R. L. und J. Sandler Tyson

Probleme der Auswahl von Patienten für eine Psychoanalyse

Psyche, 1974, 28(6), 530-559

Die Autoren streben eine kritische Klärung der Begriffe Indikation, Eignung und Analysierbarkeit an, die bei der Erörterung von Kriterien für die Auswahl von Patienten für die psychoanalytische Therapie häufig unterschiedslos gebraucht werden. In der psychoanalytischen Literatur zeigt sich ein allmählicher Wandel in der Frage der Einschätzung der Anwendbarkeit des psychoanalytischen Verfahrens. Standen in der Frage der Indikation bzw. ... [ mehr ]

B. Grunberger

Gedanken zum frühen Über-Ich

Psyche, 1974, 28(6), 508-529

Grunberger kontrastiert dem (väterlichen) ödipalen Über-Ich das mütterliche frühe Über-Ich oder Ober-Ich. Die das postnatale, unlustvolle Milieu repräsentierende, die früheste Dressur erzwingende Mutter gibt das Modell eines Über-Ichs ab, dessen anal-sadistische Züge noch nicht durch die narzißtische Komponente des späteren Ich-Ideals gemildert werden. Den von Freud als Massenbindung beschriebenen Vorgang skizziert ... [ mehr ]

M. M. Stern

Das Problem der Aggression Bemerkungen über Trieb, Trauma und Tod

Psyche, 1974, 28(6), 494-507

Stern versucht eine Neuformulierung psychoanalytischer Konzepte auf der Basis der Fortschritte der biologischen Wissenschaft in den letzten Jahrzehnten. Er setzt der Theorie, daß die Funktion des psychischen Apparats von kontinuierlich wirkenden Trieben und den von ihnen entladenen psychischen Energien bewirkt wird, die These entgegen, daß seelische Prozesse infinitesimale, durch den Antizipationsprozeß bewirkte mnemische Wiederholungen von im Dienst der ... [ mehr ]

R. Heinz

H. Hartmanns Grundlagen der Psychoanalyse (1927) Eine wissenschaftslogische Fehlkonzeption

Psyche, 1974, 28(6), 477-493

Heinz resümiert die zentralen Thesen von Hartmanns Versuch, Psychoanalyse als eine Naturwissenschaft methodologisch zu begründen, der in der seitherigen Geschichte der psychoanalytischen Theorienbildung Epoche gemacht hat. Kritisch wird herausgearbeitet, daß Hartmanns neukantianisch bestimmte Kritik an der Ontologisierung des Unbewußten dieses, die Sphäre der Unfreiheit, nur mehr als ein Hinzugedachtes gelten läßt und durch solche ... [ mehr ]

E. Federn

Marginalien zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung

Psyche, 1974, 28(5), 461-471

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W. Loch

Der Analytiker als Gesetzgeber und Lehrer Legitime oder illegitime Rollen

Psyche, 1974, 28(5), 431-460

Der therapeutische Prozeß ist durch das Paradox gekennzeichnet, daß einerseits der Therapeut dem durch die neurotische Erkrankung unmündig gewordenen Patienten als Lehrer und Geber potentiell verbindlicher sprachlicher Interpretationen gegenübertreten muß, zum andern aber am Ende des Verfahrens das gesetzte Machtgefälle aufgehoben werden und der Patient ins Freie kommen soll. Die Lösung dieses Problems wird hier darin gesehen, daß die ... [ mehr ]

K. Horn

Der überraschte Psychoanalytiker

Psyche, 1974, 28(5), 395-430

In den letzten Jahren von einzelnen Sozialwissenschaftlern vorgetragene Interpretationen und die politisch motivierte Kritik der Praxis der Psychoanalytiker haben bei diesen Überraschung ausgelöst. Sie wurden als unverschämt-unverständige Zumutungen Außenstehender abgewehrt; nicht aber in ihrer Tragweite (oder Unsinnigkeit) verstanden, diskutiert und beantwortet. Zwischen jenen Kritiken (die, soweit sie triftig sind, an das gleichfalls wesentlich von ... [ mehr ]

H. Thomä

Zur Rolle des Psychoanalytikers in psychotherapeutischen Interaktionen

Psyche, 1974, 28(5), 381-394

Beim gegenwärtigen Stand der psychoanalytischen Forschung kann die Neuinterpretation der therapeutischen Situation mit Hilfe von nicht-analytischen Theorien über Interaktion und Kommunikation, Rolle und Selbst hilfreich sein. Unter dem Eindruck von Freuds Spiegel-Gleichnis wurde die Bedeutung der realen Person des Therapeuten im therapeutischen Prozeß lange Zeit unterschätzt. Das Verhältnis von Berufsrolle (Spiegel) und Selbst beim Psychoanalytiker ... [ mehr ]

C. Schaumburg

Methodische und statistische Probleme bei Einzelfallstudien in der psychoanalytischen Forschung

Psyche, 1974, 28(4), 353-374

Der Psychoanalytiker heilt, indem er forscht; dies Junktim bedeutet aber nicht, daß psychoanalytische Falldarstellungen (die als Prüfung psychoanalytischer Hypothesen interpretiert werden können) ohne weiteres wissenschaftlichen Kriterien genügen. Die vorliegende Arbeit orientiert darum über Möglichkeiten und Probleme der Anwendung empirisch-statistischer Verfahren auf psychoanalytische Einzelfallstudien. [ mehr ]

Ch. Rycroft

Jenseits des Realitätsprinzips

Psyche, 1974, 28(4), 340-352

Rycroft deutet Freuds Theorie als die Anstrengung des beherrschenden Intellekts, sich der menschlichen Affektivität zu bemächtigen. Die Widersprüche, zu denen dieser Ansatz führen mußte, zeigen sich vor allem am psychoanalytischen Ich-Begriff. Im Anschluß an Arbeiten der englischen psychoanalytischen Schule plädiert Rycroft dafür, als Ausgangsstatus der ontogenetischen Entwicklung an die Stelle des von Freud konzipierten reinen ... [ mehr ]

E. Moersch

Zum Begriff des Unbewußten bei Jacques Lacan

Psyche, 1974, 28(4), 328-339

Die vorliegende Arbeit steht im Kontext der im deutschen Sprachbereich – mit der Publikation einer deutschen Übersetzung seiner Schriften im Walter-Verlag und der Veröffentlichung der Lacan-Studie von Hermann Lang – soeben einsetzenden Lacan-Rezeption. Orientiert an der Darstellung von Lacans Theorie, wie sie A. Rifflet-Lemaire (1970) gegeben hat, wird vor allem Lacans Interpretation des Unbewußten umrissen: Es gilt ihm nicht als ... [ mehr ]

H. Argelander

Die psychoanalytische Situation einer Gruppe im Vergleich zur Einzeltherapie

Psyche, 1974, 28(4), 310-327

Am Material der (in Auszügen wiedergegebenen) Tonbandaufzeichnung einer Gruppenkontrolle werden spezifische Züge der psychoanalytischen Gruppentherapie im Vergleich zur Einzeltherapie herausgearbeitet. Die in der therapeutischen Situation aufkommenden Konflikte zwischen Patienten und Therapeut werden in der Gruppe in Gestalt von unterschiedlichen Reaktionen auf ein gemeinsames aktuelles Erlebnis arbeitsteilig agiert. Was die Gruppentherapie daran an Konkretion und ... [ mehr ]

K. Klüwer

Neurosentheorie und Verwahrlosung

Psyche, 1974, 28(4), 285-309

Verwahrlosung, hier als Dissozialität umschrieben, ist eine grobe Sammelkategorie für genetisch und strukturell höchst unterschiedliche Sozialisationsdefizite. Die vielfältig bewährte, von P. Scott entwickelte Typologie der Dissozialität wird vorgestellt und durch Beispiele illustriert, um zu zeigen, wie notwendig eine Differenzierung und Spezialisierung der therapeutischen Institutionen ist. Bleibt es bei der bisherigen Praxis, so blockieren sich ... [ mehr ]

J.S. Kestenberg

Kinder von Überlebenden der Naziverfolgungen

Psyche, 1974, 28(3), 249-265

Auf der Grundlage der vorliegenden Literatur und einer Umfrage unter amerikanischen Kinderanalytikern wird versucht, über die Kategorien Überlebende von Verfolgungen und Kinder von Überlebenden Klarheit zu schaffen, die verschiedenen Interpretationen des Verfolgten-Syndroms und die Vorschläge zu dessen Therapie zu systematisieren und damit einen Rahmen für die weitere Erforschung und Diskussion der Problematik der psychischen Situation von Kindern von ... [ mehr ]

M.H. Lipkowitz

Das Kind zweier Überlebender Bericht über eine gescheiterte Behandlung

Psyche, 1974, 28(3), 231-248

Die Kinder jener Menschen, die unter dem Hitlerregime verfolgt wurden, haben jetzt die Adoleszenz bzw. das frühe Erwachsenenalter erreicht. Ein gescheiterter Therapieversuch an dem Sohn von Eltern, die eine mehrjährige Haft in deutschen Konzentrationslagern überlebten, gibt Anlaß zu der Befürchtung, daß das sogenannte Überlebenden-Syndrom (Verleugnung des Erlebten, Depression und vielfältige psychische Störungen) sich über ... [ mehr ]

A. Segall

Spätreaktionen auf Konzentrationslagererlebnisse

Psyche, 1974, 28(3), 221-230

Es wird der Fall einer in Israel lebenden Patientin vorgestellt, die im Alter von 13 Jahren in das Konzentrationslager Auschwitz eingeliefert worden war und auf die furchtbaren Erlebnisse des Transports, des Lageraufenthalts und der ersten Zeit nach ihrer Befreiung mit der Ausbildung einer apathischen Schutzhaltung reagiert hatte. Es gelang ihr auf diese Weise, ein mehr oder weniger normales Leben zu führen, d.h. sie zeigte über Jahre hin nicht die Symptome des ... [ mehr ]

E. Jacobson

Depersonalisierung

Psyche, 1974, 28(3), 193-220

Jacobson beschreibt Depersonalisierungszustände – die vor allem als Entfremdung von Körperteilen bzw. -funktionen zutage treten -, wie sie sich als Reaktion auf die traumatische Erfahrung plötzlicher Inhaftierung bei von den Nazis aus politischen Gründen verfolgten Menschen zeigten. Der soziale Boden, auf dem sie standen, schwankte, die eigene moralische Position der Häftlinge wurde durch die große narzißtische Kränkung ... [ mehr ]

G. Piers

Die drei Gewissen des Abendlandes

Psyche, 1974, 28(2), 157-172

Auf den Spuren von Max Weber und Werner Sombart wird die je spezifische lebenspraktische Bedeutung der drei religiösen Kulturideale, die für die jüdisch-christliche Tradition bestimmend wurden, in Kategorien der Strukturtheorie herausgearbeitet. Das tugendhaftmessianische Ethos des Calvinismus rückt dabei in größere Nähe zur jüdischen Gesetzesreligion (die einer Kontrolle des Über-Ichs durch das Ich gute Chancen bot) als der ... [ mehr ]

R. Spitz

Der Dialog entgleist. Reizüberlastung, Aktionszyklen und Ganzheitseffekt

Psyche, 1974, 28(2), 135-156

Kernstück der menschlichen Sozialisation ist der Aufbau einer zentralen Steuerungsinstanz, des Ichs, in dialogischer Interaktion zwischen Mutter und Kind. Mütter, die infolge der gesellschaftlichen Lebensbedingungen (deren Problematik Spitz durch seinen Hinweis auf die zunehmende Übervölkerung, die hier stellvertretend für andere krisenhafte Entwicklungen steht, andeutet) von den eigenen psychischen Problemen derart okkupiert sind, daß sie ihre ... [ mehr ]