Manfred Pohlen & Tomas Plaenkers

Familientherapie

Psyche, 1982, 36(5), 416-452

Familientherapie, in den letzten zwanzig Jahren als therapeutische Methode, zugleich als familiendynamische Diagnostik entwickelt, begreift sich einerseits als psychoanalytische Variante therapeutischen Handelns, zum anderen als neues Paradigma: als grundlegende Sichtweise psychischer Störungen. Durch Rekurs auf Freuds Theorie der Familie wird aufgezeigt, dass Familientherapie das entscheidende Moment der Psychoanalyse unterschlägt: die Macht des ... [ mehr ]

Horst Petri

Balint-Gruppen mit Klinikärzten

Psyche, 1982, 36(9), 830-847

Balint-Gruppen mit Klinikärzten stehen nicht nur wegen der meist kurzfristigen Arzt-Patient-Beziehung, sondern hauptsächlich wegen des hohen psychosozialen Problemdrucks dieser Berufsgruppe vor besonderen methodischen Schwierigkeiten. Anhand der Auswertungsergebnisse einer dreijährigen Arbeit mit Klinikärzten wird gezeigt, dass die spezifischen Widerstände in Gruppen von Klinikärzten eine stärkere Berücksichtigung der ... [ mehr ]

Carl Nedelmann

Zur Vernachlässigung der psychoanalytischen Kulturtheorie

Psyche, 1982, 36(5), 385-400

Seit der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft und des Zweiten Weltkriegs ist die psychoanalytische Kulturtheorie deutlich vernachlässigt worden. Als Ursache gilt zumeist die zunehmende Professionalisierung der Psychoanalyse als klinischer Disziplin. Ohne dies zu bestreiten wird versucht, sowohl Professionalisierung wie Vernachlässigung der Kulturtheorie auch unter dem Gesichtspunkt einer Abwehr zu sehen, die, so lautet die zentrale These, in der Verleugnung ... [ mehr ]

Werner Münsterberger

Versuch einer transkulturellen Analyse

Psyche, 1982, 36(10), 866-887

Anhand der Fallgeschichte eines in die Vereinigten Staaten von Amerika verschlagenen Kuomintang-Offiziers wird verdeutlicht, dass die durch Psychoanalyse erschlossenen allgemein-menschlichen Triebkonflikte und die Formen ihrer Verarbeitung in verschiedenen Kulturen spezifische Gestalt annehmen und - im Fall einer transkulturellen Analyse - auch nur durch den Rückgriff auf die Muttersprache, die Gewohnheiten, Umgangsformen und Alltagsmythologien der Herkunftskultur des ... [ mehr ]

Margarete Mitscherlich-Nielsen

Gibt es einen Unterschied in der Identität von männlichen und weiblichen Psychoanalytikern?

Psyche, 1982, 36(3), 267-276

Auf den Unterschied zwischen männlicher und weiblicher psychoanalytischer Identität eigehend wird die psychoanalytische Theorie der Weiblichkeit kritisch diskutiert. Entgegen dem radikalen Wahrheitsanspruch der Psychoanalyse, der diese im Hinblick auf ihre theoretischen Annahmen immer wieder zu Revisionen und Veränderungen zwingt, tendieren die meisten Analytiker dazu, die von Freud entworfene Theorie der Weiblichkeit unkritisch zu akzeptieren. Auf diese ... [ mehr ]

Alexander Mitscherlich, Margarete Mitscherlich-Nielsen, Helmut Dahmer & Lutz Redaktion: Rosenkötter

Texte von Alexander Mitscherlich

Psyche, 1982, 36(12), 1078-1163

Anlässlich des Todes von Alexander Mitscherlich werden mehrere Texte des bekannten Psychoanalytikers wiedergegeben, die gegenwärtig nur schwer zugänglich beziehungsweise noch unveröffentlicht und für die intellektuelle Physiognomie des Autors charakteristisch sind. Es handelt sich dabei um die Arbeiten: (1) Geschichtsschreibung und Psychoanalyse. Bemerkungen zum Nürnberger Prozess (1945). (2) Wissenschaft ohne Menschlichkeit (1947) (zusammen ... [ mehr ]

Wolfram Lüders

Traum und Selbst

Psyche, 1982, 36(9), 813-829

Die Bedeutung der Widersprüche zwischen Selbstbild und realem Selbst für Traumverständnis und Traumanalyse wird diskutiert. Es wird erläutert, dass das Selbst den kreativen Aspekt der Handlungsfähigkeit eines Subjekts repräsentiert. Aus dieser Perspektive wird der manifeste Traum als Interpretation der Selbstverfassung des Träumers begriffen. Deutungen unter dem Aspekt des Selbst konfrontieren den Patienten mit der Art und Weise, wie er ... [ mehr ]

Hans W. Löwald

Das Ich und die Realität

Psyche, 1982, 36(9), 769-787

In der psychoanalytischen Theorie der Ichentwicklung galt lange Zeit, dass der frühen libidinösen Beziehung des Kindes zur Mutter eine feindselige Realität in der Gestalt des Vaters als einer drohenden Instanz (Kastrationsdrohung) gegenüberstehe. Der primäre kindliche Narzissmus, der noch keine Scheidung von Ich und Objekt kennt, musste dem (durch den Vater repräsentierten) Realitätsprinzip geopfert werden. Es wird dagegen ausgeführt, ... [ mehr ]

Hans M. Lohmann & Lutz Rosenkötter

Psychoanalyse in Hitlerdeutschland

Psyche, 1982, 36(11), 961-988

Anhand der vorliegenden Literatur wird zu rekonstruieren versucht, in welchem Sinne davon gesprochen werden kann, die Psychoanalyse sei von den Nazis vernichtet worden bzw. sie sei von den nicht emigrierten Mitgliedern der alten Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft über die Jahre der Diktatur hinweggerettet worden. Im historischen Rückblick wird aufgezeigt, dass die nicht emigrierten deutschen Psychoanalytiker nach der Machtergreifung Hitlers mehrheitlich zur ... [ mehr ]

Dierk Jülich

Psychoanalyse und psychoanalytische Identität

Psyche, 1982, 36(11), 1013-1021

Auf die heutige gesellschaftliche Repräsentanz der Psychoanalyse eingehend wird für die Rückkehr zu Freuds Ansatzpunkt in der psychoanalytischen Theorie und Forschung plädiert - dem grundsätzlichen Widerspruch zwischen Individuum und Gesellschaft. Es wird darauf hingewiesen, dass eine Psychoanalyse, die in ihrer Theorie und Praxis die von Freud intendierte Dialektik von kritischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Realität einerseits ... [ mehr ]

Paul L. Janssen

Psychoanalytisch orientierte Mal- und Musiktherapie im Rahmen stationärer Psychotherapie

Psyche, 1982, 36(6), 541-570

Vorgestellt werden die Möglichkeiten einer psychoanalytisch orientierten Mal- und Musiktherapie im Rahmen stationärer Psychotherapie. Es geht dabei um die Nutzung der Dimension präsentativer Symbolisierungen zur Vergegenständlichung von Selbst- und Objektimagines und von Affektlagen. Vor allem bei Patienten mit frühen Störungen kann mit Hilfe der bildnerisch-musikalischen Übergangsobjekte eine Stärkung kreativer Ichfunktionen ... [ mehr ]

Edmund Jacoby

Der Aufstieg ins Bürgertum und sein Preis

Psyche, 1982, 36(7), 609-629

Das Werk des Schriftstellers Charles Dickens lässt sich psychoanalytisch bzw. psychohistorisch als Kompromissbildung zwischen bewusster Intention und unbewussten Wünschen und Schuldgefühlen lesen. Der Widerspruch zwischen bewussten und unbewussten Einflüssen auf das erzählerische Werk Dickens resultiert aus der Tatsache, dass Dickens eine noch gleichsam vorkapitalistische Kindheit durchlebte, die sich mit seinem späteren Aufstieg ins ... [ mehr ]

Ludwig Häsler

Sprachvertonung in Robert Schumanns Liederzyklus »Dichterliebe« (1840)

Psyche, 1982, 36(10), 908-950

Da das eigentliche Medium der Psychoanalyse die (diskursive) Sprache ist, wird der Versuch, auf psychoanalytischen Wegen an Musik heranzugehen, als grundsätzlich problematisch betrachtet. Als weniger problematischer Zugang wird die Analyse einer Sprachvertonung, Schumanns Liedkomposition Dichterliebe , gewählt. Dabei wird in der Analyse einer Sprachvertonung der Vorteil gesehen, dass sie psychologische Perspektiven eröffnet, die in diskursiver Sprache ... [ mehr ]

Alex Holder & Christopher Dare

Narzissmus, Selbstwertgefühl und Objektbeziehungen

Psyche, 1982, 36(9), 788-812

Die klassischen Definitionen des Narzissmus und des Selbstwertgefühls werden geklärt und erweitert. Die Tendenz, Narzissmus mit der Ökonomie der libidinösen Besetzung des Selbst gleichzusetzen, wird als zu begrenzt abgelehnt. Das Selbstwertgefühl wird als Gleichgewicht narzisstischer und gegennarzisstischer Komponenten verstanden. Anhand der Entwicklung des Selbstwertgefühls bis zur ödipalen Phase hin wird dargestellt, dass das jeweilige ... [ mehr ]

Ludger M. Hermanns

John F. Rittmeister und C. G. Jung

Psyche, 1982, 36(11), 1022-1031

Der 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtete Psychoanalytiker John F. Rittmeister hat Mitte der dreißiger Jahre eine Arbeit verfasst, die sich kritisch mit der Jungschen Archetypenlehre auseinandersetzt (im gleichen Heft erstmals veröffentlicht). Es wird der biographische, intellektuelle und politische Kontext hergestellt, der den Text von Rittmeister verständlich werden lässt. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Bela Grunberger

Von der Analyse des Ödipus zum Ödipus des Analytikers

Psyche, 1982, 36(6), 515-540

Die ödipale Dimension in der Person des Psychoanalytikers bestimmt grundlegend die analytische Tätigkeit und ihre Möglichkeiten (wie Grenzen) in Bezug auf die analytische Kur. Erst die Überwindung des Narzissmus, der für das Lustprinzip steht, und die Anerkennung und Bearbeitung des Ödipus weisen den Weg zur Erkenntnis der Realität und zum angemessenen analytischen Umgang mit ihr. In der Auseinandersetzung mit bestimmten Strömungen ... [ mehr ]

Henning Graf von Schlieffen

Der schweigende Analytiker

Psyche, 1982, 36(4), 289-306

Die Bedeutung des Schweigens des Analytikers wird kritisch diskutiert. Das Schweigen des Analytikers ist nicht immer Zeichen seiner Bereitschaft zum einfühlenden Zuhören, das dem Analysanden die aktive Gestaltung des Gesprächs überlässt, es kann ebenso die Unfähigkeit bedeuten, auf passive Wünsche des Analysanden einzugehen, wodurch ein therapeutisch wirksames Gespräch verhindert wird. Hinter dieser Unfähigkeit des Analytikers, ... [ mehr ]

Josef Dantlgraber

Bemerkungen zur subjektiven Indikation für Psychoanalyse

Psyche, 1982, 36(3), 193-225

Das Konzept der subjektiven Indikation rückt bei der Beurteilung der Analysierbarkeit des Analysanden im Erstinterview die Reaktion des Therapeuten, die Gegenübertragung, in den Mittelpunkt. Somit wird die Analysierbarkeit nicht als eine nach objektiven - auf den Analysanden angewendeten - Kriterien messbare Größe gesehen, sie wird vielmehr ebenso an den subjektiven Möglichkeiten des Analytikers gemessen. (c) Psychosozial-Verlag 2009 alle Rechte ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

Kohuts Behandlungstechnik

Psyche, 1982, 36(1), 17-46

Die Veränderungen seiner Behandlungstechnik, an denen Kohut den Prozess seiner Entwicklung vom klassischen Analytiker zum Analytiker des Selbst dokumentiert, werden einer kritischen Analyse unterzogen. Kohut hat im Abstand von zehn Jahren ein und denselben Patienten zweimal analysiert: das erste Mal - erfolglos - mit Hilfe einer (von ihm als klassisch etikettierten) auf die Mutterbeziehung zentrierten rigiden Widerstandsanalyse, das zweite Mal - erfolgreich - auf ... [ mehr ]

Johannes Cremerius

Die Bedeutung des Dissidenten für die Psychoanalyse

Psyche, 1982, 36(6), 481-514

Schon seit Freuds Zeiten ist der Diskurs der psychoanalytischen Gemeinschaft durch Denkformen überlagert worden, die eher einer Glaubensgemeinschaft entsprächen (Kanonisierung der rechten Lehre, Ausgrenzung heterodoxer und scheinbar heterodoxer Auffassungen mit nachfolgender Abspaltung und Sektenbildung). Dies wird an der offiziellen Theorie der psychoanalytischen Technik demonstriert, die sich auf Freuds Arbeiten aus den Jahren 1912 bis 1915 stützt. Dabei ... [ mehr ]