Verwerfungen und Spaltungen. Die Bioethik als Herausforderung für eine Ethik der Psychoanalyse
Ausgehend von der Bestimmung der Ethik als Lehre vom sozialen Miteinanderumgehen wird der Versuch unternommen, die aktuelle verkürzte Perspektive der bioethischen Diskussion zurückzubinden an eine übergreifende Perspektive der Conditio humana, die die Einbettung des biologischen Substrats der Menschen in soziale Verhältnisse reflektiert. Denkbilder und Erklärungsmuster der heutigen bioethischen Diskussion (Selbstüberhöhung des Menschen, ... [ mehr ]
Frühe Entwicklung im Längsschnitt: Von der Beziehungswelt der Eltern zur Vorstellungswelt des Kindes
Ausgehend von einem Überblick über psychoanalytische Entwicklungstheorien zur frühen Kindheit wird ein empirischer Forschungsansatz dargestellt, in dem Familien mit ihrem erstgeborenen Kind von der Schwangerschaft bis ins fünfte Lebensjahr mit einem prospektiv-longitudinalen Forschungsdesign untersucht wurden. Dabei wurde der Frage nachgegangen, ob sich Zusammenhänge zeigen lassen zwischen den intrapsychischen und interpersonalen Beziehungswelten ... [ mehr ]
Sigmund Freud und Hermann Swoboda: Ihr Briefwechsel (1901-1906)
Die nachfolgend publizierten Briefe von Sigmund Freud und Hermann Swoboda sind unveröffentlicht. Die ersten zwei Briefe spiegeln ihre Lehrer-Schüler-Beziehung wider; die anderen stehen im Zusammenhang mit den von W. Fließ und R. Pfennig erhobenen Plagiatsvorwürfen gegen Swoboda und O. Weininger sowie im weiteren Freud. Der Korrespondenz wurden zum besseren Verständnis Zwischentexte und eine Nachbemerkung beigefügt. (c) Psyindex.de 2009 alle ... [ mehr ]
Nicht-deutende Mechanismen in der psychoanalytischen Therapie. Das »Etwas-Mehr« als Deutung
Gestützt auf neuere Studien zur Mutter-Kind-Interaktion sowie zu nichtlinearen dynamischen Systemen und deren Beziehung zu Theorien der Seele wird der Frage nachgegangen, was als Etwas-Mehr als Deutung therapeutische Veränderungen auslöst. Entscheidend sind jene interaktionellen Prozesse, die zu implizitem Beziehungswissen führen. In der analytischen Beziehung beinhaltet dieser Bereich intersubjektive Momente zwischen Patient und Analytiker (Momente ... [ mehr ]
Zoran Music: zwischen Abstraktion und Konkretismus
Die vielfachen Wege, auf denen die Erfahrung des Konzentrationslagers in das künstlerische Schaffen von Zoran Music bis in die Gegenwart eingegangen ist, werden erörtert. Zugleich werden die dabei wirkenden unbewussten Prozesse skizziert. Vor dem Hintergrund von Zeichnungen aus Dachau enthüllt die strukturale Analyse seines Werks die Komplexität und das vielfältige konfliktuelle Schicksal der traumatischen und posttraumatischen Erfahrung. Es wird ... [ mehr ]
Handeln im Angesicht des Anderen. Über nicht-sprachliche Kommunikation in therapeutischen Dialogen
Im traditionellen psychoanalytischen Setting dominiert das gesprochene Wort, nichtsprachliches Verhalten tritt dahinter zurück und scheint aus dem Feld des wechselseitigen Blicks von Patient und Analytiker weitgehend ausgeschlossen zu sein. Am Beispiel schwerer Persönlichkeitsstörungen wird demgegenüber deutlich gemacht, dass - neben dem Sprechen - Ausdrucksformen zwischen Patient und Analytiker realisiert werden, die sich in körperlich-gestischem ... [ mehr ]
Verhängnis: Eine todbringende Leidenschaft
Louis Malles Film Verhängnis (Damage) aus dem Jahr 1992 wird einer psychoanalytischen Interpretation unterzogen. Die Handlung des Films ist die Entwicklung einer leidenschaftlichen Beziehung zwischen Stephen, einem Familienvater, und Anna, der neuen Freundin von Stephens Sohn Martyn. Als Martyn seinen Vater mit Anna beim Geschlechtsakt erwischt, fällt er über ein Treppengeländer und stirbt. Die Beziehung zwischen Stephen und Anna wird als Liebe, die ... [ mehr ]
Fließ vs. Weininger, Swoboda und Freud: Der Plagiatsstreit von 1906 im Licht der Dokumente
In einer minutiösen Rekonstruktion anhand der vorfindlichen Quellen der von W. Fließ und R. Pfennig öffentlich geführten Plagiatsworwürfe gegen H. Swoboda und O. Weininger, vor allem aber auch Freud-Vorwürfe, die wesentlich zum revisionistischen Freud-Bild beigetragen haben, zeigt der Autor ihre Unhaltbarkeit bzw. ihre Unbrauchbarkeit für die weitreichenden Konsequenzen, zu denen sie im Umkreis des Freud-Bashing herangezogen werden. ... [ mehr ]
Das Ich, der Analytiker und die analytische Beziehung. Überlegungen zur gegenwärtigen amerikanischen Psychoanalyse
Überlegungen zur gegenwärtigen amerikanischen Psychoanalyse werden angestellt. Dabei wird gezeigt, dass von der zeitgenössischen Psychoanalyse in den USA vor allem zwei große Richtungen, die Ich-Psychologie und die etwas disparate Gruppe der Beziehungsanalytiker, zu positiven und negativen Vorurteilen Anlass gegeben haben. An je einem Hauptvertreter der Relational School (Owen Renik) und der modernen Ich-Psychologie (Fred Busch) werden die ... [ mehr ]
Weibliche Entwicklung in den Wechseljahren
Das Klimakterium der Frau ist in der Psychoanalyse ein wenig beachtetes Thema. In der klassischen Psychoanalyse wurde die wechseljährige Frau unter dem Aspekt von Verlust, Defizit und Depression gefasst. Die neueren psychoanalytischen Weiblichkeitstheorien thematisieren die Wechseljahre unter dem Aspekt der inneren Mutter- und Vaterbilder, der Bedeutung des eigenen inneren Körperraums, der Beendigung von Zyklus und Gebärfähigkeit sowie der ... [ mehr ]
Zur Zentrierung auf innere und äußere Faktoren als zwei Perspektiven klinischen Verstehens
Auch klinisches Verstehen wird geleitet von paradigmatischen Hintergrundtheorien. Diese lassen sich danach unterscheiden, ob sie stärker auf innere oder auf äußere Faktoren bzw. auf D. W. Winnicotts Gegensatz von geschaffen und gefunden zentrieren. An drei Bereichen (Trauma, Borderline, Neurose) und unter Rückgriff auf klinisches Material unter anderem von R. Britton, A. Green, H. Faimberg und N. Abraham werden die jeweiligen Besonderheiten der ... [ mehr ]
Das Ornament der Maße. Gustav Theodor Fechners Bedeutung für die Psychoanalyse Sigmund Freuds
Der Einfluss des Psychophysikers Gustav Theodor Fechner auf das Denken S. Freuds gilt als wissenschaftshistorisch gesicherte Tatsache. Demgegenüber wird gezeigt, dass die Bedeutung Fechners für die psychoanalytische Theoriebildung ein rezeptionsgeschichtlicher Mythos ist: Zwischen beiden Denkern besteht - trotz identischer Begrifflichkeiten - eine grundsätzliche Inkompatibilität. Fechners Schwellenkonzept und seine Anwendung des Weberschen Gesetzes zur ... [ mehr ]
Psychoanalyse und Altern oder: Von den Schwierigkeiten einer Begegnung
Obwohl über 60-Jährige einen großen und ständig wachsenden Anteil der Gesamtbevölkerung darstellen, deren Lebenszeit vermutlich noch ein weiteres Drittel umfasst, hat sich die psychoanalytische Theorie und Praxis bisher kaum mit dem Altern als Teil des Lebenszyklus auseinandergesetzt. Anhand von ausgewählten Forschungsergebnissen wird gezeigt, dass die Phasen des Alterns als reguläre Bestandteile der Entwicklung während des gesamten ... [ mehr ]
Die innere Welt der »schlechten« Mutter
Aus psychoanalytischer Perspektive wird die innere Welt der schlechten Mutter beschrieben. Es handelt sich dabei um Mütter, die sich mit Selbstanklagen quälen, schlechte Mütter zu sein und den eigenen Kindern eher zu schaden als gut zu tun. Die Bemutterung der gemeinsamen Kinder überlassen sie bereitwillig den mütterlich-fürsorglichen Vätern. Der zugrundeliegende Konflikt wird in einer unbewussten Phantasie erkannt: Das Kind ... [ mehr ]
Was ist ein Geständnis? Rodion Raskolnikow und der »Geständniszwang« in der Psychoanalyse
Eine Annäherung an die Frage, was ein Geständnis ist, wird versucht, indem die Figur des Rodion Raskolnikow in Dostojewskis Roman Schuld und Sühne vor dem Hintergrund der psychoanalytischen Konzeption des Geständniszwangs von Theodor Reik analysiert wird. Es zeigt sich, dass die psychoanalytische Theorie des Geständniszwangs einen blinden Fleck aufweist: Sie vermengt das eigentliche Geständnis als Sprechakt gegenüber einer staatlichen ... [ mehr ]
Zur Selbstreferenz des Bewußtseins. Oder: Wie konstituiert sich das Subjekt einer Szene?
Daniel Sterns Auffassung einer primären psychischen Abgegrenztheit des Säuglings von seiner Umwelt wird kritisch hinterfragt. Diese Auffassung wird mit D. W. Winnicotts Konzept einer vorgängigen Erfahrung der Ungeschiedenheit kontrastiert. Anschließend wird Alfred Lorenzer diskutiert, der mit seiner Theorie der Interaktionsformen als leib-seelische Gebilde die Vorstellung einer ursprünglichen Subjekt-Objekt-Trennung aufgibt und zugleich die Grenze ... [ mehr ]
Verloren im Labyrinth »postmoderner« Sprachspiele? Lesarten eines Mikrogramms von Robert Walser
Es wird informiert über einen Versuch, die Wirkung eines literarischen Textes psychoanalytisch zu erforschen. Ein einzelner Mikrogrammtext von Robert Walser wurde je sieben Lesern und Leserinnen vorgelegt, die dann nach ihren spontanen Reaktionen auf die Lektüre befragt wurden. Der Rahmen einer halbstrukturierten, konfrontierenden Interviewsituation provozierte sehr persönliche Reaktionen auf den Text, die daraufhin untersucht wurden, inwiefern sie als ... [ mehr ]
Traum, Poesie und kognitive Grammatik
Unter ständigem Rückgriff auf Ergebnisse der Traumforschung und der dort gewonnenen Begriffe (Mikrowelt, kognitive Elemente, Features, place) werden kognitive Prozesse und deren affektive Regulierung in der Poesie erörtert. Übergeordnetes Ziel ist dabei die Entwicklung einer kognitiven Grammatik . In Analysen von Gedichten P. Jaccottets und B. Oleschinskis, vor allem aber Paul Celans wird die Tragfähigkeit des Forschungsansatzes zur Diskussion ... [ mehr ]
Das Maß der Gefühle. Gedanken zu Heinrich von Kleists unvollendetem »Guiskard«
Anhand der Aspekte Ödipus-Vorlage, Bedeutung der Pest, Verhüllung und Enthüllung, Tod, Grausamkeit und Triumph sowie sprachliche Symbolisierung wird der Frage nachgegangen, warum Heinrich von Kleist am Guiskard , nach eigener Einschätzung sein wichtigstes Werk, scheiterte. Der Grund wird vor allem in der Unerfüllbarkeit von Kleists maßlosen Gefühlen und Begierden und in der zu starken Identifizierung des Autors mit seinem Helden gesehen. ... [ mehr ]
Und Freud erblaßte ... Kulturpsychoanalytische Überlegungen zu einem Geburtstagsgeschenk
Mitglieder der Mittwoch-Gesellschaft schenkten Sigmund Freud zu seinem 50. Geburtstag eine Medaille. Eine anlässlich der Medaillenübergabe aufgetretene Gefühlsanwandlung Freuds findet in der Literautr eine Deutung als Ausdruck positiver Gefühle. Eine auf der Medaille zu findende, bisher nicht beachtete Fehlleistung ist Ausgangspunkt zu kulturpsychoanalytischen Überlegungen. Diese führen vor dem Hintergrund von Freuds kulturtheoretischem Konzept ... [ mehr ]
Über den Visualisierungszwang bei der Traumbildung
Die Bildhaftigkeit von Träumen und die klinisch und experimentell häufig nachgewiesene Verbildlichung von primär nichtvisuellen Tagesresten wird damit erklärt, dass die motorischen Kerne der inneren Augenmuskeln im Gegensatz zu jenen der äußeren Gesichts- und Körpermuskeln während REM nicht deaktiviert sind. Im Sinne eines arousals wirken diese auf die optische Sphäre zurück und begünstigen damit auf autonome Weise ... [ mehr ]
Die ICD-10 und die Frage nach den natürlichen Krankheitseinheiten bei psychischen Erkrankungen
Ausgehend von der Untscheidung zwischen einer klassifizierenden Diagnostik, die Krankheitserscheinungen wie mit sich selbst identische Naturgegenstände behandelt, und einer konzeptualisierenden Diagnostik, die den Menschen als mit sich selbst identisch und zugleich als von sich selbst unterschieden fasst, wird die atomisierende ICD-10- und DSM-IV-Diagnostik kritisiert. Es wird ihr die psychodynamische Diagnostik entgegengesetzt, die sich aus Vergangenheits-, ... [ mehr ]
Der geklonte Doppelgänger. Vom Humanismus der Psychoanalyse im »Menschenpark«
Vor dem Hintergrund von Peter Sloterdijks umstrittener Elmauer Rede geht der Autor zunächst Assoziationslinien im Kontext von Heidegger, Beaufret und Lacan nach. In Lacans Analyse des Spiegelstadiums macht er das Motiv des Doppelgängers sichtbar als Symbol für die konstitutionelle Verfassung des Ichs samt der damit gegebenen Destruktivität. Um deren Erklärung geht es auch René Girard mit seinem Begriff des mimetischen Wunsches . Im Licht ... [ mehr ]
Die Ur-Verführung und das verlorene Objekt - Zum Modell der Einschreibung des Triebs in der Theorie Freuds
In Anlehnung an die Arbeiten von Jean Laplanche wird für eine Neubewertung der Triebtheorie von S. Freud plädiert. Entgegen der weitverbreiteten Ansicht, dass die Trieblehre veraltet ist, sollen ihre unausgeloteten Potentiale herausgearbeitet werden. Grundlegend für diese Lektüre ist die Unterscheidung zwischen Instinkt und Trieb. Dieser ist weder als eine nicht weiter ableitbare biologisch-endogene Realität noch als eine bloße ... [ mehr ]