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Zeitschrift: psychosozial
ISSN: 0171-3434
152 Seiten, Broschur, 165 x 240 mm
Erschienen: August 2015
ISBN-13: 978-3-8379-8141-4
Bestell-Nr.: 8141
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psychosozial 140: Geschlecht und Psychotherapie

(38. Jg., Nr. 140, 2015, Heft II)

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Das aus dem Griechischen stammende Wort »Psychotherapie« meint Pflege der Seele. Heute wird dabei meistens eine seelische Verletzung vorausgesetzt, mit der Pflege also eine heilende Intention verbunden. Stets sind in dieser Praxis mindestens zwei Seelen im Spiel, welche sich wechselseitig beeinflussen – die Therapeut_in und die Patient_in (Streeck). Psychotherapie ist also eine soziale Interaktion. Doch welche Spezifika weist diese eigentümliche, an verteilte Rollen gekoppelte Praxis im Vergleich mit anderen Interaktionen eigentlich auf?

Der Psychotherapie wohnt die »Gleichzeitigkeit einer Freiheit und eines Zwangs zur Selbstgestaltung« (Maasen) inne. Die Autor_innen in diesem Themenheft eint diese ambivalente Position gegenüber Psychotherapie und Beratung. Als Wissenschaftler_innen und Praktiker_innen fragen sie, wie das emanzipatorische Potenzial von Psychotherapie genutzt werden kann: Wann können Beratung und Psychotherapie Orte sein, an denen zementierte Geschlechtervorstellungen aufgebrochen werden und Hilfe im Umgang mit der so entstehenden Offenheit und Kontingenz der Geschlechter – aber auch mit nach wie vor existierenden traditionell-konservativen Vorstellungen – gefunden wird? Wo liegen die eigenen Grenzen im Kontakt mit Unvertrautem? Werden die eigenen (scheinbar) emanzipatorischen Normen und Werte zum Problem, wenn sie an Patient_innen vorbeigehen? Wie kann einer heteronomen Normalisierung feministischer oder queerer Werte im Rahmen der Psychotherapie vorgebeugt werden? Wie überhaupt können im kreativen Zusammenspiel der an der »Pflege der Seele« Beteiligten Spielräume des Denkens, Fühlens und Handelns offengehalten werden – gegen jede Form der dogmatischen Fest-stellung und Fest-schreibung? Wie könnte dies geschehen, ohne die bereichernde Offenheit mit einer auf Dauer nur schwer erträglichen Unsicherheit zu »bezahlen«, mit massiven Verunsicherungen des Subjekts sogar?

Mit Beiträgen zum Themenschwerpunkt von Nicole Burgermeister, David Garcia Nuñez, Katharina Gerlich, Heidemarie Hinterwallner, Helga Krüger-Kirn, Erik Meyer, Brigitte Schigl, Silke Schwarz und Bettina Zehetner sowie mit freien Beiträgen von Norbert Groeben und Gala Rebane