Zum Verhältnis von Psychogenese und Soziogenese im Gewaltdiskurs
Seit S. Freud befasst sich die Psychoanalyse mit dem Phänomen der Gewalt und der Gewalttätigkeit im individuellen, zwischenmenschlichen und gesamtgesellschaftlichen Bereich. Ausgehend von der Frage nach dem Verhältnis von psychoanalytisch-psychogenetischen und soziogenetischen Erklärungen im Gewaltdiskurs wird zunächst die Breite des Begriffs- und Phänomenspektrums von Gewalt umrissen. Dann werden die wichtigsten Debatten des ... [ mehr ]
Affektpsychologische Überlegungen zur menschlichen Destruktivität
Im Rahmen von affektpsychologischen Überlegungen zur menschlichen Destruktivität wird zunächst das Verhältnis von Trieb und Affekt diskutiert. Unter Hinzuziehung von Befunden aus Ethologie und Neuropsychologie werden sieben Primäraffekte bzw. prototypische Objektbeziehungen ausgewiesen: Freude, Neugier, Angst, Wut, Trauer, Verachtung und Ekel. Wut bzw. Scham-Wut wird als das für narzisstische Pathologien entscheidende Gefühl identifiziert. ... [ mehr ]
Psychoanalytische Beiträge zur Verhinderung gesellschaftlich sanktionierter Gewalt
Nach einer gerafften Darstellung der eigenen Sicht des Zusammenhangs individueller Persönlichkeitsstörungen - mit den Extremen von narzisstischer und paranoider Persönlichkeit - und regressiven Gruppenprozessen, die in sozial sanktionierter Gewalt kulminieren, werden anhand von ausgewählten Bereichen (Kindheit, kulturelle Vorurteile, Integration kultureller Subgruppen, fundamentalistische Herausforderung, Armut, Medien, internationale Konflikte) ... [ mehr ]
Psychodynamische Aspekte der Paranoia. Ein psychoanalytischer Beitrag zum Verständnis paranoider Persönlichkeiten
Der psychoanalytische Beitrag zum Verständnis paranoider Persönlichkeiten wird im Überblick erörtert. Einleitend wird betont, dass die Paranoia-Diskussion seit jeher eine zentrale Rolle innerhalb der deskriptiven Psychopathologie spielt. Psychodynamische Ansätze können einen wertvollen Beitrag zu diesem Thema leisten. Die Psychoanalyse besitzt in ihren Anfängen wichtige Quellen hierfür im Werk von Sigmund Freud, Melanie Klein und ... [ mehr ]
Facetten des vorsozialen Selbst. Eine Erwiderung auf Joel Whitebook
Im Rahmen einer Erwiderung auf einen Beitrag von Joel Whitebook zum Intersubjektivismus-Paradigma (im gleichen Heft) steht die Frage im Mittelpunkt, ob und in welcher Weise eine vorsoziale Natur im Menschen anzunehmen ist, die als Quelle einer unausrottbaren Negativität gelten kann. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
Zur klinischen Leichtgewichtigkeit des Diskurs-Diskurses. Was Sie schon immer über »sex and life« wußten und doch nicht glaubten
Ausgehend von Reimut Reiche, der eine Parallelität zwischen dem Diskurs der Moderne und der Dominanz konstruktivistischer Auffassungen in der Psychoanalyse feststellt, wird das Ziel verfolgt, nicht hinter diese moderne konstruktivistische Position zurückzufallen und gleichzeitig ihren blinden Fleck aufzuspüren. Diesem Anspruch wird dadurch begegnet, dass dem konstruktivistischen Axiom ein Gegenaxiom zur Seite gestellt wird, das - bei einem partiellen ... [ mehr ]
Wie Kinder aufwuchsen. Zur Geschichte und Psychodynamik der Doppelbemutterung
In einer Überblicksarbeit wird die Sozialgeschichte des Ammenwesens in Europa und im Nahen Osten geschildert. Es zeigt sich, dass diese Entwicklung nicht linear, sondern in Wellenbewegungen verlief und dass - je nach historischen und kulturellen Veränderungen - auf Zeiten der Doppel- bzw. Mehrfachbemutterung Zeiten der Einzelbemutterung folgten. Anhand psychoanalytischer Untersuchungen werden die Auswirkungen der Doppelbemutterung auf die Psychodynamik der ... [ mehr ]
Die Funktionalisierung des Opfers als »Container«. Rechtsradikale Jugendliche und Gewalt
Gespräche mit rechtsradikalen Jugendlichen in Berlin zeigen eine bis in die apodiktische Sprache hineinreichende autoritäre Struktur, die von starken Affekten (Neid, Ressentiment, Hass) bestimmt ist. Als Autorität anerkannt werden nicht Erwachsene, sondern die Gruppe oder die Ideologie. Beide ermöglichen ein schuldgefühlfreies omnipotentes Ausleben von Aggression, wobei projektiv verzerrt das Opfer als der Angreifer erscheint und ein paranoides ... [ mehr ]
Eine Maschine, die nächstens von selber geht: Über Nachträglichkeit und Emergenz
In allen Feldern ihrer Theoriebildung ist die Psychoanalyse mit dem Problem der Emergenz, also dem plötzlichen Auftauchen einer neuen Qualität konfrontiert. Dies wird bei Freud an dessen Beschäftigung mit Fragen der Verbindung von Somatischen und Psychischem, Biologie und Psychologie ebenso sichtbar wie an seinen vielfachen Ursprungserzählungen bzw. theoretischen Fiktionen : Es geht stets darum, etwas von dem mitzuteilen, was sich nicht sagen ... [ mehr ]
Todestrieb, negativer Narzißmus, Desobjektalisierungsfunktion
Das psychoanalytische Todestriebkonzept wird erörtert. Einleitend wird der diskutierte Rahmen abgesteckt, in dem dieses Konzept zu diskutieren ist. Ungeachtet unterschiedlicher Bestimmungen gilt der psychische Konflikt als fundamentales Postulat. Dabei wird der Konflikt zwischen Lebens- und Todestrieb als grundlegend angesehen. Ersterem wird die Objektalisierungsfunktion zugeordnet, dem Todestrieb die Desobjektalisierung bzw. der Abzug jeglicher Besetzung. (c) ... [ mehr ]
Mit der Realität spielen. Zur Doppelgesichtigkeit psychischer Realität von Borderline-Patienten
Die Schwierigkeiten schwergestörter Borderline-Patienten, wie sie sich im Verlauf einer psychoanalytischen Behandlung darstellen, werden erläutert. Die Autoren erweitern damit das in ihrem früheren Arbeiten dargelegte Modell um eine entwicklungspsychologische Perspektive, die Selbstrepräsentation und die Organisation des Selbst einbezieht. Das Modell basiert auf einem Verständnis der kindlichen Perspektive psychischer Realität, wie sie sich bei ... [ mehr ]
Deuten als Form der hilfreichen Beziehung. Dargestellt an zwei Sequenzen aus psychoanalytischen Kriseninterventionen
Es wird deutlich gemacht, dass der analytische Verstehensprozess nicht nur ein Weg zur Erkenntnis, sondern auch eine analytische Prozessform der hilfreichen Beziehung ist. Damit wird der in der psychoanalytischen Literatur oft vertretene Gegensatz von einerseits aufdeckenden und andererseits stützenden Interventionen relativiert. Mit einer speziellen Deutungsform (Deutung aus der Gegenübertragung) wird ein insbesondere für Kriseninterventionen geeigneter ... [ mehr ]
Primärer Narzißmus und inneres Objekt. Zum Schicksal einer Kontroverse
Gegen die unbestreitbaren Verdienste der empirischen Säuglingsforschung wird plädiert für die Eigenständigkeit der psychoanalytisch-metapsychologischen Theorie: Empirische Daten können die Metapsychologie nicht ersetzen. Diese ist im Begriff des psychischen Apparats verdichtet. Dessen Aufgabe ist es, psychoanalytisches Denken darüber zu ermöglichen, welche Bedeutung sinnliche Erfahrung für die menschliche Seele hat und wie sie der ... [ mehr ]
Fremdheit und interkulturelle Kommunikation in der Psychotherapie
Im Rahmen von Überlegungen zu Fremdheit und interkultureller Kommunikation in der Psychotherapie wird in einem ersten, entwicklungspsychologischen Teil gezeigt, dass die Wahrnehmung und Bearbeitung von Fremdem entscheidende Konstitutionsfaktoren des Ich sind. In dieser Rekonstruktion der Psychogenese des Fremdheitserlebens spielt das Ambivalenzkonzept von J. Bleger eine tragende Rolle. Unter Rückgriff auf eigene Erfahrungen als Fremde und auf der Grundlage ... [ mehr ]
Erregung und Blockierung - Phasen einer Mehrgenerationen-Familientherapie bei einer manisch-depressiven Psychose
Es werden Stationen einer psychoanalytisch-mehrgenerationalen Familien- und Paartherapie bei einem Patienten mit einer manisch-depressiver Psychose beschrieben. In diesen Behandlungsschritten geht es um die Bearbeitung der Beziehung zur Ursprungsfamilie, die Bedeutung der Medikation und die sexuelle Beziehung der Partner. Eine besondere Rolle spielen hierbei Aspekte der Übertragung auf die Institution und die Einführung eines sexualtherapeutischen Parameters. Die ... [ mehr ]
Bemächtigung und Tod in der Adoleszenz
Ausgehend von Definitionen von Bemächtigung und Bemächtigungstrieb bzw. -streben bei S. Freud und im Rahmen der Objektbeziehungstheorie zumal bei W. R. D. Fairbairn werden Formen der Bemächtigung erörtert. Dann wird in einer ausführlichen Falldarstellung - dem aggressiven Akt einer Adoleszenten, der mit dem Tod der angegriffenen Person endet - das Bemächtigungskonzept in seinem Erklärungswert vorgestellt. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte ... [ mehr ]
Gibt es ein gesellschaftliches Unbewußtes?
Von den ersten Ansätzen Freuds bis heute hat das Unternehmen einer psychoanalytischen Sozialpsychologie eine Reihe konzeptueller Probleme, die sich aus dem Wechsel von der klinisch-therapeutischen zur überindividuell-sozialdiagnostischen Untersuchungsperspektive ergeben, nicht befriedigend lösen können. Dies betrifft auch das Konzept des gesellschaftlichen Unbewussten. Diese theoretische Konstruktion setzt sich dem Verdacht aus, dem Gegenstand ... [ mehr ]
»Das Wahre, Schöne, Gute oder schöne gute Ware?« Wenn die Ladung verschwindet - Wissenschaft als Ware
Das Verfahren der Ermittlung des Impact-Faktors einer wissenschaftlichen Zeitschrift wird kurz erläutert und dieses Qualitätsmaß wird auf die Zeitschrift Psyche angewendet. Der aus den Datenbanken Science Citation Index und Social Sciences Citation Index des Institute for Scientific Information berechnete Impact-Faktor ist definiert durch eine Verhältnisbildung zwischen der Anzahl zitierter Artikel einer Zeitschrift in etwa 3000 Quelljournalen ... [ mehr ]
Rationalisierung und Rationierung - ein neues Denken in der Medizin und seine Bedeutung für die Psychoanalyse
Auf der Grundlage der Rationalisierungsthese von Max Weber werden Rationalisierungsprozesse und ihre Bedeutung für die Stellung psychoanalytisch begründeter Behandlungsverfahren im Gesundheitssystem untersucht. Dazu wird die aktuelle gesundheitspolitische Reformdebatte betrachtet. Dabei erweist sich Rationalisierung gegenwärtig vor allem als eine Rationierung medizinischer Leistungen. Außerdem scheint es latente Verbindungen mit der Euthanasiedebatte ... [ mehr ]
Zur Psychopathologie, Psychodynamik und Differentialdiagnose des »Frühen Anankasmus«
Im Rahmen der psychotherapeutisch behandelbaren Erkrankungen lässt sich klinisch die klassische Zwangsneurose von einer frühen Form des Anankasmus unterscheiden. In diesem Zusammenhang werden zunächst einige Aspekte der Zwangserkrankung bei frühen Störungen benannt. Mindestens fünf Merkmale lassen sich aus der Psychopathologie und Strukturdynamik der Ich-Störungen heraus entwickeln. Es erweist sich, dass dem Zwang auf niedrigem ... [ mehr ]
Das Konzept der Beziehungsanalyse in der psychoanalytischen Paar- und Familientherapie
Das Konzept der Beziehungsanalyse wird vorgestellt als eine Weiterentwicklung der Objektsbeziehungstheorie im multipersonalen Beziehungsraum der Familie, und dessen Parallelen bzw. Differenzen zur interpersonalen Psychoanalyse werden aufgezeigt. Im Anschluss daran werden einige Prinzipien der Behandlungstechnik erläutert, und die in diesem psychoanalytischen Setting möglichen Veränderungsprozesse werden beschrieben. Ein Schwerpunkt der Darstellung liegt auf ... [ mehr ]
Soziale Traumen, Aggression und Gewalt
Das Phänomen rechtsradikaler Jugendgewalt in den alten und neuen Bundesländern wird aus soziologischer Perspektive erörtert. Die spezifisch deutsche Problematik wird darin gesehen, dass die latente Destruktivität sich vermischt mit rassistischer Gewalt, die auf dem Boden eines erneuerten alten Nationalismus entstanden ist. In den Biographien rechtsradikaler Jugendlicher bündeln sich frühkindliche Traumatisierungen, Demütigungen beim Wunsch ... [ mehr ]
Trauer oder Melancholie. Introjizieren - inkorporieren
Ausgehend vom grundlegenden Gegensatz zwischen Einverleibung bzw. Inkorporation als Phantasie und Introjektion als Prozess werden Überlegungen zu den intrapsychischen Vorgängen bei Verlust eines geliebten Objekts angestellt. Gilt Introjektion als Beispiel gelingender seelischer Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses, so ist Inkorporation der Versuch, eine echte Wunde imaginär zu heilen. Einverleibungsphantasien sind so zu verstehen als regressiver und ... [ mehr ]
Die Topik der Realität: Bemerkungen zu einer Metapsychologie des Geheimnisses
Im Rahmen von psychoanalytischen Anmerkungen zu einer Metapsychologie des Geheimnisses geht es vor allem um die Konzeptualisierung einer genuin metapsychologischen Realität. Deren Kennzeichen sind Maskierung und Verleugnung. In diesem Sinne definieren die Autoren sie als Geheimnis und die Krypta als ihre Aufbewahrungsstätte. Topischer Ort der Krypta ist weder das dynamische Unbewusste noch das Ich der Introjektion, vielmehr eine Art künstliches Unbewusstes ... [ mehr ]