Familientherapie
Familientherapie, in den letzten zwanzig Jahren als therapeutische Methode, zugleich als familiendynamische Diagnostik entwickelt, begreift sich einerseits als psychoanalytische Variante therapeutischen Handelns, zum anderen als neues Paradigma: als grundlegende Sichtweise psychischer Störungen. Durch Rekurs auf Freuds Theorie der Familie wird aufgezeigt, dass Familientherapie das entscheidende Moment der Psychoanalyse unterschlägt: die Macht des ... [ mehr ]
Balint-Gruppen mit Klinikärzten
Balint-Gruppen mit Klinikärzten stehen nicht nur wegen der meist kurzfristigen Arzt-Patient-Beziehung, sondern hauptsächlich wegen des hohen psychosozialen Problemdrucks dieser Berufsgruppe vor besonderen methodischen Schwierigkeiten. Anhand der Auswertungsergebnisse einer dreijährigen Arbeit mit Klinikärzten wird gezeigt, dass die spezifischen Widerstände in Gruppen von Klinikärzten eine stärkere Berücksichtigung der ... [ mehr ]
Zur Vernachlässigung der psychoanalytischen Kulturtheorie
Seit der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs ist die psychoanalytische Kulturtheorie deutlich vernachlässigt worden. Als Ursache gilt zumeist die zunehmende Professionalisierung der Psychoanalyse als klinischer Disziplin. Ohne dies zu bestreiten wird versucht, sowohl Professionalisierung wie Vernachlässigung der Kulturtheorie auch unter dem Gesichtspunkt einer Abwehr zu sehen, die, so lautet die zentrale These, in der Verleugnung ... [ mehr ]
Versuch einer transkulturellen Analyse
Anhand der Fallgeschichte eines in die Vereinigten Staaten von Amerika verschlagenen Kuomintang-Offiziers wird verdeutlicht, dass die durch Psychoanalyse erschlossenen allgemein-menschlichen Triebkonflikte und die Formen ihrer Verarbeitung in verschiedenen Kulturen spezifische Gestalt annehmen und - im Fall einer transkulturellen Analyse - auch nur durch den Rückgriff auf die Muttersprache, die Gewohnheiten, Umgangsformen und Alltagsmythologien der Herkunftskultur des ... [ mehr ]
Gibt es einen Unterschied in der Identität von männlichen und weiblichen Psychoanalytikern?
Auf den Unterschied zwischen männlicher und weiblicher psychoanalytischer Identität eigehend wird die psychoanalytische Theorie der Weiblichkeit kritisch diskutiert. Entgegen dem radikalen Wahrheitsanspruch der Psychoanalyse, der diese im Hinblick auf ihre theoretischen Annahmen immer wieder zu Revisionen und Veränderungen zwingt, tendieren die meisten Analytiker dazu, die von Freud entworfene Theorie der Weiblichkeit unkritisch zu akzeptieren. Auf diese ... [ mehr ]
Texte von Alexander Mitscherlich
Anlässlich des Todes von Alexander Mitscherlich werden mehrere Texte des bekannten Psychoanalytikers wiedergegeben, die gegenwärtig nur schwer zugänglich beziehungsweise noch unveröffentlicht und für die intellektuelle Physiognomie des Autors charakteristisch sind. Es handelt sich dabei um die Arbeiten: (1) Geschichtsschreibung und Psychoanalyse. Bemerkungen zum Nürnberger Prozess (1945). (2) Wissenschaft ohne Menschlichkeit (1947) (zusammen ... [ mehr ]
Traum und Selbst
Die Bedeutung der Widersprüche zwischen Selbstbild und realem Selbst für Traumverständnis und Traumanalyse wird diskutiert. Es wird erläutert, dass das Selbst den kreativen Aspekt der Handlungsfähigkeit eines Subjekts repräsentiert. Aus dieser Perspektive wird der manifeste Traum als Interpretation der Selbstverfassung des Träumers begriffen. Deutungen unter dem Aspekt des Selbst konfrontieren den Patienten mit der Art und Weise, wie er ... [ mehr ]
Das Ich und die Realität
In der psychoanalytischen Theorie der Ichentwicklung galt lange Zeit, dass der frühen libidinösen Beziehung des Kindes zur Mutter eine feindselige Realität in der Gestalt des Vaters als einer drohenden Instanz (Kastrationsdrohung) gegenüberstehe. Der primäre kindliche Narzissmus, der noch keine Scheidung von Ich und Objekt kennt, musste dem (durch den Vater repräsentierten) Realitätsprinzip geopfert werden. Es wird dagegen ausgeführt, ... [ mehr ]
Psychoanalyse in Hitlerdeutschland
Anhand der vorliegenden Literatur wird zu rekonstruieren versucht, in welchem Sinne davon gesprochen werden kann, die Psychoanalyse sei von den Nazis vernichtet worden bzw. sie sei von den nicht emigrierten Mitgliedern der alten Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft über die Jahre der Diktatur hinweggerettet worden. Im historischen Rückblick wird aufgezeigt, dass die nicht emigrierten deutschen Psychoanalytiker nach der Machtergreifung Hitlers mehrheitlich zur ... [ mehr ]
Psychoanalyse und psychoanalytische Identität
Auf die heutige gesellschaftliche Repräsentanz der Psychoanalyse eingehend wird für die Rückkehr zu Freuds Ansatzpunkt in der psychoanalytischen Theorie und Forschung plädiert - dem grundsätzlichen Widerspruch zwischen Individuum und Gesellschaft. Es wird darauf hingewiesen, dass eine Psychoanalyse, die in ihrer Theorie und Praxis die von Freud intendierte Dialektik von kritischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Realität einerseits ... [ mehr ]
Psychoanalytisch orientierte Mal- und Musiktherapie im Rahmen stationärer Psychotherapie
Vorgestellt werden die Möglichkeiten einer psychoanalytisch orientierten Mal- und Musiktherapie im Rahmen stationärer Psychotherapie. Es geht dabei um die Nutzung der Dimension präsentativer Symbolisierungen zur Vergegenständlichung von Selbst- und Objektimagines und von Affektlagen. Vor allem bei Patienten mit frühen Störungen kann mit Hilfe der bildnerisch-musikalischen Übergangsobjekte eine Stärkung kreativer Ichfunktionen ... [ mehr ]
Der Aufstieg ins Bürgertum und sein Preis
Das Werk des Schriftstellers Charles Dickens lässt sich psychoanalytisch bzw. psychohistorisch als Kompromissbildung zwischen bewusster Intention und unbewussten Wünschen und Schuldgefühlen lesen. Der Widerspruch zwischen bewussten und unbewussten Einflüssen auf das erzählerische Werk Dickens resultiert aus der Tatsache, dass Dickens eine noch gleichsam vorkapitalistische Kindheit durchlebte, die sich mit seinem späteren Aufstieg ins ... [ mehr ]
Sprachvertonung in Robert Schumanns Liederzyklus »Dichterliebe« (1840)
Da das eigentliche Medium der Psychoanalyse die (diskursive) Sprache ist, wird der Versuch, auf psychoanalytischen Wegen an Musik heranzugehen, als grundsätzlich problematisch betrachtet. Als weniger problematischer Zugang wird die Analyse einer Sprachvertonung, Schumanns Liedkomposition Dichterliebe , gewählt. Dabei wird in der Analyse einer Sprachvertonung der Vorteil gesehen, dass sie psychologische Perspektiven eröffnet, die in diskursiver Sprache ... [ mehr ]
Narzissmus, Selbstwertgefühl und Objektbeziehungen
Die klassischen Definitionen des Narzissmus und des Selbstwertgefühls werden geklärt und erweitert. Die Tendenz, Narzissmus mit der Ökonomie der libidinösen Besetzung des Selbst gleichzusetzen, wird als zu begrenzt abgelehnt. Das Selbstwertgefühl wird als Gleichgewicht narzisstischer und gegennarzisstischer Komponenten verstanden. Anhand der Entwicklung des Selbstwertgefühls bis zur ödipalen Phase hin wird dargestellt, dass das jeweilige ... [ mehr ]
John F. Rittmeister und C. G. Jung
Der 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtete Psychoanalytiker John F. Rittmeister hat Mitte der dreißiger Jahre eine Arbeit verfasst, die sich kritisch mit der Jungschen Archetypenlehre auseinandersetzt (im gleichen Heft erstmals veröffentlicht). Es wird der biographische, intellektuelle und politische Kontext hergestellt, der den Text von Rittmeister verständlich werden lässt. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
Von der Analyse des Ödipus zum Ödipus des Analytikers
Die ödipale Dimension in der Person des Psychoanalytikers bestimmt grundlegend die analytische Tätigkeit und ihre Möglichkeiten (wie Grenzen) in Bezug auf die analytische Kur. Erst die Überwindung des Narzissmus, der für das Lustprinzip steht, und die Anerkennung und Bearbeitung des Ödipus weisen den Weg zur Erkenntnis der Realität und zum angemessenen analytischen Umgang mit ihr. In der Auseinandersetzung mit bestimmten Strömungen ... [ mehr ]
Der schweigende Analytiker
Die Bedeutung des Schweigens des Analytikers wird kritisch diskutiert. Das Schweigen des Analytikers ist nicht immer Zeichen seiner Bereitschaft zum einfühlenden Zuhören, das dem Analysanden die aktive Gestaltung des Gesprächs überlässt, es kann ebenso die Unfähigkeit bedeuten, auf passive Wünsche des Analysanden einzugehen, wodurch ein therapeutisch wirksames Gespräch verhindert wird. Hinter dieser Unfähigkeit des Analytikers, ... [ mehr ]
Bemerkungen zur subjektiven Indikation für Psychoanalyse
Das Konzept der subjektiven Indikation rückt bei der Beurteilung der Analysierbarkeit des Analysanden im Erstinterview die Reaktion des Therapeuten, die Gegenübertragung, in den Mittelpunkt. Somit wird die Analysierbarkeit nicht als eine nach objektiven - auf den Analysanden angewendeten - Kriterien messbare Größe gesehen, sie wird vielmehr ebenso an den subjektiven Möglichkeiten des Analytikers gemessen. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]
Kohuts Behandlungstechnik
Die Veränderungen seiner Behandlungstechnik, an denen Kohut den Prozess seiner Entwicklung vom klassischen Analytiker zum Analytiker des Selbst dokumentiert, werden einer kritischen Analyse unterzogen. Kohut hat im Abstand von zehn Jahren ein und denselben Patienten zweimal analysiert: das erste Mal - erfolglos - mit Hilfe einer (von ihm als klassisch etikettierten) auf die Mutterbeziehung zentrierten rigiden Widerstandsanalyse, das zweite Mal - erfolgreich - auf ... [ mehr ]
Die Bedeutung des Dissidenten für die Psychoanalyse
Schon seit Freuds Zeiten ist der Diskurs der psychoanalytischen Gemeinschaft durch Denkformen überlagert worden, die eher einer Glaubensgemeinschaft entsprächen (Kanonisierung der rechten Lehre, Ausgrenzung heterodoxer und scheinbar heterodoxer Auffassungen mit nachfolgender Abspaltung und Sektenbildung). Dies wird an der offiziellen Theorie der psychoanalytischen Technik demonstriert, die sich auf Freuds Arbeiten aus den Jahren 1912 bis 1915 stützt. Dabei ... [ mehr ]