R.-G. Klausmeier

Pubertät und Beatmusik

Psyche, 1973, 27(7), 643-657

Gestützt auf die psychoanalytische Theorie der Pubertätskrise und die neuere Narzißmus-Theorie werden einige Hypothesen über psychologische Hilfsfunktionen der Beatmusik entwickelt und durch eine Fallgeschichte illustriert. Der Sound der Beatmusik ist demnach geeignet, pubertäre Depersonalisierungsphänomene zu kompensieren. Die technisch verstärkte, schreiende Jungenstimme des Bandleaders eröffnet Identifikationsmöglichkeiten mit ... [ mehr ]

W. Ellwanger

Zappelphilipp und der Wilde Jäger

Psyche, 1973, 27(7), 636-642

Skizziert wird eine psychoanalytische Deutung der moralisch-realistischen Geschichte vom Zappelphilipp und der moralfrei-phantastischen vom Wilden Jäger aus Hoffmanns Struwwelpeter. Beide Geschichten erweisen sich als symbolische Darstellungen von frühkindlichen Vater-Sohn-Konflikten: im Zappelphilipp wird ein ungelöster Konflikt der oralen Phase im Milieu der Kinderneurose vorgeführt, im Wilden Jäger ein (ebenfalls ungelöster) Konflikt der ... [ mehr ]

L. Szekely

Thomas Manns Tod in Venedig

Psyche, 1973, 27(7), 614-635

Szekelys Aufsatz ist vor allem methodologisch von Interesse. In der Frage der Interpretation literarischer Produktionen vertritt er eine pluralistische Konzeption: psychoanalytische und marxistische Deutungen schließen einander nicht aus, sondern ergänzen sich. Szekely exemplifiziert seine Auffassung mit Hilfe der von Kohut und Lukacs vorgetragenen Analysen der Mannschen Novelle. Das Schicksal der Zentralfigur (Gustav Aschenbach) und ihrer Partner wird exopoetisch ... [ mehr ]

P. Dettmering

Psychoanalyse als Instrument der Literaturwissenschaft

Psyche, 1973, 27(7), 601-613

Die Beziehung zwischen Literatur und Psychoanalyse beschränkt sich nicht auf die nachträgliche Anwendung der Theorie auf literarische Kunstwerke; vielmehr bedeuten Hamlet, Ödipus und andere Dichtungen wichtige Bausteine in der Genese der psychoanalytischen Theorie selbst. Das zunächst vorwiegend pathographisch gerichtete Interesse der Psychoanalytiker führte oft dazu, über der Suche nach den im Werk verborgenen und gestalteten Es-Gehalten die ... [ mehr ]

H. Ostermeyer

Psychoanalyse und Justiz (Kritische Glosse)

Psyche, 1973, 27(6), 594-596

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H. A. Witkin

Psychologische Differenzierung und Formen der Pathologie

Psyche, 1973, 27(6), 555-593

Witkin berichtet über eine Vielzahl von experimentellen Untersuchungen, die darauf abzielen, Persönlichkeitsstrukturen anhand der ihnen eigentümlichen, experimentell darstellbaren Erkenntnisstile zu erforschen. Die Persönlichkeitsstrukturen und die zugehörigen Erkenntnisstile werden auf einer Skala angeordnet, deren Pole feldabhängiges und feldunabhängiges Verhalten bzw. globale und artikulierte Realitätserfassung sind. Die kognitiven ... [ mehr ]

H. Kohut

Überlegungen zum Narzißmus und zur narzißtischen Wut

Psyche, 1973, 27(6), 513-554

Kohuts Arbeit ist ein Rückblick auf seine Untersuchungen über die libidinösen Aspekte des Narzißmus, der ihm Gelegenheit gibt, die Probleme der (autonomen) Entwicklung des narzißtischen Sektors der Persönlichkeit noch einmal neu zu akzentuieren. Kohut glaubt, daß die Überwindung der Fehleinstellung zum Narzißmus heute ebenso bedeutsam sei wie die der Fehleinstellung zur Sexualität vor hundert Jahren. Er diskutiert die ... [ mehr ]

S. Freud

Über Coca (1884) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)

Psyche, 1973, 27(5), 487-511

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L. B. Ritvo

Carl Claus, Freud und die Darwinsche Biologie

Psyche, 1973, 27(5), 475-486

Die Autorin berichtet über einen Fund in Freuds Bibliothek (1969, vor deren Katalogisierung), der es ermöglichte, Freuds Darwin-Rezeption genau zu rekonstruieren. Freud erwarb demnach Darwins wichtigste Schriften im Original wie in deutscher Übersetzung in den Jahren 1875-1883. Weniger durch Ernst Brücke als vielmehr durch Carl Claus, der sich um die Einführung Darwins in Deutschland besonders verdient gemacht hat (Grundzüge der Zoologie,1868), und ... [ mehr ]

L. B. Ritvo

Freuds neo-lamarckistische Darwin-Interpretation

Psyche, 1973, 27(5), 460-474

Ritvo zeigt in ihrer wissenschaftsgeschichtlichen Studie, daß Freud Darwin in einer Phase rezipierte, in der dieser unter dem Eindruck der gegen ihn von Biologen und Physikern vorgebrachten Kritik die eigene Konzeption (Evolution der Arten infolge natürlicher Auslese) zunehmend mit eher lamarckistischen Thesen vermischte. Die spätere Rehabilitierung Darwins durch die Entdeckung des Vererbungsmechanismus und neuer Erkenntnisse über das Alter der Erde ... [ mehr ]

F. M. Bram

Das Geschenk der Anna O.

Psyche, 1973, 27(5), 449-459

Bram versucht, die Beziehung von Breuers berühmt gewordener Patientin zu ihrem Therapeuten mit Hilfe der modernen Schizophrenie-Theorie aufzuhellen. Wenigen Hinweisen auf Anna O s Familie entnimmt er, daß zwischen ihren Eltern ein tiefer Konflikt bestand, der Anna O. dazu nötigte, sich nicht mit der Mutter – der weiblichen Rolle – zu identifizieren, sondern eine symbiotische Fusion mit dem Vater (einem männlichen Mutter-Ersatz) einzugehen. ... [ mehr ]

L. Chertok

Freud in Paris. Eine psychobiographische Studie

Psyche, 1973, 27(5), 431-448

Chertok interpretiert, gestützt auf die bisher veröffentlichten Freud-Briefe und andere Zeugnisse, die während dessen Paris-Aufenthalt durchlebte Krise, deren Lösung die Umorientierung seines wissenschaftlichen Interesses auf Psychologie erbrachte, als Konfrontation mit der Sexualität in einer Phase erzwungener Abstinenz (Neurasthenie). Breuer hatte auf die Manifestation der Übertragungsliebe bei seiner berühmten Patientin Anna O. mit einer ... [ mehr ]

J. vom Scheidt

Freud und das Kokain

Psyche, 1973, 27(5), 385-430

Zu den wichtigsten originalen Leistungen Freuds gehören sein Übergang von der Physiologie zur Psychologie, die Entdeckung des Unbewußten, der Nachweis der Bedeutung der Sexualität für die Ätiologie der Neurosen, die therapeutische Nutzbarmachung der freien Assoziation, die wissenschaftlich fundierte Traumdeutung und seine Selbstanalyse. Üblicherweise betrachtet man den Aufenthalt bei Charcot in Paris (1885/86) als den Beginn dieser ... [ mehr ]

H. A. Thorner

Das Idol

Psyche, 1973, 27(4), 356-370

Beschrieben werden die Eigentümlichkeiten eines Patienten, der wegen eines schizophrenen Zusammenbruchs (infolge eines unglücklichen Liebesverhältnisses) in psychoanalytische Behandlung kam. Sein zentrales Problem war die Angst vor Abhängigkeit und die sich daraus ergebende Unsicherheit: Der Autor glaubt, die Krankheitsphänomene dem von Melanie Klein beschriebenen Typus der projektiven Identifikation zuordnen zu können. Der Konkretismus des ... [ mehr ]

H. Thomä und H. Kächele

Wissenschaftstheoretische und methodologische Probleme der klinisch-psychoanalytischen Forschung. II. Teil

Psyche, 1973, 27(4), 309-355

Im Anschluß an Habermas und Popper wird die Verschränkung allgemeiner Theorien, (vor allem der Neurosenlehre) und allgemeiner (kontextgebundener) Interpretationen in der psychoanalytischen Therapie (und ihrer Theorie) diskutiert. Der Wiederholungszwang gestattet es, das psychische System als ein in die Lebensgeschichte eingebettetes repetitives aufzufassen, in dessen Rahmen Motive als Ursachen verkleidet wirksam sind. Die Bewährung der jeweils in Anschlag ... [ mehr ]

W. Wesiack

Wahrnehmen - Deuten - Erkennen. Wissenschaftstheoretische, psychoanalytische und anthropologische Anmerkungen zum Erkenntnisprozeß

Psyche, 1973, 27(4), 289-308

Der szientistische Vorwurf, die Psychoanalyse verfahre unwissenschaftlich, kann nur erhoben werden, solange die Hypothesenbildung als ein vorwissenschaftliches Unternehmen aus der Betrachtung ausgeklammert und Wissenschaftlichkeit mit Objektivierbarkeit gleichgesetzt wird. Im Erkenntnisprozeß verschiedener Disziplinen läßt sich ein identisches allgemeines Schema menschlicher Erfahrung nachweisen. Physikalische Forschung ist durch die Subjekt-Objekt-Relation ... [ mehr ]

P. Parin

Der Beitrag ethno-psychoanalytischer Untersuchungen zur Aggressionstheorie

Psyche, 1973, 27(3), 237-248

Die ethno-psychoanalytische Untersuchung der afrikanischen Dogon- und Agni-Kulturen lehrt, daß die psychoanalytische Aggressionstheorie eine kulturspezifische ist. Während die Libidotheorie kaum modifiziert werden mußte, ergaben sich für die metapsychologische Konzeption der Aggression, wie sie von Hartmann, Kris und Loewenstein (1949) entwickelt wurde, interessante Akzentverschiebungen. Bestätigt wurden vor allem die beiden grundlegenden Hypothesen, ... [ mehr ]

H. und H. Kächele Thomä

Wissenschaftstheoretische und methodologische Probleme der klinisch-psychoanalytischen Forschung. I. Teil

Psyche, 1973, 27(3), 205-236

Im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung eigener Forschungen haben die Autoren die Diskussion über den wissenschaftssystematischen Ort und logischen Status der Psychoanalyse aufgearbeitet, um ihren eigenen Standpunkt in diesen Kontroversen zu bestimmen. Ihre Arbeit verknüpft die von Psychoanalytikern vorgenommenen methodologischen Klärungsversuche mit der von Nicht-Analytikern bestrittenen Debatte über den Charakter der Psychoanalyse (science oder ... [ mehr ]