23533.jpg23533.jpg

26 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: November 2022
Bestell-Nr.: 23533
https://doi.org/10.30820/0341-7301-2022-4-358
»Behindertenpädagogik«
abonnieren
Christian Bradl

Systemische Risiken für Gewalt und mangelnden Gewaltschutz in Einrichtungen der Behindertenhilfe bei erheblich herausforderndem Verhalten (PDF)

Sofortdownload
Dies ist ein E-Book. Unsere E-Books sind mit einem personalisierten Wasserzeichen versehen,
jedoch frei von weiteren technischen Schutzmaßnahmen (»DRM«).
Erfahren Sie hier mehr zu den Datei-Formaten.

Die Lebensund Betreuungssituation in großen Einrichtungen der Behindertenhilfe liegen trotz aller Inklusionsbekundungen und Teilhabeansprüche auch heute noch wenig im Blick der Öffentlichkeit, insbesondere in sog. geschlossenen Bereichen mit freiheitsentziehenden Maßnahmen. Der Beitrag nimmt die im Jahr 2020 einsetzenden Berichte und Ermittlungen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen und schwerwiegenden Übergriffen in einem Heilpädagogischen Intensivbereich zum Anlass, sich grundlegender mit institutionellen Strukturen, Gewalt und Gewaltschutz in Einrichtungen der Behindertenhilfe zu beschäftigen. Im Mittelpunkt stehen dabei Unterstützungssysteme für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und erheblich herausforderndem Verhalten. Vor allem der immer noch hohe Grad der Institutionalisierung und der Mangel an selbstbestimmten Wohnformen stellt ein erhebliches systemisches Risiko für Gewalt und mangelnden Gewaltschutz dar. Gerade in der Umsetzung des BTHG bedarf es erheblicher strategischer, rechtlicher, finanzieller und praktischer Anstrengungen zu einer Transformation der institutionalisierten Behindertenhilfe in Deutschland, insbesondere bei komplexen Unterstützungsbedarfen. Erforderlich sind sehr individualisierte Wohnund Unterstützungsarrangements mit intensiver multiprofessioneller Assistenz und Konzepten zur Gewaltprävention und Krisenintervention, außerdem konkrete Maßnahmen zur Vermeidung oder Verkürzung von geschlossener Unterbringung wie z.B. bessere Vernetzung von Angebotsstrukturen, Teilhabeplankonferenzen, Wohnverbünde, Konsulentenarbeit, Krisendienste, Kriseninterventionsteams und Einzelfallhilfen.

Abstract:
Despite all declarations of inclusion and claims to participation, the living and care situation in large institutions for people with disabilities is still little in the public eye, especially in so-called closed areas with custodial measures. The article takes the reports and investigations on custodial measures and serious assaults in a curative education intensive area, which began in 2020, as an opportunity to take a more fundamental look at institutional structures, violence and protection against violence in institutions for people with disabilities. The focus is on support systems for people with intellectual disabilities and significantly challenging behaviour. Above all, the still high degree of institutionalization and the lack of self-determined forms of living represent a considerable systemic risk for violence and a lack of protection against violence. Especially in the implementation of the German Law on Participation (BTHG), considerable strategic, legal, financial and practical efforts are needed to transform institutionalized disability care in Germany, especially in the case of complex support needs. What is needed are highly individualized living and support arrangements with intensive multi-professional assistance and concepts for violence prevention and crisis intervention, as well as concrete measures to avoid or shorten closed accommodation, such as better networking of service structures, participation plan conferences, housing associations, consultant work, crisis services, crisis intervention teams and individual case assistance.