Zauberer und Lehrlinge: Die Begegnung Karl Kraus mit Sigmund Freud
Das Verhältnis von Karl Kraus zur Psychoanalyse und dasjenige der Psychoanalytiker zu ihm werden erörtert. Dabei wird gezeigt, dass S. Freud und Kraus die größten Kritiker des Unbehagens in der Kultur waren, die das habsburgische Wien hervorbrachte, und dass ihre Diagnosen im Grunde komplementär sind. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
»Geil auf Gewalt«. Psychoanalytische Bemerkungen zu Adoleszenz und Rechtsextremismus
Aus psychoanalytischer Perspektive wird der Rechtsextremismus jugendlicher Skinheads erörtert. Es wird deutlich gemacht, dass solche Jugendliche nicht selten einem familiären und sozialen Umfeld entstammen, in dem sie früh und in ihrer weiteren Entwicklung anhaltend traumatisiert wurden. Die rechtsextreme Gruppe dient ihnen als Elternersatz und Heimat, in der sie jene Gewalt wiederfinden und perpetuieren, die ihnen immer schon selbst angetan worden ist. ... [ mehr ]
Soll und Haben. Die Wechseljährige zwischen Illusion und Wirklichkeit
Frauen im mittleren Lebensalter gelten weithin als defizitär und beschädigt und werden deshalb in der patriarchalen Gesellschaft leicht zu Objekten ärztlicher Fürsorge. Die Gründe dafür werden darin gesehen, dass die unterschiedlichen Potenzveränderungen bei Männern und Frauen zwischen 45 und 55 Abwehrmechanismen provozieren, welche die Unversehrtheit des Mannes, der einer gesellschaftlichen Zuschreibung zufolge dann im besten Alter ... [ mehr ]
Das Selbst und seine Schicksale. Eine »archäologische« Untersuchung der psychoanalytischen Avantgarde (II)
Im zweiten Teil eines Beitrags über aktuelle theoretische Entwicklungen in der Psychoanalyse werden neuere Ansätze zum Selbst beschrieben. Dabei werden insbesondere J. Hillmans Archetypenkonzept und J. Lacans poststrukturalistischer Ansatz besprochen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
Das Selbst und seine Schicksale. Eine »archäologische« Untersuchung der psychoanalytischen Avantgarde (I)
Im ersten Teil eines Beitrags über aktuelle theoretische Entwicklungen in der Psychoanalyse werden aus ideengeschichtlicher Perspektive neuere Konzepte des Selbst erörtert. Dabei wird insbesondere auf R. Schafers Konzept der Handlungssprache und auf H. Kohuts Selbstpsychologie als Beispiele einer humanistischen Psychoanalyse eingegangen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
Freud in der UdSSR. Die Psychoanalyse kann sich nur in einem Rechtsstaat entwickeln. Freuds Werk wird jetzt in Rußland veröffentlicht
Die Geschichte der Rezeption und Verbreitung der Werke von S. Freud in der ehemaligen Sowjetunion wird nachgezeichnet. Trotz früher russischer Übersetzungen einiger Werke von Freud und der Gründung einer psychoanalytischen Gesellschaft im Jahr 1921 wurde die Psychoanalyse in der Sowjetunion unter dem Einfluss des Stalinismus und Pawlowismus als idealistisch und gefährlich bezeichnet und verbannt. Sie galt ebenso wie in anderen totalitären Systemen ... [ mehr ]
Steckenpferdreiter gegen die Psychoanalyse. Abschließende Bemerkungen zu einer Glosse von Walter Bräutigam
Ausgehend von einer Kontroverse um die vernichtende Kritik an der Psychoanalyse durch den Journalisten Dieter E. Zimmer werden in einer Glosse einige Irrtümer richtiggestellt, die W. Bräutigam bei dessen Verteidigung des strittigen Zimmer-Buches Tiefenschwindel und dessen Kritik an dem Kritiker dieses Buches (dem Autor des vorliegenden Beitrags) unterlaufen sind. Gleichzeitig spricht sich die Glosse, in Übereinstimmung mit Grundpositionen Bräutigams, ... [ mehr ]
Zeichen der Veränderung im affektiven Kontext von Traum und psychoanalytischer Situation
Es wird erörtert, ob der in der Psychoanalyse erzählte Traum kurative Veränderungen anzeigt und welches die besonderen affektiven Bedingungen sind, die sie ermöglichen. Dazu wird ein neues Modell der Traumgenerierung entworfen. Im Zentrum steht dabei das Verhältnis von kognitiven Elementen, regulierenden affektiven Prozessen und Arten der Interaktion, die in den einzelnen Traumsituationen dargestellt sind. Ein solches Modell erfordert eine neue ... [ mehr ]
Die Unfähigkeit zu trauern: Hält die Diagnose einer Überprüfung stand? Zur psychischen Verarbeitung des Holocaust in der Bundesrepublik
Das 1967 erschienene zeitdiagnostische Buch Die Unfähigkeit zu trauern über die Auseinandersetzung der Deutschen mit dem Nationalsozialismus wird 25 Jahre später einer erneuten Lektüre unterzogen. Es wird bezweifelt, ob die Diagnose von Alexander und Margarete Mitscherlich zutreffend war. Dabei wird vermutet, dass die Haltung der beiden Autoren wenig dazu taugte, die reale psychische Befindlichkeit der Tätergeneration zu erfassen und deren ... [ mehr ]
Historische Identität und die Identität des Historikers
Obwohl die Psychohistorie in letzter Zeit in Verruf geraten ist und sich innerhalb der Historikerzunft auf dem Rückzug befindet, kann man die scheinbar paradoxe Tatsache konstatieren, dass etwa die jüngeren Vertreter der französischen Annales-Schule, die von ihren Gründervätern als Historiographie der longue durée konzipiert worden war, sich in ihren Forschungen zunehmend von psychoanalytischen Theorien des Individuums inspirieren lassen. ... [ mehr ]
Die (Un)Fähigkeit zu trauern in Ost- und Westdeutschland. Was Trauerarbeit heißen könnte
Ausgehend vom Fall der Mauer in Berlin, der Vereinigung der beiden deutschen Staaten und den öffentlichen Reaktionen auf den Golfkrieg um Kuwait (1991) wird die Frage aufgeworfen, wie es in Deutschland um die Fähigkeit zu trauern steht. Einerseits wird eine persistierende Abwehr der Zumutung, sich der Vergangenheit erinnernd und trauernd zu vergewissern, konstatiert, andererseits werden auch Anzeichen dafür gesehen, dass die individuelle und kollektive ... [ mehr ]
Vermittlung des Literarischen durch das Nichtliterarische: Andeutungen des Unbewußten bei William Wordsworth
Am Beispiel des Gedichts Ruth von William Wordsworth (1770-1850) wird deutlich gemacht, dass dieser romantische Dichter die Wörter und ihre Bedeutungen in einer Weise benutzt, die man als psychologisch bezeichnen kann. Weiterhin wird gezeigt, dass der Dichter in der Beschreibung des Schicksals der Protagonistin einen Erzählmodus verwendet, welcher der schriftlichen Form der psychoanalytischen Lebensgeschichte, der Fallgeschichte, verblüffend ähnlich ... [ mehr ]
Die Psychodynamik des Antijudaismus in historischer Perspektive
Die Psychodynamik des Antijudaismus wird aus historischer Perspektive erörtert. Es wird die Auffassung vertreten, dass der Antijudaismus Ausdruck eines verdeckten Antichristentums ist, hinter dem sich eine unbewusste Auflehnung gegen Christus verbirgt. Dem Juden werden die unbewussten Aggressionen aufgebürdet und er wird zum Sündenbock, gegen den drei Beschuldigungen erhoben werden: (1) die Ermordung Christi, (2) die Hostienschändung, (3) der rituelle ... [ mehr ]
Deutung zwischen Determinismus und Hermeneutik. Eine neue Fragestellung
Der wissenschaftstheoretische Stellenwert der Deutung in der Psychoanalyse wird erörtert. Zunächst wird darauf hingewiesen, dass es zwei traditionelle Auffassungen der psychoanalytischen Deutung gibt. Die eine, die sich auf S. Freud berufen kann, fasst die Gegenwart des Subjekts als durch dessen reale Vergangenheit determiniert auf und versucht, die wirkliche Geschichte wiederzufinden. Die andere Richtung, die man als hermeneutisch-kreativ bezeichnen kann und die ... [ mehr ]
Die Zweierbeziehung als Grundlage der psychoanalytischen Therapie
Im Gegensatz zur klassischen Auffassung von der psychoanalytischen Psychotherapie, wonach als kurativer Faktor vorrangig die Sprache, also die Mitteilungen des Analysanden und die Deutungen des Analytikers, in Betracht kommt, wird die Bedeutung der nonverbalen Strukturen in der therapeutischen Zweierbeziehung besonders hervorgehoben. Es wird die Ansicht vertreten, dass wesentliche Elemente des Arbeitsbündnisses über nonverbales Verhalten gesteuert werden und dass ... [ mehr ]
Von Schuld zu Verantwortung
Anhand eigener Erfahrungen aus der Verfolgung unter den Nationalsozialisten und aus dem Konzentrationslager Theresienstadt werden Gefühle des Hasses sowie Schuldzuweisungen in ihren Bezügen zur Verantwortung und Versöhnung zwischen Juden und Deutschen psychoanalytisch orientiert beschrieben und analysiert. Eingegangen wird dabei unter anderem auf (1) die eigene Biographie, (2) kollektive Schuld, Vergebung und Versöhnung, (3) mögliche Folgen der ... [ mehr ]
Aggression und Liebe in Zweierbeziehungen
Ausgehend von der psychoanalytischen These, dass im Verhältnis von Mann und Frau das Wechselspiel von Liebe and Aggression konstitutiv für den Aufbau und die Konstanz emotionaler Beziehungen ist, wird gezeigt, dass das Gefühlsleben von Paaren nicht nur durch den Unterschied von männlicher und weiblicher Entwicklung geprägt ist, sondern häufig auch durch das unbewusste Einverständnis der Partner, frühere Objektbeziehungen, etwa zu ... [ mehr ]
»Ein Grab in den Lüften...«
In einer kritischen Glosse wird der psychoanalytische Sprachgebrauch in Bezug auf die Diskussion der Schändung jüdischer Friedhöfe erörtert. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten [ mehr ]
Archäologie der Kindheit. Psychoanalytische Bedingungen für die Realisierung von kindlichen Lebensträumen am Beispiel Heinrich Schliemanns
Ausgehend von der Feststellung, dass der biographische Wert der Erinnerungen Heinrich Schliemanns an seine Kindheit seit je umstritten ist, werden diese Erinnerungen aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. In Anlehnung an W. G. Niederland werden sie als Hypermnesien und nicht als Ex-post-Konstruktionen des Archäologen aufgefasst. Darüber hinaus wird gezeigt, dass ontogenetisch die Realisierungsbedingungen kindlicher Lebensträume mit ... [ mehr ]
Einsicht in Psychosen
Organische und psychologische Ansätze zur Erklärung der Ätiologie von Psychosen werden verglichen. Anhand von Aufzeichnungen eines schizophrenen Patienten werden die charakteristischen Merkmale der psychotischen Störung dargelegt. Dabei wird vor allem auf das mangelnde Gefühl eines eigenen Selbst hingewiesen, und es wird betont, dass bei der Objektkonstanzbildung ein einzelnes Merkmal des Objektes wahrgenommen und besetzt wird. Für die Einsicht ... [ mehr ]
Fremdenhaß und Reinheit - die Aktualität einer Illusion. Sozialpsychologische und psychoanalytische Überlegungen
Unter Rückgriff auf das Spurensicherungsverfahren von C. Ginzburg und den strukturalistischen Ansatz von C. Lévi-Strauss, der schon in der Mythenbildung der Primitiven als durchgängiges Strukturprinzip die binäre Kodierung des sozialen Raums nachweist, wird deutlich gemacht, dass auch aktueller Fremdenhass und Rassismus einem Phantasma erliegen, dessen Kern in der Scheidung der Welt in Rein und Unrein zu sehen ist. Kollektiv existierende ... [ mehr ]
Das Arbeitsbündnis ist der Stephansdom. Erkenntnistheoretische Überlegungen bei der Lektüre von Heinrich Desernos »Die Analyse und das Arbeitsbündnis« (1990)
Das Konzept des Arbeitsbündnisses wird aus psychoanalytischer Perspektive erörtert. Zunächst wird betont, dass sich im Begriff des Arbeitsbündnisses, wie ihn insbesondere R. R. Greenson einführte, ein Verständnis von Arbeit sedimentierte, das dem dominanten neuzeitlichen Verständnis von Arbeit als einer rein instrumentell-technizistischen Tätigkeit entspricht und dem ursprünglichen Geist der Psychoanalyse fremd ist. Es wird die ... [ mehr ]
Dummer August. Freuds »Traumdeutung« als Kritik der traditionellen Vernunft
Es wird die Auffassung vertreten, dass S. Freuds Traumdeutung als eine Kritik der traditionellen Vernunft angesehen werden kann. Zunächst wird auf Freuds tiefe Skepsis gegenüber der Philosophie und philosophischer Systembildnerei hingewiesen, und es wird betont, dass Freud in der Philosophie nichts anderes als die narzisstische Anstrengung sah, die Welt aus einem Punkt systematisch zu erklären. Dieser eine Punkt ist das Ich, das als intelligibles alles ... [ mehr ]
Ein Körper für sich allein. Sexuelle Entwicklungen und körperliche Weiblichkeit in der Mutter-Tochter-Beziehung
Gemäß vorherrschender psychoanalytischer Auffassung, wonach sexuelle Weiblichkeit durch einen schweren Mangel geprägt ist, hat sich weithin die Meinung etabliert, die Anerkennung weiblicher Geschlechtlichkeit sei primär Sache der Väter und nicht die der Mütter. Demgegenüber werden die Chancen betont, die in der Mutter-Tochter-Beziehung liegen, sofern diese die Möglichkeit bietet, die lustvolle Selbsterforschung und Anerkennung des ... [ mehr ]