Bemerkungen zur Geschichte des Gegenübertragungsbegriffs
Im Rahmen eines Beitrags über die Geschichte des psychoanalytischen Gegenübertragungsbegriffs wird besonders auf die Problematik der Mehrdeutigkeit dieses Begriffs eingegangen. Es wird deutlich gemacht, dass sich seine mehrfache Bedeutung erst in der Auseinandersetzung mit der komplexen und in mancher Hinsicht auch kryptischen Begriffsgeschichte erschließt. Es wird der Versuch unternommen, dieser verschlungenen Geschichte bis zu ihren Anfängen ... [ mehr ]
Die Freudianer in Wien. Die Psychologische Mittwoch-Gesellschaft und die Wiener Psychoanalytische Vereinigung 1902-1938
Auf der Grundlage eines umfangreichen Datenmaterials wird im Rahmen eines psychoanalysegeschichtlichen Beitrags gezeigt, dass sich die Entstehung und Verbreitung der Psychoanalyse im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts nicht zuletzt einer Gruppe von Männern und Frauen verdankt, die sich seit 1903 zunächst in der Psychologischen Mittwoch-Gesellschaft , später in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung zusammenfanden. Untersucht werden die personelle ... [ mehr ]
»Wunderangstmacht« und »Abschiedsgrat« - lyrische Mikrowelten
Am Beispiel von Texten von Autisten wird das Verhältnis von vorsprachlicher und sprachlicher Innenwelt aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei wird deutlich gemacht, dass die inneren Mikrowelten von Autisten der Regulierung von Sicherheit sowie der Platzierung von Affekten und Objekten dienen. Anhand des in der eigenen Traumtheorie entwickelten Konzepts des Place und des Begriffs des Positionsfeldes wird gezeigt, wie diese Regulierung von Sicherheit ... [ mehr ]
Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten
Anlässlich von D. J. Golhagens Buch Hitlers willige Vollstrecker wird daran erinnert, dass der von Goldhagen beschriebene eliminatorische Antisemitismus in eine Vielzahl historischer und sozialer Bedingungen eingebettet war, die ihn zumindest im Rückblick als solchen erscheinen lassen. Es wird die These vertreten, dass die Gewalt - nach innen wie nach außen - nur dann abgebaut werden kann, wenn es gelingt, die Kette von Selbsthass, Idealisierung des ... [ mehr ]
Freuds Behandlung einer narzißtischen Patientin
Der 1993 veröffentliche Briefwechsel zwischen S. Freud und E. Jones gewährt Einsicht in Freuds Auffassung hinsichtlich der Behandlung schwer narzisstischer Patienten, in diesem Fall von Joan Riviere, die er 1922, kurz vor der Niederschrift von Das Ich und das Es , in seiner Praxis sah. Freuds Ansichten konvergieren mit bestimmten Ideen über den Teufelskreis von strafender, unbewusster Selbstkritik, Selbstversagung und übermäßigem Verlangen ... [ mehr ]
Normalität und Nationalsozialismus
Ausgehend von einer Reihe historischer und psychosozialer Indikatoren wird die Ansicht vertreten, dass der Nationalsozialismus keine Entgleisung der deutschen Geschichte war, sondern dass er vielmehr den verborgenen Teil einer spezifischen deutschen Normalität zum Vorschein brachte. Das besonders Beängstigende wird in der Normalität der Täter gesehen, mit der sie das Geschäft der Vernichtung von Juden, Zigeunern und Geisteskranken betrieben haben. ... [ mehr ]
Narzißtische und objektbezogene Fehlregulierungen in der Bulimie
Die Bedeutung narzisstischer und objektbezogener Fehlregulierungen in der Bulimie wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Einleitend wird betont, dass das Krankheitsbild der Bulimie für die Psychoanalyse insofern eine Herausforderung bedeutet, weil sie nicht, wie in der Standardkur, an psychischen Verarbeitungen ansetzen kann, sondern evidentes Agieren zum Ausgangspunkt nehmen muss, welches jene ersetzt. Es wird die Ansicht vertreten, dass der Versuch ... [ mehr ]
Schamkonflikte bei stationären psychotherapeutischen Behandlungen
Die Bedeutung von Schamkonflikten im Rahmen von stationären psychotherapeutischen Behandlungen wird erörtert. Obwohl Scham grundsätzlich mit negativem, nämlich peinlichem Erleben verbunden ist, können Schameffekte entwicklungspsychologisch die positive Funktion übernehmen, neue Kompetenzen auszubilden und die Konzepte vom Selbst, von den Objektbeziehungen und von der realen Welt zu hinterfragen. Erst sehr häufige traumatische ... [ mehr ]
Der symbolische Vater als Revenant. Die Geburt der Psychoanalyse aus dem Geiste des Vaters
Die Wahrheit über die Geburt der Psychoanalyse zu ermitteln, ist nicht so sehr Sache historischer Rekonstruktion als vielmehr eine der nachträglichen Konstruktion und sinngebenden Deutung. Von dieser Prämisse ausgehend, wird das Werk S. Freuds sowohl werkgeschichtlich als auch von der Biographie Freuds her in einem symbolischen Feld situiert, welches ganz und gar einer paternalen Tradition und Gesetzgebung unterstellt ist. Sowohl die realen Väter und ... [ mehr ]
Das wahre oder falsche, das verrückte oder gesunde Selbst
Ausgehend von einer kurzen Kritik an D. Winnicotts Begriffen des wahren und des falschen Selbst werden die Begriffe des verrückten und des gesunden Selbst eingeführt. Dabei wird anhand einiger Fallvignetten über Erfahrungen mit Analysandinnen und Analysanden berichtet, die neben einer unauffälligen Persönlichkeitsorganisation ein psychotisches Selbst enthüllten und deren größenwahnsinnige Überzeugungen sich als nicht ... [ mehr ]
Metamorphosen des Narzißmus
Im Rahmen eines Beitrags zur psychoanalytischen Ideen- und Begriffsgeschichte werden Entwicklungen des Narzissmuskonzepts in der psychoanalytischen Theoriebildung besprochen. Dabei steht eine klärende Darstellung und Interpretation des Narzissmuskonzepts von S. Freud im Mittelpunkt. Es wird deutlich gemacht, dass Freuds Narzissmuskonzept eng mit der Ichkonstitution verwoben ist, wonach im Sinne einer Kreisfigur libidinöse und subjektkonstituierende ... [ mehr ]
Übertragung und Realität
Der Begriff der Übertragung in der psychoanalytischen Theorie wird erörtert. Zunächst wird darauf hingewiesen, dass dieser Begriff seit seiner Entdeckung durch S. Freud verschiedene Definitionen erfahren hat. Ausgehend von Freuds Auffassung der Übertragung als einer Wiederholung infantiler Erlebnis- und Handlungsweisen und damit verzerrter bzw. pathologischer Realitätswahrnehmung über die Entdeckung der Gegenübertragung bis hin zu Annahmen ... [ mehr ]
Die Veränderung der psychischen Dynamik durch historische Prozesse am Beispiel von Dorothea Schlegels »Florentin«
Die Romantik gilt als Epoche des revolutionären Enthusiasmus, deren Aufbruchstimmung schließlich in konservative, restaurative Strömungen umschlug. Am Beispiel des von Dorothea Schlegel im Jahre 1801 verfassten Romans Florentin werden die Gründe für Aufbruch und Rückkehr der Romantiker zur Anpassung an die herrschende Ordnung und die darunter verborgene Sehnsucht nach beruhigender Unbewusstheit aus psychoanalytischer Perspektive untersucht. ... [ mehr ]
Eliminatorischer Antisemitismus: Wie ist die These zu halten?
Die von D. J. Goldhagen in seinem Buch Hitlers willige Vollstrecker vertretene These vom eliminatorischen Antisemitismus der Deutschen wird erörtert. Dabei wird die Grundaussage dieser These für richtig gehalten. Differenziert wird jedoch Goldhagens Erklärungsansatz eines willentlich-motivationalen Antisemitismus in Deutschland und einer spezifischen, nämlich eliminatorischen, Art von Antisemitismus im Nationalsozialismus in vier ... [ mehr ]
Die psychoanalytische Zeitdiagnose und das Geschichtsbewußtsein der Deutschen
Nach einer Definition von Zeitdiagnosen als nichtnormativen Deutungen zeitgenössischer Ereignisse wird am Beispiel des Buches Die Unfähigkeit zu trauern von Alexander und Margarete Mitscherlich diskutiert, welche wissenschaftlich begründeten Fragen sich beim Verfassen psychoanalytischer Zeitdiagnosen stellen und wie diese präzisiert werden können. Die Überlegungen werden begrenzt auf den von den Mitscherlichs thematisierten Aspekt der ... [ mehr ]
Trauma, Identifizierung und historischer Kontext. Über die Notwendigkeit, die NS-Vergangenheit in den psychoanalytischen Deutungsprozeß einzubeziehen
In den Anfängen der Psychoanalyse und ihrer Behandlungstechnik dominierte die Bestrebung, verdrängte traumatische Erinnerungen aus der infantilen Vergangenheit ans Licht zu bringen und bewusst zu machen. Heute hingegen überwiegt die Auffassung, der Königsweg zur Aufdeckung unbewusster Konflikte sei die ausschließliche Analyse von Übertragung und Gegenübertragung im Hier und Jetzt der analytischen Stituation. Im Blick auf die ... [ mehr ]
Die Konstruktion imaginärer Gemeinschaften und das Bild von den Juden - unbewußte Determinanten des Antisemitismus in Deutschland
Ausgehend von D. J. Goldhagens kulturell-kognitivem Modell einer spezifisch deutschen Ausprägung antisemitischer Mentalität werden aus psychoanalytischer Perspektive und unter Berücksichtigung historischer Gesichtspunkte die Interdependenz und wechselseitige Verstärkung von Antisemitisums und Nationalismus untersucht. Dabei werden einige der an diesem Prozess beteiligten nationalistischen und antisemitischen kollektiven Phantasmen sowie das komplizierte ... [ mehr ]
»Die Crux mit dem Antisemitismus«. Zur Gegenbesetzung von Erinnerung, Herkommen und Tradition
Anknüpfend an die von Alexander und Margarete Mitscherlich analysierte Unfähigkeit zu trauern werden Überlegungen um das Erinnern und Durcharbeiten des Antisemitismus angestellt, in welchem sich in verzerrter Gestalt, in einer Gegenbesetzung, eine Beziehung zum Judentum ausdrückt. Die Schwierigkeiten, diese Gegenbesetzung zu dechiffrieren und sich erinnernd mit dem Juden in Beziehung zu setzen, entstammen der Ansicht des Autors zufolge der Tradition ... [ mehr ]