Psychische Grenzen und die innere Arbeitsweise des Analytikers
Nach einleitenden Anmerkungen zur allgemeinen Bedeutung von Grenzen wird der Begriff der psychologischen Grenzen unter triebpsychologischen, ichstrukturellen, objektbeziehungstheoretischen und psychopathologischen Gesichtspunkten diskutiert. Anschließend wird der behandlungstechnische Umgang mit Grenzen aus der Sicht Freuds, Kleins, Bions und Ferros erörtert. Die eigene Sichtweise der psychischen Grenzen und inneren Arbeitsweise des Analytikers wird ... [ mehr ]
Before the Rain: Kirils Traum
Der Film Before the Rain (1994) von Milcho Manchevski, in dem mit filmischen Mitteln ein Traum eines jungen mazedonischen Mönchs inszeniert wird, wird aus psychoanalytischer Perspektive interpretiert. Es wird gezeigt, dass sich in diesem Film zwei Erzählstränge ausmachen lassen: Zum einen handelt es sich um die Darstellung der ethnischen Konflikte in Mazedonien, zum anderen um die traumhafte Verarbeitung dieser von Hass, Destruktivität und Unsicherheit ... [ mehr ]
Der Balken über dem Abgrund. Weibliche Gegenübertragung als Erkenntnisinstrument in der Behandlung einer schwer traumatisierten Patientin
Die regressive Wiederbelebung der Gleichheit der Sensibilität und körperlichen Ausstattung als Bestandteil der frühen Mutter-Tochter-Beziehung in der pychoanalytischen Behandlung bildet die Basis und den Ausgangspunkt für die Rekonstruktion des frühen Traumas, das die hier vorgestellte zu Behandlungsbeginn 31-jährige Patientin im Alter von drei Jahren erlitt, als sie nach einem schweren Unfall einige Wochen im Koma lag. Anhand der konkordanten ... [ mehr ]
Gewichtige Objekte. Zu Adornos Interpretation von Kant und Freud
Es wird der Versuch unternommen, den Begriff der Sublimierung zu rehabilitieren, um so die Frage des Verhältnisses von Genesis und Geltung zu erhellen. Dabei wird auf Adornos Negative Dialektik zurückgegriffen, die diese Fragen, ausgewiesen an den zwei gegensätzlichen Positionen Nietzsches und Kants, zentral diskutiert hatte. Unter Rückgriff auf Hans Loewald wird die dialektische Argumentation Adornos verfolgt, der, so die These, das Verhältnis ... [ mehr ]
Diskussionsforum (Stellungnahmen zu den Beiträgen von Joel Whitebook und Axel Honneth)
Bezugnehmend auf die Beiträge von J. Whitebook und A. Honneth in Psyche 2001, 55 (8) wird in zwei Beiträgen die Debatte um das Intersubjektivismus-Paradigma bzw. die beziehungsorientierte Position in der Philosophie und Psychoanalyse aufgegriffen. Im Kern werden die Rolle vorsozialer und vorreflexiver Momente im Selbst und die Bedeutung der Säuglingsforschung diskutiert. - (1) J. Whitebook: Die Grenzen des intersubjective turn . Eine Erwiderung auf Axel ... [ mehr ]
Das Problem der naturwissenschaftlichen Erforschung des Mentalen
Vielfach wird von Neurowissenschaftlern, Kognitionswissenschaftlern, Psychologen und Philosophen angenommen, es sei möglich oder werde möglich sein, durch die Erforschung des Gehirns mentale Phänomen zu erklären und als zerebrale Vorgänge aufzuzeigen. Demgegenüber wird betont, dass durch Hirnvorgänge allenfalls geklärt oder nur erklärt werden kann, wie mentale Phänomene entstehen, nicht jedoch, was da entstanden ist. Mentale ... [ mehr ]
Zeiterfahrung und depressive Position
In Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Zeiterfahrung und depressiver Position wird davon ausgegangen, dass die depressive Position erst vor dem Hintergrund erster Trennungserfahrungen erlebt werden kann. Im paranoid-schizoiden Zustand ist die Vergangenheit allgegenwärtig, die Zukunft erscheint als das Ende aller Zeiten. Erst mit dem Erleben von Trauer und Verlust kann Getrenntheit erfahren und Inneres und Äußeres verbunden werden. Nicht die ... [ mehr ]
Anerkennung und Begehren. Anmerkungen zur Intersubjektivitätstheorie des Subjekts
Im Rahmen von Anmerkungen zur Diskussion über Joel Whitebooks Beitrag über die Bedeutung der Negativität in intersubjektivistischen Ansätzen (in Psyche 2001, 55 (8)) - Kommentare und Repliken waren in dieser Nummer sowie in Psyche 2003, 57 (3)) erschienen - wird angesichts von A. Honneths Versuch einer Apologie des Dispositivs des Subjekts in der Moderne als Teleologie eines reziproken Anerkanntseins die psychoanalytische Erfahrung skeptisch in ... [ mehr ]
Der Verrat am Selbst - Zur Gewalt narzißtischer Abwehr
Aus psychoanalytischer Sicht wird das komplexe Verhältnis von gesundem und pathologischem Narzissmus erörtert. Letzterer wird interpretiert als Folge einer Traumatisierung in der präobjektalen Ichentwicklung, die mit einer primitiven Abwehrorganisation (projektive Identifizierung, Spaltung, manische Verleugnung, Omnipotenz, Idealisierung, Entwertung) einhergeht. Daraus folgt eine Verschmelzungssehnsucht mit einem idealisierten primären Objekt, die mit ... [ mehr ]
Psychotische Episoden bei Borderline-Patienten
Unter Rückgriff auf Definitionen der Borderline-Störung von Rycroft, Kernberg und Winnicott werden anhand von zwei Fallbeispielen mit psychotischen Episoden Probleme des adäquaten Settings und des Umgangs mit Wünschen des Patienten nach Gratifikation erörtert. Außerdem wird die Rolle von Regressionen im Rahmen der psychoanalytischen Behandlung dieser Patienten besprochen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
Die Zukunft? Plädoyer für eine atopische Grundhaltung in der Psychoanalyse - mit einem Exkurs zu Melvilles Bartleby
Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der psychoanalytischen Arbeit und Reflexion sind charakterisiert durch wachsende Komplexität, Deregulierung und Entgrenzung sowie Machbarkeits- und Effizienzforderungen unter dem Diktat knapper werdender ökonomischer Ressourcen. Innerpsychoanalytisch ist eine zunehmende theoretische wie behandlungstechnische Pluralisierung zu konstatieren. Dem entsprechen psychisch einerseits Verunsicherung und ... [ mehr ]
Inszenieren, Erinnern, Erzählen - Zur Abfolge therapeutischer Veränderung
Ausgehend von einer Inszenierung in einer niederfrequenten psychoanalytischen Therapie im Sitzen werden Schritte des Verstehens und der Veränderung beschrieben. Es handelt sich dabei um eine fast 50-jährige Frau mit einer vielfältigen Symptomatik. Das Enactment ist ein zunächst handelndes Erinnern, in das der Analytiker schließlich einsteigt und bei dem er dann versucht, die Affekte der gemeinsam erlebten Szenen zu klären. Daraus entsteht ... [ mehr ]
Traumatisierte Patienten in der Katamnesestudie der DPV. Beobachtungen und Fragen zur Behandlungstechnik
Im Zusammenhang mit der Katamnesestudie der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung wurden ehemalige Patienten längere Zeit nach Abschluss ihrer psychoanalytischen Langzeitbehandlungen von Psychoanalytikern ausführlich zu ihren Erfahrungen in diesen Behandlungen und deren Beurteilungen befragt. Vor diesem Hintergrund werden die Aussagen traumatisierter Patienten analysiert. Fünf Typen von Traumabehandlungen werden herausgearbeitet, die sich nach Zielsetzung, ... [ mehr ]
Trieb, Objekt, Raum. Veränderungen im psychoanalytischen Verständnis der Angst
Neue Ansätze zur Psychodynamik phobischer Symptombildungen betonen die Bedeutung des psychischen Raums bzw. psychischer Dreidimensionalität. Ausgehend von S. Freuds energetischer und psychologischer Angsttheorie, von M. Kleins Unterscheidung von Verfolgungsangst und depressiver Angst sowie von W. R. Bions Erweiterung der Metapsychologie um einen geographischen Gesichtspunkt werden die verschiedenen Angstformen unter dem Aspekt des Erhalts bzw. der ... [ mehr ]
Über psychotische Identifizierungen
Aus psychoanalytischer Perspektive werden Funktion und Bedeutung der psychotischen Identifizierung untersucht. Sie umfasst eine Reihe archaischer protektiv-defensiver Operationen und Objektbeziehungen und bildet das charakteristische Merkmal psychotischer Persönlichkeitsorganisationen. Anhand einer ausführlichen Fallvignette wird vor allem die aus der psychotischen Identifizierung resultierende Paradoxie veranschaulicht. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte ... [ mehr ]
Traumtheorien und Traumkultur in der psychoanalytischen Praxis (Teil II)
Im zweiten Teil eines Beitrags über Traumtheorien und Traumkultur in der psychoanalytischen Praxis (erster Teil in Psyche 2003, 57 (7)) wird zunächst das Basiswissen für den Umgang mit Träumen in der psychoanalytischen Behandlung besprochen. Dann wird gezeigt, dass jede Traumsequenz eine als Positionsfeld bezeichnete Menge von kognitiven Elementen besitzt; die Auswahl der Elemente wird durch das Regulierungsprinzip der Sicherheit bestimmt, das die ... [ mehr ]
Traumtheorien und Traumkultur in der psychoanalytischen Praxis (Teil I)
Im ersten Teil eines Beitrags über den Stellenwert von Traumtheorien und Traumkultur in der psychoanalytischen Praxis wird zunächst betont, dass jede psychoanalytische Therapie eine Art Traumkultur enthält. Sie beschreibt und bestimmt den Umgang mit Träumen in der therapeutischen Arbeit. Analytiker zeigen unterschiedliche Vorlieben, ob und wieweit Träume benutzt werden. Zunächst wird dem Einfluss der Traumtheorie des Analytikers nachgegangen ... [ mehr ]
Die Präsenz Ferenczis in der Theorie von Margaret Mahler (mit Überlegungen zur Identität der deutschen Psychoanalyse nach 1945)
Vor dem Hintergrund der eigenen psychoanalytischen Anfänge in München Ende der sechziger Jahre wird die Amerikanisierung oder Internationalisierung der deutschen Psychoanalyse sichtbar gemacht, die unter dem Vorzeichen der amerikanischen Ichpsychologie stand. Diese Rezeptionsphase wird zugleich als Desorientierung hinsichtlich der eigenen psychoanalytischen Vergangenheit in Deutschland vor der Nazizeit entschlüsselt. Mit einer Rekonstruktion grundlegender ... [ mehr ]
Zu einer »dichten Beschreibung« des Kleinen Hans. Über das vergessene Trauma der Beschneidung
In einer dichten Beschreibung (Clifford Geertz) von S. Freuds Krankengeschichte des Kleinen Hans wird die These erörtert, dass die Pferdephobie nicht, wie bei Freud, auf den Erwerb des Kastrationskomplexes verweist, sondern Symptom einer traumatischen Verarbeitung der Beschneidung ist. Zur Begründung dieser These wird auf den Zusammenhang der Beschneidung und einer Tonsillektomie des Kleinen Hans, die das Beschneidungstrauma reaktivierte und zum Ausbruch der ... [ mehr ]
Psychoanalyse in reiferen Jahren - Fakten und Thesen
Im Rahmen einer Erörterung der Probleme der Psychoanalyse von Älteren werden zwei Thesen formuliert: (1) Es gibt keine chronologische Altersgrenze für Psychoanalysen; was zählt, ist das psychische Alter, die aufgrund der erlebten Biographie gewordene Persönlichkeit mit ihren Fixierungen und Traumatisierungen. (2) Psychische Entwicklung geschieht nicht nur in der Kindheit und Adoleszenz, sondern das ganze Leben hindurch; die Vorteile des Alters, eine ... [ mehr ]
Die langen Schatten von Krieg und Verfolgung: Kriegskinder in Psychoanalysen. Beobachtungen und Berichte aus der DPV-Katamnesestudie
Ein unerwartetes Ergebnis der Katamnesestudie der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV), in der psychoanalytische Langzeitbehandlungen von insgesamt 282 Patienten analysiert wurden, lag in der Erkenntnis, in welchem Ausmaß erlittene traumatische Ereignisse während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg (Bombardierungen, Flucht, Beobachtungen von entsetzlichen Szenen) die Biographien vieler ehemaliger Patienten der Studie determiniert hatten. Einige ... [ mehr ]
Wiederholung und Nachträglichkeit. Eine psychoanalytische Studie zu therapeutischen und posttherapeutischen Verarbeitungszyklen
Der Zusammenhang zwischen dem Therapieprozess und dem Prozess der Umsetzung der Therapieerfahrung im Alltag wird untersucht. 15 Psychoanalysepatienten wurden bei Abschluss ihrer stationären Psychotherapie und fünf Jahre später befragt. Die Interviews wurden von einer Forschungsgruppe systematisch im Sinne der verstehenden Typenbildung ausgewertet. Dabei zeigten sich Parallelen zwischen dem therapeutischen und posttherapeutischen Prozess der ... [ mehr ]
Kann die Psychoanalyse dazu beitragen, den Völkermord historisch besser zu verstehen?
Es wird der Frage nachgegangen, ob die Psychoanalyse dazu beitragen kann, den Völkermord historisch besser zu verstehen. Dabei wird die Krise der traditionellen Historiographie in Bezug auf kollektive Traumata unter drei Aspekten betrachtet: der Außerkraftsetzung von Erinnerung angesichts traumatischer Erschütterungen, der Zerschlagung der narrativen Struktur und Kohärenz sowie der Unzulänglichkeit rationaler Erklärungen menschlicher ... [ mehr ]
Psychoanalyse und Geschichtswissenschaft. Anmerkungen zu Stationen eines Projekts
Das Verhältnis von Psychoanalyse und Geschichte ist seit Freud vielfach und kontrovers behandelt worden. Anhand der Rekonstruktion zentraler Modelle und Darstellungen spezifischer Konstellationen der beiden Disziplinen, etwa durch die kritische Theorie, Wehler, Mitzmann, Rolnik, Lorenzer, Rüsen und andere, werden die Umrisse eines Projekts skizziert, in dem der Psychoanalyse über die hilfswissenschaftliche Funktion hinaus die einer Kritik in methodologischer ... [ mehr ]