Harald Welzer
Warum Menschen sich erinnern können und warum sie Geschichte haben (PDF)
psychosozial 111 (2008), 57-68
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Analysiert wird die Bedeutung des autobiografischen Gedächnisses für die Evolution menschlicher Existenzformen. Es wird angenommen, dass ein autonoetisches, reflexives Gedächtnis Voraussetzung für die kulturelle Weitergabe von Erfahrungen und Wissen ist, welche als effizienter Entwicklungsbeschleuniger fungiert. Soziale Existenzformen von Menschen, in deren Zentrum der Mechanismus der kulturellen Weitergabe von Erfahrung und Wissen durch symbolische, sprachliche Kommunikation steht, werden als supranaturale Entwicklungsumgebungen bezeichnet, die neben dem evolutionären auch einem geschichtlichen Entwicklungsprinzip unterliegen. Dieses geschichtliche Entwicklungsprinzip wird als Resultat der Abkopplung der sozialen von der biologischen Evolution des Menschen erklärt. Es wird die Frage gestellt, ob eine Unterscheidung zwischen »wahr« und »falsch« in Zusammenhang mit Erinnerungen angebracht ist, da vermutet wird, dass die Wahrheit von Erinnertem sich nach ihrer subjektiven und sozialen Evidenz bemisst. Wahrheit wird somit als Kategorie der Intersubjektivität betrachtet, das heißt, Wahrheit ist, worüber sich sozial Einigkeit herstellen lässt.
Stichworte: Autobiographisches Gedächtnis, Geschichte, Evolutionspsychologie, Gedächtnis, Erinnerungen, Lernen, Evolutionstheorie, Kultur (Anthropologie)
Keywords: Autobiographical Memory, History, Evolutionary Psychology, Memory, Reminiscence, Learning, Theory of Evolution, Culture (Anthropological)
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