Georges Politzers Kritik der Psychoanalyse
Georges Politzer, der 1942 von den deutschen Besatzern wegen illegaler Arbeit für die KPF erschossen wurde, sah in seinen in den zwanziger Jahren veröffentlichten psychologiekritischen Schriften in der Psychoanalyse einen Weg zu einer materialistischen Psychologie. Seine eigene Konzeption einer konkreten Psychologie` ist freilich eher eine Hermeneutik konkreter Interaktionszenen von seiten eines psychologischen Beobachters als eine Psychologie des Unbewußten. ... [ mehr ]
Psychoanalyse als Gesellschaftstheorie
Freuds kritische Theorie der Kultur ist – auch bei Psychoanalytikern – weitgehend in Vergessenheit geraten. Dahmer zeigt, daß eine lebensgeschichtlich orientierte Psychologie komplementär auf eine (mehr oder weniger explizierte) Theorie der Gesellschaft angewiesen ist. Er skizziert Freuds Institutionenlehre, seine Theorie der Massenbindung und der sozialen Krise. Die Neurosentherapie selbst wird als psychologische Version der (ursprünglich ... [ mehr ]
Negative Psychoanalyse und Marxismus
Der westliche Marxismus, wie er von Karl Korsch und Georg Lukacs 1923 inauguriert wurde, verlagerte gegenüber der trügerischen Geschichtsautomatik des Vulgärmarxismus das Zentrum der theoretischen Reflexion auf die geschichtliche Dimension der menschlichen Subjektivität. Die wenigen psychoanalytisch orientierten Marxisten versuchten, auch der psychologischen Dimension der Subjekte in ihren Analysen Rechnung zu tragen. Im Anschluß an die entsprechenden ... [ mehr ]
Das Schicksal des Ichs im therapeutischen Verfahren (1934) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)
Sterbas Kongreßvortrag aus dem Jahre 1932 signalisiert – wie die zeitgenössischen Arbeiten von Reich, Nunberg, Fenichel, Waelder und A. Freud – die Wendung zur psychoanalytischen Ich-Psychologie. Die Deutung der Übertragungsphänomene provoziert in der psychoanalytischen Kur eine (identifikatorische) Ich-Spaltung, die die Bedingung der Möglichkeit ist, eine Insel der Betrachtung vom Agieren zu isolieren. [ mehr ]
Die Trennung der Gehirnhälften
Vorgestellt werden neuere neurophysiologische Forschungsergebnisse, die bestimmte psychoanalytische Theoreme zu bestätigen scheinen. Hoppe skizziert zunächst die Rechts-Links-Problematik und die Möglichkeit einer Zuordnung des Primärprozesses zur rechten und des Sekundärprozesses zur linken Hirnhälfte (bei Rechtshändern). Anschließend faßt er die Ergebnisse der split-brain-Forschung (über Folgen der operativen Trennung beider ... [ mehr ]
Zur Technik nach Melanie Klein
Thorner arbeitet die Grundzüge der von Melanie Klein entwickelten psychoanalytischen Behandlungstechnik heraus. Mit zwei Fallbeispielen illustriert er die spezifische Handhabung der Übertragung und die Analyse der paranoid-schizoiden und der depressiven Position. In der Zwei-Personen-Beziehung der Kur ist der Therapeut letztlich auf seine Eindrücke vom Übertragungsgeschehen angewiesen; gleichwohl erscheint am Ende der Patient als das, was er ist. [ mehr ]
Zur Behandlung narzißtischer Persönlichkeitsstörungen
Kernberg grenzt seine Auffassung der Metapsychologie und Behandlungstechnik narzißtischer Persönlichkeitsstörungen von derjenigen Heinz Kohuts ab. Er wendet sich gegen die Annahme, der normale Narzißmus des Erwachsenen, die Fixierung (bzw. Regression) auf den normalen kindlichen Narzißmus und der pathologische Narzißmus seien strukturell gleich, lägen auf einem Kontinuum. Der pathologische Narzißmus wurzelt nach Kernberg in ... [ mehr ]
Der Analytiker im Initialtraum
Initialträume, in denen der Therapeut als reale Person auftritt, werden im allgemeinen als Indikatoren einer erotisierten Übertragung gewertet; daran knüpft sich die Empfehlung, diese Übertragung sofort zu bearbeiten oder aber die Patienten an einen anderen Psychoanalytiker zu überweisen. Die Autorin stellt zehn Initialträume dieser Art im Rahmen von Fallskizzen vor. Alle Patienten litten unter präödipalen, narzißtischen ... [ mehr ]
Über einige Schwierigkeiten Psychoanalytiker zu sein (Kritische Glosse)
Freuds Theorie der psychosexuellen Entwicklung der Frau
Fliegel macht auf eine in der Geschichtsschreibung der psychoanalytischen Bewegung (etwa in Jones Freud-Biographie) vergessene Kontroverse über den Charakter der weiblichen Sexualität aufmerksam, die (1923) durch Karen Horneys Aufsatz Zur Genese des weiblichen Kastrationskomplexes eröffnet wurde. Freud replizierte (1925) mit Einige psychische Folgen des anatomischen Geschlechtsunterschiedes. Nachdem Jones und Fenichel, der für eine Entscheidung über ... [ mehr ]
Bemerkungen zu Mutterkonflikt, Weiblichkeit und Realitätszerstörung
Die als übermächtig erlebte Mutter der frühen Kindheit, die andere Kinder (Konkurrenten) gebären kann, hat gleichwohl einen Mangel: ihr fehlt der Penis. Hier greift der Rachewunsch an, der Frauen (Mütter) als kastriert imaginieren läßt. Den präödipalen Mutterkonflikt macht Chasseguet-Smirgel dafür verantwortlich, daß Freuds Konzeption der Weiblichkeit bis heute in der psychoanalytischen Theorie (und Technik) ... [ mehr ]
Freuds Ansichten über die weibliche Sexualität
Gillespie weist darauf hin, daß Freud bereits in seinen frühesten Formulierungen zur Theorie der weiblichen Sexualität die große Bedeutung gesellschaftlicher Determinanten für deren Entwicklung anerkannte. Auch die auslösende Rolle der Klitoris für die weibliche Sexualerregung hat Freud gesehen, freilich auf der Notwendigkeit einer Umbildung der klitoridal-männlichen zur vaginalen Sexualität bestanden. Der Autor meint, Freud habe ... [ mehr ]
Psychoanalyse und weibliche Sexualität
Die Erforschung der embryologischen Genese der Geschlechtsdifferenzierung und der Physiologie der sexuellen Funktionen beider Geschlechter hat zu Resultaten geführt, die bestimmte sexualtheoretische Thesen falsifizieren, die Freud – fußend auf dem Erkenntnisstand seiner Zeit und geleitet von undurchschauten Ideologien über eine natürliche Minderwertigkeit der Frau – entwickelt hatte. Der menschliche Embryo ist primär weiblich organisiert; ... [ mehr ]
Bernfelds Mitarbeit an Jones Freud-Biographie
Auf Grund des Briefwechsels zwischen Ernest Jones und Siegfried (und Suzanne) Bernfeld (in den Jahren 1950-1953 bzw.1955) wird die uneigennützige Zusammenarbeit der beiden so verschiedenartigen Psychoanalytiker geschildert, die sich beide vorgenommen hatten, die definitive Freud-Biographie zu schreiben. Bernfeld versorgte Jones großzügig mit den Materialien, die seinen eigenen Studien über den frühen Freud zugrunde lagen, sowie – über ... [ mehr ]
Die Übertragung in der Kur des Herrn E.
Aus Bemerkungen in Freuds Briefen an Wilhelm Fließ versucht die Autorin, Hauptmomente der Therapie des Herrn E. zu rekonstruieren, mit der Freud noch vor Beginn seiner Selbstanalyse begann und die er bis zum Jahre 1900 weiterführte. In Freuds Mitteilungen über diesen Fall finden sich seine ersten Bemerkungen zum Phänomen der Übertragung. Eine Gegenüberstellung von Bemerkungen über Herrn E. mit autobiographischem Material wirft ein neues Licht ... [ mehr ]
Freud und Irma. Zum Initialtraum der Psychoanalyse
Der Traum von Irmas Injektion war der erste, den Freud einer eingehenden Analyse unterzog. Grunert versucht, die Aufklärung dieses Initialtraums der Psychoanalyse noch über die von Freud gezogenen Deutungsgrenzen hinaus zu treiben. Die von Freud abgeblendeten sexuellen Komponenten des Traumes bringt er im Zusammenhang mit den verwickelten Verwandschaftsbeziehungen der Figuren auf Freuds frühkindlicher Familienbühne zur Sprache. Seine spezifischen Beziehungen ... [ mehr ]
Kreativität, Charisma, Gruppenpsychologie
Infolge ihrer Ausbildung sind die Angehörigen der psychoanalytischen Forschergemeinschaft mit der Vater-Imago Freuds als ihrem gemeinsamen Ich-Ideal identifiziert. Kohut deutet Freuds Selbstanalyse – das Paradigma eines angstfreien, kreativen Vorstoßes ins Unbekannte, hier: ins unbewußte Seelenleben – metapsychologisch im Rahmen der Narzißmustheorie. Auf die eigentümliche Rolle Wilhelm Fließ in diesem ... [ mehr ]
Doktorspiel, Kranksein und Arztberuf (1926) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)
Das Verhältnis von Arzt und Patient ist grundiert durch Reminiszenzen des bekannten Doktorspiels der Kinder. Simmel analysiert die Funktion des Doktorspiels – als eines ödipalen Spiels, das den Teilnehmern die arbeitsteilige Wiederholung der Urszene gestattet -, um der Psychodynamik der Arzt-Patient-Beziehung auf die Spur zu kommen. Er plädiert für eine psychoanalytisch belehrte, psychosomatische Medizin. [ mehr ]
Reaktionen kleiner Kinder auf kurzfristige Trennung von der Mutter im Lichte neuer Beobachtungen
Die Autoren berichten ausführlich über die Ergebnisse ihrer systematischen Beobachtung des Verhaltens kleiner, von ihren Müttern (wegen der Geburt eines zweiten Kindes) getrennter Kinder. Frühere Beobachtungsergebnisse von Robertson gaben die Basis für J. Bowlbys allgemeine Theorie des Trennungsverhaltens ab. Die jetzigen Beobachtungen waren darauf gerichtet, die das Trennungsverhalten auslösenden Faktoren zu differenzieren. Indem anstelle der ... [ mehr ]
Symbiose und Individuation
Mahler resümiert ihre Theorie des frühkindlichen Ablösungs- und Individuationsprozesses: Auf das Bersten der autistischen Schale, das die Differenzierung von Selbst und Objekt ermöglicht, folgt eine (von emotionalem Auftanken periodisch unterbrochene) Übungsphase; Aufrichtung und Gehenlernen bestärken die Tendenz weg von der Mutter, bis der Wendepunkt der Wiederannäherungskrise erreicht wird, die in die Konstitution konstanter Objekte ... [ mehr ]