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14 Seiten, PDF-E-Book
Erschienen: September 2022
Bestell-Nr.: 26658
https://doi.org/10.30820/0171-3434-2022-3-38
»psychosozial«
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Thekla Bartl

Der Umgang mit Schuld in der Aufarbeitung der SED-Diktatur am Beispiel der halleschen IM-Liste (PDF)

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Im Sommer 1992 wurde in Halle an der Saale eine Liste von rund 4.500 registrierten Inoffiziellen Mitarbeiter:innen der Staatssicherheit veröffentlicht. Anhand dieses Ereignisses wird die Aufarbeitung der DDR-Geschichte im Hinblick auf den Umgang mit Schuld beleuchtet. Im Rahmen von problemzentrierten Interviews wurden Hallenser:innen zu ihrer Meinung über die Veröffentlichung und ihren Reflexionen zum Thema Schuld in der SED-Diktatur befragt. Die Befragten zeigten sehr ähnliche Auffassungen über schuldhaftes Verhalten. Ob sie allerdings die Kollaboration mit der Staatssicherheit generell als schuldhaft bewerten, hängt stark von ihren eigenen Verstrickungen ab. Die Auffassung davon, wie viel Schuld die SED-Diktatur als System trägt, unterscheidet sich ebenfalls deutlich bei den Teilnehmenden. Allerdings ist die Annahme einer Systemschuld nicht gleichbedeutend mit einer geringer veranschlagten Tatverantwortung der Einzelnen. Die Voraussetzungen, um mit der vermeintlich anderen Seite in den Dialog zu treten, unterschieden sich diametral. Gleichzeitig bieten solche Ereignisse der Nachwendezeit, in denen Täter:innenund Opferkategorien nicht immer eindeutig sind, einen idealen Ausgangpunkt, um mit Zeitzeug:innen über das komplexe Thema Schuld ins Gespräch zu kommen.

Abstract:
In the summer of 1992, a list of 4.500 registered unofficial employees (IM) of the Secret Service of the former GDR (Ministerium für Staatssicherheit der DDR) was published in Halle an der Saale. On the basis of these events, the reappraisal of GDR history in terms of dealing with guilt is examined. Within the framework of problem-centred interviews, citizens of Halle were questioned about their opinion on the publication of the list and their reflections on the subject of guilt in the SED dictatorship. The respondents have very similar views about culpable behaviour. However, whether they generally consider collaborating with the secret service as culpable depends largely on their own entanglements. The opinions of how much guilt the SED dictatorship bears as a system also differ greatly among the participants. However, assuming that the system is to blame does not mean that individuals are supposedly less responsible for their actions. The preconditions for entering into dialogue with the supposed »enemy« differed considerably. At the same time, such events from the period of post-reunified Germany, in which the categories of perpetrator and victim are ambiguous, offer an ideal starting point for talking with contemporary witnesses about the complex subject of guilt.
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