Hans Holderegger

Inszenierung und Verwandlung

Psyche, 2005, 59(2), 145-161

Eine Neuformulierung des psychischen Apparats der Psychoanalyse wird vorgelegt, erweitert um die Konzeption einer vitalen basalen Lebensorganisation, die auf den Forschungen der Neurowissenschaften und der Bedeutung des limbisch-affektiven Systems gründet. Dabei werden unter anderem die folgenden Thesen aufgestellt und erörtert: Ich-Struktur und Ich-Bewusstsein ruhen auf dieser basalen Lebensorganisation im Es auf und ermöglichen menschliche Kultur und Kunst ... [ mehr ]

Hans Holderegger

Johann Wolfgang Goethe: »Willkommen und Abschied«

Psyche, 2005, 59(12), 1197-1210

Die textnahe Interpretation von Goethes frühem Gedicht Willkommen und Abschied verdichtet sich zu dem Befund, dass der Dichter darin eine Art implizites Beziehungswissen, also frühe Beziehungsstrukturen zur Darstellung bringt, bzw. ein frühes Trauma inszeniert. Die weitergehende These lautet, dass diese innere Struktur auch in anderen frühen Werken Goethes zu entdecken sind. Der Beitrag schließt mit allgemeinen Anmerkungen zur psychoanalytischen ... [ mehr ]

Mathias Hirsch

Über Vampirismus

Psyche, 2005, 59(2), 127-144

Der Mythos vom Vampir wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Es wird deutlich gemacht, dass dieser Mythos das gewaltsame traumatische Berauben von Lebenskraft eines Unschuldigen durch einen Mächtigen beschreibt, der auf dessen Kosten lebt und gleichzeitig das Opfer in einen ebenso gewaltsamen Täter verwandelt. Die englische romantische Literatur des 19. Jahrhunderts hat sich des Stoffs angenommen, und es finden sich dort erstaunliche Parallelen zu ... [ mehr ]

Wolfgang Hegener

100 Jahre »Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie«. Sexualität im Zeitalter ihrer technologischen Reproduzierbarkeit

Psyche, 2005, 59(11), 1081-1106

Hundert Jahre nach dem Erscheinen von S. Freuds Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie wird der Frage nachgegangen, wie sich der historische Ausgangs- und Einsatzpunkt der psychoanalytischen Sexual- und Triebtheorie genauer bestimmen lässt. Qnhand einer Rekonstruktion der Geschichte der Sexualpathologie und Sexualwissenschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die mit der Erfindung und Thematisierung der in der Folge so genannten Homosexualität beginnt und mit der ... [ mehr ]

Andre E. Haynal

Sexualität - ein Essay zur Begrifflichkeit und Geschichte. Eine Meditation

Psyche, 2005, 59(11), 1031-1046

Es wird die Auffassung vertreten, dass die Sexualtheorie Freuds immer noch Gültigkeit hat. In Freuds erweitertem Begriff der Sexualität - der Lust - wird die Quelle der Phantasien im Traum (Freuds Entdeckung) und im Wachleben (isolierbar und verständlich in der Übertragung und Gegenübertragung) gesehen, und es wird darauf hingewiesen, dass darin ihre zentrale Bedeutung für das psychoanalytische Verständnis des Menschen liegt. (c) ... [ mehr ]

Benigna Gerisch

»Nicht Dich habe ich verloren, sondern die Welt«. Leidenschaft und Obsession bei suizidalen Frauen

Psyche, 2005, 59(9-10), 918-943

Anhand der Kasuistik einer suizidalen Patientin wird der Zusammenhang von Weiblichkeit, Leidenschaft und Suizidalität aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Dabei wird die Hypothese diskutiert, ob womöglich ein geschlechtsspezifisch geprägtes Defizit besteht, Symbole zu bilden, um die Abwesenheit des Liebesobjekts in symbolische Anwesenheit zu transformieren. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]

Martin Ehl, Brigitte Helbing-Tietze, Irmgard Lücking, Irmgard Pollmann, Wilfried Ruff, Ilse Wrage & Achim Zinke

Ethische Prinzipien in der Psychoanalyse

Psyche, 2005, 59(6), 573-586

Ethische Prinzipien in der Psychoanalyse werden besprochenn. Sie sind als Normierungen des Handelns in Werten begründet, die sich auch in der psychoanalytischen Berufsethik konkretisieren und die deswegen immer wieder zu reflektieren sind. Die Autoren, die im Vertrauensanalytiker-Gremium der DPG zusammenarbeiten, diskutieren am Vier-Prinzipien-Modell von T. L. Beauchamp und J. F. Childress (1989) die Grundsätze des Respekts (Achtung) vor der Autonomie, des Sorgens ... [ mehr ]

Manfred Clemenz

Psychoanalyse und künstlerische Kreativität

Psyche, 2005, 59(5), 444-464

Im Rahmen von psychoanalytischen Überlegungen zur künstlerischen Kreativität wird die These vertreten, dass Kreativität im intersubjektiv-systemischen Spannungsfeld von personaler Kreativität, Feld und Domäne verortet ist. Ohne Orientierung an den jeweiligen Kriterien des Feldes und Domäne kann sich weder personale noch kulturelle Kreativität (als gesellschaftliche relevante, anerkannte oder umstrittene Kreativität) entfalten. In ... [ mehr ]

Lorenz Böllinger

Gebrauch und Abhängigkeit von illegalen Drogen - Ansätze zu einer metapsychologischen Eingrenzung

Psyche, 2005, 59(6), 491-533

Ausgehend von widersprüchlichen Wahrnehmungen des Problems der illegalen Drogen und einem Wandel der Drogenpolitik weg von reiner Repression hin zu Akzeptanz und Schadensminderung wird der Stand der psychoanalytischen Theoriebildung zu Drogenkonsum und -abhängigkeit gesichtet. Es wird darauf hingewiesen, dass sich nach ursprünglich vielfältigen Trieb-, Selbst- und objektbeziehungspsychologischen Konzepten zunehmend eine kleinianische Sichtweise ... [ mehr ]

Heinz Böker & Georg Northoff

Desymbolisierung in der schweren Depression und das Problem der Hemmung: Ein neuropsychoanalytisches Modell der Störung des emotionalen Selbstbezugs Depressiver

Psyche, 2005, 59(9-10), 964-989

Das Hemmungsphänomen in der schweren Depression wird als ein Grenzproblem einer geschlossenen psychoanalytischen Depressionstheorie dargestellt. Empirische Befunde zu emotional-kognitiver Interaktion bei Gesunden und Depressiven werden zur Entwicklung eines neuropsychoanalytischen Modells der Abwehr- und Bewältigungsmechanismen in der Depression herangezogen. Dabei wurde von der Hypothese ausgegangen, dass bestimmte Prinzipien der neuronalen Integration mit ... [ mehr ]

Georg Bruns

Zweifeln am Dasein. Aus der Behandlung eines depressiven Patienten

Psyche, 2005, 59(9-10), 816-842

Die psychoanalytische Behandlung eines Patienten mit einer neurotischen Depression wird dargestellt. Bei diesem Patienten reichen die depressiven Zustände bis in die Kindheit zurück, und sie haben sich im Erwachsenenalter bei einem Trennungskonflikt vertieft. Als ätiologischer Hintergrund enthüllt sich im Verlauf der Analyse eine Konstellation, wie sie André Green im Konzept der toten Mutter beschrieben hat, erschwert durch das Fehlen des ... [ mehr ]

Jean Bollack

Wie Celan Freud gelesen hat

Psyche, 2005, 59(12), 1154-1196

Paul Celans Freud-Lektüre wird erörtert. Sie erweist sich als Aneignung, Deutung, Kritik und Fortsetzung zugleich. Stets konkret an Gedichten Celans ausgerichtet, wird der in ihnen zwischen Judentum, Frankfurter Schule, Freud und Kafka eröffnete Assoziationsraum ausgelotet. In diesem Leseprozess erweist sich das Freudsche, aber auch Benjaminsche und Kafkasche Lesematerial als mehr denn bloßes Zitat: Es handelt sich vielmehr um Spuren einer in Dichtung ... [ mehr ]

Sidney J. Blatt, Patrick Luyten & Jozef Corveleyn

Zur Entwicklung eines dynamischen Interaktionsmodells der Depression und ihrer Behandlung

Psyche, 2005, 59(9-10), 864-891

Ein psychodynamisches Verständnis der Depression, das auf theoretischen Formulierungen und empirischen Erkenntnissen aus unterschiedlichen Quellen einschließlich der Entwicklungspsychopathologie, der Kognitions- und Entwicklungspsychologie, der sozialen und Persönlichkeitstheorie sowie der psychiatrischen Genetik beruht, wird vorgestellt. Dieser Ansatz versteht die Depression nicht als eine Krankheit, sondern sieht in ihr Verzerrungen der normalen ... [ mehr ]

Lothar Bayer

»Spiderman«

Psyche, 2005, 59(2), 169-174

Der 2002 unter der Regie von Sam Raimi gedrehte Film Spiderman wird unter psychoanalytischen Gesichtspunkten betrachtet. Dabei wird zunächst auf die Wirkung, die der Film auf die Zuschauer hat, eingegangen sowie auf Gründe des Zuschauerinteresses an künstlerischen Ausdrucksformen. Anschließend wird der Film psychoanalytisch interpretiert. Dabei wird insbesondere auf folgende Punkte eingegangen: (1) Stich der genmanipulierten Spinne als Auslöser ... [ mehr ]

Ute Auhagen-Stephanos

Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch zwischen Psychoanalyse und Reproduktionstechnik

Psyche, 2005, 59(1), 34-54

Das Thema der Fortpflanzung und deren Wirkungen wird beschrieben als ein lebenslanger Prozess. Die Reproduktionstechnik bietet nicht nur Chancen, ein leibliches Kind zu bekommen, sondern eröffnet auch einen Raum für körperliche Risiken, seelische Leiden, narzisstische Omnipotenzphantasien und genetische Manipulationen. Zudem verhindert sie einen klaren Abschied von eigenen Kindern und den nötigen Trauerprozess, weil es immer ein Versprechen gibt, dass ... [ mehr ]

Psyche

59. Jahrgang Heft 1 2005
5,60 €

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Hans-Jürgen Wirth

The idea of man in psychoanalysis: Creator of his own life or subject to the dark instinctual side of human nature? (PDF)

International Forum of Psychoanalysis 2005; 14: 94-107

Abstract:
The existence of man is distinguished by its split state: man stands in the middle of life yet still has an awareness of his own death. He has to compensate whatever is missing in him naturally at the societal level, created as culture, and at the individual level through creativity. Rank investigated the human »creative drive«, the anthropological aspiration to express oneself in creative works, and to ... [ mehr ]

Franz M. Wuketits

Interaktion, Imitation, Sozialisation: Evolutionstheoretische Aspekte (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 7 (2005), 109-119

Zusammenfassung:
Der Mensch ist ein soziales Lebewesen. Die Sozialisation des Individuums wird von der Interaktion mit anderen und von der Fähigkeit zur Imitation anderer maßgeblich bestimmt. Seiner stammesgeschichtlichen Entwicklung gemäß ist er allerdings an das Leben in Kleingruppen – Primärgruppen – angepasst. Die Grundmuster seines sozialen Verhaltens haben sich in langen Zeiträumen in solchen Gruppen entwickelt und ... [ mehr ]

Angela Klopstech

Stellen die Neurowissenschaften die Psychotherapie vom Kopf auf die Füße? Neurowissenschaftliche Überlegungen zu klassischen Konzepten der (Körper-)Psychotherapie (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 7 (2005), 69-108

Zusammenfassung:
Der vorliegende Beitrag versteht sich als Plädoyer für die Einbeziehung neurowissenschaftlicher Befunde und Modelle in die Bioenergetische Analyse im Besonderen und die Körperpsychotherapie im Allgemeinen. Es wird vermutet, dass eine solche Integration zu einer verstärkten Nähe mit anderen Psychotherapieformen führt. Nach einem historischen Überblick über ausgewählte klassische Konzepte der (Körper) ... [ mehr ]

Otto Hofer-Moser

Neurobiologie und Psychotherapie (Teil 1) (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 7 (2005), 25-68

Zusammenfassung:
Anliegen des vorliegenden Beitrages ist es, auf die große Relevanz neurobiologischer Forschungsergebnisse für die Psychotherapie hinzuweisen. Die Hypothese ist, dass diese Erkenntnisse unausweichlich unser Selbstverständnis und unser Menschenbild verändern werden, indem sie wesentlich zu einem neuen erweiterten und veränderten Verständnis von bewussten und unbewussten Phänomenen, einschließlich der geistigen ... [ mehr ]

Gerald Hüther

Mein Körper - das bin doch ich... Neurobiologische Argumente für den Einsatz körperorientierter Verfahren in der Psychotherapie (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 7 (2005), 7-23

Zusammenfassung:
In den letzten Jahren sind durch den Einsatz bildgebender Verfahren deutliche Fortschritte im Verständnis des Aufbaus und der Arbeitsweise des menschlichen Gehirns erreicht worden. Das gilt insbesondere für die Veränderbarkeit neuronaler Netzwerke und synaptischer Verschaltungen durch erfahrungsbzw. nutzungsabhängige Umbauprozesse sowie für die Bedeutung emotionaler Aktivierungsprozesse und der damit einhergehenden Freisetzung ... [ mehr ]

Reinhard Plassmann

Psychotherapie traumatisierter Patienten. Die Arbeit miz bipolarem EMDR (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 6 (2005), 91-107

Zusammenfassung:
In der Therapie akut traumatisierter Patienten sehen wir, dass deren Fähigkeit zum Durcharbeiten des traumatischen Materials trotz Anwendung modernster psychotherapeutischer Methodik häufig überfordert ist. Sie benötigen deshalb eine Exposition, die sich zu jedem Zeitpunkt am Ausmaß ihrer Verarbeitungsressourcen orientiert. Aus diesem Ansatz folgt zum einen ein vierphasiger Aufbau der stationären Psychotherapie und zum anderen ... [ mehr ]

Ulrike Gedeon

Körperpsychotherapeutische Interventionen in der Gruppentherapie (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 6 (2005), 81-90

Zusammenfassung:
Die Autorin berichtet über eine gruppentherapeutische Methode, in der durch Einsatz körpertherapeutischer Techniken und Interventionen die Frühstörungsanteile auf mittlerem und höherem Strukturniveau eröffnet und emotional durchgearbeitet werden können. In einer ersten Phase der Gruppenentwicklung werden die neurotischen Übertragungsmuster in der Auseinandersetzung mit dem Therapeuten-Paar akzeptiert und bearbeitet, ... [ mehr ]

Roland Heinzel

Eine Bühne für die Seele. Analytisch-körpertherapeutische Gruppentherapie - ein Bericht aus der Praxis (PDF)

Psychoanalyse & Körper, Nr. 6 (2005), 63-79

Zusammenfassung:
Nach der Schilderung einer therapeutischen Sequenz in einer Gruppentherapie-Sitzung werden zunächst einige der grundsätzlichen Probleme benannt, die sich bei der Anwendung körpertherapeutischer Elemente in der ambulanten analytischen Gruppenpsychotherapie ergeben. Danach beschreibt der Aufsatz die notwendige enge Verflechtung verschiedener Blickwinkel bei einer derartigen Integration, bei der der Therapeut unter anderem neben technischen, ... [ mehr ]