Autistoide Rückzugsdynamik bei schwerer Hypochondrie
Nach einer Bestimmung der Merkmale schwerer Hypochondrie werden die regressive Dynamik und der Rückzug auf das phantasmatische Leben skizziert, die in einer destabilisierenden Reintrojektion münden. Die Reintrojektion bedroht das seelische System. Mit ihr entfaltet sich ein pathogener Rückzug, in dem sich eine Dynamik zwischen Introjekt, Organ und geschwächtem Ich etabliert, die gespeist wird aus frühkindlich-psychotischen, traumatischen Quellen. ... [ mehr ]
Neunzehn Patienten in Analyse bei Freud (1910-1920). Teil I: Zur Dauer von Freuds Analysen
Eine neue Quelle, die Kalender, in die Freud täglich eintrug, welche Analysanden er gesehen hatte, wird vorgestellt. Aus den Kalendern, die Freuds Praxis zwischen 1910 und 1920 lückenlos dokumentieren, werden 19 Analysen ausgewählt, deren Existenz bereits bekannt war. Es handelt sich um 19 Frauen und Männer, die niemals Mitglied einer psychoanalytischen Vereinigung waren. Die 19 Verläufe werden geschildert und im Hinblick auf ihre Dauer ausgewertet. ... [ mehr ]
Neunzehn Patienten in Analyse bei Freud (1910-1920). Teil II: Zur Frequenz von Freuds Analysen
Weitere Ergebnisse der Auswertung von Freuds Patientenkalendern aus der Zeit zwischen 1910 und 1920 werden vorgestellt (erster Teil in Psyche 2007, 61 (6)), und zwar zur Frequenz der 19 Analysen. Auch hier erweist sich der historische Wandel als beeindruckend: die bei Freud häufige extrem hohe Frequenz (6 Stunden und mehr); das breite Spektrum an Frequenzen, mit dem er arbeitete (von 1 bis 18 Stunden pro Woche); und sein in manchen Fällen flexibler Umgang mit der ... [ mehr ]
Zwischen Erinnerung und Schicksal: die Wiederholung
Ausgehend von der Wiederholung (Agieren) in ihrer metapsychologischen, klinischen und technischen Bedeutung wird die Problematik des psychisch Repräsentierten, des psychisch Nichtrepräsentierten und des psychisch Unrepräsentierbaren erörtert. Dies lässt die dialektische Beziehung zwischen Trieb und Objekt und ihren spezifischen Zusammenhang mit dem Traumatischen zutage treten. Der klinischen Äußerung dieser Beziehung als Schicksal wird ... [ mehr ]
Ambivalenz - Belastung - Trauma
Versteht man eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) als Ausdruck der Desintegration intrapsychischer Verarbeitungskapazitäten angesichts schwerster Belastungen, bedarf es eines psychodynamisch integrierbaren Konzepts, das psychische Folgen von solchen schwersten Belastungen oberhalb oder vor einer solchen Desintegration beschreibt, da jenseits der Ausbildung einer PTSD weitaus mehr psychische Reaktionsmöglichkeiten des Individuums bestehen. Es ... [ mehr ]
Forschende Grundhaltung als abgewehrter »common ground« von psychoanalytischen Praktikern und Forschern?
Es wird der Frage nachgegangen, warum es oft so schwer fällt, innerhalb der Psychoanalyse eine Kultur der gegenseitigen Akzeptanz und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu schaffen, und inwieweit es trotz aller Differenzen einen common ground gibt, eine forschende Grundhaltung, die klinisch und extraklinisch forschende Psychoanalytiker kennzeichnet und von anderen Therapieansätzen und Forschern abgrenzt. In diesem Kontext wird dafür plädiert, ... [ mehr ]
Was uns süchtig nach Filmbildern macht
Die Wirkung von Firmbildern wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Ausgehend von Traumstimulations-Experimenten wird dabei die besondere Anziehungskraft von Filmen durch das Zusammenspiel von drei Faktoren erklärt. Malteserkreuz und Flügelblende produzieren technisch eine Unterbrechung des natürlichen Wahrnehmungsvorgangs und erzeugen so eine innere Leere, die unabhängig von den konkreten Filminhalten einen affektiven Erregungszustand ... [ mehr ]
Die Stimme, Transformation und Insistenz des archaischen Objekts - Die kinetische Semantik
Die Stimme wird aus psychoanalytischer Perspektive als akustisches Ereignis beschrieben, das eine Resonanz in der erlebten Körperlichkeit erzeugt. Sie wird in genetischer und struktureller Hinsicht eingeordnet. Zunächst wird untersucht, wie die Stimme bereits vorgeburtlich dem Verhältnis zum Objekt erste Konturen gibt. Mit der Geburt beginnt das Subjekt, die Stimme einzusetzen, um auf das Objekt einzuwirken und seine Autonomie vorzubereiten. Diese Prozesse ... [ mehr ]
Den Untergang einer Kultur durcharbeiten
Am Beispiel der Crow-Indianer, eines Stammes, der in der Prärie im Nordwesten Nordamerikas lebte, und ihres letzten bedeutenden Häuptlings, Plenty Coups, wird beschrieben, wie eine Kultur die Probleme durcharbeitet, mit denen sie aufgrund ihrer drohenden Vernichtung konfrontiert ist. Vor allem die kollektive Benutzung von Träumen und Traumdeutung ermöglichte es dem Stamm, ein neues Ich-Ideal zu entwickeln und herkömmliche Scham- und ... [ mehr ]
Sehen und Gesehenwerden: Identität und Beziehung im Blick
Eine philosophische Phänomenologie des Blicks ist für die psychoanalytische Theorie der Identifizierung und Identität, aber auch für das Verständnis klinischer Symptome ertragreich. Die phänomenologische Analyse des Sehens und Gesehenwerdens kann zeigen, dass das Schauen einerseits der Versicherung des eigenen Standorts in der Welt, der Übersicht und der Identifizierung dient, dass andererseits aber dank der Unvollständigkeit des je ... [ mehr ]
Umwege zum Unbewußten
Die Frage nach der Beziehung zwischen Psychoanalyse und Neurowissenschaft wird über eine kritische Sichtung von vier aktuellen Publikationen aus dem Feld von kognitiver Neurowissenschaft und Psychoanalyse aufgegriffen: (1) K. Kaplan-Solms und M. Solms: Neuro-Psychoanalyse. Eine Einführung mit Fallstudie, 2005, zweite Auflage; (2) M. Solms und O. Turnbull: Das Gehirn und die innere Welt. Neurowissenschaft und Psychoanalyse, 2004; (3) F. Ansermet und P. Magistretti: ... [ mehr ]
Kreuzungen. Eine Analyse von »21 Grams« anhand formaler Elemente
Es ist ein oft beschriebenes Paradox, dass in dem historischen Moment, da die bildenden Künste die Zentralperspektive wieder zerlegt und sich von ihr abgewandt haben, diese vom Film übernommen wurde, der dann mit genau dieser Perspektive zum künstlerischen Leitmedium wurde. Von Anfang an gab es jedoch auch politische und Stilrichtungen im Film, die den imperialen Zwang der zentralperspektivischen Raumkonstruktion und ihre illusionsstiftende Ausrichtung auf ... [ mehr ]
Themenschwerpunkt: Stimmen zur Psychoanalyse in Deutschland
Insgesamt fünf Beiträge zum Themenschwerpunkt Stimmen zur Psychoanalyse in Deutschland werden vorgelegt. - (1) J. S. Kafka: Zerbrechen und Unterbrechen (S. 368-374). (2) O. F. Kernberg: Die Psychoanalyse in Deutschland: Ein persönlicher Blick (S. 375-385). (3) H. S. Erlich: Persönliche Überlegungen zum Selbstbild und Identitätsgefühl der Deutschen (S. 386-393). (4) F.-W. Eickhoff: Ein Rückblick auf den 34. Internationalen ... [ mehr ]
Die Idealisierung des sexuellen Triebes im Islam
Die innere Dynamik im Konzept der Sexualität im Islam wird untersucht. Zunächst wird das Konzept der Sexualität in seiner charakteristischen Verbindung zwischen dem Sexuellen und dem Sakralen dargestellt. In einem Exkurs in die islamische Mythologie wird dann der Frage nachgegangen, wie diese Verbindung auf die Subjektwerdung einwirkt. Anschließend wird die psychoanalytische These aufgestellt, dass eine Idealisierung des sexuellen Triebes den ... [ mehr ]
Intime Fremde
Der Film Intime Fremde (im Original: Confidences trop intimes) von P. Leconte aus dem Jahr 2003 wird aus psychoanalytischer Sicht interpretiert. Im Zentrum der Filmhandlung steht eine psychoanalytisch konzipierte Therapeut-Patientin-Beziehung, die auf einem Irrtum beruht: Die Patientin gerät durch die Verwechslung von links und rechts mit ihrem Hilfebegehren (sexuelles Problem in der Ehe) nicht an den Psychoanalytiker, mit dem sie zu ihrer ersten Sitzung verabredet ... [ mehr ]
Die Geschwisterbeziehung - Postmoderne psychoanalytische Perspektiven zur »Horizontalisierung« in der Beziehungswelt
Zunächst wird die Metapsychologie Freuds und seiner Nachfolger hinsichtlich der geschwisterlichen Beziehungen und deren familiärer Einbettung dargestellt. Die Frage, wie Brüderlichkeit aus der Geschwisterbeziehung heraus entstehen kann, führt zu Überlegungen zu Identifizierungsprozessen in hierarchisch und horizontal organisierten Gruppen. Es wird die Auffassung vertreten, dass mit dem Verschwinden der väterlichen Funktion und des dadurch repräsentierten symbolischen Gesetzes in der ... [ mehr ]
Traumatischer Objektverlust, psychotische Übertragung und Realitätskontrolle. Was bringt eine psychoanalytisch orientierte Frühbehandlung schwerer juveniler Psychosen?
Die Erkrankung an einer schizophrenen Psychose trifft im Jugendalter eine vulnerable Phase der Persönlichkeitsentwicklung und stellt eine erhebliche psychische Traumatisierung dar. Fragmentierungsprozesse im Rahmen psychotischer Erkrankungen sind mit S. Ferenczi als Abwehr- und Bewältigungsversuche gegen derartige traumatische innere Objektverluste zu betrachten. Die Gratwanderung einer psychoanalytisch ausgerichteten Behandlung schwerer juveniler Psychosen besteht darin, ... [ mehr ]
Trauma oder Trieb - Trieb und Trauma: Wiederbetrachtet
Aus der Perspektive der psychoanalytischen Konzeptforschung wird ein Aufsatz wiederbetrachtet, den die Autorin Mitte der achtziger Jahre geschrieben hatte. Sie nahm die Übersicht der Übertragungsneurosen damals zum Anlass, die Art und Weise zu rekonstruieren, wie Freud die traumatischen Aspekte der Neurosenätiologie tatsächlich nie aus dem Auge verloren hat, sondern zeitlebens darum bemüht war, sie in das Trieb-Modell zu integrieren. Es wird ... [ mehr ]
Freiheit und Entwicklung im triangulären Raum
Die Bedeutung des triangulären Raums wird aus psychoanalytischer Sicht erörtert. Der, die oder das Dritte erweitert die dyadische zu einer triadischen Konstellation, was eine Erweiterung der Perspektive und mehr Freiheitsgrade bedeutet, aber auch mehr Distanz und weniger Exklusivität in der Beziehung. Das Symbol vermittelt als Drittes zwischen dem Subjekt und dem Symbolisierten; der Vater reguliert Nähe und Distanz zwischen Kind und Mutter (und ... [ mehr ]
»Explosionen, Beton, Totes und Schrumpfungsprozesse« - zur Focusing-Wahrnehmung des Körpers in der Gegenübertragung
Wahrnehmung und Verwendung der Gegenübertragung bilden einen wichtigen Bestandteil der psychoanalytischen Behandlung. Tiefgehende Gegenübertragungserlebnisse, die sich unter anderem aus dem Prozess der projektiven Identifizierung im Bereich präverbaler Erfahrungen ergeben, manifestieren sich häufig in Körpergefühlen. Diese Körpergefühle treten manchmal sehr plötzlich auf und können von überraschend großer ... [ mehr ]