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20 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: Januar 2018
Bestell-Nr.: 22526
https://doi.org/10.30820/0941-5378-2017-2-45
»Psychoanalyse im Widerspruch«
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Lutz Goetzmann

Über das Unbehagen in der kapitalistischen Kultur (PDF)

Einige Anmerkungen zur Unersättlichkeit des Über-Ichs

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In seiner Schrift »Das Unbehagen in der Kultur« aus dem Jahre 1930, die in den Jahren der Weltwirtschaftskrise und des Aufkommens des Faschismus verfasst wurde, erläutert Freud die Problematik, daß das Unbehagen in der Kultur bzw. Zivilisation durch die Kontrolle des Über-Ichs über die aggressiven, anti-humanen Strebungen des Ichs entstehe. Er führt dies auf eine Introjektion von Aggressivität bzw. die Absorption aggressiver Triebe im Über-Ich zurück. In der vorliegenden Arbeit wird dieser Gedanke fortgeführt, nämlich daß sich das Über-Ich in der kapitalistischen Kultur in Folge dieser Absorption in ein triebhaftes, d.h. unersättliches, phagozytäres Über-Ich verwandelt, das sich im Rausch seiner Aggressivität der Objekte bzw. deren materiellen Substitute bemächtigt und die Objekte strikt kontrolliert. Insofern besteht sowohl eine orale wie anale Codierung des Anspruchs, der sowohl seitens eines kulturellen, überindividuellen Über-Ichs wie seitens des individuellen Über-Ichs geäußert wird. Das kapitalistische Selbst wird im Kontext von Gier und Kontrolle gesehen, von der Ausbeutung der Mittelschichten, der Produktion von Wanderproletariat und der wirtschaftlichen Zonierung ehemals staatlich organisierter Gebiete in Afrika und Nahost. Der Motor des neoliberalen globalisierten Kapitalismus liegt im Mangel: Hier eignet sich der Kapitalismus, dessen Wesen in der unersättlichen Akkumulation von Kapital besteht, besonders, sich mit dem Wesen des Subjekts zu verbünden, das als Individuum an dem unstillbaren Begehren leidet. Zum Abschluss der Arbeit werden Lösungsmöglichkeiten diskutiert, die sich an die Skepsis Freuds und die Vorschläge Alain Badious hinsichtlich einer vierten Subjektivität orientieren.

Abstract:
In »Civilization and Its Discontents«, published during the time of the world economic crisis and the emergence of fascism in 1930, Freud writes about the formation of uneasiness in culture or civilization through the control of the superego over aggressive, anti-humane tendencies of the ego. He attributes this to the introjection of aggressiveness or the absorption of aggressive drives in the superego. In the article this thought is continued by proposing that due to this absorption, the superego became a superego driven by desire, i.e. insatiable and phagocytic, controlling and capturing objects or their material substitutes. In this respect, there is both an oral and an anal coding of the demands, uttered both by a cultural, supra-individual superego and the individual superego. The capitalist self is displayed in the context of desire and control trough the exploitation of the middle class, the production of the wandering proletariat and the economic zoning of formerly state-run regions in Africa and the Middle East. The engine of the neoliberal globalized capitalism is privation: here where capitalism is mainly aimed at the accumulation of assets, it is a useful tool to form an alliance with the subject as an individual suffering from an insatiable privation. To conclude the article, possible solutions are discussed, considering also the scepticism of Freud and the propositions of Alain Badiou concerning a fourth subjectivity.