Franz Maciejewski

Zur Psychoanalyse des geschichtlich Unheimlichen - Das Beispiel der Sinti und Roma

Psyche, 1994, 48(1), 30-49

Ausgehend von der Feststellung, dass der auf Sinti und Roma gerichtete Fremdenhass in der Psychoanalyse bisher kaum untersucht wurde, wird unter Heranziehung von S. Freuds Arbeit über das Unheimliche und D. Fenichels Arbeit über den Antisemitsmus der Umschlag von Fremdenangst in Fremdenhass analysiert. Es wird die Ansicht vertreten, dass der Antisintismus ähnlich wie der Antisemitismus auf der Projektion unannehmbarer Selbstanteile beruht. Während aber ... [ mehr ]

Renate Lippert

»Ist der Blick männlich?« Texte zur feministischen Filmtheorie

Psyche, 1994, 48(11), 1088-1099

Es wird im Überblick über die historische Entwicklung der psychoanalytisch orientierten feministischen Filmtheorie berichtet, die Ende der siebziger Jahre mit der angloamerikanischen Debatte um den Ausschluss der weiblichen Subjektivität aus dem Kino und mit der Problematisierung der Inszenierung des Blicks ihren Ausgang nahm. Zunächst wurde der einseitig männlich-patriarchalische Blick des Zuschauers angeprangert, dann rückte der weibliche ... [ mehr ]

Dori Laub & Stevan M. Weine

Die Suche nach der historischen Wahrheit: Psychotherapeutische Arbeit mit bosnischen Flüchtlingen

Psyche, 1994, 48(12), 1101-1122

Das Trauma der Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien ist unlösbar mit komplexen historischen Veränderungsprozessen verbunden. Um ihre schweren psychischen Probleme verstehen und behandeln zu können, müssen Psychotherapeuten nach der oft durch Mythen und überholte Vorstellungen getrübten historischen Wahrheit suchen. Erst wenn der interdisziplinär geschulte Psychotherapeut die Existenz völlig neuer historischer Erfahrungen ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Liebe im analytischen Setting

Psyche, 1994, 48(9-10), 808-826

Der Stellenwert von Liebe im psychoanalytischen Behandlungsrahmen wird im Überblick erörtert. Dabei werden die verschiedenen Erscheinungsformen der Übertragungsliebe vorgestellt, die nicht nur diagnostisch Charaktertypen zugeordnet, sondern auch geschlechtsspezifisch differenziert werden. Es wird gezeigt, wie diese Übertragungsliebe sich mit der Zeit ein Liebesobjekt außerhalb des psychoanalytischen Rahmens sucht, in der die erwachten ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Das sexuelle Paar: Eine psychoanalytische Untersuchung

Psyche, 1994, 48(9-10), 866-885

Psychoanalytische Überlegungen zur Rolle von Liebe und Sexualität bei Paaren werden angestellt. Unter Liebe wird die Fähigkeit verstanden, Idealisierung und Erotik miteinander zu verbinden und eine tiefe Objektbeziehung herzustellen. Die klinischen Eigenschaften des erotischen Begehrens, seine ekstatischen und aggressiven Aspekte der Grenzüberschreitung des Selbst und seine genetischen Wurzeln werden ebenso erörtert wie die unbewussten ... [ mehr ]

Otto F. Kernberg

Der gegenwärtige Stand der Psychoanalyse

Psyche, 1994, 48(6), 483-508

Es wird ein Überblick über den derzeitigen Stand der Psychoanalyse in den Vereinigten Staaten von Amerika gegeben, und ihr wissenschaftlicher Status, ihre Organisationsform und ihre Ausbildungsstrukturen werden erörtert. Zunächst wird auf die im Psychoanalytic Quarterly 1989 geführte Debatte zur Zukunft der Psychoanalyse eingegangen. Dann werden die Psychoanalyse als Wissenschaft, ihre Theorienvielfalt, die psychoanalytische Behandlung, die ... [ mehr ]

Cornelius Heim

Eine »Prinzipien«-Frage: Gisela Fluss und Ichthyosaura. Eine Marginalie zu Freuds Jugendbriefen

Psyche, 1994, 48(2), 154-159

Bislang gingen die Freud-Biographen davon aus, dass Freuds Jugendliebe Gisela Fluss und die in seinen Briefen gleichzeitig auftauchende Ichthyosaura ein und dieselbe Person gewesen seien. Demgegenüber wird die Ansicht vertreten, dass es sich um zwei verschiedene Frauen gehandelt haben muss. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Herta E. Harsch

Freuds Identifizierung mit Männern, die zwei Mütter hatten: Ödipus, Leonardo da Vinci, Michelangelo und Moses

Psyche, 1994, 48(2), 124-153

Angesichts der Tatsache, dass das Kind Sigmund Freud abwechselnd von der leiblichen Mutter und einer Kinderfrau betreut wurde, werden Spuren dieser präödipalen Situation, die mit Traumatisierung und Verlust verbunden war, im Werk des Schöpfers der Psychoanalyse analysiert. Freuds anhaltende Beschäftigung mit dem Ödipus-Mythos, sein Interesse für große Männer wie Leonardo und Michelangelo, schließlich seine Identifikation mit ... [ mehr ]

Harry T. Hardin

Das Schicksal von Freuds früher Mutterbeziehung

Psyche, 1994, 48(2), 97-123

Entgegen der Auffassung vieler Freud-Biographen, die einen idealisierenden Blick auf das Verhältnis von Amalia und Sigmund Freud werfen und dieses als entsprechend positiv charakterisieren, wird gezeigt, dass Freud lebenslang eine wenig emotionale und stark auf Distanz bedachte Beziehung zu seiner Mutter unterhielt. Freuds in der Selbstanalyse eingeschlagener Weg zurück zu den Müttern führte ihn nicht zur leiblichen Mutter, sondern zu seiner ... [ mehr ]

Christopher Fortune

Der Fall »R. N.«. Sandor Ferenczis radikales psychoanalytisches Experiment

Psyche, 1994, 48(8), 683-705

In seinen letzten Lebensjahren behandelte Sándor Ferenczi eine amerikanische Patientin, die in seinem Klinischen Tagebuch von 1932, das erst 1985 veröffentlicht wurde, verschlüsselt R. N. genannt wird. Inzwischen weiß man, dass R. N. für Elisabeth Severn steht, die Ferenczi als seine Hauptpatientin , Kollegin und schließlich Lehrmeisterin bezeichnete. Anhand des Tagebuchs und anderer Dokumente wird die therapeutische Beziehung ... [ mehr ]

Gerhard Fichtner

Die ärztliche Schweigepflicht, der Analytiker und der Historiker. Eine notwendige Stellungnahme zur Edition des Freud/Ferenczi-Briefwechsels

Psyche, 1994, 48(8), 738-745

Anlässlich der Edition des Briefwechsels zwischen S. Freud und S. Ferenczi wird die Frage der ärztlichen Schweigepflicht im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von historischen Fallberichten unter Nennung des Namens der Patienten erörtert. Mögliche negative Konsequenzen einer solchen Namensnennung werden aufgezeigt. Für besonders skandalös wird es gehalten, dass die Preisgabe der Patientennamen in der genannten Edition kommentarlos ... [ mehr ]

Michael Ermann

Sandor Ferenczis Aufbruch und Scheitern. Sein Umgang mit der Regression aus heutiger Sicht

Psyche, 1994, 48(8), 706-719

Sándor Ferenczis Umgang mit der Regression wird im Überblick erörtert. Es wird gezeigt, dass Ferenczi bei der Auswertung seiner technischen Experimente die Metafunktion der Technik des Analytikers und seine Übertragungen auf die psychoanalytische Situation entdeckte. Für ein Verständnis seiner Entdeckungen fehlte ihm aber noch ein umfassenderes Konzept des Übertragungs-Gegenübertragungs-Prozesses als funktionale Einheit. Seine ... [ mehr ]

Martin Dornes

Können Säuglinge phantasieren?

Psyche, 1994, 48(12), 1154-1175

Ausgehend von der Frage, ob Säuglinge phantasieren können, wird eine Dreistufentheorie des Mentalen entwickelt. Dabei wird die Auffassung vertreten, dass die ersten psychischen Aufzeichnungen die Gestalt von sensomotorischen Schemata, Wahrnehmungs-Affekt-Handlungs-Mustern und generalisierten Interaktionsrepräsentanzen haben. Mit eineinhalb Jahren beginnt das Psychische in Form frei evozierbarer Bilder zu existieren. Dadurch wird es dem Kind möglich, die ... [ mehr ]

Jaap C. Bos

Die »Seelensucher«-Diskussion in den Rundbriefen des Geheimen Komitees. Mit einem Brief von Freud und Rank

Psyche, 1994, 48(5), 396-424

Die Veröffentlichung von Georg Groddecks Roman Der Seelensucher im Internationalen Psychoanalytischen Verlag im Jahr 1921 löste bei den Mitgliedern des Geheimen Komitees Irritationen und zwischen ihnen eine Kontroverse aus, wie die bisher unveröffentlichten Rundbriefe der Komitee-Mitglieder dokumentieren. Anhand dieser Dokumente wird der Verlauf und die schließliche Beilegung des Streits um den Roman von Groddeck rekonstruiert. Mit dieser Episode wird ... [ mehr ]

Jörg Bong

Das »unpersönliche es« und die Auflösung des Ich. Zu Karl Philipp Moritz

Psyche, 1994, 48(6), 563-578

Ausgehend von der Feststellung, dass bereits vor S. Freud Denker des 18. und 19. Jahrhunderts Mutmaßungen über das Unbewusste anstellten, wird am Beispiel des Literaten Karl Philipp Moritz, dem Verfasser des psychologischen Romans Anton Reiser (1783 bis 1785), gezeigt, dass der Begriff des Unbewussten und eine wenn auch fragmentarische und widersprüchliche Konzeption des Es auf Moritz zurückgeht. Dieser versteht das Es als eine unheimliche Macht, ... [ mehr ]

Jean-Louis Baudry

Das Dispositiv: Metapsychologische Betrachtungen des Realitätseindrucks

Psyche, 1994, 48(11), 1047-1074

Platons Höhlenmythos wird als eine exakte Beschreibung des Kinosaals aufgefasst, weil in beiden ein Zwang zur Bewegungslosigkeit, zur Wiederholung, zur Rückkehr in den alten Zustand bzw. eine primärprozesshafte Wiederauflage der Unbeweglichkeit des Neugeborenen sowie des Schlafenden herrscht. Der Gefangene der Höhle, der Zuschauer im Kino und der Schlafende werden als Opfer einer Realitätsillusion, eines von der Realität abweichenden Eindrucks ... [ mehr ]

Anonyma

Anonyma über Anonyma

Psyche, 1994, 48(1), 1-29

Beschrieben und reflektiert durch die Betroffene werden die Folgen und die Verarbeitung eines 16 Jahre zurückliegenden sexuellen Verführungserlebnisses, das in einer psychoanalytischen Behandlung im Rahmen der Ausbildung zur Psychoanalytikerin stattfand. Von der Autorin entstanden in jener Zeit der Suche nach der verlorenen Persönlichkeit das 1988 publizierte Buch Verführung auf der Couch sowie 200 französische und 147 deutsche Gedichte, von denen ... [ mehr ]

Jacqueline Amati Mehler

Liebe und Impotenz beim Mann

Psyche, 1994, 48(9-10), 842-865

Anhand einer detaillierten psychoanalytischen Falldarstellung eines 45-jährigen Mannes, der als Folge einer intensiven Liebesbeziehung unter Gedächtnisverlust und an Impotenz zu leiden begann, wird die zugrundeliegende Problematik dieser sexuellen Störung erörtert. Sie wurzelte in einem misslungenen Prozess der Loslösung und Individuation und einer frühkindlichen symbiotischen Mutterbeziehung, der zufolge der Analysand sich als Teilorgan-Kind ... [ mehr ]

Hildegard Adler

Hörigkeit - eine neurotische Perversion

Psyche, 1994, 48(9-10), 886-903

Im Gegensatz zu den Formen der groben Perversion wird die Perversion der Hörigkeit als eine neurotisch legierte Perversion charakterisiert, die der masochistischen Perversion zuzurechnen und ubiquitär anzutreffen ist. Am Beispiel eines Behandlungsfalls (30-jährige Patientin) wird die Macht dieser Perversion über das Übertragungs- und Gegenübertragungsgeschehen demonstriert. Hörigkeit, so zeigt sich, ist durch starke Wahrnehmungseinengung ... [ mehr ]

Psyche

48. Jahrgang Heft 1 1994
5,60 €

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