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ca. 150 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Nähe und Distanz werden in jeder Psychoanalyse, wie überhaupt in
jeder menschlichen Beziehung, in einer fortlaufenden
wechselseitigen Bewegung hergestellt, verändert und bearbeitet. In
zahlreichen psychoanalytischen Konzeptualisierungen spielen Fragen
von Nähe und Distanz eine große Rolle, und bereits Sigmund Freud
greift etwa in
Triebe und Triebschicksale (1915c) dieses
in Objekt- (und Liebes-)Beziehungen allgegenwärtige Thema explizit
auf. Später hat Maurice Bouvet (1958) als Erster systematisch –
verankert in der Freud’schen Triebtheorie – unter der Perspektive
des Abstands (›distance‹ im Französischen wie Englischen) über
mögliche und erforderliche Variationen der psychoanalytischen
Behandlungstechnik nachgedacht. Den jeweiligen Abstand maß er
daran, wie sehr sich Analysand/innen in den Projektionen auf ihre
Analytiker/innen verlieren, und er hielt analytische Arbeit für
unmöglich, wenn sich die Projektionen nicht mehr vom Objekt der
Übertragung unterscheiden lassen.
Auch neuere Ansätze befassen sich mit diesem Bereich der ›zu
umfassenden Projektionen‹, die häufig mit fusionären
Übertragungs-Gegenübertragungs-Konstellationen einhergehen können,
wie zum Beispiel in der Behandlung von autistischen Kindern und
Erwachsenen, Patient/innen mit Perversionen, Traumatisierungen,
Borderline- oder psychotischen Störungen. Hier kann jedes Erleben
von Abstand aufgehoben sein oder – umgekehrt – jede Verbindung
verloren gehen. Die Beiträge von Maria Rhode, Uta Karacaoğlan &
Dorothee Stoupel, Philippe Valon, Donnel Stern, Richard Rink und
Andrea Rutsch loten – unter Berücksichtigung wichtiger
behandlungstechnischer Fragen – diesen Bereich zwischen ›zu viel‹
und ›zu wenig‹ Distanz aus. David Tuckett widmet sich einer
theoretischen Einordnung von Bouvets Abstandsbegriff.
Im
Forum nähern sich Uta Karacaoğlan & E.-J. Speckmann
interdisziplinär der Frage einer Grenzflächenfunktion, die als ein
Grundprinzip der Physiologie verstanden und verwendet wird, um die
Hypothese einer analogen Grundfunktion im Psychischen aufzustellen.
Die Rubrik
Was fällt denn Ihnen ein – zu Sigmund Freud,
die Künstler/innen einlädt, mit frei gewählten Stilmitteln und
Ausdrucksformen zu Freud zu assoziieren, wird diesmal von der
Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff und dem Musiker und
Musikwissenschaftler Jürgen Trinkewitz gestaltet.
Ein Nachruf auf Elisabeth Eickhoff beschließt das Heft.
Hier können Sie sich einen kurzen Podcast mit Uta
Karacaoğlan und Uta Zeitzschel zum Jahrbuch der Psychoanalyse Band
85 anhören.