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16 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Juni 2025
Bestell-Nr.: 22625
https://doi.org/10.30820/0941-5378-2025-1-77
»Psychoanalyse im Widerspruch«
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Joachim Küchenhoff

Polaritäten in der Psychoanalyse (PDF)

Nutzen und Grenze der Konzepte in klinischer und gesellschaftlicher Hinsicht

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Der Beitrag differenziert fünf Perspektiven, unter denen in der psychoanalytischen Theorie und Praxis Polaritäten erscheinen. Die erste scheint die naheliegendste zu sein, nämlich »Polarität als antagonistische Opposition« zu verstehen. Dies als das Grundprinzip der Psychoanalyse Freuds zu behaupten, mag naheliegen. Es wird zu zeigen sein, dass diese Annahme falsch ist. Eine zweite Polarität lässt sich als Gegensätzlichkeit im Sinne von »Polarität als funktionaler Opposition« beschreiben, in der die Gegensatzpaare durchaus einander gegenüberstehen, aber im Sinne eines mehr oder weniger, eines Sowohl-als-auch einander zugeordnet sind. Als dritte Polarität, die eigentlich eine Spielart der zweiten ist, wird der Terminus der »gesetzten Polarität« eingeführt. Sie spielt in therapeutischen Kontexten eine nicht unerhebliche Rolle, nämlich dort, wo eine Bewertung umgekehrt wird, wo einer manifesten Erfahrung, die selbstverständlich erscheint, das Gegenteil entgegengesetzt wird. In allen diesen drei Fällen ist ein Gegensatz bereits vorausgesetzt oder naheliegend. Polaritäten lassen sich aber auch aufspannen zwischen verwandten, jedoch nicht gegensätzlich zugeordneten Bestimmungsstücken. Diese Perspektive wird als »neu geknüpfte Polarität« eingeführt. Und schließlich ist es wichtig, Polaritäten auf ihr Entwicklungspotenzial hin zu überprüfen, in dem Sinn, dass sie über sich hinauswachsen können, dass auf sie verzichtet werden kann. Dies impliziert, dass Polaritäten nicht festgeschrieben werden müssen. Diese Formation soll »transiente Polarität« genannt werden. Abschließend werden die polaren eingefügt in die für die Psychoanalyse wesentlichen triangulären oder hybriden Konzepte.

Abstract:
The article differentiates five perspectives from which polarities are important in psychoanalytic theory and practice. The first seems to be the most obvious, namely to understand polarity as an antagonistic opposition. To assert this as the basic principle of Freud’s psychoanalysis may seem obvious. It will be shown that this assumption is wrong. A second polarity can be described as an antagonism in the sense of a functional opposition, in which the pairs of opposites are certainly opposed to each other, but are assigned to each other in the sense of a more-or-less, a both-and. The term »set polarity« is introduced as the third polarity, which is actually a variation of the second. It plays a significant role in therapeutic contexts, namely where an evaluation is reversed, where a manifest experience that seems self-evident is contrasted with the opposite. In all three of these cases, an opposition is already assumed or obvious. However, polarities can also be established between related but not oppositely assigned determinants. This perspective is introduced as »newly posited polarity». Finally, it is important to examine polarities in terms of their potential for development, in the sense that they can outgrow themselves, that they can be dispensed with. This implies that polarities should not be fixed. This formation should be called transient polarisation. Finally, the polar concepts are integrated into triangular or hybrid concepts.