Thure von Uexküll, Erika Krejci & Martin Dornberg

Der Säugling und das Phantasieren

Psyche, 1996, 50(11), 1019-1035

In kritischen Anmerkungen zu einem Beitrag von M. Dornes über die Rolle der Phantasie in der frühkindlichen Entwicklung (in Psyche 1994, 48 (12)) wird die Ansicht vertreten, dass Dornes der Fähigkeit, innere Bilder wachzurufen, einseitiges Gewicht zuspricht und dass er in seiner einengenden Definition von Phantasie den für den Ausschluss biologischer Phantasie und der präsymbolischen Stadien ihrer Entwicklung zu zahlenden Preis übersieht. Es ... [ mehr ]

Roland Voigtel

Die Überlassung an das unbelebte Objekt

Psyche, 1996, 50(8), 715-741

Im Gegensatz zur in Psychiatrie und Psychoanalyse vorherrschenden Beliebigkeit in der Verwendung der Diagnose Sucht wird der Versuch unternommen, einen Suchtmechanismus und einen der Sucht inhärenten Konflikt herauszuarbeiten. Nach einer Zusammenfassung der gemeinsamen Grundstruktur gängiger psychoanalytischer Theorien zur Sucht, die über kein Abgrenzungskriterium zu anderen narzisstischen Neurosen verfügen, wird der Modus der Überlassung an ein ... [ mehr ]

Mark Solms

Was sind Affekte?

Psyche, 1996, 50(6), 485-522

Ausgehend von der Frage, was Affekte sind, werden die in diesem Zusammenhang relevanten metapsychologischen Formulierungen im Werk von S. Freud im Licht der neueren Entwicklung von Psychoanalyse und Neurowissenschaft analysiert. Dabei wird gezeigt, dass die Frage nach den Affekten dazu zwingt, die innere Verbindung von Seelischem und Somatischem anzuerkennen und diesen Sachverhalt mit den theoretischen Entwürfen der Psychoanalyse in Übereinstimmung zu bringen. ... [ mehr ]

Michael Schröter

Zur Frühgeschichte der Laienanalyse

Psyche, 1996, 50(12), 1127-1175

Die Auseinandersetzung mit der Frage der Laienanalyse wird aus psychoanalysegeschichtlicher Perspektive erörtert. Schon lange bevor der Konflikt um die Frage der Laienanalyse in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre eskalierte, hatten sich seine Strukturen innerhalb der jungen psychoanalytischen Bewegung herausgebildet. Anhand von teilweise unbekanntem historischem Material wird gezeigt, dass dieser Konflikt mit einem soziologischen Konstruktionsfehler der ... [ mehr ]

Johannes Reichmayr & Elke Mühlleitner

Der Autor von 119 Rundbriefen (1934-1945): Otto Fenichel - Historiograph der psychoanalytischen Bewegung

Psyche, 1996, 50(8), 742-753

Die Bedeutung der von O. Fenichel in den Jahren 1934 bis 1945 verfassten 119 Rundbriefe wird aus psychoanalysegeschichtlicher Perspektive erörtert. Zunächst werden die schwierige Lage der internationalen psychoanalytischen Bewegung nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland und insbesondere die Situation der emigrierten Analytiker samt den theoretischen, politischen und bewegungspolitischen Konflikten, in welche sie wie die Psychoanalyse ... [ mehr ]

Nicholas Rand & Maria Torok

Fragen an die Freudsche Psychoanalyse: Traumdeutung, Realität, Fantasie

Psyche, 1996, 50(4), 289-320

Ernsthafte Vorbehalte gegenüber einigen theoretischen Konzeptionen von S. Freud werden geäußert. Unter Heranziehung von Stellen aus dem Werk Freuds und am Beispiel seiner größten Entdeckungen (Bedeutung des sexuellen Elements, Traumarbeit, Wege der Symbolbildung) werden Risse und innere Widersprüche aufgezeigt. Anhand dieser klassischen Themen (Traum, Trauma, Verführung, Realität, Fantasie) wird eine fundamentale methodologische ... [ mehr ]

Hartmut Raguse

Die Bibel zwischen Literaturinterpretation und analytischem Prozeß

Psyche, 1996, 50(9-10), 817-835

Ausgehend von der Frage, ob die psychoanalytische Bibelinterpretation eine Erweiterung der altkirchlichen Lehre vom mehrfachen Schriftsinn ist, wird gezeigt, wie in der neueren Psychoanalyse nicht mehr ein an sich vorhandener geheimer Sinn aufgedeckt, sondern eine neue Bedeutung konstruiert wird, die von der Pragmatik der mündlichen Rede bzw. von deren Wirkabsicht ausgeht. Es wird deutlich gemacht, dass sich dieses Konzept auch auf die Interpretation von geschriebenen ... [ mehr ]

Anna Ornstein

Die Angst vor der Wiederholung

Psyche, 1996, 50(5), 444-462

In der Selbstpsychologie bilden empathisches Zuhören und die Aufmerksamkeit für Selbstobjektübertragungen den Schwerpunkt analytischen Arbeitens, der zur Neubewertung verschiedener Aspekte der traditionellen Psychoanalyse führt. Anhand eines klinischen Beispiels (42-jährige Patientin) wird demonstriert, wie archaische Abwehrorganisationen und sich entwickelnde psychische Strukturen im Übergangssymptom zu einem Kompromiss finden. ... [ mehr ]

John Neubauer

Sigmund Freud und Hans Blüher in bisher unveröffentlichten Briefen

Psyche, 1996, 50(2), 123-148

Aus psychoanalysegeschichtlicher Perspektive wird ein bisher unveröffentlicher Briefwechsel erörtert, zu dem es in den Jahren 1912 und 1913 zwischen S. Freud und dem jungen Hans Blüher, der in der Wandervogelbewegung eine zentrale Rolle gespielt hatte, kam. In dieser Korrespondenz ging es um die Bewertung der männlichen Homosexualität, in welcher sich Freud und Blüher nicht völlig einig waren. Der intellektuelle Gehalt dieser Debatte wird ... [ mehr ]

Ulrich Moser & Ilka von Zeppelin

Die Entwicklung des Affektsystems

Psyche, 1996, 50(1), 32-84

Die Entwicklung des Affektsystems wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Zunächst wird gezeigt, dass die Entwicklung des Affektsystems mit ausschließlich kommunikativen Affekten beginnt. Diese regeln die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt. Auf einer weiteren Stufe informieren sie zusätzlich über die Selbstempfindung, die aus der Interaktion entsteht. Affekt wird konsequent als eine besondere Information verstanden. Ein eigener ... [ mehr ]

Elfriede Löchel

»Jenseits des Lustprinzips«: Lesen und Wiederlesen

Psyche, 1996, 50(8), 681-714

Die von S. Freud in Jenseits des Lustprinzips entwickelte Konzeption des Todestriebs, die bis heute eher ignoriert als kontrovers diskutiert wird, wird erörtert. Dabei wird versucht, Freuds Suche nach dem Jenseits , dem er schließlich den Namen Todestrieb gab, nachzuzeichnen und die dabei entstehenden Widersprüche und Ungereimtheiten zu entfalten. Es wird deutlich gemacht, dass diese nicht im Konzept selbst, sondern im Wesen der Sache begründet sind. ... [ mehr ]

Joseph D. Lichtenberg, Frank Lachmann & James Fosshage

Werte und moralische Haltungen

Psyche, 1996, 50(5), 407-443

Der Stellenwert von Werten und moralischen Haltungen wird aus psychoanalytischer Sicht erörtert. Einleitend wird darauf hingewiesen, dass S. Freud zwar noch davon ausgehen konnte, dass das Moralische sich von selbst versteht, wohingegen die heutige Psychoanalyse den Stellenwert von moralischen Haltungen und Werten als integralen Bestandteil jeglicher Erfahrung und Interaktion problematisiert. Anhand von Beispielen wird deutlich gemacht, wie Werte und moralische ... [ mehr ]

Sebastian Leikert

Diskurs der Musik und Einschreibung des Vaternamens im Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach

Psyche, 1996, 50(3), 218-243

Es wird der Versuch unternommen, ein Verständnis der Musik aus dem Unterschied der Schriftsysteme von Musik und Sprechen zu entwickeln. Dabei wird deutlich gemacht, dass es in der Musik keine fixierte Verknüpfung von Signifikant und Bedeutung gibt, wie sie im Sprechen durch Buchstabenfolgen bewerkstelligt wird. Daher kann sich auch der Vatername, dessen Anerkennung psychische Stabilität garantiert, nicht in den Diskurs der Musik einschreiben. Anhand des ... [ mehr ]

Jonathan Lear

The Shrink is in

Psyche, 1996, 50(7), 599-616

Das Freud- Bashing ist in den Vereinigten Staaten Mode oder eine Art Zeitvertreib geworden, und es beginnt inzwischen auch auf Deutschland überzugreifen. Erklärende Hinweise darauf, wie es zu diesem Trend kommen konnte, werden gegeben, um dann zu zeigen, dass die Protagonisten des Freud-Bashing, von M. Masson bis F. Crews, S. Freud und der Psychoanalyse Vorwürfe anhängen, die entweder sachlich unzutreffend oder aber in sich widersprüchlich sind: ... [ mehr ]

Hartmuth König

Gleichschwebende Aufmerksamkeit, Modelle und Theorien im Erkenntnisprozeß des Psychoanalytikers

Psyche, 1996, 50(4), 337-375

Der Erkenntnisprozess des Psychoanalytikers wird erörtert. Einleitend wird darauf hingewiesen, dass sich dieser Prozess ständig zwischen der Versuchung, sich von zu viel Theorie leiten zu lassen, und der Gefahr, nur den Gefühlen zu vertrauen, bewegt. Um Empathie und Wissen so miteinander zu vermitteln, dass das Unbewusste des Patienten optimal erreicht wird, wird eine Modellbildung im Sinne von W. R. Bion erläutert. Es wird aufgezeigt, dass dieses Modell ... [ mehr ]

Ursula Kreuzer-Haustein & Günther Schmidt

Kritischer Kommentar zu Annemarie Dührssens Buch »Ein Jahrhundert Psychoanalytische Bewegung in Deutschland«

Psyche, 1996, 50(6), 564-573

Im Rahmen von kritischen Anmerkungen zu A. Dührssens 1994 erschienenem Buch Ein Jahrhundert Psychoanalytische Bewegung in Deutschland wird darauf hingewiesen, dass dieses Buch auf beklemmende Weise veranschaulicht hat, dass ein Teil der deutschen Psychoanalytiker nach wie vor bereit ist, die Geschichte der Psychoanalyse, insbesondere die zwischen 1933 und 1945, so umzuschreiben, dass die Ausgrenzung der jüdischen Analytiker aus der Deutschen Psychoanalytischen ... [ mehr ]

Robert D. Hinshelwood

Das schwierige Konzept der »Inneren Objekte« (1934-1943).

Psyche, 1996, 50(6), 523-547

Das von M. Klein entwickelte Konzept der inneren Objekte, das heute kaum noch diskutiert wird, löste in der British Psychoanalytical Society in den dreißiger und vierziger Jahren heftige Debatten aus. Vor allem die Wiener Analytiker konnten der Existenz von über Internalisierungsprozesse entstandenen inneren Objekten nicht zustimmen. Der Verlauf dieser Verwirrung stiftenden Debatten um ein klinisches Problem wird in einem geschichtlichen Kontext ... [ mehr ]

James M. Herzog

Übermittlung eines Traumas: Unbewußte Phantasie und deren Auslösung durch die äußere Realität, mit besonderer Rücksicht auf den Holocaust

Psyche, 1996, 50(6), 548-563

Anhand eines psychoanalytischen Fallbeispiels (51-jähriger Patient) wird die Psychodynamik der Übermittlung eines Traumas erörtert. Das Trauma wird dabei aufgefasst als eine Einwirkung bestimmter Arten von Hyper- und Hypostimulierung beim Kind oder Erwachsenen, die die Fähigkeit zum Spiel unterbricht und eine Veränderung des Spielmodus zur Folge hat. Es kommt zu einem interaktiven Agieren in der Beziehung, in der die vorprogrammierte Beteiligung des ... [ mehr ]

Rolf Haubl

Geldpathologie und Überschuldung: am Beispiel Kaufsucht

Psyche, 1996, 50(9-10), 916-953

Ausgehend von der Feststellung, dass die Psychoanalyse dem Phänomen Geld und dem Umgang mit ihm bisher vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat, wird zunächst ein Überblick über den Erkenntnisstand psychoanalytischer Geldtheorien gegeben. Dann werden die sozialen Hintergründe und die psychosozialen Ursachen für den irrationalen Umgang mit Geld erörtert. Anschließend wird anhand eines Fallbeispiels (26-jährige ... [ mehr ]

Hendrika C. Halberstadt-Freud

Clara Schumann: »Liebe und Leben einer Frau«

Psyche, 1996, 50(3), 193-217

In einer Rekonstruktion der Lebensgeschichte der Pianistin und Komponistin Clara Schumann-Wieck (1819 bis 1896) wird anhand von Briefen und Biographien ein psychoanalytisches Porträt dieser großen Musikerin entworfen. Im Zentrum der Analyse stehen die vielschichtigen Loyalitätskonflikte Schumann-Wiecks, ihre widersprüchlichen Identifizierungen und Idealbildungen sowie ihre Fähigkeit, diese widerstreitenden Bestrebungen in sich zu vereinbaren und zu ... [ mehr ]