Hillel Klein

Leben, Shoah, Sprache und Psychoanalyse. Hillel Klein im Gespräch mit Dörte von Westernhagen

Psyche, 2003, 57(12), 1203-1213

Die Transkription eines in im Herbst 1983 geführten biografisch orientierten Interviews mit dem Psychoanalytiker und Holocaust-Überlebenden Hillel Klein (1923 bis 1985) wird dokumentiert. Im Rahmen des Interviews beschreibt Klein, der 1945 in Theresienstadt befreit wurde und nach seinem Medizinstudium in München von 1954 bis 1985 als Arzt und Psychoanalytiker in Israel lebte, wie er die Erfahrung der nationalsozialistischen Konzentrationslager und Verfolgung ... [ mehr ]

Roger Kennedy

Die Wiedereinführung der Geschichte in die Psychoanalyse

Psyche, 2003, 57(9-10), 874-888

Die derzeitige Mode , in der Analytiker-Patient-Beziehung die Arbeit im Hier und Jetzt herauszustellen und auf Kosten des historischen Verständnisses und der historischen Rekonstruktion auf die Gegenwart zu fokussieren, wird kritisch erörtert. Es wird deutlich gemacht, dass mit diesem Vorgehen die Bedeutung des Gedächtnisses, der Fallgeschichte, der Autobiographie und der Rolle des Analytikers als Zeuge vergangener Traumen bagatellisiert bzw. geleugnet wird. ... [ mehr ]

Udo Hock

Die Zeit des Erinnerns

Psyche, 2003, 57(9-10), 812-840

Die These, dass Wiederholung der Zeitlichkeitsmodus von S. Freuds Erinnerungstheorie ist, wird anhand einer Analyse vornehmlich von Freuds Text Über Deckerinnerungen belegt. Tatsächlich stellt die Deckerinnerung das Universalmodell für das Funktionieren aller Kindheitserinnerungen insofern dar, als sie Entstellungen der Verdrängung und der Wiederkehr des Verdrängten unterworfen sind. Wiederholung und Nachträglichkeit werden als die beiden ... [ mehr ]

Franziska Henningsen

Traumatisierte Flüchtlinge und der Prozeß der Begutachtung. Psychoanalytische Perspektiven

Psyche, 2003, 57(2), 97-120

Traumatische Erfahrungen werden auf dem Wege der Dissoziation abgewehrt und sind deshalb häufig verbal nicht mitteilbar. Dieser Sachverhalt birgt in sich die Gefahr, dass in aufenthaltsrechtlichen Verfahren, in denen der Flüchtling seine Traumatisierung nachweisen muss, Gutachter, Richter und Mitarbeiter von Ausländerbehörden, die im Umgang mit Traumatisierten nicht geschult sind, wegen unbewusster Übertragungsprozesse das Trauma nicht erkennen. ... [ mehr ]

Johannes Harnischfeger

»Eine Teufelsneurose im siebzehnten Jahrhundert« - Sigmund Freuds Lektüre einer fernen Krankengeschichte

Psyche, 2003, 57(4), 313-342

Freuds Analyse der Teufelsneurose des Christoph Haizmann, eines Malers aus dem 17. Jahrhundert, ist an den Fall Schreber angelehnt. Bei beiden erkennt Freud eine homoerotische Einstellung, die der Symptomatik - bei Haizmann Teufelsvisionen - zugrunde liegt. Andere Autoren vermuten bei Haizmann eher eine prägenitale, narzisstische Problematik. Demgegenüber wird das im Mittelalter und in der frühen Neuzeit verbreitete religiöse Phänomen der ... [ mehr ]

Günter Gödde

»am liebsten möchte ich mit Papa arbeiten, aber der kann mich nicht brauchen« - Mathilde Freud im Spiegel ihrer Jugendbriefe an Eugen Pachmayr (1903-1910)

Psyche, 2003, 57(5), 444-460

In dem in Ausschnitten vorgestellten Briefwechsel der adoleszenten Mathilde Freud mit dem gleichaltrigen Eugen Pachmayr kommt die älteste Tochter Freuds, die bislang nur aus der Perspektive anderer bekannt ist, mit eigener Stimme zu Wort. Der Beitrag liefert eine weitere Facette zur Freud-Biographik sowie ein kleines Stück Kulturgeschichte der weiblichen Adoleszenz zu Beginn des 20. Jahrhunderts. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Jutta Gutwinski-Jeggle

Netze und Gefäße zum Bergen von Abwesendem und Verlorenem. Gedanken zur Rolle der Sprache im Rahmen einer psychoanalytischen Theorie der Symbolbildung

Psyche, 2003, 57(11), 1057-1085

Überlegungen zur Rolle der Sprache im Rahmen einer psychoanalytischen Theorie der Symbolbildung werden angestellt. Erkenntnis (das Verstehen von Welt) findet in einem fortlaufenden dialektischen Prozess der Paarung zwischen Innen und Außen, Mythos und Logos, Erfahrung und Wissen statt. Kreativität bringt in einem schöpferischen Akt ein Neues, Drittes hervor, wenn zwei Verschiedene (Geschlechter, Gedanken, Dinge und Worte) sich zusammentun und sich ... [ mehr ]

André Green

Zeitlichkeit in der Psychoanalyse: zersplitterte Zeit

Psyche, 2003, 57(9-10), 789-811

Gegen die vorherrschende genetische oder entwicklungspsychologische Perspektive werden zunächst die diversen Aspekte der komplexen Theorie der Zeitlichkeit Freuds in Erinnerung gerufen, etwa psychosexuelle Entwicklung, Nachträglichkeit, Traum als indirektes Erinnern oder Zeitlosigkeit des Unbewussten. Es wird die Ansicht vertreten, dass Freuds Theorie der Zeitlichkeit immer noch brauchbar ist, dass sie aber nach unterschiedlichen psychischen Funktionsmodi und ... [ mehr ]

Friedl Früh

Die sexuelle Brust. Ein Beitrag zu einem psychoanalytischen Verständnis der weiblichen Sexualität

Psyche, 2003, 57(5), 385-402

Aus psychoanalytischer Perspektive wird der Frage nachgegangen, warum die weibliche Brust, eine der wichtigsten erogenen Zonen der Frau, nicht als sexuelles Organ gesehen und entsprechend benannt wird - obwohl die Erregung der Brust zweifellos zum weiblichen Orgasmus einen wesentlichen Beitrag leistet. Es wird angenommen, dass die Dreifaltigkeit der körperlichen Lustquellen der Frau - die Vagina, die Klitoris, die Brust - nicht anerkannt werden darf, weil damit der ... [ mehr ]

Claudia Frank

Zu Melanie Kleins zeitgenössischer Bezugnahme auf Hitler und den Zweiten Weltkrieg in ihren Behandlungen

Psyche, 2003, 57(8), 708-728

Allgemein wird davon ausgegangen, dass Melanie Klein in ihren Arbeiten die äußere Realität mehr oder weniger unberücksichtigt ließ. Anhand unveröffentlichter Dokumente aus den 30-er und 40-er Jahren des Melanie Klein Trusts wird diese Einschätzung als Vorurteil entlarvt: Klein betrachtete in den Jahren des Zweiten Weltkriegs nicht nur die innere Welt, sondern fokussierte auf das Wechselspiel von Innen und Außen. Wie ... [ mehr ]

Peter Fonagy, Mary Target & Liz Allison

Gedächtnis und therapeutische Wirkung

Psyche, 2003, 57(9-10), 841-856

Zu den Traditionsbeständen der psychoanalytischen Behandlung gehört die große Bedeutung, die dem Erinnern im therapeutischen Prozess zugeschrieben wird. Wie lässt sich dieses Selbstverständnis vor dem Hintergrund neuropsychologischer Forschung rechtfertigen, die das Gedächtnis als eine Reihe unterschiedlicher Systeme begreift und zwischen Inhalten und Modi des Sich-Erinnerns unterscheidet? Es wird die Ansicht vertreten, dass eine solche ... [ mehr ]

Karin Flaake

Körperlichkeit und Sexualität in der Adoleszenz junger Frauen: Dynamiken in der Vater-Tochter-Beziehung

Psyche, 2003, 57(5), 403-425

Dynamische Aspekte der Beziehung zwischen Vätern und adoleszenten Töchtern werden erörtert. Ausgehend von einer intersubjektiven Perspektive werden die Ergebnisse einer empirischen Studie vorgestellt, in der Interviews mit insgesamt zehn 13- bis 19-jährigen Mädchen und jungen Frauen sowie ihren Müttern und Vätern bzw. Stiefvätern psychoanalytisch-hermeneutisch interpretiert werden. Im Zentrum stehen die körperbezogenen und ... [ mehr ]

Peter Fischer

»An welchem Teater spielen Sie.« Kafkas Erzählung In der Strafkolonie

Psyche, 2003, 57(12), 1158-1202

In einer ausgreifenden, persönliche und historische Daten anführenden Analyse soll der Horizont sichtbar gemacht werden, unter dem Franz Kafkas Erzählung In der Strafkolonie entstand: im Zusammenspiel und -prall von persönlicher Situation, psychischer Disposition und historischer Konstellation. Dabei wird besonders der Frage nachgegangen, wie eine Foltergeschichte auch eine Familien- und Liebesgeschichte sein kann. Kafkas Erzählung erweist sich ... [ mehr ]

Rolf Fetscher

Ich-Ideal und Über-Ich im Rahmen einer modifizierten Strukturtheorie

Psyche, 2003, 57(3), 193-225

In einer Kritik der Grundkonzeption der psychoanalytischen Instanzentheorie wird demonstriert, dass S. Freud und die Strukturtheoretiker nach ihm Opfer des räumlichen Modells der Strukturtheorie geworden sind. Es wird gezeigt, wie wenig sinnvoll es ist, dem Über-Ich und Ich-Ideal eigene, vom Ich abgesonderte Funktionen zuzuschreiben. Stattdessen wird vorgeschlagen, Über-Ich und Ich-Ideal als Vorstellungsstrukturen im Ich zu definieren und alle damit ... [ mehr ]

Sabine Emmerich & Manfred Sauer

Psychotherapie bei Schädigungen des Zentralnervensystems

Psyche, 2003, 57(7), 612-638

Anhand von drei Fallbeispielen illustrieren die Autoren (eine Psychotherapeutin und ein Neurologe und Pädiater) ihr gemeinsames Projekt im Rahmen einer integrierten Medizin. Die Gestaltung des Informationsaustauschs ist ihnen zufolge das zentrale Problem, das bei der Behandlung von kindlichen Komapatienten oder anderen existentiellen Grenzsituationen verstanden werden muss. Die Gestaltung des Informationsaustauschs wurde formal durch die Einführung einer ... [ mehr ]

Claudio Laks Eizirik

Ist zwischen Objektivität, Subjektivität und Intersubjektivität noch Platz für analytische Neutralität?

Psyche, 2003, 57(11), 1086-1098

Ausgehend von der Frage, ob zwischen Objektivität, Subjektivität und Intersubjektivität noch Platz für analytische Neutralität ist, wird zunächst die Entwicklung der analytischen Technik skizziert. Dabei werden drei aufeinanderfolgende Phasen mit unterschiedlicher Akzentuierung von Objektivität, Subjektivität und Intersubjektivität hervorgehoben. Es wird gezeigt, dass diese Rekonstruktion der Komplexität und der notwendigen ... [ mehr ]

Franco De Masi

Das Unbewußte und die Psychosen. Einige Überlegungen zur psychoanalytischen Theorie der Psychosen

Psyche, 2003, 57(1), 1-34

In einem umfassenden Überblick werden die unterschiedlichen Konzepte des Unbewussten in der Psychoanalyse und in den Neurowissenschaften dargestellt. Dabei werden drei Arten des Unbewussten unterschieden: das Unbewusste bei S. Freud, bei M. Klein und bei W. R. Bion. Beim dynamischen Unbewussten Freuds, das bei der Neurosenbildung wirksam ist, überwiegt die Verdrängung, aber auch andere Abwehrstrategien wie Verleugnung oder Verneinung spielen eine Rolle; ... [ mehr ]

Stephan Braese

Zwischen Trauma und Publikum - Zeugenschaft und Literatur am Beispiel Primo Levis

Psyche, 2003, 57(9-10), 960-981

Es wird gezeigt, in welchem Maß das literarische Zeugnis, das Primo Levi von den NS-Vernichtungsstätten gegeben hat, lesbar ist als Ausdruck des Begehrens, traumatische Erfahrung mitzuteilen. Angewiesen auf Adressaten, die willens und in der Lage sind, das Zeugnis des Überlebenden aufzunehmen, stellte die deutschsprachige Erstveröffentlichung seines Auschwitz-Textes Ist das ein Mensch? (1961) eine spezifische Herausforderung für Levi dar - eine ... [ mehr ]

Psyche

Theorie und Klinik der Psychosen 57. Jahrgang Heft 1 2003
5,60 €

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Sabine Trautmann-Voigt

Über die Aneignung des Körpers in der Tanztherapie und die Scham mancher Denker (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 3 (2003), 75-102

Zusammenfassung:
Ausgehend von aktuellen Vermarktungstendenzen des Körpers und von einem kulturhistorisch einprägsamen tänzerischen Pygmäenritual wird auf kulturübergreifende Rollenzuschreibungen der Geschlechter und entsprechende Herrschaftsinteressen hingewiesen: Die Ideen und der Kontrast zwischen weiblich intuitivem Erspüren des Körpers und männlich aneignendem Umgang mit dem Körper werden kritisch herausgestellt. Zur ... [ mehr ]

Peter Geißler

Kritische Anmerkungen zum therapeutischen Handeln in Psychoanalyse und Körperpsychotherapie (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 3 (2003), 45-74

Zusammenfassung:
Jeder psychotherapeutischen Behandlung liegen unbewusste, paraund nonverbale »Aushandlungsprozesse« zwischen Patient und Therapeut zu Grunde, zusätzlich zu der bewusst ablaufenden Interaktionsgestaltung. Bestimmte Aspekte therapeutischen »Handelns« in psychoanalytischen und körperpsychotherapeutischen Therapien werden kritisch reflektiert und auf implizite Dimensionen hin untersucht. So dominieren in manchen ... [ mehr ]

Peter Kutter

Der Körper in der Psychoanalyse (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 3 (2003), 23-43

Zusammenfassung:
Ausgehend von der These, dass die Psychoanalyse vorwiegend auf die Welt der Fantasien abhebt und dabei Gefahr läuft, Affekt und Körper zu vernachlässigen, wird die Rolle des Körpers in den verschiedenen Entwicklungsphasen der Psychoanalyse untersucht: anfangs wie in der Medizin als objektiver Gegenstand, dann als subjektive seelische Repräsentanz in Strukturtheorie, bei Klein und Bion, in Objektbeziehungstheorie, im »szenischen ... [ mehr ]

Elisabeth Fivaz-Depeursinge

Körper und Intersubjektivität (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 3 (2003), 7-21

Zusammenfassung:
Wenn Intersubjektivität, d. h. die Mitteilung erlebter Erfahrung, als leibhaftiges Wissen verankert ist, ist diese Erfahrung dann auch vor dem Spracherwerb mitteilbar? Diese Behauptung wird von der Entwicklungspsychologie gestützt, vor allem in Untersuchungen über das Nachahmungsverhalten bei Neugeborenen und über die Fähigkeit des Säuglings, zu Dritt zu interagieren. Die Autorin illustriert diese Ergebnisse anhand von ... [ mehr ]

Klaus-Peter Seidler

Vorurteile - Mythen - empirische Wirklichkeiten: Neue Forschungsergebnisse zur Konzentrativen Bewegungstherapie (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 2 (2003), 89-111

Zusammenfassung:
Es werden neue Forschungsergebnisse zur Konzentrativen Bewegungstherapie (KBT) dargestellt, die sich auf das therapeutische Selbstverständnis von KBT-TherapeutInnen, die Behandlungsdauer von KBT, prognostisch relevante Patientenmerkmale und die Bedeutung von Körperarbeit und Gegenübertragung beziehen. Die referierten Ergebnisse geben Anlass, einige der verbreiteten Annahmen zur KBT kritisch zu ... [ mehr ]