Schmerz
Leiden und Schmerz sind jedem Menschen vertraut und verbindende Elemente des Menschseins insgesamt. Das psychosomatische Nachdenken über Schmerzstörungen eröffnet einen weiten Raum komplexer Gefühle und konkreter Dimensionen therapeutischer Ansätze. Jenseits des Klinischen kann das Erleben von Vulnerabilität Ausgangspunkt für gesamtgesellschaftliche Veränderungen sein. [ mehr ]
Lebendig werden im Therapieraum
Thomas Ogden entwirft das Psychische als lebendigen Prozess von Sein und Werden. Die Psyche wird erfahrbar als Erlebnisraum eines kreativen Ichs, mit dem Analytiker*innen in schöpferischer Weise umgehen. Ogden formuliert auf diese Weise die Grundlagen einer ontologischen Psychoanalyse, die vermittelt, was es heißt, Psychoanalytiker*in zu sein und immer wieder neu zu werden. [ mehr ]
Enactment
Enactment beschreibt das erneute In-Szene-Setzen früher emotionaler Modellszenen und Beziehungsmuster, die auf paradoxe Weise eine biografische Bedeutung für Patient*in und Therapeut*in haben. Das Konzept taucht in nahezu allen zeitgenössischen psychodynamischen Schulen auf. Jens Tiedemann betrachtet das Enactment aus der Perspektive der zeitgenössischen Psychoanalyse und veranschaulicht anhand verschiedener Fallbeispiele seine klinisch-praktische Relevanz. [ mehr ]
Die Totalität des Todestriebs
Mario Wolf entwirft ausgehend von Freuds Triebtheorie eine kritische Theorie des Triebs. Er arbeitet die heimliche und negative Dialektik im Freud’schen Werk heraus, um die Selbstbegrenzung des Fortschritts anhand von Eros und Todestrieb begreiflich zu machen – in deren Versöhnung auch die Brechung des Banns der Naturgeschichte liegt. [ mehr ]
Abstinenz als Zugang zum inneren Erleben
Abstinenz gehört zu den wesentlichen Elementen psychodynamisch-psychotherapeutischen Handelns. Aber auch in der Sozial- und Pflegearbeit ist eine innere abstinente Haltung förderlich, um sich beobachtend einfühlen und zugleich die Interaktion reflektieren zu können. Diese stetige innere Tätigkeit ermöglicht es, schwierige Gefühle bei sich und anderen wahrzunehmen, auszuhalten, unerfüllbare Erwartungen zu erkennen und das äußere Verhalten danach auszurichten. Die Autor*innen stellen verschiedene Facetten der Abstinenz als wesentliches Merkmal eines inneren Fühl-Denkraums und äußeren Entwicklungsraums praktisch und theoretisch dar. [ mehr ]
Frühkindliche Nahrungsverweigerung
Warum verweigert ein Säugling oder Kleinkind die Nahrung? Markus Wilken führt die Forschung der Neurowissenschaften, Entwicklungswissenschaften, Psychodynamik und der Pädiatrie zusammen, um die Entwicklungsdynamik der Nahrungsaversion verständlich zu machen. Vor diesem Hintergrund zeigt er Möglichkeiten auf, mit dem Kind einen neuen Entwicklungspfad einzuschlagen.
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Veränderung in der Psychoanalyse
Der therapeutische Prozess entsteht als gemeinsame Ko-Produktion zwischen Therapeut*in und Patient*in. Jaenicke fordert Psychotherapeut*innen dazu auf, sich selbst als Teil des Veränderungsprozesses zu begreifen. Nur durch eine ständige Reflexion der eigenen Subjektivität und eine Offenheit gegenüber den eigenen Gefühlen können bleibende Veränderungen für alle Beteiligten erreicht werden. [ mehr ]
Die erwartete Katastrophe
In Interviews mit Prepper*innen spürt Mischa Luy deren persönlichen Motivationen und Überzeugungen nach. Er beschreibt, dass dem Wunsch nach Unabhängigkeit innerhalb katastrophischer Zukunftsszenarien ein starkes Bewusstsein für individuelle und gesellschaftliche Verletzbarkeit zugrunde liegt, das auf persönlichen sowie tradierten Mangelerfahrungen, gesellschaftlichen Krisen und sozialisatorisch erworbenen Wertvorstellungen beruht. [ mehr ]
Gewalt, Wut und Verachtung
Die Begriffe Gewalt, Wut und Verachtung spannen ein semantisches Feld auf, das für Psychoanalyse und Erziehungswissenschaft bedeutsam ist. Die Beitragenden laden zu einem Dialog ein, um den Komplex aus machtvollem Handeln und starken Affekten zu durchdringen. [ mehr ]
Widerstand, Kernkonflikte und Ambivalenzen im Kinderschutz
Kira Gedik betrachtet die Komplexität, Herausforderungen und Chancen professioneller Hilfepraxis im Kinderschutz. Im Mittelpunkt ihrer Untersuchung steht ein hoch-konfliktreicher Kinderschutzfallprozess, der sich über einen Zeitraum von sechs Jahren erstreckte. Dabei wirft sie einen empirischen Blick auf unterschiedliche Widerstände, Konflikte und Ambivalenzen der beteiligten Akteur*innen, die zu großer Not, Sackgassen und Hilfeprozessstagnation führen. [ mehr ]
Trauma und transgenerationale Verbundenheit
Janine Cunea arbeitete in einem psychosozialen Zentrum in Frankfurt am Main und interviewte dort Shoa-Überlebende, die zwischen 1919 und 1927 geboren wurden. Sie lernte besondere, äußerst vitale, starke und beeindruckende Persönlichkeiten voller Humor und Lebenskraft kennen, die trotz oder gerade wegen des Schrecklichen und Unmenschlichen, das sie erleben mussten, menschlich, weise, gütig und tolerant wurden. Ein enges generationales Verhältnis entstand zu ihnen. Durch die biografischen Perspektiven der Überlebenden nähert sich die Autorin der tiefenpsychologisch bedeutsamen Frage nach dem Verhältnis von Trauma, Überleben und Altern an. [ mehr ]
Die Bühne der Intimität
Bernd Heimerl untersucht die Beziehung von Theater, theatralen Praktiken und Psychoanalyse. Er begreift das Freud’sche Szenario als eine Inszenierung des Unbewussten und zeigt auf, dass Begriffe wie aristotelisches Drama, Aufführungskunst, Performativität und Schaulust wie auch Mimesis, Ritual- und Raumtheorien erhellende Verbindungen zur psychoanalytischen Kur aufweisen.
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Mütter und Andere
Der Ursprung unseres sozialen Verhaltens liegt, so Sarah Blaffer Hrdy, in gemeinschaftlicher Kindererziehung, denn steinzeitliche Mütter und Väter waren angesichts knapper Ressourcen auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Die Autorin erläutert, warum und wie sich aus dieser Form der gemeinschaftlichen Fürsorge entscheidende neue Formen des sozialen Miteinanders sowie die einzigartigen menschlichen Fähigkeiten der Empathie und Kooperation entwickelten. [ mehr ]
Melanie Klein
Melanie Klein ist eine der wichtigsten und meistdiskutierten Psychoanalytikerinnen unserer Zeit. Phyllis Grosskurth untersucht das Leben der bahnbrechenden Theoretikerin und Praktikerin des 20. Jahrhunderts, die ihre eigene innovative Therapie in die Psychoanalyse einführte und Sigmund Freud und andere führende Persönlichkeiten herausforderte. [ mehr ]
Die Entdeckung der Mutterliebe
Deborah Blum schildert das Leben des exzentrischen und umstrittenen Wissenschaftlers Harry Harlow, der mit seinen legendären, jedoch grausamen Affenexperimenten die Kraft der Mutterliebe bewies und so den Grundstein für die Bindungsforschung legte. [ mehr ]
Wilhelm Reich
Wilhelm Reich (1897–1957) war einer der originellsten Denker des 20. Jahrhunderts. David Boadella beschreibt Reichs abenteuerliches und tragisches Leben und erschließt sein bedeutendes Werk.
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Show me the way to the next Whiskey Bar (PDF)
Der Beitrag befasst sich mit den therapeutischen Effekten von Musik bei der Behandlung von Menschen mit Suchtproblemen. Dabei wird mit Patient:innen einer Wiener Suchtambulanz über mehrere Monate hinweg immer wieder über ihre Erfahrungen zum Thema Musik und Substanzkonsum gesprochen. Eine interessante Frage ist dabei, ob und wie suchtbiografisch bedeutsame Songs bei Patient:innen Suchtdruck auslösen können. Hier bietet die Unterscheidung von Reward Craving ... [ mehr ]
Zur Bedeutung von Deutschrap für jugendliche Hörer*innen im Kontext ihrer Lebensgeschichte (PDF)
Obwohl Deutschrap mittlerweile im Mainstream etabliert ist, polarisiert die zurzeit größte Jugendkultur weiterhin. An den ambivalenten Rezeptionen zeichnet sich ein gesellschaftliches Spannungsfeld ab, in dem sich die Akteur*innen bewegen. So verweist die Frage nach der Bedeutung von Deutschrap für jugendliche Hörer*innen sowohl auf die subjektive Aneignung im Kontext der Lebensgeschichte als auch auf darauf einwirkende Diskurse. Ausgehend von zwei ... [ mehr ]
Religiöse Identität durch säkulare Musik (PDF)
Die digitale Verfügbarkeit von Musik ermöglicht das Kuratieren von Playlists, die sowohl dem individuellen Konsum als auch der öffentlichen Selbstdarstellung dienen. Besonders interessant sind Playlists, die von User*innen mit religiösem Bezug erstellt werden, jedoch überwiegend säkulare Musik enthalten. Diese Studie untersucht, wie solche Playlists zur Identitätsbildung beitragen. Dabei werden explizite und implizite religiöse Bezüge ... [ mehr ]
»Roh, fehlbar und menschlich« (PDF)
Der Artikel geht von der Beobachtung aus, dass vor allem seit den 2010er Jahren die Figur des Singer-Songwriters ein »Revival« als Bezugsfolie in Selbstund Fremdinszenierungen von Musikschaffenden zu erleben scheint. Regelmäßig wird dabei die in der Figur eingeschriebene Vorstellung des Solo-Künstlers aufgerufen, dessen musikalische Darstellung gerade durch ihre Reduziertheit politisches Engagement und emotionales »Involvement« hervorruft. ... [ mehr ]
The Origin of Love (Hedwig and the Angry Inch) (PDF)
Das Musical Hedwig and the Angry Inch gilt als Klassiker der queeren Populärkultur. Der Song The Origin of Love veranschaulicht die verzweifelte Suche der queeren Protagonist*in Hedwig, die nach einer missglückten Geschlechtsumwandlung weder männlich noch weiblich, weder homosexuell noch heterosexuell ist, nach der anderen Hälfte, die das eigene Selbst komplettieren kann. Er referiert auf Platons Symposion und bietet eine Neuerzählung des ... [ mehr ]
Bob Dylans Mississippi: Eine Ästhetik der Existenz als Parataxis in Blue (PDF)
Im Beitrag wird der Mitte der 1990er Jahre entstandene Song Mississippi von Bob Dylan einer reformulierenden und kontextualisierenden, texthermeneutischen, in Teilen auch musikwissenschaftlichen Interpretation zugeführt. Ausgangspunkt der Auslegung sind der kulturhistorische und biografische Hintergrund sowie der Entstehungsund Publikationszusammenhang des Stückes. Den Kern der Arbeit bildet eine Zeile-für-Zeile-Interpretation des dem parataktischen Stil folgenden ... [ mehr ]
Düstere Klänge in Jugend(-sub-)kulturen und Szenen (PDF)
Der Artikel beschäftigt sich mit dunklen und düsteren Sounds in verschiedenen Jugend(-sub-)kulturen und Musikkulturen. Historisch wird schwerpunktmäßig auf den Zeitraum der 1970er bis 1990er Jahre fokussiert. Es wird gefragt, wie sich das Dunkle und Düstere in Musikkulturen klanglich niederschlägt und kulturell ausdrückt. Der Artikel argumentiert, dass düstere Klänge quer zu verschiedenen Musikund Jugend(-sub-)kulturen ein zentrales ... [ mehr ]