbeit mit Kleinkindern, die das sog. mütterliche Deprivationssyndrom (Hospitalismus) zeigen. Adäquate Befriedigung seiner symbiotischen Bedürfnisse und das daraus erwachsende Sicherheitsgefühl bilden beim gesunden Kind die Basis für die Weiterentwicklung zu größerer Autonomie. Die von Bowlby und Robertson beschriebenen drei Stadien des Hospitalismus ... [ mehr ]

E. A. Ticho

Probleme des Abschlusses der psychoanalytischen Therapie

Psyche, 1971, 25(1), 44-56

Der häufig beobachteten, übertriebenen Skepsis von Psychoanalytikern gegenüber den Resultaten ihrer therapeutischen Arbeit, die sich gelegentlich als Nachforschungsangst äußert, liegt wahrscheinlich ein perfektionistischer Anspruch (der sich aus verschiedenartigen Motiven speisen kann) zugrunde. Eine realistische Vorstellung von den Behandlungszielen und die Besprechung dieser Behandlungsziele mit dem Patienten in den ersten Sitzungen der analytischen ... [ mehr ]

G. R. Ticho

Selbstanalyse als Ziel der psychoanalytischen Behandlung

Psyche, 1971, 25(1), 31-43

Patienten kommen häufig mit der Erwartung in die Analyse, daß sie lediglich Assoziationen zu liefern haben, während die Aufgabe der Deutung und Heilung dem Therapeuten zufällt. Aufgabe des Psychoanalytikers ist es, sie aus dieser passiven Erwartungshaltung herauszuführen, Indoktrination zu vermeiden und Selbsterkenntnis zu fördern. Die Kur soll es dem Patienten ja ermöglichen, sich selber weiter zu analysieren. Ein wichtiges Kriterium ... [ mehr ]

H. Lincke

Der Ursprung des Ichs

Psyche, 1971, 25(1), 1-30

Durch die spezifisch menschliche Instinktreduktion, die Lockerung der hereditär fixierten Verknüpfung von Trieb und Objekt, entstand phylogenetisch eine gefährliche Situation. Die menschliche Liebe wurde ambivalent; orale Aggression gegenüber den eigenen Artgenossen mußte gehemmt werden. Lincke konstruiert die phylogenetisch erworbene, ontogenetisch reproduzierte, verinnerlichte Beißhemmung in Analogie zum Untergang des Ödipuskomplexes. So ... [ mehr ]

Psyche

25. Jahrgang Heft 1 1971

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