Die Totalität des Todestriebs
Mario Wolf entwirft ausgehend von Freuds Triebtheorie eine kritische Theorie des Triebs. Er arbeitet die heimliche und negative Dialektik im Freud’schen Werk heraus, um die Selbstbegrenzung des Fortschritts anhand von Eros und Todestrieb begreiflich zu machen – in deren Versöhnung auch die Brechung des Banns der Naturgeschichte liegt. [ mehr ]
Frühkindliche Nahrungsverweigerung
Warum verweigert ein Säugling oder Kleinkind die Nahrung? Markus Wilken führt die Forschung der Neurowissenschaften, Entwicklungswissenschaften, Psychodynamik und der Pädiatrie zusammen, um die Entwicklungsdynamik der Nahrungsaversion verständlich zu machen. Vor diesem Hintergrund zeigt er Möglichkeiten auf, mit dem Kind einen neuen Entwicklungspfad einzuschlagen.
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Die unvollendete kopernikanische Revolution in der Psychoanalyse
Zu behaupten, dass der Mensch ursprünglich um den anderen »kreist« und dass er sich von Kindheit an von einer radikalen Andersheit ausbildet, ist eine Revolution, die es fortzusetzen gilt – von Freud aus und über ihn hinaus. Die in diesem Band enthaltenen Texte von Jean Laplanche aus den Jahren 1967 bis 1992 zeigen, dass der Gegensatz zwischen einer »kopernikanischen« Tendenz, die den Menschen sich selbst gegenüber dezentriert, und einer »ptolemäischen« Tendenz, die ihn unaufhörlich auf sein Ich rezentriert, in der Psychoanalyse und auch im Denken Freuds gegenwärtig bleibt. [ mehr ]
Veränderung in der Psychoanalyse
Der therapeutische Prozess entsteht als gemeinsame Ko-Produktion zwischen Therapeut*in und Patient*in. Jaenicke fordert Psychotherapeut*innen dazu auf, sich selbst als Teil des Veränderungsprozesses zu begreifen. Nur durch eine ständige Reflexion der eigenen Subjektivität und eine Offenheit gegenüber den eigenen Gefühlen können bleibende Veränderungen für alle Beteiligten erreicht werden. [ mehr ]
Die erwartete Katastrophe
In Interviews mit Prepper*innen spürt Mischa Luy deren persönlichen Motivationen und Überzeugungen nach. Er beschreibt, dass dem Wunsch nach Unabhängigkeit innerhalb katastrophischer Zukunftsszenarien ein starkes Bewusstsein für individuelle und gesellschaftliche Verletzbarkeit zugrunde liegt, das auf persönlichen sowie tradierten Mangelerfahrungen, gesellschaftlichen Krisen und sozialisatorisch erworbenen Wertvorstellungen beruht. [ mehr ]
Gewalt, Wut und Verachtung
Die Begriffe Gewalt, Wut und Verachtung spannen ein semantisches Feld auf, das für Psychoanalyse und Erziehungswissenschaft bedeutsam ist. Die Beitragenden laden zu einem Dialog ein, um den Komplex aus machtvollem Handeln und starken Affekten zu durchdringen. [ mehr ]
Widerstand, Kernkonflikte und Ambivalenzen im Kinderschutz
Kira Gedik betrachtet die Komplexität, Herausforderungen und Chancen professioneller Hilfepraxis im Kinderschutz. Im Mittelpunkt ihrer Untersuchung steht ein hoch-konfliktreicher Kinderschutzfallprozess, der sich über einen Zeitraum von sechs Jahren erstreckte. Dabei wirft sie einen empirischen Blick auf unterschiedliche Widerstände, Konflikte und Ambivalenzen der beteiligten Akteur*innen, die zu großer Not, Sackgassen und Hilfeprozessstagnation führen. [ mehr ]
Abstinenz als Zugang zum inneren Erleben
Abstinenz gehört zu den wesentlichen Elementen psychodynamisch-psychotherapeutischen Handelns. Aber auch in der Sozial- und Pflegearbeit ist eine innere abstinente Haltung förderlich, um sich beobachtend einfühlen und zugleich die Interaktion reflektieren zu können. Diese stetige innere Tätigkeit ermöglicht es, schwierige Gefühle bei sich und anderen wahrzunehmen, auszuhalten, unerfüllbare Erwartungen zu erkennen und das äußere Verhalten danach auszurichten. Die Autor*innen stellen verschiedene Facetten der Abstinenz als wesentliches Merkmal eines inneren Fühl-Denkraums und äußeren Entwicklungsraums praktisch und theoretisch dar. [ mehr ]
Krieg, Aggression und Todestrieb
Wie verhalten sich Psychoanalyse und Kritische Theorie zu menschlicher Aggression und kriegerischen Absichten? Die Beiträger*innen fragen jenseits von aktuellen Kriegsschauplätzen auch nach den Hintergründen alltäglicher Gewalt und Unterdrückung, die sich in Form des ökonomischen Wachstumszwangs und der asymmetrischen Produktion von Reichtum und Armut zeigen. [ mehr ]
Abwehr
Leonie Kampe untersucht den psychodynamischen Begriff der Abwehr in seinen unterschiedlichen Definitionen (historisch, entwicklungstheoretisch) und identifiziert anhand anschaulicher Fallbeispiele einzelne störungsspezifische Abwehrprozesse. Die Autorin präsentiert unterschiedliche Funktionsniveaus der Abwehr und zeigt dabei diagnostische Herausforderungen und Methoden auf.
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Vom Warentausch zur Tauschbeziehung
Mark Galliker untersucht die Bedeutung des Tauschprinzips als Grundlage sozialer Interaktion. Die Missachtung dieses zentralen Prinzips unserer Gesellschaft kann zu massiven psychischen Störungen führen, während seine Befolgung meistens Vorteile bietet – wobei eine allzu strikte Einhaltung auch negative Konsequenzen haben kann. Dem Tauschprinzip wird das Prinzip der Reziprozität gegenübergestellt. [ mehr ]
Experimente in Demokratie
Der amerikanische Re-Education-Diskurs der 1930er und 1940er Jahre war geprägt von der Frage, wie mit dem nationalsozialistischen Deutschland nach dem Krieg umzugehen sei. Oliver König zeigt, welche Bedeutung angewandter Sozialpsychologie, Gruppendynamik und Psychoanalyse für eine in Deutschland schrittweise entstehende demokratische Kultur zukommt. [ mehr ]
Trauma und transgenerationale Verbundenheit
Janine Cunea arbeitete in einem psychosozialen Zentrum in Frankfurt am Main und interviewte dort Shoa-Überlebende, die zwischen 1919 und 1927 geboren wurden. Sie lernte besondere, äußerst vitale, starke und beeindruckende Persönlichkeiten voller Humor und Lebenskraft kennen, die trotz oder gerade wegen des Schrecklichen und Unmenschlichen, das sie erleben mussten, menschlich, weise, gütig und tolerant wurden. Ein enges generationales Verhältnis entstand zu ihnen. Durch die biografischen Perspektiven der Überlebenden nähert sich die Autorin der tiefenpsychologisch bedeutsamen Frage nach dem Verhältnis von Trauma, Überleben und Altern an. [ mehr ]
Die Kindertransporte nach Großbritannien 1938/39
1938/39 wurden etwa 10.000 Kinder nach Großbritannien gebracht, um sie vor dem antisemitischen Terror zu retten. Wie erlebten sie diesen »Transport«, die Ausgrenzungserfahrungen zuvor, die wechselnden Pflegefamilien danach? Wie erinnern sie sich als häufig einzige Überlebende ihrer Familien daran? Maria Jäger zeigt, wie die Kinder von damals im Erzählen ihrer Lebensgeschichten aushandeln, Gerettete und möglicherweise Traumatisierte zugleich zu sein. Mit ihrer kulturpsychologischen Studie öffnet die Autorin den eindimensionalen Blick auf Traumata als innerpsychische Verletzungen und verortet sie an der Schnittstelle zwischen subjektivem Erleben und gesellschaftlichem Kontext. [ mehr ]
Sozialpsychologie des Autoritären
Um das Erstarken autoritärer Bewegungen und die Wahlerfolge autoritärer Parteien besser verstehen und einschätzen zu können, ist ein detaillierter und differenzierter Blick auf die Autoritarismusforschung des Frankfurter Instituts für Sozialforschung notwendig. Vor dem Hintergrund von Diskussionen über die Ursachen aktueller autoritärer Dynamiken und über neue Ausformungen des Autoritarismus legt Markus Brunner eine detaillierte und systematische Darstellung der vielfältigen Autoritarismusforschung der Frankfurter Schule vor. [ mehr ]
Blicke auf Unbewusstes und Emotionales in der pädagogischen Praxis
Psychoanalytisch-pädagogische Blicke suchen, orientiert am grundlegenden psychoanalytischen Begriff des Unbewussten, einen sinnverstehenden Zugang zu den oft konflikthaften unbewussten Dimensionen des interaktionellen Geschehens in pädagogischen Bezügen. Sie tragen damit zu einer Professionalisierung pädagogischen Handelns bei. Die Autor*innen beleuchten Bedingungen, Strukturen sowie Problemstellungen aus Arbeitsfeldern der Elementarpädagogik, der Sozialpädagogik, der Gemeindepsychiatrie, der Hochschulbildung sowie der sexuellen Bildung, der Supervision und der qualitativen Forschung. [ mehr ]
Die Bühne der Intimität
Bernd Heimerl untersucht die Beziehung von Theater, theatralen Praktiken und Psychoanalyse. Er begreift das Freud’sche Szenario als eine Inszenierung des Unbewussten und zeigt auf, dass Begriffe wie aristotelisches Drama, Aufführungskunst, Performativität und Schaulust wie auch Mimesis, Ritual- und Raumtheorien erhellende Verbindungen zur psychoanalytischen Kur aufweisen.
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Zeugnisse einer Freundschaft
Im Zentrum stehen die Briefe, die Wilhelm Reich und Alexander Sutherland Neill in den Jahren 1936 bis 1957 gewechselt haben. Es sind Dokumente einer ungewöhnlichen Freundschaft. Das erste Mal trafen sie sich 1936 in Norwegen, danach blieb der Kontakt vor allem durch ihre Briefe bestehen. Sie waren für beide eine Quelle der Anregung, Bestätigung und auch der Auseinandersetzung. [ mehr ]
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»Narzisstische Balance in Organisationen revisited« – Günter Dietrich
»Der Hunger danach, Einblicke haben zu dürfen. Affekten und Übertragungsprozessen von Forschenden über Metainterviews gruppal auf die Spur kommen« – Noëlle Behringer, Agnes Turner, Robert Langnickel, Pierre-Carl Link & Jean-Marie Weber
»Psychoanalytische Supervision. Gedanken zur interdisziplinären Diskussion« – Volkmar Ellmauthaler
»Die fünf Phasen der Fallsupervision im Gruppensetting« – Karl Stoxreiter [ mehr ]
Geschichte der Psychoanalyse in Brasilien (PDF)
Mit seinen besonderen gesellschaftlichen Begebenheiten bildete sich in Brasilien seit Ende des 19. Jahrhunderts die Freud’sche Lehre auf ihre ganz eigene Weise aus und spaltete sich in zahlreiche Umgestaltungen auf. Hans Füchtner entführt seine Leser:innen über den Atlantik und stellt ihnen die wesentlichen Personen einer aufregenden, bislang in dieser Tiefe verborgen gebliebenen Geschichte der Psychoanalyse vor. Ein Überblick zu Freuds brasilianischer Korrespondenz ergänzt die Erkundungen ebenso wie zahlreiche Gespräche, die der Autor vor Ort führte. Auf diese Weise regt er dazu an, über das Verhältnis von Psychoanalyse und Gesellschaft vertieft nachzudenken. [ mehr ]
Mütter und Andere
Der Ursprung unseres sozialen Verhaltens liegt, so Sarah Blaffer Hrdy, in gemeinschaftlicher Kindererziehung, denn steinzeitliche Mütter und Väter waren angesichts knapper Ressourcen auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Die Autorin erläutert, warum und wie sich aus dieser Form der gemeinschaftlichen Fürsorge entscheidende neue Formen des sozialen Miteinanders sowie die einzigartigen menschlichen Fähigkeiten der Empathie und Kooperation entwickelten. [ mehr ]
Zwischen Angst und Hoffnung (PDF)
Die gegenwärtig omnipräsenten Krisen fordern Psychoanalytiker*innen sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Behandlungszimmer heraus. Wie können sie es schaffen, trotz Ängsten und Katastrophenszenarien das Hoffnungsvolle nicht aus dem Blick zu verlieren, ohne das Zukunft nicht denkbar wäre und das so die Grundlage jeder psychoanalytischen Behandlung bildet? [ mehr ]