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28 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Juni 2025
Bestell-Nr.: 22623
https://doi.org/10.30820/0941-5378-2025-1-33
»Psychoanalyse im Widerspruch«
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Suse Köbner-Jäger

Opfer - Wandel in Bedeutung und Gebrauch seit 1945 (PDF)

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Mein Thema ist das Prisma der Bedeutungen des Opferseins wie die damit verbundene Psychodynamik von Ängsten und ihnen geltenden Abwehrbewegungen. Über die nach 1945 verleugnende Ausblendung jüdischer Opfer wie deren Frustration und Scham und das Schweigen von Opfern wie Tätern geht mein Blick hin zu der Bewertungsumkehr der Opferrolle ab Mitte der 1960er Jahre (»Singularitätsthese«), was ich anhand von Simone Veil (Frankreich) und Elie Wiesel (Amerika) veranschauliche. Zurück nach Deutschland komme ich über Adorno, der Studentenbewegung und Lea Rosh hin zur Abwehr von »entlehnter Schuld« wie Schuldgefühlen via (z.T. vereinnahmender) Identifikation mit den Opfern. Abschließend, angesichts heutiger Verunsicherung, widme ich mich dem mit Identitäts-Sicherheit und Unschuld verbundenem, attraktiv gewordenem Opferstatus wie dessen Preis: Opferkonkurrenz und damit Verlust gemeinsamer Handlungsoptionen sowie Ansprüche statt aktiver Selbstgestaltungspotenz, wie Beispiele aus der »Identitätspolitik« zeigen.

Abstract:
My topic is the prism of the meanings of victimhood and the associated psychodynamics of anxieties and defensive movements. From the denial of Jewish victims after 1945, their frustration and shame and the silence of both victims and perpetrators, I look at the reversal of the victim role from the mid-1960s (»singularity thesis«), which I illustrate with the help of Simone Veil (France) and Elie Wiesel (America). I return to Germany via Adorno, the student movement and Lea Rosh to the defense against »borrowed guilt« and feelings of guilt via (partly appropriative) identification with the victims. Finally, in view of today’s uncertainty, I turn to the victim status associated with identity security and innocence, which has become attractive, and its price: victim competition and thus the loss of common options for action as well as claims instead of active self-design power, as examples from »identity politics« show.